IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2002, Seite 35 f.



Integration statt Ausgrenzung

Im Übergangswohnheim Hagen-Hohenlimburg wird Sanitärkomfort für Behinderte großgeschrieben

Das städtische Übergangswohnheim "Am Berge" im westfälischen Hagen-Hohenlimburg bietet Platz für 156 Asylbewerber aus politischen Krisengebieten bzw. deutschstämmige Aussiedler aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Gut ausgestattet präsentiert sich das Heim auch für die Aufnahme von Personen mit eingeschränkter Mobilität: Das Hochbauamt der Stadt Hagen ließ im Frühjahr einige Wohnungen in barrierefreie Sanitärräume umbauen.

Im barrierefreien Bad des Übergangswohnheims kann die Spülung vom Stützklappgriff aus per Infrarotübertragung ausgelöst werden.

Bei der Grundriss- und Ausstattungsplanung trug man den Anforderungen von Rollstuhlfahrern nahezu optimal Rechnung. Sämtliche Richtlinien der relevanten DIN-Normen 18024 und 18025 wurden erfüllt. Die mit wandhängendem WC, Waschtisch und ebenerdiger Dusche eingerichteten Bäder verfügen über eine Grundfläche von jeweils 10 m2. Vom Erdgeschoss-Flur aus befahren werden sie nicht direkt, sondern durch einen gut 9 m2 Grundfläche umfassenden gemeinsamen Vorraum. Die Türen vom Vorraum in die Bäder sind 1,01 m breit und schlagen nach außen auf. Genügend Manövrierfläche für Rollstühle ist vorhanden: Der Bewegungsradius vor den Waschtischen und WCs beträgt jeweils 1,50 x 1,50 m.

Der unterfahrbare Waschtisch mit Haltegriff, niedriger Ablagefläche und Kippspiegel trägt den Bedürfnissen von Rollstuhlfahrern ebenso Rechnung wie die schwellenfreie Dusche.

Installationssystem für barrierefreie Bäder

Weil es sich um eine Umnutzung von Wohn- in Sanitärräume handelte, musste der ausführende Fachbetrieb, die Hohenlimburger Josef Bieke GmbH, eine komplett neue Installation vornehmen. Zum Einsatz kam dabei das sowohl für Massiv- wie auch Leichtbauwände geeignete Vorwandinstallationssystem "MEPA VariVIT".

Aufwendige Anpassungsarbeiten wurden bei der Montage der unterfahrbaren Waschtische vermieden. Das Rheinbreitbacher Unternehmen lieferte die Montageelemente für die Waschtische in einer für Rollstuhlfahrer idealen Höhe von 1 m. Eine komfortable Bedienung von Einhandhebelmischer und Kippspiegel wird hierdurch ebenso ermöglicht wie ein problemloser Zugriff auf die Ablagefläche über dem Waschtisch. Mit werkseitig integrierten Holzplatten zur Befestigung von Stützklappgriffen wurden sowohl die Waschtisch- wie auch die WC-Elemente an der Baustelle angeliefert.

WC-Element mit werkseitig integrierten Holzplatten zur Anbringung von Stützklappgriffen.

In eigener Regie — ganz ohne die Hilfe eines Trockenbauers — führte die Firma Bieke die Beplankung der Installationselemente mit Fermacell-Gipsfaserplatten durch, die beim "VariVIT"-System auf Wunsch zum Lieferumfang gehören. Für WCs und Waschtische sind die Platten in den Anschlussbereichen bereits werkseitig mit den erforderlichen Durchbrüchen versehen. Schneide- und Stanzarbeiten an der Baustelle erübrigten sich. Und weil die feuchtraumbeständigen Platten direkt befliesbar sind, fielen auch keine Spachtelarbeiten an. Die Befestigung der Platten an den Vorwandprofilen erfolgte mit dem zum System gehörenden "Speedtacker".

WC-Spülung vom Stützklappgriff auslösbar

Ganz besondere Beachtung fand in dem Übergangswohnheim der Einsatz der infrarotgesteuerten WC-Spülung "Sanicontrol 838", die MEPA im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes mit dem Unternehmen HEWI Heinrich Wilke GmbH entwickelt hat. Das System besteht aus einer Infrarot-Empfängerelektronik und einem Infrarotsender. Während der Empfänger in einem Steuerungsmodul unter der Betätigungsplatte des in Hohenlimburg ebenfalls eingesetzten "Sanicontrol"-Spülkastens untergebracht ist, befindet sich der Infrarotsender im HEWI-Stützklappgriff. Der Clou: Dank kabelloser Fernübertragungstechnik kann die WC-Spülung per Knopfdruck vom Haltegriff aus ausgelöst werden. In diesem befindet sich zudem eine weitere Funktionstaste, mit der der Nutzer zum Beispiel über eine aufgeschaltete Klingel in Notfällen Hilfe anfordern kann. Sollten wider Erwarten technische Probleme auftreten, funktioniert die Spülung dennoch — auf konventionelle Weise, durch manuelle Betätigung der Drückerplatte. Weil die WC-Steuerung standardmäßig für den Betrieb mit handelsüblichen Batterien erhältlich ist, lässt sie sich schnell und einfach anschließen. Sehr zur Freude von Michael Podziomek, Hausmeister des Übergangswohnheims, ist das Auswechseln der Batterien im Handumdrehen möglich.

Installateur Meinhard Bieke und Hausmeister Michael Podziomek (rechts).

 

Internetinformationen:
http://www.mepa.de


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