IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2002, Seite 3


EDITORIAL


Es gilt das gebrochene Wort 

Gewaltige Aufgaben sollte die neue Werbekampagne der VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft) "gutes-bad.de" erfüllen, hohe Ziele wurden gesteckt.

Die Wirklichkeit sieht jedoch völlig anders aus: Champagner wurde allen Beteiligten - Industrie, Handel, Fachhandwerk - versprochen und Essig beschert.

Schön wäre es gewesen, dann stände die Branche und insbesondere das SHK-Handwerk heute wesentlich besser da.

Die Entscheidung, die VDS-Werbung* ab sofort einzustellen bzw. nicht mehr weiterzuführen, hat den Verzicht auf die bundesweite Werbeinitiative zur Folge. So heißt es in der Begründung: "Die Budgetkürzung 2002 resultiert aus der im Inland nochmals verschlechterten Branchenkonjunktur." Und weiter: "Die aktuelle Marschroute schlage sich jetzt in neuen bzw. veränderten Schwerpunkten der nationalen, regionalen und lokalen Aktivitäten nieder. Dabei spiele nicht zuletzt die Erkenntnis eine Rolle, dass das sukzessive aufgebaute und inzwischen vielfältige Verbundinstrumentarium einer konsequenten praktischen Nutzung bedarf."

Mittlerweile hatten sich 5700 Handels- und Fachhandwerksbetriebe für die Kampagne gelistet. Der Signalcharakter dieser Werbeinitiative wurde im Markt aufgegriffen und vom Verbraucher verstanden. Die Internetadresse www.gutes-bad.de erfuhr einen unglaublichen Zuspruch. Und trotzdem: Der Vorstand des DGH (Deutscher Großhandelsverband Haustechnik) sowie der Vorstand der VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft) beschlossen das "Nein" für die Fortführung der Kampagne. Das ist ein Armutszeugnis für die gesamte Branche.

Presseerklärungen und Interpretationen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Handel und Industrie nicht in der Lage waren, annähernd vier Millionen Euro pro Jahr für die Kampagne zur Verfügung zu stellen. Angeblich ist kein Geld mehr da, vom Handel versprochen - heute gebrochen.

Statt in diesen konjunkturell schwierigen Zeiten die Kräfte zu bündeln und alle Werbeanstrengungen zu unternehmen, damit der Konjunkturmotor trotz miserabler staatlicher Rahmenbedingungen ans Laufen kommt, heißt es nur lapidar angesichts der wirtschaftlichen und finanziellen Situation in der Branche: "Eine Fortsetzung der Print- und TV-Kampagne in diesem Jahr ist nicht mehr möglich."

Was den Handel und auch die Sanitärindustrie zu diesem Schritt getrieben haben - das ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Wir halten fest: Das Handwerk hat seine finanziellen Vorleistungen erfüllt und fragt heute: Wo bleibt die Verlässlichkeit von Industrie und Handel?

Alles nur Lippenbekenntnisse, sagen die Handwerker beispielsweise in NRW: Da wurden vor Beginn der Kampagne allein in NRW Tausende von Betriebsinhabern in Info-Veranstaltungen auf diese neue Kampagne eingestimmt und eingeschworen.

Schöne Reden nur fürs Fenster?

Klar dürfte sein, dass hier Vertrauen verspielt wurde. Warum spielen Sanitärindustrie und Großhandel in einer Branche, die sich so gerne mit dem Attribut "innovativ" schmückt, ein solches Spiel? Ist es allein der mangelnde finanzielle Spielraum, der angeblich nicht vorhanden ist? Ist beispielsweise der Binnenmarkt - so fragen wir - für manches exportorientierte Unternehmen der Sanitärindustrie nicht mehr interessant genug? Viele Fragen stellen sich. Angeblich sei die VDS-Werbung auf Kritik aus Händlerkreisen gestoßen, insbesondere der großen Einkaufsverbände. So wurde bemängelt, dass die Werbung sehr aufwendig sei und dass Mikromarketing sowie die gezielte Zusammenarbeit zwischen Handel, Industrie und Handwerk fehle. Und wenn behauptet wird, dass der Handel die gesamte VDS-Werbung auf seinen Schultern finanziell zu tragen hatte, dann sind das Bauernmärchen. Und wenn dann überdies noch behauptet wird, dass im dreistufigen Vertriebsweg nach Auffassung einer großen Zahl von Handelsunternehmen die Finanzierung auf allen drei Schultern des dreistufigen Vertriebsweges gleichmäßig zu verteilen ist, dann sind das ebenfalls Bauernmärchen. Denn diese Fragen wurden vor Beginn der mehrjährigen Kampagne ausführlich diskutiert und geregelt.

Meine Antwort: Das SHK-Handwerk muss sich hier neu positionieren. Das Handwerk will Ordnung, will mitreden, mitmachen und mitgestalten und muss auch reagieren. Zum Abwarten bleibt hier keine Zeit mehr.

Industrie und Handel müssen unverzüglich ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Nun muss sich zeigen, dass das Leistungsbündnis in der Lage ist, verbraucherorientierte Antworten zu geben und ihre hausgemachten Probleme lösen kann.

Verlorenes Vertrauen kehrt nicht zurück, sagen die Chinesen.

Dr. Hans-Georg Geißdörfer
Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen 


* www.myshk.com (News 18.06.02), IKZ-HAUSTECHNIK, 13/02, Seite 14


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]