IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2002, Seite 74


REPORT


Mit Sonne statt Holz kochen

In hiesigen Breiten wird die Energie der Sonne vorwiegend zum Aufheizen des Brauchwassers bzw. zur Unterstützung der Heizungsanlage genutzt. Dass man die kostenlose Energie auch für Kochzwecke nutzen kann, haben Solartechnikexperten der Fachhochschule Gelsenkirchen in einem Praxistest im westafrikanischen Staat Gambia aufgezeigt.

"Die reichen Waldbestände, die es vor sechzig Jahren im westafrikanischen Gambia noch gab, sind heute fast vollständig verschwunden. Ein Grund für diese Veränderung liegt in der kontinuierlichen Abholzung der Baumbestände, denn Holz ist in Westafrika der wichtigste Energielieferant fürs Kochen", erläutert Prof. Dr. Dieter Kohake, Solartechnikexperte an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Mit seinem Mitarbeiter Thomas Nierhoff setzt der Professor darum eine kostengünstige und umweltgerechte Lösung ein, mit der man in heißen Ländern die Sonne als alternative Energiequelle nutzen kann. Bereits vor zwei Jahren haben die Gelsenkirchener Forscher den Praxistest vor Ort gestartet: In der "Technical High School", einer Berufsschule, die im Kinderdorf Bottrop in Birkama/Gambia liegt, installierte Thomas Nierhoff so genannte Solarkocher. Die Technik des Solarkochers ist einfach, sein Gebrauch schnell zu erlernen. Der Kochtopf steht im Brennpunkt eines Hohlspiegels und wird durch die gebündelten Sonnenstrahlen auf Siedetemperaturen erhitzt.

Für Lehrerin und Berufsschülerinnen der "Technical High School" in Birkama/Gambia ist das Kochen mit dem Solarkocher schon tägliche Gewohnheit geworden. Im Brennpunkt der Sonnenstrahlen wird die Pfanne auf Siedetemperaturen erhitzt. Einzige und kostenlose Energiequelle des umweltgerechten Kochers ist die Sonne (Foto: FHG/Thomas Nierhoff).

Energiepaket für Gambia

Mit im Gelsenkirchener Energiepaket für Gambia waren neben den Solarkochern photovoltaische Anlagen, die die Sonnenenergie in elektrischen Strom umwandeln. Prof. Kohake: "Mit der Photovoltaikanlage sichert die Schule ihre Stromversorgung für Licht und Computer, die sonst zeitweise mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Und Dieselkraftstoff ist oft Mangelware in Gambia."

Nach zwei Jahren Testlauf mit der Gelsenkirchener Solartechnik in Gambia ziehen Kohake und Nierhoff eine überwiegend positive Bilanz. Nierhoff: "Während es bei der Technik der Photovoltaik noch ein paar Anlaufschwierigkeiten hinsichtlich der Wartung der Systemtechnik gibt, akzeptieren die Schüler den Solarkocher als gute Alternative zum Kochen mit Feuerholz. Wir hoffen, dass wir diese kostengünstige und umweltgerechte Technik über Lehrer und Schüler als Multiplikatoren auch im Land bekannter machen." Damit möglichst viele Menschen vom Solarkocher profitieren können, soll demnächst auch deren Produktion im Land stattfinden. Die Herstellung der Kocher ist einfach und wird ebenfalls an der "Technical High School" gelehrt. Auch die Ersatzteile sollen zukünftig in Gambia zu bekommen sein. Bis es so weit ist, hat der Gelsenkirchener Energieversorger Ele, der das Projekt seit zwei Jahren finanziell unterstützt, noch einmal eine Lieferung Reflektorbleche für die Solarkocher gesponsert.

Solartechnikexperte Thomas Nierhoff (l.) erläuterte den Schülern des Hans-Böckler-Berufskollegs sowie ihrem Lehrer Gerhard Drovs (3.v.l.) die Solaranlage auf dem Hochschuldach (Foto: FHG/SB).

Kohake und Nierhoff haben mit ihrem Projekt auch jenseits von Afrika Interesse geweckt. Zehn Schüler des Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl informierten sich am 25. April dieses Jahres mit ihrem Lehrer Studienrat Gerhard Drovs im Solartechniklabor der Hochschule ausführlich über das Gambia-Projekt.


Internetinformationen:
http://www.fh-gelsenkirchen.de


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