IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/2002, Seite 95 ff.
UNTERNEHMEN
50 Jahre Techem
Am Anfang war das Verdunstungsröhrchen…
Techem, europäischer Dienstleister für die Erfassung, Verteilung und Abrechnung von Energie- und Wasserverbrauch, feiert 50-jähriges Bestehen. Am Geburtstag werden in ganz Europa rund 2700 Mitarbeiter auf ihr Unternehmen anstoßen. In der neuen Firmenzentrale in Eschborn werden es rund 600 sein. Die Geschichte der Techem ist eine Geschichte des Erfolgs.
Als Firmengründer Friedrich Ott am 19. April 1952 die "Gesellschaft zur Auswertung technisch chemischer Verfahren und Patente" ins Leben rief, ahnte der Frankfurter gewiss nicht, welche Entwicklung sein anfänglich kleines Drei-Mann-Team nehmen würde. Auch nicht, als er anlässlich einer Reise nach Kopenhagen die mysteriösen Geräte am Heizkörper und ihren Sinn entdeckte. Nach Beschaffung der Lizenzen für Deutschland, Österreich und die Schweiz galt es, erste Anlagen zu akquirieren und eine Außenorganisation für Vertrieb und Montage aufzubauen. Der Start war nicht leicht: Energie- und kosteneinsparender Effekt wurde den Geräten zwar zugesagt, spielte aber bei Heizölpreisen von weniger als 10 Pfennig pro Liter keine große Rolle. Da zog schon eher das Argument der gerechteren Kostenverteilung. Dennoch: Bereits 1955 hatte Techem mit 17 Niederlassungen rund 20.000 Heizkostenverteiler im Kundendienst - zehn Jahre nach Gründung waren es bereits gut eine Million Geräte.
Vorstandsvorsitzender Dieter S. Dannheimer. |
Energiekrise bringt neue Impulse
Neue Impulse brachte die erste Energiekrise im Jahre 1973. Die Ölpreise verdreifachten sich und lieferten neue Akquisitionsargumente. Auch die Bundesregierung unter Willy Brandt empfahl nun den Einbau von Heizkostenverteilern. Sie legte 1976 mit dem Energieeinsparungsgesetz den Grundstein für die Heizkostenverordnung (HeizkostenV). Das Gesetz trat im März 1981 in Kraft und verpflichtete die Wohnungswirtschaft, Verbrauchserfassungsgeräte für Heizung und Warmwasser einzubauen und die Kosten auf Basis der ermittelten Verbräuche abzurechnen.
Firmengründer Friedrich Ott erlebte diese Entwicklung nicht mehr, er starb 1979. Nachfolger wurde seine "rechte Hand": Josef Rupp. Mit ihm begann eine neue Ära bei Techem: Die elektronischen Heizkostenverteiler wurden entwickelt. Ursachen dafür: Der Trend zu Niedertemperatursystemen wurde immer größer, zugleich stießen die Verdunstungssysteme an ihre physikalischen Grenzen (zu geringe Anzeigenauflösung, sinkende Verteilgenauigkeit). Auf der Basis der parallel zur HeizkostenV entstandenen DIN-Normen (DIN 4713 und 4714) für Verdunster und elektronische Heizkostenverteiler kam 1983 Techems elektronischer EHKV 80 auf den Markt. Bei dieser Innovation mussten bei der jährlichen Abrechnung noch die Batterien gewechselt werden.
Waidmannstraße 45 in Frankfurt-Sachsenhausen: die Keimzelle Techems. |
Inzwischen, im Herbst 1982, war es dem Unternehmen in Sachsenhausen zu eng geworden. Ein Umzug in die Bürostadt Frankfurt-Niederrad war unumgänglich. Die Folgezeit war geprägt von schnellen technischen und organisatorischen Entwicklungen: 1985 stellte Techem die Heizkostenabrechnung auf formularloses Laserdruck-Verfahren um, realisierte ein Jahr später die erste Datenfernübertragung zwischen Zentrale und Niederlassungen. 1987 dann die Einführung des elektronischen Heizkostenverteilers EHKV 90 mit Zweifühlersystem, Stichtagschaltung und Langzeitbatterie (> 8 Jahre). Wieder ein Jahr später wurden Niederlassungen, die bis dahin ausschließlich von Handelsvertretern geführt wurden, in Techem-eigene Regie übernommen. Dazu wurde 1990 die Techem Messdienst GmbH gegründet. Zu diesem Zeitpunkt betreute Techem 16 Millionen Geräte, davon allein zwei Millionen EHKV.
27. Februar 1970: Firmengründer Friedrich Ott und der 100.000 Auftrag. |
Markante Ereignisse in den 90er-Jahren
Die Wiedervereinigung Deutschlands und die im Einigungsvertrag verankerte HeizkostenV brachte neue Aufgaben und öffnete einen gänzlich neuen Markt. Von Anfang setzte Techem beim "Aufbau Ost" auf heimische Mitarbeiter. Eine richtige Entscheidung von Hans-Ludwig Grüschow, der seit 1990 die Geschicke des Unternehmens leitete (Josef Rupp starb im April 1990): "Sie kannten den Markt, die Mentalitäten und waren hoch motiviert". Heutiger Marktanteil in Ostdeutschland: rund 40 Prozent.
1992 erfolgte die Beteiligung am Energiecontracting-Unternehmen Heitech GmbH, das 1996 eine 100-prozentige Techem-Tochter wurde. Weitere markante Ereignisse in den 90er-Jahren: die Umwandlung von der GmbH in die Techem Aktiengesellschaft (1993), Gründungen von Tochtergesellschaften in vielen ost- und westeuropäischen Staaten, die Abgabe der Kapitalmehrheit durch die Gründerfamilie an BC Partner Fonds.
Womit alles begann: Verdunster der ersten Stunde. |
Auch technologisch legte Techem in dieser Zeit zu: Aufnahme busbasierter Hausautomation mit Einzelraum-Temperaturregelung in Vertrieb und Service, die Markteinführung des Funksystems data mit der zutrittfreien Ablesung der Verbrauchswerte, die Nutzung des Internets zur eigenen Präsentation und zum Datenaustausch mit den Kunden. Darüber hinaus erfolgte die Zertifizierung (DIN EN ISO 9001) für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb bei Techem.
Im April 1999 übergab Hans-Ludwig Grüschow, der in den Aufsichtsratsvorsitz wechselte, das Ruder an Dieter S. Dannheimer. Der Börsengang wurde forciert und im Februar 2000 realisiert. Die guten Erfahrungen aus der (bis dahin noch) busbasierten Hausautomation und dem Funksystem data (mit inzwischen über eine Million Geräten) führten auf der ISH 2001 zur Präsentation des funkbasierten Hausautomationssystems assisto, von dem inzwischen 6000 installiert sind.
Das neueste Produkt aus dem Hause Techem: Hausautomationssystem assisto. |
Veränderte Konzernstruktur
Seit Oktober 2001 gibt es eine neue Konzernstruktur: Neben Steuerungs- und Servicebereichen wird das Kerngeschäft Erfassung und Abrechnung unter dem Geschäftsbereich Energy Services geführt, ergänzt um das Hausautomationssystem assisto. Für Energy Contracting ist die Tochter Heitech - inzwischen in Techem Energy Contracting GmbH umfirmiert - für Planung, Finanzierung, Errichtung und Betrieb von Energieversorgungsanlagen zuständig. Die IT Services integrieren Techems Entwicklungsaktivitäten, die neuen internetbasierten Kommunikations- und Datentransfer-Möglichkeiten und Softwaresysteme für die Wohnungswirtschaft.
Die neue Techem-Firmenzentrale in Eschborn. |
Anfang März hat das Unternehmen seinen Sitz nach Eschborn vor die Tore Frankfurts verlegt: in ein modernes und zweckmäßiges Bürogebäude. Hier sind die über die Jahre verstreuten Organisationseinheiten wieder vereint worden. Arbeitsabläufe, Kommunikation und Arbeitsplatzsituationen sollen dadurch verbessert werden. Vorstandsvorsitzender Dannheimer: "Mit der neuen Unternehmensstruktur, dem neuen Markenbild und den verbesserten Arbeitsbedingungen im neuen Haus sind wir noch stärker in der Lage, zukunftsorientierte Lösungen mit hohen Kundennutzen anzubieten."
@ Internetinformationen:
www.techem.de
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