IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/2002, Seite 24 ff.
SANITÄRTECHNIK
Bodenabläufe richtig auswählen
Bei Bodenabläufen müssen Planung und Einbau koordiniert ablaufen
Wolfgang Heinl*
"Der Ablauf ist nur der Teil der Gebäudeentwässerungsanlage, der das Wasser aufzunehmen hat, zuleiten muss es ihm der Boden." - So erklärt der Kommentar zur DIN 1986 Teil 1 die Funktion des Bodenablaufs. Die Voraussetzungen dafür sind in erster Linie baulicher Natur, heißt es darin weiter. Die Verantwortung bleibt letztlich trotzdem beim Installateur. Wichtig sind deshalb neben Produktkenntnis die Koordination und Abstimmung mit beteiligten Gewerken.
"Und welchen Bodenablauf soll ich jetzt nehmen?" Mit nahender Verzweiflung blättert der Sanitär-Fachmann in der Preisliste seines Großhändlers. Kunststoff oder Gusseisen? Abgang waagrecht oder senkrecht? Pressdichtungs- oder Klebeflansch? Die Hauptursache für diese Unsicherheit ist meistens, dass keine klaren Vorgaben festgelegt wurden. Unterschiedliche Konstruktionsmaße, Werkstoffe und die Art der Dichtung ergeben eine Vielzahl von Variationen.
Vertreter mit vollem Terminkalender
Technische Berater müssen bei den Installationsbetrieben in ihrem Umkreis nicht nach Terminen fragen. Im Gegenteil: "Wann kommen Sie?", bekommen sie bisweilen zu hören. "Bodenabläufe und vor allem die Abdichtung sind ein Thema, über das bei Installateuren und Planern Unsicherheit herrscht und vieles falsch gemacht wird", so die Aussagen des technischen Beraters eines Herstellers von Bodenablaufsystemen.
Planung barrierefreier Bäder: Für den Bodenablauf der gefliesten Dusche und die Anschlussleitung ist im CAD-Plan eine Bodenaussparung vorgesehen. Die Aussparung weist hier 11 cm Rest-Deckenstärke auf, sodass noch ein Montage-Untergrund vorhanden ist. |
Häufige Improvisation
Die Entwässerung von Bodenflächen wird bei der Planung oft nicht ausreichend berücksichtigt. Wie ein Ablauf dann tatsächlich eingebaut und angeschlossen wird, bleibt mitunter dem Zufall überlassen. Nicht selten müssen dann Bodenabläufe neu beschafft oder Aussparungen nachgearbeitet werden.
Zwei wesentliche Details, die es zu beachten gilt:
- Die Konstruktionshöhe: Je nach Art und Dimension weisen Bodenabläufe bestimmte Bauhöhen auf. Diese setzt sich zusammen aus der jeweiligen Höhe von Ablaufkörper und Aufsatzstück. Der verfügbare Höhenunterschied zwischen Rohdecke und Oberkante des Fertigfußbodens reicht in der Regel dafür nicht aus. Entsprechende Aussparungen für Ablaufkörper und Anschlussleitung sind daher bei der Planung zu berücksichtigen.
- Die Dichtungsebenen im Fußbodenaufbau: Je nach Nutzung des Raumes sind eine oder zwei Dichtungen an den Bodenablauf anzuschließen. Dies können Folien- oder Bitumenbahnen, aber auch flüssig aufzubringende Dichtwerkstoffe sein. Immer häufiger kommt auch die Abdichtung im Dünnbettverfahren zur Anwendung. Doch längst nicht alle wissen etwas mit diesem Begriff anzufangen. In jedem Fall sollte unbedingt beachtet werden, dass Art und Höhenlage der Dichtung bereits für die Produktauswahl des Bodenablaufs maßgebend sind.
Detail-Planung ist notwendig
Vernachlässigte Detailplanung und Abstimmung machen sich erst auf der Baustelle bemerkbar und können Kosten verursachen. Bei der Montage ist beispielsweise das Wichtigste, an den Bodenabdichter zu denken: Die Oberkante des Anschlussflansches muss so justiert werden, dass die Dichtungsbahnen mit Gefälle zum Ablauf hin verlegt werden können. Also muss dem Installateur die genaue Höhenlage der Dichtungsebene bekannt sein. Kritisch wird dies, wenn die Dichtung direkt auf dem Rohfußboden liegen soll und die Abläufe in Deckendurchbrüche gesetzt werden. Diese Einbausituation verleitet dazu, den Anschlussrand einfach auf die Deckenoberkante zu legen. Besser wäre, bereits bei der Aussparungsplanung eine entsprechende Vertiefung vorzusehen.
Bei Neubauplanungen gänzlich vergessene Deckendurchbrüche werden richtig teuer: Nicht selten werden Geschossdecken nachträglich mit Kernbohrungen "durchlöchert".
Kunststoff-Bodenabläufe sind auch mit werkseitig montierter Anschlussmanschette für verschiedene Arten von Dichtungsbahnen erhältlich. Bild: Dallmer |
Auch das Verlegen der Anschlussleitung muss im Zuge der Planung bedacht werden. In Gewerbebauten kann diese meist unterhalb der Decke zur nächsten Fall- oder Sammelleitung geführt werden, wenn abgehängte Decken vorgesehen sind. Bei Bodenabläufen für Wohnungsbäder kommt diese Lösung jedoch nicht in Frage. Hierfür sind Abläufe mit seitlichem Abgang zweckmäßig. Die Anschlussleitung wird dabei innerhalb einer Deckenaussparung zum Abzweig der Fallleitung geführt.
Für geflieste Duschen im Dünnbettverfahren: Der Polymerbetonkragen am Aufsatzelement bildet eine dichte Verbindung. Die Silikonfuge zwischen Aufsatzrahmen und Fliese muss nicht mehr die Dichtungsfunktion übernehmen. Bild: Dallmer |
Mit dem Flachmann zur Badsanierung
Bei Sanierungsbädern herrschen jedoch andere Voraussetzungen. Eine häufig zu beobachtende Szene: "Hier muss ein Bodenablauf rein", sagt der Architekt und tippt mit dem Ende des Meterstabs auf den Betonboden. Der Installateur beginnt auf seinem Block zu skizzieren: "Also, da brauchen wir einen fünfziger Badablauf." Unter den misstrauischen Augen des Architekten errechnet er den Platzbedarf für die DN 50-Anschlussleitung mit Dämmung. "Dann eineinhalb Meter Rohr mit zwei Prozent Gefälle. Eine Aussparung haben wir nicht, also liegt der Ablauf auf der Decke. Der hat ungefähr zwölf Zentimeter Bauhöhe, dazu kommt noch das Aufsatzstück ...". Schließlich wird der Architekt ungeduldig: "Der Bodenaufbau ist nur zehn Zentimeter. Und hier kann nicht gebohrt oder gestemmt werden. Bauen Sie den flachsten ein, den es gibt!"
Ablaufroste gibt es in zahlreichen Varianten. Die Oberfläche muss für behindertengerechte Bäder rutschsicher sein. Verschraubte Roste sind keine zwingende Vorschrift, für Räume mit öffentlicher Nutzung, aber grundsätzlich zu empfehlen. Bild: Dallmer |
Nur wenige Bodenablauf-Modelle sind für diesen Fall einsetzbar, beispielsweise der Badablauf Typ 42 von Dallmer. Vom Hersteller "Der Flachmann" genannt, misst der Ablaufkörper bis Oberkante Anschlussrand gerade mal 78 mm. Zusammen mit gekürztem Aufsatzstück lassen sich nach Herstellerangabe 89 mm Gesamtbauhöhe erreichen. Diese Lösung hat allerdings einen Haken: Die nach DIN 1986 geforderte Mindest-Sperrwasserhöhe von 50 mm wird bei diesem Modell unterschritten. Der Installateur sollte sich in diesem Fall vor dem Einbau gegenüber seinem Auftraggeber vor möglichen Gewährleistungsansprüchen schützen.
Die Abdichtung liegt in diesem Beispiel direkt auf der Rohrdecke. Bild: Dallmer |
Bodenaufbau ist Planungsgrundlage
Der Sanitär-Planer oder -Installateur kann nur dann den passenden Bodenablauf bestimmen, wenn ihm der konstruktive Aufbau des Bodens bekannt ist. Diese Festlegung zu treffen, ist Aufgabe des Architekten oder Bauplaners. Bauwerksabdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser sind dabei nach DIN 18195 zu bemessen und auszuführen. Je nach anfallender Wassermenge ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die Bauwerksabdichtung.
Besondere Aufmerksamkeit verlangt die Bodenentwässerung von Wasch- und Duschräumen. Speziell gilt dies für geflieste Duschen in barrierefreien Bädern: Hier ist es zwingend notwendig, dass der Bauleiter koordiniert und sich die Beteiligten der Gewerke Sanitär, Estrich und Fliesen untereinander genau abstimmen. Denn das letzte Wort hat derjenige, der die Dichtung an den Bodenablauf anschließt und den Bodenbelag aufbringt. Wer hier die Koordination vernachlässigt, kann schnell eine Bedenkenanmeldung vom Fliesenfachbetrieb auf dem Tisch haben.
Mit Hilfe der Werkszeichnungen in den Herstellerkatalogen können die Deckendurchbrüche bemessen werden. Zeichnung: Dallmer |
Auswahl-Kriterien
Zunächst ist die genaue Festlegung des Ablauftyps wichtig, der bestellt werden soll. Diese sollte wiederum so rechtzeitig erfolgen, dass zwei bis drei Wochen Lieferzeit nicht zu Terminproblemen führen können.
Was aber letztendlich eingebaut wird, ist oft wesentlich teurer als das ursprünglich Angebotene. Gegebenenfalls muss deshalb noch der zeitliche Ablauf von der Erstellung eines Nachtrags bis zu dessen Beauftragung in Betracht gezogen werden.
Die wichtigsten Auswahlkriterien für Bodenabläufe sind:
- Der Bodenaufbau: Die erste Aufgabe besteht darin, sich verbindliche Informationen über den Bodenaufbau geben zu lassen. Daraus ist zu entnehmen, ob eine oder zwei Dichtungsebenen anzuschließen sind. Sanitärräume erhalten in der Regel eine Dichtungsebene, die sich entweder direkt auf der Rohdecke oder oberhalb eines Schutzestriches befindet.
- Die Dimensionierung: Wird das Abwasser einer Dusche über einen Bodenablauf abgeleitet, ist die Durchflussleistung des Duschkopfes maßgebend. Nach einer neuen Regelung durch die DIN EN 1253-1 bleibt jedoch die Nachforschung nach Durchflusswerten erspart: Wird ein Ablauf mit Geruchverschluss ohne seitlichen Zulauf verwendet, kann für einen einzelnen Duschkopf ein Mindestabflusswert von 0,4 l/s angenommen werden. Ein Badablauf der Größe DN 50 reicht hierfür vollkommen aus. WC- oder Waschräume unterliegen dagegen anderen Bedingungen. Vorsorglich sollte davon ausgegangen werden, dass der Ablauf bisweilen den Inhalt eines schwungvoll entleerten Putzeimers schlucken muss. In den meisten Fällen wird hierfür DN 70 gewählt.
Abwasseranschluss für eine Duschwanne über den seitlichen Zulauf eines Bodenablaufs. Die Anschlussmuffe mit Pressdichtflansch bildet zusammen mit handelsüblichem Rohrmaterial die Verbindung zwischen Dusche und Bodenablauf. Zeichnung: Passavant |
- Die Werkstoffe: Angeboten werden Ablaufgehäuse aus Kunststoff, Gusseisen oder Edelstahl. Die Auswahl richtet sich nach der Beschaffenheit des abzuleitenden Schmutzwassers und nach hygienischen Anforderungen. Für die Entwässerung von Sanitärräumen oder Kellerböden werden überwiegend Abläufe aus Kunststoff eingesetzt. In gewerblich oder öffentlich genutzten Gebäuden dagegen finden die Werkstoffe Gusseisen und Edelstahl Verwendung. Dort werden Bodenabläufe häufig einbetoniert oder sind höheren Beanspruchungen ausgesetzt.
- Der Brandschutz ist in diesem Zusammenhang ein heißes Thema. Planer und Installateure können sich nicht an verbindlichen Richtlinien orientieren, wenn es um den Einbau von Bodenabläufen in Decken mit einer bestimmten Feuerwiderstandsklasse geht. Die Industrie hat das Problem bereits erkannt und beginnt entsprechende Forschungen anzustellen.
- Anschluss der Dichtungsbahnen: Pressdichtungsflansche bei Gusseisen- oder Edelstahlabläufen ermöglichen problemlosen Anschluss aller Arten von Dichtungswerkstoffen. Trotzdem zeigen sich manche Bauabdichter wenig begeistert, wenn sie an Bauteilen eines fremden Gewerks hantieren sollen. Für eine deutlichere Abgrenzung der Gewährleistungspflichten haben die Hersteller von Kunststoffabläufen Anschlussmanschetten im Sortiment. Diese werden werkseitig vormontiert und sind fest mit dem Ablaufkörper verbunden. Bei Bestellung muss jedoch bekannt sein, ob die Bodenabdichtung beispielsweise aus Bitumen, EPDM oder PVC besteht.
Eine weitere Variante ist die Abdichtung im Dünnbettverfahren. Anwendung findet dieses unter anderem bei gefliesten Duschen und bedeutet, dass sich die Dichtungsebene direkt unterhalb des Fliesenbelags befindet. Speziell für diesen Zweck wurde von einem der Systemanbieter ein Aufstockelement entwickelt, das aus einem Polymerbetonkragen mit integrierter Baustahlmatte besteht. Gemäß der Produktbeschreibung bildet dies eine absolut dichte Einheit. Auf die unsichere Silikondichtung zwischen Aufsatzrahmen und Fliese soll dadurch verzichtet werden können.
Beispiel für die Abdichtung im Dünnbettverfahren, auch als alternative Abdichtung bekannt. Der Dichtwerkstoff wird an den Anschlussrand des Aufsatzstückes angebracht. Zeichnung: Passavant |
- Aufsatzstücke und Roste: Bodenabläufe bestehen generell aus zwei oder mehreren Teilen, im Regelfall aus Ablaufkörper und Aufsatzstück mit Edelstahl-Rost. Für den Anschluss zusätzlicher Dichtungsbahnen oder bei ungewöhnlich hohen Bodenaufbauten können Aufstockelemente dazwischen gesetzt werden. Schon bei der Kalkulation sollte darauf geachtet werden, dass auch ein kompletter Bodenablauf angeboten wird: Aufsatzstücke können teilweise teurer sein als die zugehörigen Grundkörper. Für Badabläufe sind die Roste unabhängig vom Grundkörper in den Rahmenmaßen 100 x 100 oder 150 x 150 mm erhältlich. Vor Bestellung sollte in jedem Fall nochmals mit dem Fliesenleger Rücksprache gehalten werden.
Die Planungsunterlagen der Hersteller helfen, den richtigen Bodenablauf zu bestimmen. In nahezu allen Katalogen der Systemanbieter werden zahlreiche Einbaubeispiele anhand von Schnittzeichnungen erläutert.
Internetinformationen: |
* Wolfgang Heinl, (Autor von "Projektbegleiter Sanitärtechnik", Sanitärtechniker und Betriebswirt des Handwerks,Wangen
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