IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/2002, Seite 64 f.
Mit Energie an den Markt
Power für die Haustechnik
Die Region Nordrhein-Westfalen ist mit etwa 18 Millionen Einwohnern ein unverzichtbarer Markt für die SHK-Branche. Zur SHK-Messe in Essen führte die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK ein Interview mit Dr. Hans-Georg Geißdörfer, dem Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima NRW.
Das Power-House-Projekt in Halle 3. |
IKZ-HAUSTECHNIK: Die Talfahrt der Baubranche scheint gestoppt; man hofft auf eine leichte Erholung im 2. Halbjahr 2002. Wie sehen Sie die Situation bei der SHK-Branche?
Dr. Geißdörfer: Das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk in Nordrhein-Westfalen ist in den letzten Monaten zunehmend in den Sog der schlechten Baukonjunktur geraten.
Im Neubaubereich sind demzufolge die Aufträge geradezu weggebrochen. Die Mehrzahl der Mitgliedsbetriebe meldet rückläufige Umsätze in diesem Bereich, die zunehmend auch durch die Aktivitäten im Altbausektor nicht mehr ausgeglichen werden können. Die Ertragslage hat sich weiter verschlechtert, zumal die Material- und Lohnkosten unvermindert ansteigen. Kein Wunder also, dass rd. 2/3 der SHK-Unternehmer in den kommenden Monaten eine weitere Eintrübung ihrer Geschäftslage erwarten.
Die Situation schönreden hilft nichts gegen die Krise, in die die deutsche Wirtschaft im 2. Halbjahr 2001 gerutscht ist.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Wege sehen Sie für die Unternehmen der Branche, sich in der derzeitigen Lage zu behaupten?
Dr. Geißdörfer: Es hilft nichts, wenn wir jetzt ebenfalls in jenen Attentismus, in das Hinauszögern von Investitionsentscheidungen verfallen, also die Unternehmer zu Unterlassern werden. Der Fachverband appelliert deshalb eindringlich an die Mitglieder, aktiv zu bleiben, sich den firmenspezifischen Markt zu suchen und ihn fleißig zu beackern.
Wir wollen unseren Mitgliedsbetrieben Mut machen, an den Markt 2002 mit Energie heranzugehen, nach der Devise: Raus aus der Krise, rein in den Markt!
Wir wollen heraus aus dem verderblichen Wettlauf immer schlechterer Konjunkturprognosen, die uns schon jetzt das gesamte begonnene Jahr verhageln können.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Rolle kann die SHK Essen für die SHK-Firmen aus Industrie und Handwerk spielen?
Wie beurteilen Sie die Wertigkeit dieser Fachmesse unter den verschiedenen SHK-Messen?
Dr. Geißdörfer: Messen sind Märkte und zu Recht wird die SHK in Essen als Schaufenster der Branche im größten Wirtschaftsraum Europas bezeichnet. Diese Messe demonstriert erneut die Innovationsfähigkeit der Sanitär- und Heizungsindustrie, begleitet von der meisterlichen Leistung des Handwerks.
Bewegte konjunkturelle Zeiten erfordern ein bewegliches Management in den Betrieben, Kreativität sowie intensive Gespräche mit den Partnern in Industrie und Handel zur Anknüpfung lukrativer Geschäftsverbindungen.
Wer sein Ohr nah am Markt hat und die Signale frühzeitig aufnimmt, der wird als Unternehmer im Wettbewerb um den kleiner werdenden Umsatzkuchen ebenso bestehen, wie der, dem es gelingt, im SHK-Bereich "Märkte zu machen".
Zukunft hat Geschichte, auch bei Industrie und Handwerk in der SHK-Branche. Diese Messe setzt Zeichen für eine leistungsstarke SHK-Branche, die marktbewusst und verbraucherorientiert Produkte und Dienstleistungen anbietet. Wenn nun auch die Politik bereit und in der Lage ist, die geforderten Rahmenbedingungen zu schaffen, so können wir mit Optimismus in die Zukunft sehen.
Chancenpotenziale, Kundennähe, Kundenbindung und Serviceleistungen, neue Marktfelder, Gas geben für Energieeinsparung, Heizkesselaustausch und Umweltschutz - das sind die Signale, die von der SHK-Messe in Essen ausgehen werden!
IKZ-HAUSTECHNIK: Der Fachverband hat während der SHK-Messe viele Angebote, beteiligt sich an vielen Aktivitäten. Eine davon ist die Präsentation eines Erdgas-vollversorgten Hauses. Wie bewerten Sie die dort vorgestellten Technologien und ihre Bedeutung für den Arbeitsplatz des Handwerks von Morgen?
»Raus aus der Krise, rein in den Markt« Dr. Geißdörfer |
Dr. Geißdörfer: Gerade die von dem Verband entwickelten Konzepte zur Zukunftssicherung der SHK-Betriebe sind für die Zukunft des Meisterbetriebes der SHK-Branche von entscheidender Bedeutung. Hier handelt es sich insbesondere um das vom ZVSHK realisierte SmartHouse-Projekt, welches auf eindrucksvolle Weise den Wandel vom Installateur zum Dienstleister in der Energie- und Gebäudetechnik aufzeigt. Und so ist die neue Berufsbezeichnung für die Betriebe des SHK-Handwerks in Deutschland, der "Installateur für Energie- und Gebäudetechnik", Ausrichtung für die Zukunft. Den Betrieben wird mit den Segmenten Weiterbildung, Marketing und technischen Umsatzhilfen vom Fachverband ein Full-Service für ihre tägliche Arbeit geboten.
Die Power-House-Demonstration eines Erdgas-vollversorgten Hauses (2. Messestand, Halle 3) ist die Demonstration der Haustechnik von Morgen; ausgestattet mit innovativer, kommunikationsfähig vernetzter und intelligenter Gebäudetechnik. Das schafft die Möglichkeit, von jedem internetfähigen PC am Arbeitsplatz oder im Urlaub oder über ein Handy die Heizungsanlage zu checken und zu bedienen, Störungen an technischen Anlagen zu beseitigen. Vollkommen neue Dienstleistungen, z.B. im Bereich Fernüberwachung, Betriebskostenoptimierung usw., an denen das SHK-Handwerk partizipiert, entstehen rund um diese Technologien.
Zentrale Leittechnik, Regenwassernutzung, Wasserspartechnik ff. - all diese Segmente für das Power-House - Erdgas-vollversorgtes Haus - demonstrieren die Haustechnik von Morgen. Und der Handwerker partizipiert an diesem Power-House in den einzelnen Wohnbereichen Bad, Küche, Wohnen, Freizeit und Wellnesszone einschließlich Schwimmbad.
So ist die SHK in Essen nicht nur die größte Fachmesse im Jahre 2002, zukunftsweisende Plattform für Industrie, Handel und Handwerk, sondern auch die zeitgemäße Antwort auf die ständig wachsenden Herausforderungen des SHK-Marktes - sie ist auch Impulsgeber und Ideenpool der Branche.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ohne Aus- und Fortbildung läuft heutzutage nichts. Man muss auf der Höhe der Zeit bleiben. Welche Angebote stellt der Fachverband auf seinem Messestand vor?
Dr. Geißdörfer: Die Grundlage eines Staates ist die Ausbildung seiner Jugend. Die Organisation und die Betriebe unternehmen derzeit alle Anstrengungen, möglichst gute Schüler für die SHK-Handwerke zu interessieren. Der "Installateur für Energie- und Gebäudetechnik", die vom Verband favorisierte neue Berufsbezeichnung für das SHK-Handwerk, demonstriert einen neuen attraktiven Ausbildungsberuf, der analog zur Meisterebene die Tätigkeitsfelder Heizung und Sanitär zusammenfasst. Mit diesem neuen Modell wird überdies ein noch größeres Maß an Flexibilisierung und Anpassung an die betrieblichen Verhältnisse erreicht.
Vor diesem Hintergrund zeigt der Fachverband auf seinem Messestand in Halle 1 u.a.:
- die Weiterbildungsaktivitäten in den Handwerksbereichen, insbesondere in Kooperation mit den Fachhochschulen des Landes aus Köln, Gelsenkirchen und Münster
- außerdem den neuesten Stand auf dem weiten Feld der Energie- und Umwelttechnik (Projekte des Fachverbandes) sowie
- die Landesinitiative Zukunftsenergie
- neue Highlights in der betriebswirtschaftlichen und technischen Beratung
- den Full-Service der Fördergesellschaft für Haustechnik (FGH) sowie
- Gebäudeleittechnik in Verbindung mit dem neuen Seminar- und Verwaltungsgebäude.
Überdies eine Sonderschau (Halle 9) "Alter ist anders - Komfort und Qualität" - die auf die besonderen Bedürfnisse der ständig wachsenden Zielgruppe der Senioren eingeht.
Die Vortragsveranstaltungen auf dem weiten Feld der Klima- und Lüftungstechnik werden in Kooperation mit dem Institut Gebäude-Klima e.V. durchgeführt.
Kurzum: Die beiden Auftritte des Fachverbandes - Stand des Fachverbandes in Halle 1 sowie das Power-House - Erdgas-vollversorgtes Haus in Halle 3 - unterstreichen die zukunftsweisende Zielsetzung dieser Messe: Innovation, Design, Haustechnik als die Plattform für Industrie, Handel und Handwerk - hautnah erlebt.
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