IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/2002, Seite 30 ff.
REPORT
Konsumentenbefragung
Entscheidungsfrage: Bad
Für Fachhandwerk, Fachgroßhandel und Hersteller der SHK-Branche stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: Wem vertraut der Konsument? Wer entscheidet bei der Produktauswahl? Wer baut das Bad? Die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion wollte es genau wissen und führte in den letzten Wochen in dem Endverbraucher-Journal "Mein Neues Bad" (MNB) sowie über das SHK-Portal www.myshk.com eine bundesweite Konsumentenbefragung durch. 530 Leser und 560 Internet-User beteiligten sich an dieser Aktion. Zwar erhebt das Ergebnis keinen repräsentativen Anspruch, gibt aber wichtige Hinweise auf das teilweise überraschende Konsumentenverhalten.
Speziell im Hinblick auf die Kernfrage "Wem vertraut der Konsument bei der Auswahl von Produkten?" kommt es ab und an zu seltsamen Bewertungen. Etwa dann, wenn einzelne Berufsgruppen nach ihrem Stellenwert eingestuft werden. Deutlich mehr Sinn macht es da schon, den Konsumenten selbst nach seiner Sicht der Dinge zu befragen. Genau das hat die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK mit dieser Umfrage bezweckt.
Sie interessieren sich für ein Badezimmer. Welche Aussage trifft die Situation am besten?
Gleich beim Einstieg in den Fragebogen gab es die erste Überraschung. Nach all dem, was bisher über verschiedene Studien bekannt wurde, liegt der Zukunftsmarkt im Renovierungssektor. Das trifft sicherlich auch zu. Doch finden sich unter Lesern von special-interest-Zeitschriften erheblich mehr Bauwillige als anderswo. Wie sonst ist es zu erklären, dass 24% der MNB-Leser (Internet 8%) den Bau eines Badezimmers im Neubau und 46% (Internet 23%) die Komplettsanierung eines Bades planen. Dazu passen die 36% der Befragten (Internet 54%, MNB 16%), die derzeit keine konkreten Absichten bzgl. Badbau oder Badrenovierung planen.
Erstaunlich vor allem die hohe Zahl der beabsichtigten Neubaubäder. Hierzu lässt sich ergänzend feststellen, dass über 80% dieser Befragten in der Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren zu finden ist. Eigentlich kein Wunder, bezeichnet man diese Konsumenten doch als "best-ager", die mit über 50% auch den Löwenanteil der Umfrageteilnehmer ausmacht.
Welchen Betrag sind Sie bereit für Ihr Bad auszugeben?
An dieser Frage scheiden sich ebenfalls die Geister. Auch in der Diskussion innerhalb der SHK-Branche. Malt man es "schwarz-weiß", so fordert eine Fraktion dringend günstigere Preise, während die andere das "trading down" vehement ablehnt. Ganz so einfach ist es wie so oft natürlich nicht. Wie unsere Umfrage zeigt, sind nicht selten die Wünsche nach dem Bad mit mehr als acht Quadratmeter gepaart mit einem Etat bis maximal 5.000,- Euro. Hier ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens. Andererseits sind eine ganze Reihe der potenziellen Kunden durchaus bereit, 10.000,- bis 20.000,- Euro für ein vier bis sechs Quadratmeter großes Bad zu investieren. Doch finden sich diese überwiegend ebenso unter den Lesern von MNB wie die potenziellen Kunden höherpreisiger Bäder.
In diesem Zusammenhang zeigt sich auch, dass es regional überaus große Unterschiede gibt. So würde gern ein großer Teil der Befragten in den jungen Bundesländern ein überdurchschnittlich großes Bad für einen unterdurchschnittlichen Kostenaufwand realisiert sehen. Demgegenüber sind die Konsumenten in den Ballungsräumen, vor allem im südlichen Teil der Republik, durchaus bereit, für ein durchschnittlich großes Wunsch-Bad von 6-8m2 mehr Geld auszugeben.
Schwarz-weiß-Malerei ist demnach in diesem Zusammenhang nicht angebracht. Eher könnte man vermuten, die SHK-Branche liegt mit ihren Produkten und Preisgestaltungen nicht immer auf einer Wellenlänge mit den Wünschen der Konsumenten. Wenn 92% (!) der befragten Internet-User nicht bereit sind, mehr als 10.000,- Euro für ein Bad auszugeben, gibt das zu Denken.
Wo informieren Sie sich vorab?
Informationsquellen gibt es im Internet-Zeitalter reichlich. Das zeigt auch diese Umfrage. Einem Journal wie MNB fällt dabei offenbar ein besonders hoher Stellenwert zu. Auch wenn sich die Interessenten für ein neues Bad quasi aller Informationsquellen bedienen, so fallen doch einige Unterschiede zwischen den Internet-Surfern und den Journal-Lesern auf. Dazu gehört zweifellos die höhere Akzeptanz der Baumärkte unter den Internet-Usern.
Gibt es eine spezielle Adresse in Ihrem Heimatort, die sich in Sachen Badbau / Badrenovierung besonders profiliert hat?
Insgesamt gaben 59% der befragten Konsumenten an, eine solche Adresse im Fachhandwerk, im Fachgroßhandel bzw. in einem Badstudio zu kennen. Speziell im Internet (22%) kommen diesbezüglich die Baumärkte gut weg. Demgegenüber werden Architekten (insgesamt 2%) offenbar nicht als kompetente Ansprechpartner angesehen. Ungenutztes Potenzial ist allerdings ebenfalls reichlich vorhanden. Denn satte 20%! (Print 16%, Internet 25%) kennen keinen Ansprechpartner in ihrem näheren Umfeld, der sich in Sachen Badbau besonders hervorgetan hat.
Wer hat für Sie die meiste Kompetenz bei technischen Produktentscheidungen?Wem vertrauen Sie bei der Auswahl von langlebigen technischen Produkten wie Armaturen, Badewannen, Duschabtrennungen, Heizung, Warmwasserbereitung, Solartechnik usw.?
Das überwältigende Ergebnis zugunsten des professionellen Vertriebsweges zeigt bei diesen Kernfragen, welch hohe Meinung die Konsumenten von den Profis in Sachen Bäderbau haben. Im Fachhandwerk (Installateur und Heizungsbau) sehen 60% der Befragten den richtigen Ansprechpartner, wenn es um die Kompetenz bei Produktentscheidungen geht, und im Fachgroßhandel 21%. Im Klartext: Sechs von sieben Konsumenten schreiben den Ansprechpartnern im professionellen Vertriebsweg die meiste Kompetenz bei technischen Produktentscheidungen zu. Bei Architekten (4%) und Planungsbüros (8%) sieht immerhin gut jeder achte Befragte die höchste Kompetenz in dieser wichtigen Fragestellung, während nur jeder zwanzigste, unter den Lesern des Journals sogar nur jeder fünfzigste, den Baumärkten Kompetenz in Sachen Produktentscheidung zubilligt.
Kompetenz gleich Vertrauen? Sicher nicht. Und dennoch zeigt sich, dass 46% der befragten Konsumenten dem Fachhandwerk nicht nur Kompetenz zuordnen, sondern auch Vertrauen entgegenbringen. Weitere 32% sehen in den Badstudios die vertrauten Partner. Also auch in Sachen Vertrauen eine klare Angelegenheit zugunsten des professionellen Vertriebsweges. Denn nur 6% vertrauen den Baumärkten, wenn es um die Produktauswahl von langlebigen technischen Produkten bei haustechnischen Installationen geht. Allerdings gilt es zu beachten, dass 11% der jüngeren Internet-User dem Baumarkt ihr Vertrauen entgegenbringen.
Wer wird Ihr Bauvorhaben umsetzen/daran beteiligt sein?
Um die Arbeit muss sich das Fachhandwerk wahrlich keine Sorgen machen. In knapp 50% der Fälle beteiligen die Konsumenten die Handwerkerschaft in Sachen Bad an der Umsetzung und 21% wollen Badstudios hinzuziehen. Architekten (7%) finden sich in unserer Umfrage sogar noch unter dem Level der Heimwerker/Nachbarschaftshilfe (12%) wieder und 10% der Befragten wollen ihr Bad in Zusammenarbeit mit dem Baumarkt realisieren lassen. Auch in dieser Frage scheiden sich zwischen Journal-Lesern und Internet-Usern die Geister. Denn während nur 5% der MNB-Leser den Baumarkt an der Umsetzung des neuen Bades beteiligen wollen, sind es unter den Internet-Usern satte 15%.
Fazit
Wie schon erwähnt, kann diese Umfrage keinen repräsentativen Anspruch erheben. Allerdings zeigt sie einen Trend. Und der macht deutlich, dass die ein oder andere Einschätzung, die man inner- und außerhalb der Branche zu hören bekommt, wohl eher dem Fabelbereich zuzuordnen ist. Dennoch gibt es viel zu tun. Wenn 20% der Konsumenten keinen geeigneten Ansprechpartner in ihrer Nähe für die Umsetzung ihres Badneubaus oder ihrer Badrenovierung kennen, so schlummert hier ein recht bedeutendes Potenzial, das es in den gegenwärtig eher schlechten Zeiten sinnvoll zu gewinnen gilt.
Gegenüber dem immer wieder zu vernehmenden Argument "nur ja die Preise nicht runter" sollte zumindest Skepsis angebracht sein. Erstens sind laut unserer Umfrage nur 3% der Befragten bereit mehr als 20.000,- Euro für einen Badneubau oder eine Badrenovierung zu investieren, also eine sehr kleine Zielgruppe. Zweitens möchten 82% der Befragten ihren Badneubau / ihre Badrenovierung mit weniger als 10.000,- Euro realisieren.
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