IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/2002, Seite 46 ff.


INTERVIEW


Strukturwandel und Effizienz

Das neue schlanke Organisieren

Strukturänderungen sind immer ein Einschnitt in die Kommunikationswege von Unternehmen, sei es nun innerbetrieblich oder in der Außenkommunikation. Geberit hat zum Jahresende 2001 Strukturveränderungen für Deutschland angekündigt und dies in Bezug auf Niederlassungen und Außendienst in einer Presseveröffentlichung dokumentiert (siehe auch www.myshk.com, vom 12.12.2001). Für die IKZ-HAUSTECHNIK Grund genug, einmal nachzufassen und Hintergründe zu erfragen. Karl Spachmann, (Sprecher der Geschäftsführung), beantwortete die Fragen des IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteurs Volkmar Runte.

Geberit Informationszentrum (GIZ) in Pfullendorf: Schulungs- und Seminargebäude.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Spachmann, Geberit gilt in der Branche und insbesondere im Fachhandwerk als unverzichtbare Größe in der Installationstechnik mit Vorwandelementen und Rohrsystemen. Im Dezember wurde in knappen, aber ebenso deutlichen Worten ein Strukturwandel eingeläutet, der vermuten lässt, dass der Kontakt zum Handwerk für ihr Unternehmen - scheinbar - nicht mehr so wichtig ist. Was war der Grund für diese Entscheidung?

Spachmann: Nein! Das Handwerk war, ist und bleibt die wichtigste Zielgruppe, die wir mit unserem Innen- und Außendienst betreuen. Eine Reduktion der Betreuungszeit und -qualität gegenüber dem Handwerk wird es nicht geben. Unser Ziel ist es vielmehr, bei unseren Kunden und besonders beim Handwerk ebenso präsent zu sein wie bisher, aber doch gleichzeitig schlanker und kostengünstiger.

Unsere zukünftige Unternehmensstruktur ist eine Zielgruppenorganisation, die streng auf die Bedürfnisse der Zielgruppen Handwerk & Planer, Großhandel sowie Entscheider in Großobjekten ausgerichtet ist. Sie berücksichtigt in besonderem Maße den Zusammenhang zwischen Handwerker und Planer. Insgesamt bleibt die Mannschaftsstärke der Sparte, die sich um das Handwerk kümmert, im Wesentlichen unverändert. Darüber hinaus wird die Bedeutung und Betreuung des Handwerks durch eine unmittelbare Unterstellung der Regionalverkaufsleiter-Technik an ein Mitglied der Geschäftsleitung für uns sogar weiter aufgewertet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Geberit-Meldung besagt, dass die sechs Niederlassungen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hannover, München und Stuttgart geschlossen werden. Als Gegenzug sollen so genannte Verkaufsbüros eröffnet werden und zwar in Münster, Berlin und Ulm. Werden hier nicht bewährte Kontakte und enge Kundenbeziehungen zerschlagen?

Spachmann: Nein. Zwar werden wir die bisherigen Niederlassungen auflösen, damit aber nicht die bisherige dezentrale Aufgabenerfüllung aufgeben, sondern wir werden diese Aufgaben zukünftig überwiegend zentral in Pfullendorf und damit wesentlich kostengünstiger als bisher erfüllen. Zentralisiert werden ab Jahresmitte 2002 vor allem die technische Beratung des Handwerks am Telefon und die Ausarbeitungen und Berechnungen für Objekte. Beides wird schon heute nur per Telefon, Fax und E-Mail geleistet. Dadurch eignet sich eine solche Aufgabe besonders für eine professionelle Erledigung von Pfullendorf aus. Ob Ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Telefonleitung 5 oder 500 Kilometer entfernt ist, entscheidet schließlich nicht über die Qualität der Beratung.

Bewährte Kontakte und enge Kundenbeziehungen stehen nach wie vor für uns im Mittelpunkt. Dafür ist Geberit ja auch beim Handwerk und in der Branche bekannt. Der wichtigste und persönliche Ansprechpartner für den Kunden vor Ort ist der Geberit Außendienstmitarbeiter. Und dieser steht nach wie vor persönlich diesem Kunden zur Verfügung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Funktion haben die neuen Verkaufsbüros konkret?

Spachmann: In bestimmtem Umfang wollen wir neben der Kundenschulung in Pfullendorf weiterhin vor Ort Schulungen für unsere Kunden anbieten. Grund ist, dass die Wege nicht zu weit sein sollten, und die Geberit Zentrale nicht für jede Schulung erforderlich ist. Daher werden wir in Münster, Berlin und Ulm Verkaufsbüros mit einer modernen Schulungskapazität eröffnen.

IKZ-HAUSTECHNIK: In der genannten Meldung war nicht nur von Niederlassungsschließungen die Rede, sondern es sollen bereits 85 Mitarbeiterstellen in Deutschland abgebaut worden sein. Ist die Konjunktur mittelfristig so schlecht zu bewerten oder geht Geberit die vielgerühmte Innovationskraft aus?

Spachmann: Die genannte Zahl ist für die Geberit Vertriebsgesellschaft nicht korrekt, denn sie bezieht sich auch auf die in Deutschland produzierenden Fabriken und beträgt ca. 5% der insgesamt bei Geberit in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter. In unserer Gesellschaft wird vor allem dort abgebaut, wo kein oder nur wenig Kundenkontakt besteht. Ansonsten kompensieren wir den Personalabbau durch eine vorsichtige Konzentration auf bewährte Serviceeinheiten wie das Geberit Technik-Telefon in Pfullendorf. Unsere beabsichtigte Personalreduktion ist tatsächlich eine Folge der in der Vergangenheit schlechten Entwicklung der Baukonjunktur und des Sanitärmarktes in Deutschland. Leider sind die Prognosen für die zukünftige Marktentwicklung auch nicht ermutigend.

Aber zur Innovation - Gerade im Moment geben wir ein gutes Beispiel für wirkliche Innovationskraft: Mit dem neuen Geberit Unterputzspülkasten verbessern wir ein Produkt, das seit Jahren millionenfach seine Funktion erfüllt und das als durch und durch ausgereift und kaum mehr wirklich verbesserungsfähig galt. Es wird dazu deutlich schöner als alles bisher Gekannte. Die Innovation wird somit auch in Zukunft eines unserer wichtigsten Standbeine bleiben und hängt übrigens nicht von der Anzahl der Mitarbeiter, sondern von deren Qualifikation, Kompetenz und Motivation ab - und daran besteht sicher kein Zweifel.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie werden die bisherigen Ansprechpartner für das Handwerk erreichbar sein? Welche Aufgabe hat in Zukunft das Info-Center in Pfullendorf am Bodensee?

Spachmann: Unsere Außendienstmitarbeiter und Führungskräfte bleiben wie bisher direkt erreichbar - vor allem im persönlichen Gespräch. Im ersten Quartal 2002 zum Beispiel auf 118 Geberit InfoTreffs überall in Deutschland, aber auch telefonisch, per Fax, E-Mail und Handy.

Geberit Technik-Telefon: Callcenter für die Beratung technischer Fragen.

Wir bleiben dem Handwerk so nahe wie bisher und versuchen, unsere Services noch genauer auf die Wünsche und Bedürfnisse der Handwerker abzustimmen.

Das Geberit Technik-Telefon in Pfullendorf, wo wir unter der Telefonnummer 07552/934-1011 wochentags von 07:00 bis 18:00 Uhr und samstags von 8:00 bis 12:00 Uhr alle technischen Fragen kompetent beantworten, wird in der neuen Struktur sogar um die Hälfte größer werden. Die bisher sehr positiven Rückmeldungen zeigen, dass dies hervorragend funktioniert.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wird sich das Handwerk auch weiterhin auf intensive Technik-Schulungsmaßnahmen aus erster Hand in Pfullendorf oder den Verkaufsbüros verlassen können?

Spachmann: Dies möchte ich deutlich bejahen! Das Geberit Informationszentrum in Pfullendorf (GIZ) wird wegen der hohen Nachfrage nach Seminaren und Schulungen weiter ausgebaut und personell aufgestockt. Hinzu kommen die erwähnten neuen Standorte in Berlin, Münster und Ulm, deren Hauptfunktion die Schulung unserer Kunden vor Ort sein wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gestatten Sie mir noch eine Frage zum Regional-Messen-Jahr 2002. Wo werden Sie ihre Kompetenz unter Beweis stellen, und wie soll gegebenenfalls in den Gebieten verfahren werden, die nicht in ihrem Messeauftritt eingebunden sind?

Spachmann: Wir werden auf der SHK Essen, der IFH Nürnberg und der SHK Hamburg ausstellen und unsere Neuheiten präsentieren. Wegen der in der Vergangenheit zu geringen Resonanz werden wir, wie die meisten Industriefirmen, auf der SHKG Leipzig nicht ausstellen. Dies ist zwar sehr schade, lässt sich aber aus Kostengründen leider nicht rechtfertigen. Hierbei ist besonders zu beachten, dass eine Fachmesse, die sich an Handwerker und Planer richtet, das gegenwärtige Hauptproblem der Handwerker in den neuen Bundesländern, die fehlende Nachfrage privater und gewerblicher Bauherren nach Bau- und Renovierungsleistungen, nicht löst. Für die weiterhin wichtige Betreuung der Handwerker und Planer setzen wir unseren Außendienst ein, der trotz der stetigen Umsatzverluste der letzten Jahre im Osten auch zukünftig ein sehr hohes Niveau behalten wird.

Karl Spachmann, Sprecher der Geschäftsführung der Geberit GmbH & Co. KG.

Neben den drei Regionalmessen 2002, die zumindest in Nürnberg und Hamburg sehr viele Besucher aus den neuen Bundesländern ansprechen, führen wir wie schon erwähnt im ersten Quartal 2002 118 Geberit InfoTreffs in ganz Deutschland durch, von denen 19 in den Neuen Bundesländern stattfinden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir als Hersteller von Systemen auch weiterhin auf das Handwerk als vermutlich wichtigstem Partner zählen und hierfür dem Handwerk nicht nur innovative und wertschöpfungsstarke Systeme anbieten, sondern dies auch mit einem Höchstmaß an persönlicher Marktpräsenz und Leistung dahinter begleiten.


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