IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/2002, Seite 42 f.


REPORT


Hoffnungsträger und Herausforderung

3. Brennstoffzellen-Symposium in Wuppertal

Um den aktuellen Überblick zu Grundlagen, Entwicklungsstand und Potenzialen der Brennstoffzellen-Anlagentechnik ging es in der historischen Wuppertaler Stadthalle. Die Energieagentur NRW hatte gemeinsam mit der Technischen Akademie Wuppertal und dem Kompetenz-Netzwerk Brennstoffzelle NRW zum 3. Brennstoffzellen-Symposium geladen.

Rund 80 Fachleute - technische Leiter von Betrieben, Energie- und Umweltbeauftragte aus Kommunen, Entwicklungsingenieure, Energieberater, Anlagenbauer, Vertreter von Handwerksfach- und Versorgungsverbänden sowie Mitarbeiter von Universitäten und Forschungsinstituten - informierten sich über den Stand der Markteinführung. "Wer auf neue Energien als Geldanlage setzt, braucht gute Nerven, darf sich am Ende aber langfristig zu den Gewinnern zählen", erklärte Dr. Norbert Hüttenhölscher, Leiter der Energieagentur NRW. Hüttenhölscher weiter: "Die Brennstoffzelle ist ein wichtiger Hoffnungsträger, die Markteinführung aber eine echte Herausforderung."

Brennstoffzellen sind äußerst effiziente und umweltschonende Energieumwandlungsmaschinen. Bedingt durch ihr Funktionsprinzip zeichnen sie sich durch hohe Wirkungsgrade und niedrige Schadstoffemissionen aus. In einer Brennstoffzelle wird die im Brennstoff chemisch gebundene Energie direkt in elektrische und thermische Energie gewandelt (Quelle: ASUE).

Der Brennstoffzelle als Teil einer effizienten und ressourcenschonenden Energieversorgung wird weltweit eine wachsende Bedeutung zugeschrieben. Dank hoher Nutzungsgrade bieten Brennstoffzellen bereits bei kleinen Leistungsklassen beste Voraussetzungen für den Einsatz in Blockheizkraftwerken. "Für die Energieversorgung der Zukunft sind Brennstoffzellen-Systeme eine Schlüsseltechnologie", so Dr. Werner Schnurnberger vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Technisch ausgereift, aber...

Zwar waren sich alle Experten einig, dass die Brennstoffzelle technisch ausgereift sei. Doch wurde auch vor zu großer Euphorie gewarnt. "In der Hausenergieversorgung stehen wir mit der Brennstoffzelle erst bei der Felderprobung von Prototypen", erklärte Kai Klinder von der Vaillant GmbH. "Nicht alle Ankündigungen der vergangenen Jahre sind auch zu halten." Weltweit gebe es noch keine Brennstoffzelle in der Hausenergieversorgung, die bereits Serienreife besitze. Klinder: "Das wird wahrscheinlich nicht vor 2005 der Fall sein."

Professor Dr.-Ing. Detlef Stolten, Leiter des Kompetenz-Netzwerks Brennstoffzelle NRW im Rahmen der Landesinitiative Zukunftsenergien, wies den Weg ins Jahr 2010: "Die Brennstoffzelle hat das Potenzial, unsere Energiewelt nachhaltig zu verändern. Erste technisch sinnvolle Aggregate wird es in drei bis vier Jahren geben. Eine Marktdurchdringung ist bereits im nächsten Jahrzehnt zu erwarten. Besondere Bedeutung werden die Zellen in den Bereichen portabler Systeme, Hausenergie und Transport haben. Das bedeutet konkret in Bussen, in der Wärme- und Energieversorgung von Wohnungen sowie in Handys, Laptops und weiteren Elektrogeräten."

Vorsichtig gab sich Dr. Falko Mahlendorf von der Mercator-Universität Duisburg. "Die Autoindustrie rudert mittlerweile zurück." Statt wie angekündigt 2004, werde der Serien-Pkw mit Membran-Brennstoffzelle nicht vor 2010 über die Straßen rollen. Grund seien allerdings nicht unausgereifte Techniken, sondern die Kosten. Allein die 50-kW-Zelle für einen Autoantrieb würde noch immer 500.000 DM kosten. Mahlendorf: "Die Brennstoffzelle kommt. Daran führt kein Weg vorbei. Erst in der Hausenergieversorgung, dann im Auto."

Elektrischer Wirkungsgrad von Kraft-Wärme-Technologien auf Erdgasbasis - Vorteil für die Brennstoffzelle (Quelle: Ruhrgas).

Die unbestrittenen Vorzüge der Brennstoffzellen-Technologie sorgen weltweit für große Forschungsanstrengungen. Peter Berger, MTU Friedrichshafen: "Brennstoffzellen sind in kleinen Einheiten hocheffizient. Bei der Karbonat-Brennstoffzelle kommt der Vorteil hinzu, dass Wirkung und Leistung bei der Verstromung regenerativer Gase nicht absinken."

Finanzielle Förderung notwendig

Die Wirtschaftlichkeit und somit die Zukunft der Brennstoffzelle sei allerdings abhängig von öffentlichen Fördergeldern. "Brennstoffzellen stehen unter Kostendruck und benötigen Technologieförderung. Schnelle Erwartungen schaden der Entwicklung. Notwendig sind langfristige Planungs- und Förderhorizonte", sagte Prof. Bernd Höhlein vom Forschungszentrum Jülich. Die Voraussetzungen seien in Deutschland indes noch nicht optimal. Zwischen 2001 und 2003 werde die Brennstoffzellen-Technik vom Bundeswirtschaftsministerium mit 30 Millionen Euro gefördert. Im gleichen Zeitraum würden in Japan 70 Millionen Euro und in den USA 120 Millionen Euro für die Brennstoffzelle ausgegeben. Höhlein: "Der Innovationsprozess hat mittlerweile eine erhebliche Dynamik gewonnen, durch technische Innovationen müssen aber noch erhebliche Kostensenkungsansätze sichtbar gemacht werden und in der Energiewirtschaft bedarf es einer Neuausrichtung."

In der Schweiz sollen bis zum Jahr 2003 rund 600 Brennstoffzellen-Systeme produziert und ausgeliefert werden. Darauf wies Susanne Riggenbach von der Schweizer Sulzer Hexis AG hin. Ab 2004 soll die Serienproduktion bei den Eidgenossen anfangen. "Unsere Schwerpunkte bei der Weiterentwicklung liegen auf der Systemintegration, der Verbesserung der Zuverlässigkeit und der Senkung der Herstellerkosten", so Riggenbach. Parallel würden derzeit die Machbarkeit und das Marktpotenzial für die Verwendung des Hexis- Brennstoffzellensystems für Biogas und Heizöl untersucht.

@ Internetinformationen:
www.ea-nrw.de.


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