IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2002, Seite 25 ff
SANITÄRTECHNIK
Berührungslose SanitärarmaturenSteigender BedarfGerhard Roos* |
Im Bereich der Sanitärarmaturen wird der Bedarf an berührungslos gesteuerten elektronischen Selbstschlussarmaturen in Deutschland immer größer. Dies zeigt die Statistik des VDMA.
Der Markt
Der Absatz in Deutschland stieg von 13.565 Stück im Jahr 1997 um rund 28% auf 17.371 Stück im Jahr 2000. Der Export aus Deutschland stieg im gleichen Zeitraum von 11.343 Stück um rund 139% auf 27.147 Stück. Trotz rückläufiger Gesamtabsatzzahlen bei Sanitärarmaturen in diesem Jahr stieg der Absatz von elektronischen Selbstschlussarmaturen in den ersten beiden Quartalen 2001 gegenüber Vorjahr in Deutschland um rund 10%. Gleichzeitig ging aber der Export um rund 11% zurück.
Berührungslose Sanitärarmaturen sind in einigen Bereichen gesetzlich vorgeschrieben. |
Gesetzliche Bestimmungen
Vorgeschrieben ist die Verwendung dieser Armaturen nach BGV C8 Gesundheitsdienst (bisher VBG 103) vom 1. Oktober 1982 - Aktualisierte Fassung III. Zusätzliche Bestimmungen bei erhöhter Infektionsgefährdung § 21 Wasserarmaturen für Unternehmen, in denen Menschen stationär oder ambulant medizinisch untersucht, behandelt oder gepflegt werden und das Infektionsrisiko besonders hoch ist.
Das gleiche gilt auch für Unternehmen, in denen Tiere veterinärmedizinisch untersucht oder behandelt werden.
Auch in der fleischverarbeitenden Industrie (EU-Richtlinie 71/118/EWG, Richtlinie 92/116/EWG, EU-Richtlinie 92/5/EWG), in den fischverarbeitenden Schiffen und Landbetrieben (Richtlinie 91/493/EWG), in den milchverarbeitenden Betrieben (EU-Richtlinie 92/46/EWG) findet man die Vorschrift zur Benutzung von berührungslosen Armaturen.
Unternehmen wie Autobahnraststätten, Messehallen, Flughäfen, Bahnhöfe, Gaststätten und Restaurants können Ihren Gästen mit der Installation einer berührungslosen Armatur auch einen hygienisch unbedenklichen Besuch ihrer Sanitäranlagen bieten.
Sensorgesteuerte Zwangsspülungen für Urinalbecken bieten ebenfalls ein notwendiges Maß an die Hygiene und vermeidet unangenehme Gerüche, da nach dem Verlassen des Urinals automatisch nachgespült wird, ohne dass dazu ein Druckknopf berührt werden muss.
Besonderheit Duscharmatur: Durch Annäherung an den Nahbereich verändert sich der Erfassungsbereich des Sensors. |
Pro berührungslose Armaturen
Drei Hauptargumente lassen den Bedarf an berührungslosen Armaturen steigen:
Die elektronischen Komponenten werden immer kleiner und parallel dazu die Speicher- und Rechnerkapazität immer größer. Durch die größer werdenden Verkaufszahlen verringern sich Herstellungskosten, sodass man intelligentere Technik zu günstigeren Anschaffungskosten erhalten kann.
Berührungslose Auslaufarmaturen bieten einen hohen Grad an hygienischer Sicherheit. Wasser bekommt man aus der Armatur dadurch, dass man die Hände in den Erfassungsbereich des Sensors hält. So ist gesichert, dass die Armaturen zum Öffnen nicht berührt werden müssen und eine Infektion durch Bakterien und Keimen auf diesem Wege ausgeschlossen wird.
- Durch die einfache Bedienung ohne Kraftaufwand und Dreh- oder Schwenkbewegung mit den Händen sichern berührungslos gesteuerte Armaturen einen großen Bedienungskomfort. Ältere Menschen, deren fein- und grobmotorische Koordination durch altersabhängige Rückbildung zunehmend nachlässt, können solche Armaturen ohne Schwierigkeiten bedienen. Die Bedingungen der DIN 18024 "Barrierefreies Bauen" Teil 2 werden somit erfüllt. Die Armatur zu schließen kann nicht vergessen werden, da bei Verlassen des Sensorbereichs die Armatur automatisch schließt. Auch im Bereich der Behindertenbäder und -WC's haben berührungslose Armaturen die gleichen Vorteile.
- Berührungslose, sensorgesteuerte Armaturen sind im hohen Maße wassersparend, da diese nur dann geöffnet werden und bleiben solange sich die Hände bei Waschtischarmaturen oder der Körper bei Urinalen und Duschen im Erfassungsbereich des Sensors befindet. Bewegt man die Hände aus dem Sensorbereich heraus, schließen die Armaturen im gleichen Augenblick automatisch. Hier ergeben sich hohe Einsparpotenziale in öffentlichen Gebäuden wie Universitäten, Schulen, Sportstätten, Verwaltungsgebäuden, Krankenhäusern, Hotels, Gaststätten und Restaurants. Oftmals beobachtetes Benutzerverhalten zeigt, dass nach dem Benässen der Hände die Armaturen zum Einseifen nicht geschlossen werden, sondern das Wasser ungenutzt in den Abfluss fließt. War dieses warmes Wasser, wird gleichzeitig Energie verschwendet. Oft bleiben Duscharmaturen lange ungenutzt geöffnet oder werden in Sportanlagen zum Kühlen von Getränken zweckentfremdet. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass im Vergleich zu klassischen Zweigriffarmaturen bis zu 80% der Wassermenge eingespart werden kann. Bei einem Mischwasserpreis, der im Mittel in Deutschland bei 5,78 E/m3 (Frischwasser und Abwasser und Energiekosten) liegt, kann sich, bei hochfrequentierten Waschplätzen, eine Einsparung von 500,- E/Jahr ergeben. Die Amortisation für eine Investition in eine elektronische Armatur kann somit unter einem Jahr liegen.
Sichere Sensoren: Bei selbsttätigen Urinal-Spüleinrichtungen verwendet man heute eine Sender- und Empfängerlinse um das Reflexionsproblem auszuschließen. |
Die Funktion
Die Funktionsweise der Armaturen ist schon vor mehr als zwei Jahrzehnten entwickelt worden: Hände oder Körper werden von einem Infrarotsensor erfasst und reflektieren den Infrarotlichtstrahl. Dies führt zur Öffnung eines Magnetventils und der Freigabe des Wasserflusses. Bei Verlassen des Erfassungsbereichs des Sensors wird die Wasserzufuhr automatisch geschlossen.
In früheren Infrarotsensoren hat diese Reflektion insbesondere bei Urinalsteuerungen zu Problemen geführt, da bekanntlich dunkle Oberflächen schlechter reflektieren als helle (dunkler bzw. heller Anzug), was dazu führen konnte, dass keine Auslösung und keine Nachspülung erfolgte. Heute gibt es Sensoren auf dem Markt, die dieses Problem in folgender Weise gelöst haben:
Der Infrarotsensor ist mit einer Sender- und einer Empfängerlinse, die in geringem Abstand zueinander angeordnet sind, ausgestattet. Durch diese Anordnung ergibt sich die Möglichkeit der Abstandsmessung des erfassten Objektes.
In der Elektronik des Sensors wird durch Programmierung festgelegt, in welchem Abstandsbereich die Erfassung eines Objekt zur Öffnung der Armatur führt. Das heißt, diese Sensoren sind weniger von der Reflektionsstärke abhängig sondern vielmehr von der Messung der Distanz zum Sensor. Eine genauere Erfassung des Objektes führt zur zuverlässigen Auslösung der gewünschten Funktion, die bei verschiedenen Abstandsbereichen unterschiedlich sein kann.
So kann bei berührungslos gesteuerten Duscharmaturen das Öffnen und auch das Schließen der Armatur durch Vorhalten der Hand in unmittelbarer Nähe des Sensors ausgelöst werden. Ist die Armatur einmal geöffnet schaltet der Sensor auf einen größeren Erfassungsbereich um und erkennt die duschende Person in einem jetzt größeren Abstand. Die Dusche schließt automatisch wenn sich niemand mehr im Erfassungsbereich befindet oder durch nochmaliges Vorhalten der Hand in den unmittelbaren Nahbereich des Sensors.
Die heute eingebauten bistabilen Magnetventile arbeiten zuverlässig und mit geringem Stromverbrauch, sodass der Betrieb mit einer 6 Volt Lithiumbatterie über mehrere Jahre gewährleistet bleibt.
Alle Werkseinstellungen, wie Nachlaufzeit, Erfassungsbereich, Spüldauer, maximale Laufzeit usw., der Armaturen können bei einfachen Änderungen an einem Potenziometer, mit einem "elektronischen Schlüssel" oder, bei umfangreicheren Änderungen, mit einem einfachen Programmiergerät verändert werden.
Nur zwei Schrauben müssen gelöst werden, damit bei einer batteriebetriebenen berührungslosen Auslaufarmatur die Batterie oder das Magnetventil gewechselt werden können. |
Montage
Die Montage der Armaturen ist einfach und für den Fachbetrieb kein Problem. Lediglich bei der Spannungsversorgung über das Stromnetz kommt der elektrische Anschluss hinzu. Der notwendige Wechsel der Batterie wird rechtzeitig vor vollständiger Entladung durch eine rot blinkende Sensorlinse angezeigt. Auch der Wechsel der Batterie oder des Magnetventils ist ohne besondere Vorkenntnis denkbar einfach. Durch Lösen von zwei Schrauben öffnet man das Armaturengehäuse in der die Batteriehalterung eingesetzt ist.
Die Spannungsversorgung der UP-Urinalspülungen kann, außer durch Batterien, auch mit einem externen Transformator (230V/12V) erfolgen, an dem bis zu 15 Armaturen angeschlossen werden können. Der Anschluss kann in Reihe oder sternförmig erfolgen. Mit diesem Transformator können die
Armaturen, für Reinigungszwecke oder Wartungen, zentral ausgeschaltet und geschlossen werden.
*) Gerhard Roos, Staatl. gepr. Techniker. Seit 1979 bei Oras GmbH & Co. KG Armaturen in Iserlohn. 7 Jahre Konstruktionstätigkeit, 4 Jahre Produktionsleitung, 7 Jahre Betriebsleitung, 3 Jahre Serviceleiter elektronische Amaturen, 1 Jahr Vertriebstechniker Elektronische bzw. EIB-fähige Armaturen
B i l d e r : Oras GmbH & Co. KG
[Zurück] [Übersicht] [www.ikz.de]