IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 1/2/2002, Seite 38 ff.
REPORT
Treffen der Regionen
"Grohe Profi Club"-Fachtagung: Zur Veränderung bereit
Grohe Deutschland veranstaltete im September letzten Jahres seine nunmehr 6. Fachtagung des "Grohe Profi Clubs" in der "Kraftzentrale" des Landschaftspark Duisburg-Nord. Über 200 Teilnehmer waren zu diesem Treffen der "Grohe-Familie" in die Industriekulisse gekommen. Sie erlebten als "Feuerwerk" den Redner Dr. Guido Westerwelle zur Mittelstandspolitik.
Für seine 6. Fachtagung hatte sich der "Grohe Profi Club" den passenden Rahmen ausgesucht: die "Kraftzentrale" des Landschaftsparks Nord.Foto: Michael Verhoelen |
Für einen populistischen Spruch ist Dr. Guido Westerwelle immer gut, weiß er doch, dass die wichtige (Medien-)Wirkung öffentlicher Auftritte nicht zuletzt davon abhängt. Wenn der FDP-Chef z.B. "Mittelstand" definiert, klingt das so: "Das sind alle, die noch Pleite gehen können." Genau das soll für jene 200 Zuhörer natürlich kein Thema sein, die den liberalen Polit-Profi Ende September 2001 live erlebten. Darüber hinaus sprach er sich in der Diskussion mit den Handwerkern für den "Großen Befähigungsnachweis" aus.
Karl Broderix verabschiedete sich nach acht Jahren als 1. Senatssprecher, bekannt kritisch und voller Tatendrang. |
Bayerischer Wunschkatalog
Konkrete Veränderungssignale gab's schon gleich zu Beginn: Die beiden langjährigen Senatssprecher Karl Broderix und Bernd Heidenreich verabschiedeten sich zwar nicht aus dem Gremium selbst, wohl aber von seiner Spitze. Zahlreiche Dankadressen und Applaus kennzeichneten die verdiente Würdigung ihres wirksamen Engagements. "Ohne dieses Duo", formulierte es Grohe Deutschlandchef Dr. Michael Pankow, "wäre der Profi-Club nicht das, was er heute ist".
Broderix appellierte an seine Kollegen, sich stärker in die praktische Arbeit der mit über 1600 Mitgliedern "größten Mittelstandsvereinigung des Fachhandwerks" einzubringen. Das gelte speziell auf regionaler Ebene. Gelegenheiten dazu gebe es in Stammtischen, Erfa-Kreisen und Werbegemeinschaften zur Genüge.
Kritik übte Broderix aber nicht nur an den eigenen Reihen. So forderte er von der Industrie, die gemeinsame Marktbearbeitung mit dem Fachhandwerk erheblich auszubauen. Immer noch vermisse er z.B. endverbrauchergerechte Komplettbad-Broschüren.
"Mischen Sie sich ein."
Mit einem für den Ruhrpott typischen "Glück auf" übergab Broderix den Senatssprecher-Stab an Bernd König. Der 1999 in das Gremium gewählte Badprofi aus dem baden-württembergischen Aalen will "Erreichtes sichern und zugleich die richtigen Weichen für die Zukunft stellen", betonte er in seiner Antrittsrede. Ebenso wie sein Vorgänger ermunterte er die Mitglieder zu noch aktiverem Mitmachen. "Mischen Sie sich ein", so seine unmissverständliche Kernbotschaft.
Klar sei, dass sich auch das Handwerk ändern und somit das Fragezeichen im Tagungsmotto durch ein Ausrufezeichen ersetzt werden müsse. Dafür liefere der "Grohe Profi Club" aufgrund seiner Praxisorientierung wichtige Werkzeuge. Eine neue Mitgliederumfrage erweise sich dabei als gutes Planungsinstrument. Danach sind die drei wichtigsten Zukunftsthemen: Sicherung der Auftragslage (18%), Wirtschaftlichkeit bzw. Zahlungsmoral der Kunden (11,2%), Marketing/Werbung (10,5%). Übrigens: In einem separaten Interview nimmt die IKZ-HAUSTECHNIK die Erhebung und ihre Schlussfolgerungen genau unter die Lupe.
Eine weitere Senats-Personalie: Haiko Senf (42) ersetzt Detlef Bluhm und ist somit Sprecher für die "Ostfraktion".
Bernd König: "Mischen Sie sich ein", war seine Kernbotschaft an die Teilnehmer aus dem SHK-Handwerk. |
Mehr statt weniger
Mit Markt- und Branchenveränderungen sowie ihren Konsequenzen beschäftigte sich auch Dr. Michael Pankow. Er stellte zu Beginn klar, dass "wir alle in einem Boot sitzen". Mit Blick auf die zum Teil unterschiedlichen Interessenlagen der einzelnen Vertriebsstufen gehöre es durchaus zur Normalität, dass es "ab und zu Rangeleien gibt". Ziel des Diskussionsbeitrages des Geschäftsführers Grohe Deutschland war es, im Sinne des Tagungsmottos Antworten auf drei Kernfragen zu finden.
- Die Märkte ändern sich - die Sanitärbranche auch? Niemand komme um die Erkenntnis herum, dass sich das Bad-Trio nicht (mehr) "hinter Schutzzäunen in einem unangreifbaren Reservat" aufhält. Das bestätige u.a. der immer intensivere Wettbewerb mit qualifizierten Anbietern etwa des Möbel-, Küchen- und Fliesenhandels. Der Verbraucher wähle Vertriebsformen heute nur noch danach aus, ob und wie sie das erwartete Leistungsprofil erfüllen.
- Differenzierung ist immer wichtiger - die Kraft der Marke aber nicht? Wer sein Heil im Abschied von der Marke suche, ignoriere die Verbraucherbedürfnisse und schade damit dem eigenen Geschäft. Hinzu komme das gerade für Installationsbetriebe "unverzichtbare Leistungsargument" im umfassenden Sinne. Bei Grohe reiche es von der bekannten Marke mit Qualitätsprofil über Innovationsstärke bis zur größten Außen- und Kundendienstmannschaft in der Sanitärindustrie. Deshalb zog Dr. Pankow das Fazit: "Nicht weniger, sondern mehr Marke ist das Gebot der Stunde."
- Der "Grohe Profi Club" ist eine Institution - aber ist er auch noch zeitgemäß? Die von König erwähnte Mitgliederstudie sei zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Eines ihrer zentralen Resultate: Die Betriebe erwarten von ihrer Zugehörigkeit in starkem Maße möglichst zählbare Wettbewerbsvorteile. Dagegen scheinen die "just for fun"-Elemente nur noch ein eher "unwichtiges Zubrot" zu sein.
Klare Sache: Nicht weniger, sondern mehr Marke ist das Gebot der Stunde, betonte Dr. Michael Pankow. |
Lebenswelten, Geschäftsideen und Internet
Derart "beflügelt", waren die Teilnehmer bestens eingestimmt auf Tipps, Empfehlungen und Prognosen zu unterschiedlichen Erfolgsfeldern. Zur Auswahl standen jeweils zwei Durchgänge von drei "moderierten Trendthemen". Die Referenten und Inhalte im Kurzüberblick: Thema "Lebens- und Stilwelten": Experte Roland Fahrni informierte über die Anforderungen "typgerechter" Kundenberatung. Dazu zählt er in erster Linie: gesellschaftlichen Wertewandel berücksichtigen; auf Kernkompetenzen konzentrieren; bereit sein, neue Wege zu gehen; mehr als nur Fachwissen bieten; Einfühlungsvermögen und Dialogfähigkeit beweisen; für die Verbraucher "Einkaufserlebnisse" realisieren.
Während der Diskussionsrunde mit Guido Westerwelle waren auch kritische Töne zu hören. Werner Thielen, Landesinnungsmeister SHK-Fachverband Saarland, wollte die Sichtweise der FDP zum "Großen Befähigungsnachweis" erläutert haben. |
Thema "Innovative Geschäftsideen": Nicht im eigenen Saft schmoren, das war die Leitlinie von Jörg-Peter Regier. Deshalb stellt, wie er glaubt, diese Regel den wichtigsten Erfolgsfaktor dar: "Ein Unternehmen, das die Zukunft verstehen möchte, muss die für die Zukunft wirklich wichtigen Erkenntnisse weitgehend außerhalb der eigenen Branche suchen." Das allerdings stieß bei den Sanitär-Profis nicht auf ungeteilte Zustimmung.
Was Konzentration und gemeinsames, gezieltes Handeln bewirken kann, erfuhren die Teilnehmer durch eine Vorführung auf dem Podium. |
Thema "Neue Wege via Internet": Seine empfehlende Bilanz fasste Prof. Dr. Uwe Kern wie folgt zusammen: Professionelle, ständig gepflegte Web-Auftritte strahlen Kompetenz aus; Online-Shops sind aufwendig und im Fachhandwerk selten sinnvoll; elektronische Geschäftskommunikation senkt Abwicklungskosten und stärkt den dreistufigen Vertriebsweg; die Teilnahme an Portalen und Marktplätzen ist eine strategische, stets langfristig zu betrachtende Entscheidung.
Fotos: Grohe Profi Club, IKZ-HAUSTECHNIK
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