IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 1/2/2002, Seite 30 f
UNTERNEHMENSFÜHRUNG
Strategien für Ihren Erfolg
Teil 6: Innovationsstrategie in der EKS
W. Neise
Innerhalb der Erfolgsstrategie EKS kommt der Innovationsstrategie eine zentrale Rolle zu. Aus ihr gewinnt ein Unternehmen die Lösungen für das brennendste Problem seiner Zielgruppe. Kreative Ideen alleine reichen für den Innovationsprozess jedoch nicht aus. Ideen müssen in das strategische Konzept passen, um ihre Schlagkraft zu entfalten.
Grundsätzlich wird der Erfolg einer Innovation nicht von der Größe der Intelligenz, Kreativität oder Genialität bestimmt. Vielmehr muss sie präzise auf das von der Zielgruppe am brennendsten empfundene Problem treffen. (Bild 1)
An einem Beispiel soll die Wirkungsweise einer erfolgreich eingesetzten Innovationsstrategie dargestellt werden. In diesem Fall geht es um eine Bauschlosserei aus dem Frankfurter Raum. Diese war früher vor allem im Bereich Neubauten tätig. Durch eine abflauende Bautätigkeit gingen dem Betrieb die Aufträge aus.
Was war zu tun? Zunächst wurden Ansatzpunkte für eine neue strategische Ausrichtung gesucht. Wie von der EKS-Innovationsstrategie vorgegeben, wurden systematisch Lösungsansätze notiert und gesammelt. Ziemlich schnell wurde man fündig: Im Großraum Frankfurt sind rund 30 Prozent der Bürohäuser veraltet. Die Infrastruktur entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen. Die Folge war, dass immer mehr Mieter diesen Gebäuden den Rücken kehrten und in Neubauten umsiedelten. Die Eigentümer der veralteten Bürohäuser mussten aber weiterhin ihre Fixkosten tragen, sodass es zwangsläufig für sie interessant wurde, die Gebäude zu modernisieren.
Will eine Innovation erfolgreich sein, muss sie präzise auf das von der Zielgruppe am brennendsten empfundene Problem treffen. |
Strategieansatz
Wo aber sollte angesetzt werden? Den ersten Eindruck von einer Firma bekommt man, wenn man das Gebäude betritt, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat. Das bedeutet, dass der beste Ansatzpunkt zunächst eine Verbesserung des Eingangsbereiches war. Die Fachleute der Bauschlosserei entwickelten eine variabel auf verschiedenste Gebäudebedingungen anpassbare Haustüranlage. Genau dies war das brennendste Problem der Zielgruppe "Eigentümer von älteren Bürogebäuden". Jetzt präsentieren sich diese Gebäude wieder als attraktive Firmendomizile, bei denen sich die Kunden nicht wie auf dem Hinterhof vorkamen. Die Auslastung der Bauschlosserei stieg entsprechend an.
An diesem Beispiel wird deutlich, dass Innovationen nicht mit einem riesigen Aufwand betrieben werden müssen. Manchmal genügen bereits kleine Schritte, um Kunden das Gefühl zu geben, dass ein Handwerksbetrieb seine Bedürfnisse besser als andere befriedigen kann.
Für den Einsatz der Innovationsstrategie empfiehlt es sich, schriftlich zu denken. Nur so lässt sich in einem hektischen Arbeitsalltag eine gute Idee vor der Reizüberflutung retten und stringent zu Ende führen. Hierfür wird eine Kartei angelegt. Dies sollte in Mappenform und als EDV-Datei erfolgen. Die Kartei wird in einem der nächsten Hefte Gegenstand eines gesonderten Artikels sein.
Wer aufhört besser zu sein, hört auf, gut zu sein
Für die Innovationsstrategie nach EKS lassen sich einige Kernaussagen treffen:
- Permanente Leistungsverbesserung: Die Konkurrenz ist heute auf dem Sektor Heizungs- und Sanitärtechnik groß und die Rahmenbedingungen ändern sich derart schnell, dass ein Stillstand früher oder später Ihre Wettbewerbsfähigkeit einschränkt.
- Bedürfnisse von Kunden ändern sich ständig: Da Sie der beste Problemlöser Ihres Kunden sein wollen, müssen Sie Ihre Leistungen ständig anpassen.
- Innovation ist Leistungsverbesserung: Decken Sie eine große Bandbreite von Verbesserungsmöglichkeiten ab - angefangen vom freundlichen Auftreten bis zur bahnbrechenden technischen Erfindung.
- Klein aber riesig: Mit der EKS-Strategie sind selbst mit begrenzten Kräften große Innovationen möglich. (Näheres zeigt auch die Kooperationsstrategie)
- Zielgruppenorientierte Innovation: Innovieren Sie nicht wahllos und zufällig, sondern streng am jeweils brennendsten Problem der Zielgruppe orientiert.
Entwicklung von Innovationen
Für die praktische Entwicklung einer Innovation lassen sich folgende Empfehlungen geben:
- Formulieren Sie das brennendste Problem Ihrer Zielgruppe. Stellen Sie fest, wie Ihre Leistung aussehen müsste, um dieses Problem optimal und besser als die Konkurrenz zu lösen.
- Suchen Sie das Gespräch mit der Zielgruppe. Stellen Sie im Dialog mit Ihrer Zielgruppe fest, ob diese Lösung akzeptiert wird. Formulieren Sie eine vorläufige Innovationsidee, auf die Sie zukünftig alle Ihre Kräfte konzentrieren.
- Interne Engpassanalyse: Stellen Sie fest, was Sie an der Realisierung dieser Lösung hindert. Welche dieser internen Engpässe können Sie aus eigener Kraft lösen und wo fehlt Ihnen Know-how und Erfahrung? Suchen Sie dafür Kooperationspartner, mit deren Hilfe diese Engpässe überwunden werden können.
- Verbessern Sie Ihr Informationsmanagement. Konzentrieren Sie sich auf den jeweiligen Engpass, und suchen Sie gezielt und systematisch nach Informationen, die den Engpass überbrücken.
- Arbeiten Sie stets schriftlich, und richten Sie sich eine Sammelstelle für Ihre Informationsideen ein.
- Entwickeln sie nicht selbst, was andere bereits gelöst und entwickelt haben. Kein Problem ist wirklich völlig neu - für viele Probleme wurde bereits in anderen Bereichen Lösungen entwickelt oder finden sich Vorbilder in der Natur. Bauen Sie prinzipiell auf den Leistungen anderer auf und entwickeln Sie davon ausgehend Ihre eigene Lösung.
Tafel 1. |
Die Beantwortung folgender Fragen erleichtern das Suchen nach der richtigen Innovation. Die folgenden Fragen helfen Ihnen bei der Lösung dieser Aufgabe.
- Welche grundsätzlichen Verbesserungsmöglichkeiten (Innovationen) sehen Sie in Ihren Leistungen und Produkten?
- Welche Innovationen lösen das von der Zielgruppe am brennendsten empfundene Problem?
- Welche Mitglieder der Zielgruppe sind für einen Akzeptanztest geeignet?
- Wie sieht die ideale Problemlösung aus?
- Wie wird dieses Problem bisher gelöst?
- Welche anderen Lösungsansätze sind denkbar?
- Was hindert Sie an der Durchführung der Innovation? Listen Sie alle denkbaren Hindernisse auf.
- Welcher Engpass behindert die Innovation am stärksten?
- Welche Informationen und welches Know-how brauchen Sie, um die Innovation durchzuführen?
- Welche Engpässe sind nur mit Hilfe von Kooperationspartnern zu lösen?
Nach Beantwortung dieser Fragen, sollten die nächsten Schritte zur überzeugendsten Innovation vollzogen werden. Zwei Schritte stehen dabei am Anfang:
1. Definition des brennendsten Problems Ihrer Zielgruppe.
2. Formulierung einer Ideallösung.
Die einzelnen Schritte einer Innovationsstrategie sind in Tafel 1 zusammengestellt.
Fortsetzung folgt.
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