IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 1/2/2002, Seite 17 ff
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Nordrhein-Westfalen
Pflichtfach Weiterbildung
SHK-Sachverständige tagen in Essen
Aktuelle Normen und Regelwerke aus den Bereichen Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik standen im Blickpunkt der diesjährigen Tagung der öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen des SHK-Handwerks Nordrhein-Westfalen am 30. Oktober im Messezentrum Essen.
Das formulierte Ziel eines vereinten Europas hat nicht nur eine gemeinsame Währung sowie die Öffnung der territorialen Grenzen zu unseren Nachbarnationen zur Folge, auch das Normungswesen wird sich zunehmend europäisch harmonisieren. Nationale Normen werden dann in so genannte Euro-Normen überführt. So löste beispielsweise jüngst die neue Abwassernorm DIN EN 12056 Teile 1 - 5 die zwischenzeitlich vertraut gewordene DIN 1986 ab. Das wäre nicht weiter schlimm, gebe es da nicht den Pferdefuß der nationalen Restnormen. Denn die europäischen Richtlinien können nur grobe Leitsätze formulieren. Nationale Besonderheiten werden daher in Restnormen formuliert. Beispielsweise gehört zur DIN EN 12056 die nationale Restnorm 1986 - 100 (derzeit noch Entwurf). Es verwundert daher nicht, dass Fachreferate zu aktuellen Verordnungen und Regelwerken den Schwerpunkt der Veranstaltung in Essen bildeten. Schließlich stellen sie sozusagen das Grundskelett einer gutachterlichen Tätigkeit. Eine Übersicht über den Wust der aktuellen und kommenden technischen Regelwerke gaben Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten, stv. Geschäftsführer im Fachverband SHK NRW sowie Ing. Peter Kivelitz und Peter Pauly, Referenten im SHK-Fachverband:
- Beispielsweise wird es im Bereich der Trinkwasserinstallation zukünftig eine europäische Norm, die DIN EN 806, als Ersatz für die DIN 1988 geben. Der erste Teil dieser Norm liegt bereits im Weißdruck vor.
- Bereits im Weißdruck erschienen ist im Mai 2001 die DIN EN 1717 (Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen...) als teilweiser Ersatz für DIN 1988 Teil 4.
- Noch in diesem Jahr wird die Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR) in Nordrhein-Westfalen baurechtlich eingeführt. Die MLAR enthält brandschutztechnische Vorgaben für Rohrleitungen und elektrische Leitungsanlagen in Flucht- und Rettungswegen sowie durch Wände und Decken.
- Für die hygienebewusste Planung und Ausführung von Trinkwasseranlagen - nach der Novellierung der Trinkwasserverordnung ein zunehmend wichtigeres Thema - gibt es die VDI-Richtlinie 6023 als Planungsinstrument.
- Zur Berechnung der Norm-Heizlast wird es eine neue Euronorm geben, welche die jetzt gültige DIN 4701 ablösen wird. Die künftige DIN EN 12831 wird zwei unterschiedliche Berechnungswege für die Ermittlung der Heizlast enthalten und soll voraussichtlich Mitte kommenden Jahres als Weißdruck veröffentlicht werden.
- Die Energieeinsparverordnung (EnEV) , die die Anforderungen der Wärmeschutz- und der Heizungsanlagenverordnung zusammenfasst und verschärft, wird nun endlich im Frühjahr 2002 in Kraft treten. Das besondere: Die zur EnEV gehörenden Vornormen DIN V 4701 - 10 sowie DIN V 4108 - 6 werden zur öffentlich-rechtlichen Vorschrift, sprich, sie bekommen Gesetzescharakter.
Hinweis: Eine aktuelle Auflistung der für das SHK-Handwerk relevanten Regelwerke und Verordnungen findet sich auf dem Branchenserver des Fachverbands unter www.shk-expert.de.
Eine Übersicht zu den aktuellen und kommenden technischen Regelwerken gab Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten, stv. Geschäftsführer im Fachverband SHK NRW. |
Nicht metallene Gasinnenleitungen
Vorgesehen war es nicht, das Thema nicht metallene Gasinnenleitungen. Dennoch gab Ing. Norbert Kröschel, Geschäftsführer Technik im SHK-Fachverband, einige aktuelle Informationen zu dieser Thematik. In der Vergangenheit wurden bereits die sicherheitstechnischen Anforderungen definiert, unter denen nicht metallene Rohrleitungssysteme in häuslichen Gasanlagen installiert werden dürfen. Mittlerweile sind auch die entsprechenden Produkte auf dem Markt erhältlich und einer Ergänzung der TRGI steht nunmehr nichts im Weg.
Kröschel berichtete außerdem über eine weitere geplante Ergänzung in der TRGI, wonach die Weichlötverbindung bei Kupferinstallationen in Verbindung mit einem Strömungswächter künftig zulässig sei. Eine Veränderung der Installationstechnik sei allerdings nicht zu erwarten, schließlich habe sich die Presstechnik derart gut bewährt, dass es aus Sicht des Installateurs keinen vernünftigen Grund gebe, auf eine andere Verbindungstechnik umzusteigen. Dies belegten auch die aktuellen Umsatzzahlen der Hersteller: "Rund sieben Millionen Pressfittings für die Gasinstallation wurden in den vergangenen neun Monaten abgesetzt", so der Geschäftsführer.
Schwerpunkt der Ausführungen von Burkard Kehm war die neue DIN 18160-1 - Abgasanlagen. |
Dauerthema Messing-Hahnverlängerungen
Das Thema Messing-Hahnverlängerungen gab in der Fachwelt bereits häufig den Anstoß zu heftigen Diskussionen. Aktueller Anlass ist diesmal ein Anfang März dieses Jahres verkündetes Endurteil des Oberlandesgerichts München, das in zweiter Instanz einen SHK-Unternehmer zu einer Schadensersatzzahlung in hoher Summe verurteilt hatte, weil aufgrund einer Spannungsrisskorrosion in drei Messing-Hahnverlängerungen ein Wasserschaden in einem Gebäude auftrat. Daher gilt weiterhin die Fachverbandsempfehlung für Mitgliedsbetriebe, Rotguss-Hahnverlängerungen zu verwenden (siehe IKZ-HAUSTECHNIK Heft 16/01, ab Seite 15).
Abgasanlagen in dichten Gebäuden
Über die neue DIN 18160-1 - Abgasanlagen - sowie die Probleme bei der Verbrennungsluftversorgung in dichten Gebäuden berichtete Burkard Kehm (Plewa-Werke GmbH). Anhand von Beispielen aus der Praxis zeigte er Ursache und Wirkung von raumluftabhängig betriebener Feuerstätten in dichten Gebäuden auf. Schlecht ziehende Kamine, Abgaseintritt über den Schornstein zurück in die Wohnung oder permanente Geruchsbelästigungen könnten durch intelligente Systemlösungen vermieden werden. Eine davon sei das von den Plewa-Werken entwickelte "Universo K" Schornsteinsystem, zugelassen für feste, flüssige und gasförmige Brennstoffe. Es beinhaltet neben der Abgasleitung auch einen Zuluftkanal. Dadurch könne der oder die Wärmeerzeuger raumluftunabhängig betrieben werden. Witterungseinflüsse hätten keine Auswirkungen mehr auf die Feuerstätte/n.
Blick in den Tagungssaal. |
Wandflächenheizungen
"Kriterien für die Planung und Ausführung von Wandflächenheizungen", zu diesem Thema referierte Nobert Schmitz, Fachverband SHK. Im Fokus seiner Ausführungen standen die unterschiedlichen Parameter, die zur fachgerechten Auslegung eines Wandheizungssystems Berücksichtigung finden müssen, etwa Bauart, Dämmung, Regelung oder Wärmeleistung. Leider gebe es gerade zu dem letztgenannten Punkt keine Normung und so müsse sich der Fachplaner auf die vom Hersteller angegebenen Leistungswerte verlassen. Zudem fehle es häufig an klaren Aussagen, was etwa die Druckprüfung oder das so genannte Funktionsheizen betreffe. Schmitz verwies auf ein in Kürze erscheinendes Fachverbands-Merkblatt zur Wandflächenheizung, das eine praxisgerechte Hilfestellung bei der Planung und Installation dieser Systeme verspreche.
Ein anderes Thema von Schmitz war der Einsatz von temperaturgesteuerten Rücklaufventilen für Fußbodenheizungen. Hintergrund sind die in letzter Zeit vermehrt an den Fachverband eingehenden Anfragen zur Einsetzbarkeit dieser Produkte. Schmitz dazu: "Auch wenn baurechtlich noch die Anforderungen der Heizungsanlagenverordnung erfüllt werden, so empfehlen wir, den Kunden schriftlich zu informieren, vorlauftemperaturgesteuerte Regelarten einzusetzen, um dem heutigen Stand der Technik Rechnung zu tragen." Der Bundesverband Flächenheizung hat bereits 1997 eine Stellungnahme zu dem Thema abgegeben. Interessenten können diese beim Fachverband SHK NRW anfordern.
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