IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2001, Seite 32 ff.
INTERVIEW
World Plumbing Conference
Berlin 2002
Alle drei Jahre veranstaltet das World Plumbing Council (WPC), die weltweite Vereinigung des Gas-/Wasserinstallateurhandwerks, eine World Plumbing Conference. Vom 22. bis 25. Mai 2002 ist der ZVSHK in Berlin Gastgeber der sechsten Veranstaltung dieser Art. Erwartet werden dann ca. 1000 Delegierte aus aller Welt. Mit WPC-Generalsekretär Andy Watts (Großbritannien) und Vice Chairman Michael von Bock und Polach (Hauptgeschäftsführer ZVSHK), sprach die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion über Ziele und Aufgaben der WPC.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche zentralen Themen stehen im nächsten Jahr bei der sechsten World Plumbing Conference im Mittelpunkt?
von Bock und Polach: Zunächst natürlich die Generalthemen "Wasser-Wärme-Luft", bezogen auf die weltweite Ausbildung, das Image und die Kommunikation. Eine Rolle spielen aber auch die Besonderheiten des Gastgeberlandes, soweit sie für die übrigen teilnehmenden Nationen von Interesse sein könnten. Die Verantwortlichkeit für die Durchführung der Konferenz liegt bei dem einladenden Verband, in diesem Fall also beim ZVSHK. Insofern wollen wir den Delegierten aus allen fünf Erdteilen auch einen Einblick in die Installationstechniken, die Unternehmensstrukturen und die Visionen auf Deutscher und Europäischer Ebene vermitteln.
»Im Brennpunkt der World Plumbing Conference 2002 stehen die Generalthemen ,Wasser-Wärme-Luft‘.«Michael von Bock und Polach |
IKZ-HAUSTECHNIK: Streng genommen steht der Begriff "Plumbing" für die Gas- und Wassertechnik. "Wasser-Wärme-Luft" geht weit über diese Definition hinaus. Sieht das World Plumbing Council seine Aufgaben im gesamten SHK-Bereich?
Watts: In der ganzen Welt ist die Frage, was von dem Thema "Plumbing" abgedeckt wird, nicht eindeutig geklärt. In einigen Regionen werden sicher nur Teilaspekte des Themenspektrums "Wasser-Wärme-Luft" durch Plumbing Industries erfasst, während in anderen Bereichen die Plumbing Industries den ganzen Bereich umfassend abdecken. Generell ist es so, und das gilt eigentlich für die ganze Welt, dass das Arbeitsspektrum des "Plumbers" unterschätzt wird. Unser gemeinsames Anliegen und damit auch das Anliegen der Konferenz liegt darin, dieses Image des "Plumbers" oder "Klempners" entsprechend der Tätigkeitsfelder im gesamten Haus- und Gebäudetechnikbereich aufzuwerten.
Alle Versuche über den Begriff eine solche Aufwertung zu erreichen sind bisher fehlgeschlagen. Das liegt u. a. daran, dass man in Großbritannien unter Haus- und/oder Gebäudetechnik etwas anderes versteht als in Deutschland.
Egal welche Bezeichnung man auch findet, würden die Menschen nach wie vor den Klempner identifizieren, und im Prinzip ist die Bezeichnung "Plumber" weltweit wahrscheinlich der kleinste gemeinsame Nenner. Unabhängig davon, dass im 21. Jahrhundert natürlich der Plumber derjenige ist, der den gesamten Bereich der Haustechnik abdeckt. Das ist das Dilemma.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die Begrifflichkeit ist eine Seite. Die andere sind die Inhalte. Gibt es gemeinsame Ziele oder Standards, die weltweit zu vermarkten wären oder die weltweit angeboten werden?
»In der ganzen Welt ist die Frage, was der Begriff ,plumbing‘ abdeckt, nicht eindeutig geklärt.«Andy Watts |
Watts: Natürlich ist es das Grundziel weltweit zu einem gemeinsamen Standard zu kommen. Es gibt dazu Gespräche mit der WHO, im Hinblick auf technische Standards diese Zielsetzung zu erreichen. Das ist auch ein wesentliches Anliegen der Konferenz in Berlin, an der auch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation teilnehmen werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: "Wasser" als Ressource war vor zwei Jahren in Südafrika das Hauptthema der Konferenz. Wird das wichtigste aller Lebensmittel in Berlin einen ähnlichen Stellenwert erhalten?
von Bock und Polach: Natürlich ist das Thema Wasser ein zentrales Thema und deshalb wird es auch in Berlin einen der Schwerpunkte bilden. Der Fokus wird nicht nur auf der Frage der Verfügbarkeit von Wasser liegen, sondern wir werden uns sehr intensiv mit dem Thema der Effizienz der Wassernutzung auseinandersetzen. Wir dürfen bei dieser Thematik natürlich eins nicht vergessen: Es gibt Regionen in der Welt, deren Anforderungen eben darin liegen, möglichst preisgünstig, effizient und billig intelligente Wasserversorgungssysteme verfügbar zu haben. Zum Beispiel Indien und Afrika. Nebenbei, in Indien gibt es mehr Fernseher als Toiletten.
»Wir werden uns sehr intensiv mit dem Thema Effizienz der Wassernutzung auseinandersetzen.«Michael von Bock und Polach |
IKZ-HAUSTECHNIK: Das deutet auf eine große Bandbreite in der Technologie weltweit hin. Welchen Einfluss hat die Globalisierung in diesem Zusammenhang?
Watts: Natürlich haben wir einen globalen Markt, auch was das Produktangebot Plumbing Industries bzw. Haustechnik angeht, und es hängt im Wesentlichen von den einzelnen Nationen ab, wie diese Entwicklung voranschreitet. Es ist aber bemerkenswert, dass ein allgemeines Bewusstsein über einen globalisierten Markt nicht vorhanden ist. Das ist nicht in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt, obwohl es ein "Multimillionenmarkt" ist. Und es ist natürlich eine Aufgabe, in der World Plumbing Conference den Fokus auf diese Situation zu richten; einen differenzierten Markt, dessen weltweite Entwicklung des Angebotes während der ISH im Frühjahr zu sehen war.
Wenn es denn einen globalen oder internationalisierten Standard für die Anforderungen an Produkte oder Dienstleistungen geben sollte, dann wird mit Sicherheit die World Plumbing Conference einen entscheidenden Beitrag leisten können. Derzeit ist es aber eher so, dass die Nationen ihre eigenen Vorstellungen haben, sowohl über die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen, als auch ihre eigenen Marken. Was Europa angeht gibt es ja die gemeinsamen Bemühungen der Harmonisierung. Letztlich entscheidend ist aber doch die weltweite Verantwortlichkeit der Branche für das Thema Wasser und die Sicherheit der Versorgung. Das ist etwas, was im Council thematisiert wird und da haben wir anderen Branchen einiges voraus.
IKZ-HAUSTECHNIK: Neben der Technik stehen bei deutschen Verbandsorganisationen rechtliche und betriebswirtschaftliche Fragestellungen aber auch die Lobbyarbeit im Mittelpunkt. Gilt das auch für die WPC?
Watts: Während das World Plumbing Council sich mit ausgewählten Aspekten der Berufe befasst, integriert die World Plumbing Conference alle Beteiligten auf diesem Gebiet, d. h. auch Hersteller, Wissenschaftler, Lehrer sowie die Industrie und den Handel.
Natürlich ist es so, dass jede nationale Organisation, wie der ZVSHK oder das Institut of Plumbing, seine eigene Rolle spielen muss in diesem Konzert. In der World Plumbing Conference kommen wir zusammen, um uns unter dem gemeinsamen Ziel auszutauschen, das Angebot und den Berufsstand zu fördern und weiter zu entwickeln, Synergien zu nutzen und die Organisationen effizienter zu gestalten.
IKZ-HAUSTECHNIK: Weltweit unterscheiden sich nicht nur die Handlungsfelder sondern auch die Ausbildungssysteme und die Arbeitsweisen. Gibt es auch in diesem wichtigen Bereich Bemühungen seitens des WPC um Synergien?
»Das deutsche Ausbildungssystem im Handwerk wird als mustergültig angesehen.«Andy Watts |
Watts: Selbst in Mitteleuropa unterscheiden sich die Ausbildungssysteme und die Arbeitsweisen erheblich. Aus britischer Sicht betrachten wir das deutsche Ausbildungssystem im Handwerk als mustergültig. Wir haben eigentlich immer danach gestrebt, dieses System zu adaptieren. Schon deshalb, weil dieses Prinzip die Vergleichbarkeit von schulischer und betrieblicher Ausbildung garantiert. Das ist in anderen Ländern nicht so. Nicht selten werden anderswo Nichtakademiker als "Menschen zweiter Klasse" angesehen. Es waren im letzten Jahr im gesamten UK nur 830 Leute, die den dritten Grad der Ausbildung erreicht haben und der ist immer noch unterhalb des Meisters, wo hingegen vor einigen Jahren noch 2000 Absolventen diesen Grad erreichen konnten. Das bedeutet auch, dass gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen eine wesentliche Rolle spielen. Die Ausbildung ist zu teuer und andere Angebote und anderes Business wird eben eher angenommen im Bereich Kommunikationstechnologie usw. Hierin sehen wir ein riesiges Problem.
von Bock und Polach: Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Gesetzgebung. In Deutschland haben wir den großen Vorteil, dass wir das Erfordernis der Qualifizierung und des Marktzugangs, d. h. die Gewerbeausübung, gesetzlich geregelt haben durch die Handwerksordnung. Das ist eben in anderen Ländern nicht der Fall. Hier liegt der Vorteil deutschen Systems begründet.
IKZ-HAUSTECHNIK: Kann diesbezüglich auch das Smart-House-Konzept richtungweisend sein?
Watts: Ganz sicher. Wir müssen die Technologie des "vernetzten Hauses" nutzen, um den Kunden besseren Service und bessere Dienstleistung bieten zu können, eine weltweite Vermarktung sicherzustellen und die Ausbildung zu optimieren. Die Smart-House-Technologie muss auch Antworten der Anforderungen an die Haustechnik in der dritten Welt geben. Damit passt das Konzept ausgezeichnet zu dem vorrangigen Ziel der WPC, weltweit die Zukunft der leistungsfähigen Betriebe zu sichern.
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