IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2001, Seite 36 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Funktionssicher und attraktiv:

Kassettenfassade aus Steckfalzpaneelen

Friedolin Behning und Hartmut L. Plawer

Die neue Auto-Arena im Bochumer Ortsteil Hamme, westlich des Stadtzentrums, wurde in Zusammenarbeit mit der VW eigenen Händlerbauberatung und dem Architekturbüro Günter Stegemann errichtet. Entstanden ist ein neuzeitliches Leistungszentrum, eine Kauf- und Erlebnisstätte rund ums Auto. Was den Neubau von anderen Gebäuden seines Genres unterscheidet, ist die innovative Kombination verglaster und mit Metall bekleideter Fassadenflächen. Der Beitrag zeigt die klempnertechnischen Besonderheiten der hier gefundenen Lösung.

Präzision, Funktionalität und Ästhetik kennzeichnen die neuartige Kassettenfassade aus Steckfalzpaneelen der Auto-Arena in Bochum.

Das Projekt ist verkehrsgünstig im ausgedehnten Gewerbegebiet an der Gahlenschen Straße/Ecke Porschestraße gelegen. Es umfasst u.a. die Bereiche Volkswagenzentrum, Audi-Zentrum, Gebrauchtwagenausstellung, DEKRA-Prüfzentrum sowie eine Waschstraße. Nach den Vorstellungen der Planer sollte sich der Neubau durch größtmögliche Transparenz und Offenheit auszeichnen, in bestimmten, nutzungsabhängigen Bereichen aber auch die erforderliche Abgeschlossenheit aufweisen. Diese scheinbar gegensätzlichen Forderungen wurden für das Volkswagenzentrum durch die Anordnung großzügiger, verglaster Außenflächen und eine sinnvolle Kombination von mit Metall bekleideten Fassaden gelöst. So sind die Eingangsbereiche und alle Zonen des weitläufigen Ausstellungs- und Verkaufsareals durch eine nach vorne geneigte Glasfront und seitliche, partielle Glasfassaden gekennzeichnet, die eine bestmögliche Nutzung des Tageslichtes erlauben. Andererseits erhielten die Außenwandbereiche des angegliederten Service-Centers eine deutlich horizontal gegliederte Fassadenbekleidung in Form eines kombinierten Paneel-Kassettensystems.

Der Lageplan veranschaulicht die Zuordnung der Gebäude innerhalb des großflächigen Gewerbegebietes an der Porschestraße.

Anspruchsvolle Metallfassaden

Damit es zu einer der Architektur adäquaten Werkstoffauswahl für die Fassadenbekleidung kam, wurden vorher die unterschiedlichen, auf dem Markt befindlichen Materialien verglichen. Die Entscheidung fiel auf den Werkstoff Rheinzink, in der Oberflächenqualität "vorbewittert-pro". Dieses Material ist ein werksseitig oberflächenoptimiertes, bandgewalztes Titanzink aus deutscher Produktion. Es hat bereits im Lieferzustand gleichmäßige, blaugrau erscheinende Sichtflächen und einen transparenten, matten Oberflächenschutz. Im Gespräch mit dem Architekten Ulrich Stegemann, mitverantwortlich für dieses Projekt, erfährt man weitere Gründe für seine Entscheidung: "Von mir wurde diese Fassade aus vorgefertigten Profilen gewählt, da ich zur gläsernen Architektur des Verkaufsraumes eine elegante, geschlossene Fassade für den Werkstatt- und Ersatzteillagerbereich haben wollte, die leicht wirkt und mir die Möglichkeit bietet, die Formate der Glasfassade wiederzugeben. Auch der ansprechende Farbton des "vorbewitterten" Materials, mit seinem feinen transparenten Oberflächenschutz, der dem Gebäude ein lebhaftes Aussehen gibt, gefällt mir."

Die Gebäudefront mit ihren großzügigen Glasflächen und der horizontal gegliederten Sprossenkonstruktion beeinflusste die architektonische Gestaltung der Metallfassaden.

Präzise Vorfertigung, objektgerechte Aufteilung

Die horizontal betonten Formate der verglasten Frontseite mit ihren schlanken Sprossen sollten sich bei den metallbekleideten Fassadenpartien sinngemäß wiederholen, um dieses architektonische Gestaltungsmittel auch für die Gebäudetrakte des Servicebereiches einzusetzen. In Zusammenarbeit mit der Anwendungstechnik von Rheinzink entwickelte der Architekt hierfür ein passendes Kassettensystem, welches sich aus jeweils drei horizontal angeordneten, enggefügten (mit sogenannter Nullfuge) Steckfalz-Paneelen zusammensetzt. Das Schnittdetail zeigt das Konstruktionsprinzip: Einheiten aus je drei schlanken Steckfalzpaneelen bilden die Kassetten, die ihrerseits in einem gleichmäßigen Raster horizontal und vertikal angeordneter Schattenfugen von 30 mm x 30 mm eingebunden sind. Für Stabilität und Ebenheit wurde eine Metalldicke von 1,00 mm gewählt und die Kassettentiefe auf 25 mm festgelegt. Zur Aussteifung erhielten die Paneele beidseitig Endböden von 24 mm Tiefe, die außerdem verhindern, dass im Fugenbereich die Unterkonstruktion erkennbar ist. Aus dem Rastermaß im Standard von 2000 x 800 mm resultiert eine ausgeglichene Flächengliederung, die insbesondere bei den Bauteilen mit größeren, durchgehenden Fassadenpartien eine geometrisch betonte, filigrane Lineatur bewirkt. Auch hier veranschaulichen die verschiedenen Abbildungen, wie erfolgreich Planungskonzept und Ausführung in die Praxis umgesetzt wurden. Bei Gebäudeecken, Brüstungen und im Bereich von Stürzen und Dachrändern waren natürlich auch Ausgleich- und Passstücke erforderlich, die Kassetten mit Abmessungen unterhalb des Standardmaßes ergaben. Aber auch bei diesen Abweichungen vom Hauptrastermaß wurde so präzise und exakt gefertigt und montiert, dass das harmonische Gesamtbild bis ins Detail erhalten blieb.

Handwerkliches Können und exakte Vorfertigung bestimmen neben sorgfältiger Werkstoffauswahl das Erscheinungsbild bis ins Detail. Das Prinzip dieser Kassettenfassade aus miteinander kombinierten Steckfalzpaneelen wird hier deutlich.

Zur Aufnahme der Kassetten dient eine leichte Unterkonstruktion aus zweiteiligen Aluminium-Z-Profilen. Sie erlaubt den Ausgleich von Toleranzen und ist so ausgelegt, dass temperaturbedingte Längenänderungen problemlos möglich sind und die Fassadenflächen dehnungstechnisch "getrennt" werden. Die erforderliche Wärmedämmung entspricht gültigen Normen sowie den in der WSVO und Energieeinsparverordnung festgelegten Forderungen. Zur direkten Befestigung der Kassetten wurden Nietverbindungen gewählt. Außer den Fassaden wurden auch weitere Bauteile dieses Ensembles in Rheinzink "vorbewittert-pro" ausgeführt. Dazu zählen beispielsweise Fensterbank-Abdeckungen, Laibungen, Sockelbekleidungen und die ästhetisch wirkenden Dachrandblenden. Der Attika-Bereich ist nach dem gleichen Prinzip wie die Paneel-Kombination der Kassettenfelder, aber mit entsprechend schlankeren Profilen ausgeführt. Auch für die Untersichten im Bereich von Dachüberständen kamen diese Paneele zum Einsatz.

Vordachdetail mit bekleideter Untersicht; auch hier wurden schlanke Steckfalzpaneele aus vorbewittertem Rheinzink eingesetzt.

Anspruchsvolle Gestaltung auch an den Gebäudeecken: der Rhythmus der Schattenfugen und saubere Anschlüsse als typische Charakteristika dieser Arbeit.

Die zahlreichen Toröffnungen der mit Paneel-Kassetten bekleideten Fassaden wurden sorgfältig integriert.

Der Übergang von der Fassade zur Attika wurde ausführungstechnisch identisch gelöst.

Schnittdarstellung Rheinzink-Kassettenfassade aus Steckfalzpaneelen mit Attika-Anschluss.

Fazit

Neben den traditionellen Arbeitstechniken des Klempnerhandwerks gewinnen zunehmend weiterentwickelte Methoden für metallische Bekleidungen von Außenwänden und für Metallbedachungen an Bedeutung. Ein interessantes Beispiel für diese Entwicklungstendenz ist die hier vorgestellte neue Auto-Arena in Bochum, ein auch architektonisch bemerkenswertes Bauwerk. Außer seiner Funktion als zeitgemäßes Verkaufs-, Informations- und Service-Zentrum zeichnet sich der Neubau durch unkonventionelle gestalterische Ideen und ein individuelles Fassadenkonzept aus. Das hier angewandte Rheinzink-Kassettensystem überzeugt durch hohe Funktionalität, ein außergewöhnliches Erscheinungsbild und beispielhafte Detailausbildungen.


Objektinformationen:

Bauwerk: Auto-Arena Bochum, Porschestr./Gahlensche Str.

Planung: Architekturbüro Günter Stegemann, Datteln, mit der VW-Händler-Bauberatung, Braunschweig

Fassade: Huke GmbH, Gronau und Ernst Weirich GmbH, Essen

Beratung: Anwendungstechnik der Rheinzink GmbH & Co. KG


Internetinformationen:
www.rheinzink.de


B i l d e r :   Rheinzink/Technischer Pressedienst Plawer


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