IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/2001, Seite 19 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Hamburg


Handwerk investiert in die Ausbildung

Am 13. Juli dieses Jahres haben die Innung Sanitär Heizung Klempner Hamburg und die Dachdecker-Innung Hamburg ihre neuen Lehrwerkstätten für das Klempner- und Dachdeckerhandwerk eingeweiht. Das Datum wurde nicht von ungefähr gewählt: Vor genau 460 Jahren, am 13. Juli 1541, wurde erstmalig das Amt der Leuchtenmacher zu Hamburg urkundlichen erwähnt.

Wilfried Sander, Obermeister der Hamburgerischen SHK-Innung, zur neuen Lehrwerkstatt: "Das Geld ist für die Ausbildung unseres Nachwuchses bestimmt und damit gut angelegt."

Aber das eigentlich Besondere entdeckt der Leser erst in der Konstellation zwischen der SHK-Innung und der Dachdeckerinnung: Nicht nur, dass beide Handwerksvertreter ihre Geschäftsräume auf dem "Barmbeker Markt 19" angesiedelt haben, sie nutzen ab sofort auch ihre Ausbildungsstätten gemeinsam. Eine solche Eintracht dürfte man in Deutschland sicher kein zweites Mal finden, zumal – kein Geheimnis – deutschlandweit gesehen beide Handwerksverbände zu vielen Themen konträre Meinungen vertreten. Nicht aber in Hamburg. Umso mehr darf das freundschaftliche Verhältnis Vorbild für ganz Deutschland sein. Wilfried Sander, Obermeister der Hamburgerischen SHK-Innung, fasste am Eröffnungstag der Lehrwerkstatt zusammen: "Was hier in Hamburg passiert, ist nicht die Normalität im Verbandswesen. Aber Innungen und Verbände dienen ausschließlich den Interessen der Betriebe. Und deshalb ist es egal, ob die Innung SHK oder die Dachdeckerinnung oder beide in Kooperation den Nachwuchs für den Beruf fit machen." Immerhin führten beide Handwerke bis 1936 eine gemeinsame Innung.

Rund 300 Gäste folgten am Vormittag der Einladung und weihten die Ausbildungswerkstatt ein.

Im Oktober 1926 wurde in der Michaelisstraße die erste Lehrwerkstatt des Klempnerhandwerks in Hamburg errichtet. Der Erfolg der Lehrwerkstatt verursachte alsbald ein Problem: Es fehlte an Platz. So erwarb die "Vereinigung der selbstständigen Klempner" im Jahre 1928 das Gebäude am Barmbeker Markt. Der dann 1938 errichtete Neubau fiel dem 2. Weltkrieg zum Opfer, doch schon 1946 konnte der Unterricht in den wieder aufgebauten Lehrräumen aufgenommen werden. 1965 kam eine zweite Lehrwerkstatt am Barmbeker Markt hinzu. Mit der diesjährigen Eröffnung der nunmehr dritten Ausbildungswerkstatt am Barmbeker Markt wird die seit 1985 angemietete Lehrwerkstatt in der Sorbenstraße aufgegeben.

Da die Immobilien am Barmbeker Markt einer Stiftung gehören, die die SHK-Innung vor etlichen Jahren ins Leben gerufen hat, trägt die neue Lehrwerkstatt die Namen der drei Stiftungsgründer: Heinrich August Emil Herbst (1880 – 1971), Heinrich Oswald Ingus Töbs (1890 – 1972) und Hermann Johann Heinrich Holst (1902 – 1978).

Rundgang durch die neue Lehrwerkstatt.

Sander nutzte bei der Feierstunde die Gelegenheit, massive Kritik an öffentliche Auftraggeber zu üben. "Die jahrelange Ordnung am Bau wird systematisch zerschlagen. Denn Baubehörden und Bauämter werden personell so ausgehöhlt, dass man staatliches Know-how vergebens sucht und nun auf Gedeih und Verderb den Generalunternehmern ausgeliefert ist." Und obwohl die Monteure seit Jahren Lohnverzicht üben müssten, gingen Betriebe reihenweise in die Insolvenz. Leider würden erst bei einer Betriebsgröße wie Philipp Holzmann die Gesetze der Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt. Die Folgen seien unübersehbar: Existenzverlust, Fachkräfte werden arbeitslos, Ausbildungsplätze für Jugendliche sind Mangelware. Besonders positiv sind daher die Aktivitäten der Hamburger SHK-Innung zu bewerten.


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