IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2001, Seite 18 f


VERBÄNDE AKTUELL 


Bayern/Baden-Württemberg


Fachtagung

Zukunft der Haustechnik im Niedrigenergiehaus

Ganz im Zeichen der am 7. März 2001 vom Bundeskabinett verabschiedeten neuen Energieeinsparverordnung stand die Fachtagung "Zukunft der Haustechnik im Niedrigenergiehaus", die am 27. April gemeinsam von den SHK-Fachverbänden Bayern und Baden-Württemberg in Neu-Ulm durchgeführt wurde. Über 300 Teilnehmer fanden den Weg in das Edwin-Scharff-Haus, um mit den renommierten Referenten die Auswirkungen der Verordnung zu diskutieren. Die Moderation lag in den bewährten Händen von Prof. Dr. Helmut Burger.

Im Anschluss an die Begrüßung durch Gerhard Lutz (stv. Landesinnungsmeister Fachverband SHK Baden-Württemberg) erläuterte Ministerialrat Dr. Glockner von der Koordinierungsstelle Klimaschutz und Energie, Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, in seinem Referat "Energiesparendes Bauen und Sanieren - Entscheidende Handlungsfelder des Klimaschutzes" die politischen Vorstellungen. Dr. Glockner verwies dabei auch auf den insgesamt eher kleinen Beitrag, den Deutschland im internationalen Zusammenspiel zu leisten vermag. Deutschland, so Dr. Glockner, stehe mit einem jährlichen pro Kopf Ausstoß von ca. 11 t CO2 gut da, in Bayern und Baden-Württemberg seien es gar nur ca. 7,5 t CO2.

Zum "Verständnis der Energieeinsparverordnung und deren Auswirkungen auf die Haus- und Bautechnik" referierte Moderator Prof. Dr. Burger (Viessmann Werke). Noch vorhandene Widersprüche drehen sich demnach vor allem um die Umrechnungsfaktoren, die den Primärenergiebedarf errechnen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen. In einigen Bundesländern stößt die EnEV daher z.T. auf formalrechtliche Bedenken, neben Einwänden die den Vollzug betreffen. Prof. Dr. Burger hält eine schnelle Umsetzung der Verordnung vor dem Hintergrund steigender Energiepreise für erforderlich. So plädierte er - auch anhand von praktischen Beispielen - für eine integrale energetische Planung von Bauphysik und Anlagentechnik im Niedrigenergiehaus und in der Sanierung. Für das SHK-Handwerk ergebe sich dabei durch die Fachkompetenz die Chance zum Wandel: Vom Blau- zum Weißkittel. Vor allem in der Vielfalt innovativer Energiesparsysteme liege die Chance der Anlagentechnik zur effizienten Bereitstellung von Nutzwärme.

Dass die Hersteller speziell bei der Entwicklung der Anlagen- und Wärmeerzeugertechnik nicht ruhen, machte Prof. Dr. Burger in seinem späteren Vortrag "Einführung in die Systemtechnik für energiesparende Gebäude - Öl-Brennwerttechnik" deutlich.

Energiesparmaßnahmen bei Altbauten

Für Dr. Wolfgang Feist, Passivhaus Institut Darmstadt, liegt in der Modernisierung des Gebäudebestandes der Schlüssel für den Umweltschutz. Die wichtigsten Maßnahmen zur Einsparung von Heizwärme sieht er in:

Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigten, dass letztendlich nur ein Bündel von Maßnahmen zum Ziel führt, bei denen eine Lüftungsanlage nicht nur der Energieeinsparung diene, sondern auch Bauschäden vorbeuge und die Wohnqualität verbessere. Andererseits ist es lt. Dr. Feist sinnvoller, wenige Sanierungsmaßnamen richtig, d.h. entsprechend dem aktuellen Stand der Technik, durchzuführen, als mehrere nur halbherzig.

Dr. Feist zeigte anhand von Beispielen aus der Praxis, wie selbst die Modernisierung eines 150 Jahre alten Fachwerkhauses zum Niedrigenergiehaus erfolgreich durchgeführt werden kann.

Einen zweiten Schwerpunkt legte Dr. Feist in seinem Referat auf die "Auswirkungen des Nutzerverhaltens". Der Vergleich mehrerer Wohnsiedlungen lieferte dem Referenten die Ergebnisse für sein Resumee. Demnach bestätigen sich die rechnerischen Energieeinsparungen auch in der Praxis. Allerdings, so Dr. Feist, sind wegen der durch das Nutzerverhalten verursachten Schwankungen vergleichende Untersuchungen über den Energieverbrauch bei unterschiedlichen Bauweisen und Techniken nur in hinreichend großen Grundgesamtheiten möglich.

Renommierte Referenten aus Industrie, SHK-Fachhandwerk und Politik...

...diskutierten mit über 300 Tagungsteilnehmern rund um's Niedrigenergiehaus und die neue EnEV.

Kontrollierte Wohnungslüftung / Wärmepumpen / Sonnenenergie

Nachdem der Vormittag überwiegend den Anforderungen und Möglichkeiten der EnEV gewidmet war, stand nach der für Referenten wie Zuhörer erholsamen Mittagspause überwiegend Technik auf dem Programm.

So beschäftigte sich Manfred Asmuth (Viessmann) mit der Kontrollierten Wohnungslüftung sowie der Dichtheitsprüfung von Gebäuden. Die Vorteile von Wohnungslüftungssystemen fasste Asmuth wie folgt zusammen:

Anschließend erläuterte er den Blower-door-Test zum Nachweis der Dichtheit des gesamten Gebäudes.

Die nachfolgenden Beiträge über

machten deutlich, welch umfassende technische Möglichkeiten für die Anlagentechnik im Niedrigenergiehaus zur Verfügung stehen.

Und diese geballte Ladung an Verordnungs- und Technikwissen rückte die morgendlichen Ausführungen Prof. Dr. Burger's für eine integrale energetische Planung von Bauphysik und Anlagentechnik im Niedrigenergiehaus ins rechte Licht.

Und auch dazu fehlte es nicht an einem Praxisbeispiel, wie Dipl.-Ing. Franz Popp, Abteilung Umwelt und Stadtplanung Ulm, in Referat und Natur zeigen konnte. Bereits im Jahr 1993 wurde in Ulm der Niedrigenergiehausstandard für Wohngebäude auf städtischen Grundstücken flächendeckend festgesetzt.

So entstand schließlich die Passivhaussiedlung "Im Sonnenfeld", die zum 1. Juni 2000 fertiggestellt wurde. Insgesamt wurden dort 104 Doppel- und Reihenhäuser mit einer Energiebezugsfläche von 14400 m2 im Passivhausstandard gebaut - mit unterschiedlichsten Konzepten zur Restwärme und Warmwasserbereitung.

Im Zuge des Zertifizierungsverfahrens wurde ein durchschnittlicher Heizwärmebedarf von 13,2 kWh/(m2a) ermittelt. Dank der lückenlosen Qualitätssicherung von der Planung bis zur Zertifizierung der Gebäude auch noch zu marktgängigen Preisen zwischen 3600 und 4400 DM/m2 Wohnfläche.

In seinem Schlusswort zeigte sich Werner Obermeier, Landesinnungsmeister Fachverband SHK Bayern und ZVSHK-Vizepräsident) mit der Tagung sehr zufrieden. Obermeier wies darauf hin, dass durch die Veranstaltung gezeigt wurde, das die SHK-Betriebe mit ihren Innungen und Fachverbänden bereit sind sich den aktuellen und zukünftigen Anforderungen zu stellen und einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.


Termin

21./22. Juni Verbandstag 2001 in Bamberg. Die Tagung findet in der Konzert- und Kongresshalle sowie im Hotel Residenzschlösschen statt.


Richtfest an der Pfälzer Wald Straße

Nun ist es endlich soweit: Für den Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Mitte März dieses Jahres konnte der Verband in der Pfälzer-Wald-Straße 32 Richtfest feiern.

Etwa 50 Gäste waren zum Aufziehen des Richtkranzes gekommen und konnten sich selbst ein Bild über den Baufortschritt machen. LIM Werner Obermeier, stv. LIM Erich Schulz und HGF Dr. Wolfgang Schwarz waren erfreut diesen Bauabschnitt mit dem "Richtspruch" abzuschließen.

Jetzt heißt es zuzupacken und das Werk zu beenden, wenngleich für den SHK'ler und die anderen Ausbaugewerke jetzt erst die entscheidenden Installationen erfolgen. Der viergeschossige Neubau des Büro- und Gewerbegebäudes mit Tiefgarage setzt Zeichen für die Verbandsarbeit. Tagungen, Schulungen und Fortbildungsmaßnahmen können demnächst im eigenen Haus durchgeführt werden.

Der Fachverband rechnet bis im Herbst 2001 mit der Fertigstellung und einem zünftigen Einweihungsfest.

Der Rohbau steht: Richtfest in der Pfälzer-Wald-Straße.


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