IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 06/2001, Seite 20 ff.
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Zentralverband
Kurz und bündig
SmartHouse: Die Zukunft hat begonnen
Auf der ISH in Frankfurt (27. - 31. März) in Halle 5.0, Stand-Nr. B 98, wird der ZVSHK mit dem SmartHouse eine neue Dimension des Wohnens zeigen und in diesem Zusammenhang demonstrieren, welche Aufgaben dabei auf das SHK-Fachhandwerk zukommen und wie ein Arbeitsplatz der Zukunft aussehen könnte.
Das SmartHouse ist ein nahezu reales Gebäude, ausgestattet mit innovativer, kommunikationsfähig vernetzter und intelligenter Gebäudetechnik. Es wird vorgeführt, wie sich vom Arbeitsplatz oder Urlaubsort per PC oder Handy die Heizungsanlage checken und bedienen lässt. Störungen an technischen Anlagen, Leckagen an wasserführenden Leitungen oder Rauchentwicklung werden dem Nutzer oder dem vom Bauherrn autorisierten SHK-Betrieb automatisch gemeldet. Maßnahmen, die daraufhin unmittelbar eingeleitet werden, können ein großes Ausmaß an Schäden zumindest mindern, wenn nicht gar vereiteln.
Auch Überraschungen bei der Brennstoffversorgung oder der Energiekostenabrechnung gehören der Vergangenheit an. Die permanente Überwachung des Lagerbestandes an Brennstoff sowie des Energieverbrauchs versetzen den Nutzer in die Lage, bewusst und ökonomisch mit Ressourcen umzugehen.
Busfähige Sanitärarmaturen steigern den Komfort in Bad und Wellnesszone, indem sie sich auf die individuellen Nutzergewohnheiten programmieren und dann per Handy oder per Impuls im Haus in Szene setzen lassen. Waschtisch und WC fahren beim Betreten des Bades auf körpergerechte Höhen. Die Sprachansteuerung solcher Funktionen ist für erste Produkte vorbereitet. Der Waschtisch wird also "sprechen lernen". Zahlreiche weitere "smarte" Technologien, von der Zentralstaubsauganlage bis hin zur Erdgastankstelle in der eigenen Garage, werden den Messebesuchern demonstriert.
Überwiegend handelt es sich bei den einzelnen Modulen bereits um marktfähige Produkte und Anlagen. Insoweit führt das SmartHouse vor Augen, was die Technik heute schon bietet. Was aber ist nun das eigentlich Neue am SmartHouse? Antwort: Diese Produkte der Haus- und Gebäudetechnik arbeiten nun nicht mehr als Insellösungen, sondern sind in einem System vernetzt. Dies lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Während bislang ein herkömmlicher Wärmeerzeuger ausschließlich komfortabel geregelte Wärme bereitstellte, ist der Heizkessel eines "intelligenten Hauses" mit dem Datennetz verbunden. Die Daten werden dort koordiniert und mittels eines Daten-Bus-Prozessors an die betreffenden Stellen im Haus transportiert. Damit wird es möglich, alle Arten von Informationen über Betrieb oder Störung zum und vom Wärmeerzeuger zu senden. Daraus ergeben sich energetisch sinnvolle Verknüpfungsmöglichkeiten unter den Einzelprodukten. Erweiterte Möglichkeiten zur Optimierungs- und Energieeinsparung werden eröffnet.
Durch ein Gateway wird das Gebäude in die Lage versetzt, die hausinterne Kommunikation ins Internet zu stellen. Damit kein Missbrauch stattfinden kann, wird die Kommunikation im Web über eine Diensteplattform abgewickelt, die nicht nur für die Weiterleitung der Nachrichten und Daten sorgt, sondern auch die Autorisierung des Nutzers durch Passwortschutz oder ähnliche Vorkehrungen sicherstellt. Solche Diensteplattformen (Webserver) befinden sich derzeit in der Aufbauphase, können aber bereits dargestellt werden.
Bevor das SmartHouse auf der ISH in Halle 5.0 zu sehen ist, können Sie zu einem virtuellen Rundgang starten: Die Internet-Seiten www.shk-smarthouse.de machen es möglich. |
Weniger Hand-, mehr Kopfarbeit
In der SmartHouse-Demonstration wird deutlich, dass sich die Arbeit des SHK-Fachhandwerkers langsam aber stetig wandeln wird. Die Möglichkeiten der Fernüberwachung und Fernbedienung haustechnischer Anlagen wird manchen Vor-Ort-Termin von heute überflüssig machen. Der Service rund um den optimalen Betrieb einer haustechnischen Anlage wird zukünftig im Vordergrund stehen und vom SHK-Fachmann "aus einer Hand" angeboten, weil die entsprechende Dienstleistungskompetenz erworben wurde. Diese (gar nicht mehr) neuen Wege der Kundenbetreuung und damit der Kundenbindung sind eine Chance für das SHK-Handwerk. Es geht darum, diese Chance zu nutzen, bevor Branchenfremde es tun. Die Besucher des SmartHouse werden eine bunte Sammlung an Eindrücken mitnehmen können.
Weniger ist mehr: Über Nennweiten und Spülmengen
Das 3. Sanitärtechnische Symposium der Fachhochschule Münster, das in Zusammenarbeit mit dem ZVSHK durchgeführt wurde, befasste sich am 1. Februar vor allem mit der Entwässerungstechnik für wassersparende Klosettanlagen. Rund 200 Fachleute aus Planungsbüros und dem SHK-Fachhandwerk konnten sich über neue Techniken und Rahmenbedingungen informieren.
Die Selbstreinigung von Gebäude- und Grundstücksentwässerungsleitungen muss durch entsprechende Planung gemäß DIN 1986 sichergestellt sein. Es droht jedoch Gefahr: Die Reduzierung des Mindestgefälles nach DIN EN 12056 sowie der zunehmende Einsatz von wassersparenden Sanitäreinrichtungen erschweren nämlich die Bemühungen um eine Selbstreinigung im laufenden Betrieb. Vor allem der verstärkte Einsatz wassersparender Sanitäreinrichtungen und das Reduzieren von Klosettspülungen von 9 Liter auf nur noch 4,5 Liter machen es schwierig oder sogar unmöglich, die gestellten Anforderungen zu erfüllen.
Dem Endverbraucher sind dabei wichtige Zusammenhänge zwischen Spülmenge und Rohrnetz nicht präsent, sodass manch ein Spülkasten mit stark reduziertem Wasserinhalt nachgerüstet wird, um dann über kurz oder lang im Abwassersystem Probleme zu bereiten - für den Stördienst eine alltägliche Erkenntnis.
Apropos Störfall: Ist es eigentlich ausreichend, wenn man nach einer Reparatur am Abwassersystem Fäkalien nicht allzu gründlich beseitigt, dafür aber Fliesen und Sanitär-Einrichtung mit Desinfektionsmittel einsprüht? Hygiene-Experte Prof. Dr. Dirk Schoenen (Uni Bonn), der zuvor einen Beitrag über die Fäkalienentsorgung im Laufe der Jahrhunderte geliefert hatte: "Eine solche Art der Säuberung hilft nur einem - dem Hersteller des Desinfektionsmittels!" Die in den Fäkalien allgegenwärtigen Kolibakterien müssten mit reichlich Wasser weggewischt und die Flächen danach getrocknet werden, sonst sei es ein leichtes, z.B. für Typhus oder Hepatitis, sich via Hand und Mund auf den menschlichen Körper zu übertragen.
Rund 200 Teilnehmer kamen am 1. Februar zum 3. Sanitärtechnischen Symposium nach Burgsteinfurt, um sich aus erster Hand unter anderem über Rohrnetzdimensionierung und Normung zu informieren. |
Forschungsarbeit
Kleine Spülmengen werfen in alten Rohrnetzen offensichtlich Probleme auf, doch sollen sie zukünftig in neuen Systemen etabliert werden. So sieht es das vereinte Europa vor. Hier seien die Weichen richtig zu stellen, erklärten Prof. Bernd Rickmann (FH Münster) und Franz-Josef Heinrichs (ZVSHK), die maßgeblich an der Festlegung dieser Normen auf europäischer Ebene mitwirken. Im Zuge der Harmonisierung der europäischen Normen gelte es, sehr unterschiedliche Ansätze bei der Entwässerung unter einen Hut zu bringen. Dafür bedürfe es wissenschaftlich fundierter Aussagen - ein Gebiet, das der Fachbereich Versorgungstechnik der FH Münster schon seit einiger Zeit federführend bearbeitet. Seit längerem beschäftigt man sich in Burgsteinfurt mit Strömungsbedingungen im Abwassernetz und arbeitet an gesicherten Erkenntnissen, um reduzierte Spülmengen durch verringerte Rohrnennweiten zu kompensieren. Auf Initiative des ZVSHK wurde mit Beteiligung von zehn Industrieunternehmen an der FH Münster eine experimentelle Untersuchung für die Selbstreinigungsfähigkeit von Entwässerungsleitungen mit wassersparenden Klosettanlagen durchgeführt.
Prof. Dr. Franz-Peter Schmickler zu dieser Forschungsarbeit: "Wir haben in aufwändigen Prüfverfahren die optimale Relation dieser verschiedenen Variablen ermittelt. Je nach Rohrgröße und -gefälle lässt sich genau bestimmen, welche Wassermenge erforderlich ist, um Fäkalien störungsfrei fortzuspülen." Bereits im Herbst 1999 veröffentlichte die FH Münster gesicherte Erkenntnisse, die sich auf die Nennweite 100 bezogen, deren Rohrsohle mit einem Gefälle von 1 cm pro Meter installiert wurde. Daraus ergibt sich:
- Hatten sich mangels ausreichender Spülmenge Prüfkörper in der Leitung abgelagert, waren weitere Spülmengen, die weniger als 9 Liter betrugen, nicht mehr in der Lage, für ein Fortspülen der Prüfkörper zu sorgen. Damit leisten weitere Spülmengen aus Handwaschbecken, Haushaltsgeräten oder Duschen keinen wirksamen Beitrag zur Selbstreini-gungsfähigkeit einer 100er-Leitung - einzig: die Wannenentleerung sorgt für eine wirksame Ausspülung.
- Während die 9-Liter-Spülung einwandfreie Ergebnisse brachte und die Spülung mit 6 Litern bereits Probleme erkennen ließ, so zeigten sich deutliche Mängel bei einer Wasserspülmenge von 4,5 Litern. Je nach Anordnung der Prüfkörper in der Rohrsohle erfolgte die Ausspülung entweder noch spontan oder überhaupt nicht mehr.
Erkenntnisse im Umgang mit weiteren Nennweiten konnten Ende 2000 veröffentlicht werden. Daraus lässt sich folgendes festhalten:
- Wird eine Spülmenge von 4,5 Litern durch einen Querschnitt von DN 80 gefördert, ergibt sich ein deutlich höherer Füllgrad gegenüber einem 100er-Rohr. Teilweise wird ein Aufschwemmen der Füllkörper erreicht und der Weitertransport zumindest dadurch gesichert, weil sich genügend Stauwasser bildet. Zumindest für den Neubau von Ein- und Zwei-familienhäusern kann somit DN 80 in Verbindung mit 4,5-Liter-Spülungen vorgesehen werden. Bei Alt-Anlagen und langen Strängen muss auf ein entsprechend wirksames Gefälle geachtet werden.
- Bei einer Nennweite DN 70 erreicht die 4,5-Liter-Spülung einen Füllstand von 75% oder höher, sodass Freiräume für eine Luftströmung nicht ausreichend gegeben sind, sogar ein deutlicher Trend zur Verstopfung zeichnet sich ab. Eine günstige Konstellation ergibt sich hier also nicht.
Weitere Untersuchungen werden in Burgsteinfurt folgen, um zu Nennweiten zu kommen, die bauseits einen guten Kompromiss darstellen und die sich zudem noch europaweit vermarkten lassen. Unwidersprochen wurde in Burgsteinfurt auch eine neue Faustregel formuliert, die im Ein- oder Zweifamilienhaus durch zwei Nennweiten (DN 50 und DN 80) eine vereinfachte Installation mit nur wenigen Bauteilen ermöglicht. Erst ab einem 3-Familienhaus hätten eingehende Berechnungen zu erfolgen.
Experten in Sachen Sanitärtechnik (v.l.): Prof. Dr. Franz-Peter Schmickler und Prof. Bernd Rickmann erforschen seit Jahren an der Fachhochschule Münster auch die Zusammenhänge von Rohrnetzbeschaffenheit und Spülmengen. |
Alfred Horn von Saint-Gobain HES: "In den Nennweiten zwischen 60 und 80 mm haben wir es derzeit in Europa mit fünf verschiedenen Abmessungen zu tun und zu jeder Nennweite werden bis zu 36 Formstücke bereitgehalten. Daran wird deutlich, welche Verbesserung eine europaweite Neuregelung bringen könnte." Eine veränderte Nennweitenreihe könne verschiedene Vorteile bringen. Die Produktion ließe sich rationalisieren, wenn lediglich DN 80 verfügbar wäre, statt DN 75 und 79 sowie 90 weiter anbieten zu müssen. Dem Handel würde mit einer neuen DN 80 bei Verzicht auf DN 70 keine zusätzliche Lagerhaltung beschert und die Fachunternehmer könnten durch kleinere Nennweiten als DN 100 kostengünstigere Installationen anbieten. Zudem ergebe sich beim Einfamilienhaus eine Platzersparnis in der Schacht- und Schlitz-Installation durch die handlicheren Nennweiten von DN 50 sowie DN 80. Auf dem Weg dahin sei allerdings mit einer längeren Übergangsfrist zu rechnen, so Horn, in der die Installateure für den Reparaturfall Übergangsstücke von alten zu neuen Nennweiten bereithalten müssten.
Normen-Dschungel
Für den SHK-Fachmann war bisher die DIN 1986 maßgebend, um ein Abwassersystem fachgerecht zu erstellen. Doch im Zuge der europäischen Harmonierung wird sich mit neuen Vorgaben bei den jetzt gültigen Vorschriften einiges ändern. Franz-Josef Heinrichs, Referent für Sanitärtechnik beim ZVSHK, wies den Weg durch den Dschungel alter und neuer Richtlinien und wusste auch die eine oder andere Faustregel zu formulieren. So lässt sich derzeit weiterhin fachgerecht arbeiten, wenn die DIN 1986 mit den Teilen 1 und 2 zu Grunde gelegt wird.
Als Alternative dazu zeichnet sich ab, in Zukunft die neue DIN EN 12 056 mit den Teilen 1 bis 5 zu Grunde zu legen, die allerdings noch durch eine Restnorm der DIN 1986-100 komplettiert wird, um dem gehobenen Stand der Technik hierzulande gerecht zu werden. Hierbei von Verschlimmbesserung zu reden, ist natürlich nicht ganz abwegig, doch bei allem Wirrwarr gibt es auch Erfolge zu vermelden: So thematisiert die neue DIN EN 12 056 beispielsweise im Teil 4 das Kapitel Abwasserhebeanlagen und sieht vor, dass Inbetriebnahme, Wartung und Inspektion vollständig integriert sind. Das ist bei weitem besser als vorher.
Franz-Josef Heinrichs, Referent für Sanitärtechnik im ZVSHK, gab einen Überblick zu den derzeit gültigen und zukünftigen Entwässerungs-Normen. |
Fazit
Die altbewährte DIN 1986 wird im Zuge der Europäischen Normung von der DIN EN 12056 abgelöst. Welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben, war ebenso Thema auf dem 3. Sanitärtechnischen Symposium wie die Prüfstandsuntersuchungen mit reduzierten Nennweiten und Spülmengen bei Klosettanlagen. Weniger ist mehr: Erkenntnisse über reduzierte Nennweiten bei kleinen und großen Spülmengen werden Einfluss haben auf die zukünftige Normungsarbeit rund um Bemessung und Verlegung von Abwasseranlagen. 200 Teilnehmer nutzten die obendrein kostenlose Chance, sich einen halben Tag lang aus erster Hand zu informieren.
ZVSHK-Termine-Daten-Informationen | |
Datum | Veranstaltung |
27. - 31. März 2001 | ISH, Frankfurt/Main |
26./27. April 2001 | Gemeinschaftstagung Abwassertechnische Vereinigung/ZVSHK, Nürnberg |
31. Januar/1. Februar 2002 | Deutscher Klempnertag, Würzburg |
31. Januar 2002 | Architekturpreis 2002 für Metalldächer und -fassaden, Würzburg |
14. - 18. April 2002 | light & building - Intern. Fachmesse für Gebäudetechnik, Frankfurt/Main |
22. - 25. Mai 2002 | World Plumbing Conference, Estrel Convention Center Berlin |
ZVSHK Direkt:
Telefon: 02241/9299-0
Telefax: 02241/21351
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Internet: http://www.Zentralverband-SHK.de
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