IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 06/2001, Seite 15 ff.
IKZ-HAUSTECHNIK-FORUM
Wie gut tut das Bad?
PROFIS IN KLAUSUR
Das Umfeld könnte stimulierender kaum sein: Wellness boomt. Bereits 1999 erreichte das gesamte Marktvolumen in Deutschland etwa 70 Milliarden DM. Es umfasst allerdings einen derart breiten Produktbogen, dass der Globalisierungbegriff fast eine neue Dimension erhält. Vom Sektor Fitness/Sport/Bäder über Gesundheitsurlaube bzw. Kuren und Massagen bis zu Literatur, Kosmetika und Müsli-Riegeln - der große Kuchen wird mit fast unzähligen "Zutaten" gebacken. Sei's drum: Die Tendenz ist weiter kräftig steigend. So erwartet das Frankfurter Forschungsinstitut Wefa bis 2003 ein Marktwachstum auf rund 86 Mrd. DM.
Entspannte Devise: Wer (nachher) konzentriert über Wellness redet, sollte sich (vorher) auch selbst wohlfühlen. |
4,8 Millionen Bundesbürger buchten bereits 1999 einen Sport- und/oder Gesundheitsurlaub. Für die nächsten drei Jahre gehen die Prognosen sogar von neun Millionen aus. Vom "Mega-Trend" profitieren nicht zuletzt die Fitness-Studios. Seit 1997 kletterte die Zahl von 5700 auf circa 6100 im Jahre 1999. Im gleichen Zeitraum registrierten sie einen Mitglieder- bzw. Besucherzuwachs von 3,6 auf 4,3 Millionen Personen sowie einen Umsatzsprung von 3,6 auf 4,5 Mrd. DM. Im Klartext: Jährlich ergab das einen "Pro-Kopf-Verbrauch" von gut 1000 DM. Die aktive deutsche Fitness-Gemeinde macht damit 5,3% der Gesamtbevölkerung aus. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt bei 4,5%; in den USA bereits bei 10%. Nach Schätzungen des deutschen Sportstudio-Verbandes (DSSV) tummeln sich 2005 rund sechs Millionen Fitness-Fans in mehr als 7000 Studios.
»Die meisten Menschen werden heute deshalb krank, weil sie zu viel essen und sich zu wenig bewegen.«
Prof. Dr. med. Klaus Michael Braumann
Trend zum Heimspiel
Darüber hinaus trainieren heute schon 17,4 Millionen Deutsche im häuslichen "Fitness-Center". Diese Neigung macht sich ebenfalls im Wellnessbereich bemerkbar, denn auch hier streben immer mehr Menschen danach, sich in den eigenen vier Wänden zu entspannen. Stichworte: Cocooning (Rückzug in den Privatbereich) und Convenience (mehr Bequemlichkeit).
Eindrucksvolle Zahlen kommen auch aus der "Saunaabteilung". Etwa 23 Millionen Deutsche nutzen sie momentan als Entspannungsmöglichkeit und Fitmacher. Dazu stehen ihnen weit über 5000 kommunale bzw. privatwirtschaftliche Einrichtungen, etwa 5500 Anlagen in Hotels und Pensionen, ungefähr 4700 Saunen in Fitness-Studios sowie rund 200 umfassende Angebote in großen Freizeit- und Erlebnisbädern zur Verfügung. Nicht zu vergessen auch hier die privaten Investitionen im eigenen Heim: Branchenangaben zufolge sind dort bisher circa eine Million Saunakabinen eingebaut.
Workshop-gerecht: Das Praxis-Forum erledigte seinen Arbeitsauftrag ebenso diszipliniert wie engagiert. Die Teilnehmer von vorne links: Wolfgang Göck, Peter Fröhlich, Klaus Treiber (alle Duscholux), Theo Pütz (Kettler GmbH), Moderator Frank Linnig, Günther Klauke (IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion), Prof. Dr. med. Klaus Michael Braumann (Universität Hamburg), Thomas Feldmeier (Richter + Frenzel), Andreas Esch (Walter Flach GmbH), Detlef Ramisch (Wiedemann KG) und Mario Fleck (Michael Kadlec GmbH). Nicht im Bild, weil für die Momentaufnahme zuständig: Volkmar Runte (IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion). |
Exklusiv und intensiv
Was heißt das alles für die Sanitärbranche? Wo und wie stellt sie sich auf, um an der sprudelnden Fitness- und Wellness-Konjunktur ebenso angemessen wie dauerhaft zu partizipieren? Wie schafft sie es, ihre unbestrittene Kompetenz dem Verbraucher so zu vermitteln, dass er sie an- und letztlich auch übernimmt? Wo ist ihr klares (Differenzierungs-)Profil gegenüber der ehrgeizigen und zugleich äußerst vielschichtigen "Wellness-Konkurrenz"? Möglichst konkrete Antworten darauf (und weitere Fragen) sollte eine gezielte Initiative geben, mit der sich die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK und der Markenproduzent Duscholux um mehr Transparenz und umsetzbare Perspektiven bemühten. Beides scheint im Übrigen nötiger denn je zu sein. Deshalb trafen sich auf Einladung des "Projektteams" elf Experten unterschiedlicher "Fakultäten" zu einem eintägigen Workshop. Welche Einzelthemen die Runde unter dem Titel "Fitness und Wellness: Wie gut tut das Bad?" intensiv diskutierte, listet der separate Kasten auf.
Kompetenzsortiment: Zwei Duscholux-Beispiele bestätigen, dass die Sanitärbranche. . . |
Messlatte "Wohlbefinden"
Mit diesem (Einführungs-)Beitrag beginnt die journalistische Nachlese, die in den Heften 8 und 9/2001 detailliert fortgesetzt wird. Die erste Kernbotschaft lautet: Wenn die Bad-Profis bei ihrer Suche nach bleibenden Kompetenzfeldern im Fitness- und Wellness-Segment erfolgreich sein wollen, müssen sie auch oder gerade in puncto "Gesundheitsberatung" voll auf der Höhe sein.
»Die Wellnessbewegung beginnt jetzt erst.«
Prof. Dr. med. Klaus Michael Braumann
Prof. Dr. med. Klaus Michael Braumann gab dafür diese Kurzformel aus: "Wellness ist ein Zustand psycho-physischen Wohlbefindens." Früher, so der Sportmediziner von der Universität Hamburg, wurden die Menschen krank, weil sie zu wenig zu essen und zu viel zu arbeiten hatten. Heute sei das im Prinzip umgekehrt: zu üppige Ernährung und zu wenig Bewegung. Auch die Medizin habe lange gebraucht, um den "notwendigen Paradigmawechsel" zu vollziehen. Sie begreife nur "ganz allmählich", dass Bewegung etwas wichtiges sei.
. . . über die nötige Wellness-Hardware verfügt, damit die Verbraucher erkennen, wie gut ihnen das Bad wirklich tut. |
Erst am Anfang
Braumann: "Es gibt praktisch keine Krankheit, die nicht durch Bewegung zu behandeln ist. Immer mehr Menschen streben deshalb eine Änderung des Lifestyles an." Aber: "Bewegung bedeutet natürlich auch, sich hinterher zu regenerieren. Nach der Belastung also die Entlastung." Dazu gehöre auch die Bad(e)kultur in jeglicher Form.
Insgesamt stehe die so definierte neue "Selbstbesinnung" aber erst am Anfang. Der Mediziner zum Abschluss der Auftaktrunde: "Wir können uns gar nicht vorstellen, wie sich das in den nächsten 15 bis 20 Jahren entwickeln wird." Blendende Wohlfühl-Zeiten für die Badspezialisten? Wenn sie die richtigen Konsequenzen ziehen, durchaus. Eine heißt eben: Qualifizierung zum "Gesundheitsberater".
Fitness und Wellness: Wie gut tut das Bad?
- Fitness und Wellness sind als (vermeintlicher) "Mega-Trend" in aller Munde. Aber was verbirgt sich wirklich dahinter: eine ernsthafte, seriöse und langfristige Bewegung oder ein modischer, von findigen Geschäftemachern missbrauchter Etikettenschwindel?
- Zumindest die Sanitärbranche sieht das Bad gerne als ganzheitliches Zentrum für Fitness und Wellness. Stimmt das? Halten "Whirlpool, Dampfdusche & Co." z.B. einer kritischen Prüfung durch die (Sport-)Medizin stand?
- Profi-Domäne, Kompetenzvorsprung, höherwertiger Verkauf - Markenindustrie, Sanitär-Fachgroßhandel und Sanitär-Fachhandwerk erhoffen sich vom Fitness- und Wellnessboom wieder bessere Zeiten. Doch ist er im Bad wirklich ein Selbstläufer? Oder tritt er nur dann ein, wenn völlig neue Wege bei Vermarktung, Präsentation, Beratung und Ausführung beschritten werden?
- Das moderne Bad soll Erlebnis-, Spaß-, Kommunikations-, Gesundheits- und Funktionsort in einem sein. Das klingt nach Quadratur des Kreises. Und nach sanitären Universalgenies, die es in der Praxis gar nicht gibt?
- Branchentransfer: Wie hat sich die Sportgeräte-Industrie auf den Fitness- und Wellnesstrend, gerade auch im privaten Bereich, eingestellt? Gibt es Parallelen und verwertbare (Kooperations-)Ansätze für die Sanitärwirtschaft?
- Beobachter, Informant, Kommentator oder (nüchterner) Berichterstatter: In welcher Rolle sieht sich die Fachpresse bei der Gesamtthematik? Und: Was erwarten ihre Leser von ihr?
B i l d e r : IKZ-HAUSTECHNIK - Duscholux
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