IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 06/2001, Seite 3


EDITORIAL


Die neuen Wohltäter

Jeder zweite Deutsche entspannt sich gerne im Bad. Dieses Resultat einer fast noch "druckfrischen", von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) georderten Repräsentativumfrage des Forsa-Institutes macht Mut. Signalisiert es doch, wo die Bundesbürger ihr gestiegenes Wellness-Bewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes (auch) ausleben wollen.

Ob und wie die Badbranche das für's eigene Geschäft nutzen kann, bestimmt sie weitgehend selbst. Wenn sie ihre zweifellos vorhandenen Kompetenzkarten überzeugend ausspielt, hat sie gute Chancen, an dem sicher größer werdenden Wachstumskuchen angemessen zu partizipieren. Wenn sie jedoch glaubt, das Wellness-Etikett auf alles Mögliche kleben zu müssen und sich davon automatische Verkaufserfolge verspricht, ist ihr Profi-Nimbus bald keinen Pfifferling mehr wert. Ansätze dazu gibt es leider bereits, wie u.a. im November letzten Jahres während der "shk Hamburg" zu beobachten war. Es steht zu befürchten, dass sich derartige "Verrenkungen" zur "ISH 2001" noch verstärken. Übrigens zählt es auch oder gerade zu den wichtigen Jobs der Fachpresse, hier früh genug warnend den Finger zu heben.

Konkrete Daten zur Höhe des Badanteils bei dem gegenwärtig auf 70 bis 80 Mrd. DM geschätzten Gesamtvolumen des Wellnessmarktes in Deutschland liegen noch nicht vor. Wünschenswert wären deshalb - etwa auf VDS-Ebene - ebenso seriöse wie fundierte Erhebungen, damit das Profi-Trio wirklich weiß, wo es im Moment steht.

Zu den wesentlichen und im Prinzip erfreulichen Erkenntnissen des gemeinsam von "IKZ-HAUSTECHNIK" und Duscholux veranstalteten, in diesem Heft sowie in den Ausgaben 8 und 9/2001 ausgewerteten Fach-Workshops zum Thema "Fitness und Wellness" gehörte die von der medizinischen Seite vertretene Auffassung, dass diese Bewegung erst am Anfang ist. Das Bewusstsein der Deutschen, sich selbst etwas Gutes zu tun, setzt sich danach - anders als z.B. in südeuropäischen Ländern - nur langsam durch. Und: Das Bad als der eigentlich prädestinierteste Wellness-Raum in der Wohnung wird dabei de facto trotz der jüngsten Forsa-Studie nach wie vor keineswegs angemessen berücksichtigt. Das Potenzial ist insoweit enorm.

Um es mit Aussicht auf Erfolg zu bearbeiten, sind - und auch das machte das erwähnte Praxis-Forum deutlich - zum Teil völlig neue Wege bei Vermarktung, Präsentation, Beratung und Ausführung nötig. So heißt es u.a., sich von der für die Branche oft typischen technischen Argumentation zu verabschieden und stattdessen die emotional-psychologischen Wellness-Kriterien in den Vordergrund zu rücken. Nächstes Beispiel: Wenn das moderne Bad Erlebnis-, Spaß-, Kommunikations-, Gesundheits- und Funktionsort in einem sein soll, darf man auch vor der Konsequenz nicht die Augen verschließen. Sie bedingt eine Berater-Generation, die auf allen Feldern für die sensibilisierten Verbraucher ein kompetenter Gesprächspartner ist. Sie kann flächendeckend nur durch eine gezielte Weiterbildungsoffensive geschaffen bzw. verstärkt werden. Auch dabei hat die Branche in ihrer Gesamtheit eine Menge zu erledigen.

Mit wettbewerbsfähigen Fitness- und Wellness-Sortimenten der Markenindustrie sind Sanitär-Fachgroßhandel und -Fachhandwerk bereits jetzt gut versorgt. Das schließt permanente Verbesserungen und Innovationen - siehe Frankfurt - natürlich ein. Trotzdem herrscht größerer Handlungsbedarf in den genannten Vermarktungsbereichen. Wie sagte doch ein Zukunftsforscher in einem Interview: "Im Aufwind befindet sich alles, was mit Vergnügung, Bequemlichkeit, Erlebnis und Gesundheit zu tun hat." Korrekt. Fazit: Es macht für die Bad-Profis viel Sinn, systematisch in echte Wellness-Kompetenz zu investieren.

Wolfgang Göck
Duscholux-Geschäftsführer


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