IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 05/2001, Seite 68 ff.


UNTERNEHMENSFÜHRUNG


Jahresabschluss-Analyse

Beispiel aus dem Handwerk Sanitär - Heizung - Klima (SHK)

Dipl.-Kaufm. Paul Ellinghorst   Teil 4

Der letzte Teil umfasst die praktische Durchführung einer Auswertung anhand eines Beispiels eines SHK-Unternehmens mit einer Gesamtleistung von 2.350.000 DM. Die wichtigsten Kennzahlen aus Bilanz und GuV werden den Branchenkennzahlen gegenübergestellt und beurteilt. Nun zeigt sich, ob das vorgestellte Unternehmen gesund oder krank ist und welche Maßnahmen ggf. zu ergreifen sind.

5. Anwendung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen am praktischen Fall

Vorinformationen: Untersucht werden soll ein Sanitär-Heizungs-Klima-Handwerksbetrieb mit einer Gesamtleistung/Jahr von 2 350 000 DM netto. Die Beschäftigten teilen sich wie folgt auf:

- Produktiv Beschäftigte

10,5

- Übrige Beschäftigte

4,5

Insgesamt Beschäftigte

15

Von der Gesamtleistung entfällt auf:

Umsatz Handwerk

99,5%

Umsatz Handel

0,5%

 

100%

Siehe auch "Aufbereitete Bilanzstruktur".

5.1 Bilanzanalyse anhand von Spitzenkennzahlen im Vergleich mit den entsprechenden Kennzahlen der Branche

Siehe hierzu die Übersicht "Bezeichnung der Kennzahlen".

6. Bilanzkritik (Beurteilung der Kennzahlen mit den Branchenwerten)

zu 5.1.1 Anlagenintensität

Die Anlagenintensität lässt keinen kritischen Wert erkennen. Für die Branche ist typisch der hohe Anteil des UV, insbesondere der Vorräte und Forderungen.

zu 5.1.2 Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote ist äußerst schwach. Die finanzielle Stabilität des Unternehmens ist gefährdet, da die Abhängigkeit von den Gläubigern mit fast 95% des Gesamtkapitals viel zu hoch ist.

 

zu 5.1.3 Anlagendeckung

Die Finanzierung des Anlagevermögens mit langfristigem Kapital ist gegeben, sodass keine negative Beurteilung anzusetzen ist.

zu 5.1.4 Liquidität

Im Vergleich zum höchsten Rahmensatz der Branche mit 85,4% ist die Liquidität des Unternehmens zwar besser, aber doch zu gering, da ein Mindest-Soll von 100% gegeben sein müsste. Sollte die zum Bilanzstichtag ermittelte Liquidität auch während des Jahres unter 100% liegen, kann es zu Liquiditätsengpässen führen.

zu 5.1.5 Materialaufwandsquote und 5.1.6 Personalaufwandsquote

Die Materialaufwandsquote liegt unterhalb des unteren Rahmensatzes der Branche, während die Personalaufwandsquote oberhalb des höchsten Rahmensatzes der Vergleichszahlen anderer Betriebe liegt. Hier liegen offensichtlich Wechselwirkungen zwischen Personalaufwand und Materialaufwand vor, sodass eine kombinierte Betrachtung beider Aufwandsquoten zu erfolgen hat.

zu 5.1.7 Abschreibungsaufwandsquote

Hier sind keine Auffälligkeiten erkennbar.

zu 5.1.8 Umsatz je Beschäftigten

Der Umsatz je Beschäftigten könnte höher sein. Untersuchungen sollten angestellt werden.

 

 

zu 5.1.9 Gesamtkapital-Rentabilität

Die Gesamtkapital-Rentabilität kann noch als ausreichend angesehen werden, solange diese oberhalb der zu zahlenden Fremdkapitalzinsen liegt.

zu 5.1.10 Umsatz-Rentabilität

Die Umsatz-Rentabilität ist als schwach zu bezeichnen, bedeutet das doch, dass von 100 DM Umsatz nur 3,10 als Betriebsergebnis verbleibt. Untersuchungen der Kostenstrukturen sind dringend geboten.

zu 5.1.11 Cashflow-Rate

Die Cashflow-Rate muss ebenfalls als unbefriedigend angesehen werden, da die niedrigen Abschreibungen die Selbstfinanzierung des Unternehmens nicht wesentlich verbessert haben. Eine Cashflow-Rate von unter 5% wäre bereits als mangelhaft zu bewerten.

zu 5.1.12 Lagerdauer in Tagen

Die Lagerdauer in Tagen lässt keine kritischen Werte im Vergleich zu den Branchenzahlen erkennen.

zu 5.1.13 Debitorenlaufzeit in Tagen

Bei der augenblicklichen Zahlungsmoral der Kunden ist zu fragen, ob die Debitorenlaufzeit auf vielleicht einen Monat reduziert werden könnte, was die Liquidität verbessern würde.

zu 5.1.14 Kreditorenlaufzeit in Tagen

Ein Spiegelbild der Debitorenlaufzeit ist die Kreditorenlaufzeit, die auch im Branchenvergleich als zu hoch zu bezeichnen ist. Da der Lieferantenkredit allgemein als der teuerste Kredit zu bezeichnen ist, wäre eine Reduzierung des in Anspruch genommenen Lieferantenziels und Bezahlung mit Skonto zu empfehlen, um Rentabilität und Liquidität zu verbessern.

Zusammenfassung

Das Unternehmen ist bei der Untersuchung der Finanz- und Ertragslage als instabil zu bezeichnen. Bei der Finanzlage sind Eigenkapitalquote und Liquidität äußerst schwach, während bei der Ertragslage insbesondere die Cashflow-Rate unbefriedigend ist. Die Gefahr einer Insolvenz ist nicht auszuschließen. Man sollte sich eingehend einer Betriebsberatung unterziehen.


1 Durchschnittliche Beschäftigtenzahl einschl. Betriebsinhaber und mithelfende Familienangehörige. Alle Beschäftigten sind nach der effektiven Mitarbeit bewertet (12 Monate = 1 Beschäftigter, 1 Monat = 1/12 Beschäftigter).

2 Um eine Vergleichbarkeit von GmbH und Einzelunternehmen sowie Personengesellschaften zu gewährleisten, sind die Gehälter für Gesellschafter-Geschäftsführer nicht im Personalaufwand enthalten. Sie sind bei den kalkulatorischen Kosten berücksichtigt.

3 Um ein nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen ermitteltes Ergebnis (Betriebsgewinn/-verlust) auszuweisen, müssen zusätzlich zu den entstandenen und steuerlich abzugsfähigen Kosten noch kalkulatorische Kosten wie Unternehmerlohn, Eigenkapitalzinsen und Eigenmiete berücksichtigt werden. Erst wenn nach Abzug dieser Kosten noch ein positives betriebswirtschaftliches Ergebnis übrig bleibt, kann davon gesprochen werden, dass wirtschaftlich und rentabel gearbeitet wurde.

4 Die Streuungsbreiten wurden vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband für 1998 ermittelt. Die Kennzahlen des Branchendienstes enthalten sog. mittlere Streuungsbreiten. Die Rahmensätze geben die Zone der größten Häufigkeit wieder. Das Augenmerk sollte somit darauf gerichtet werden, ob das zu beurteilende Unternehmen noch innerhalb dieser Streuung liegt, insbesondere sollte festgestellt werden, ob sich die betriebsindividuellen Kennzahlen der positiven oder negativen Grenze nähern oder diese über- bzw. unterschreiten.

5 inkl. kalk. Unternehmerlohn, vergl. Punkt 4.2.2

6 FK-Zinsen sind in sonst. betrieblichen Aufwendungen mit 30.860 DM enthalten.


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