IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 03/2001, Seite 22 ff.


SANITÄRTECHNIK


Sanitärinstallation im Bauablauf

Ein Konfliktherd unter der Lupe

Jürgen Küppers*

Es gibt am Bau kaum ein anderes Gewerk, das so viele Schnittstellen zum Rohbau und zu den angrenzenden Ausbaugewerken hat, wie die Sanitärinstallation.

Das ist nicht unproblematisch, denn mit der Anzahl der Schnittstellen steigt auch die Wahrscheinlichkeit möglicher Verzögerungen und Unstimmigkeiten, die den planmäßigen Bauablauf gefährden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die von dem Sanitärunternehmer zu erbringenden Bauleistungen meist von anderen erdacht und geplant worden sind, die planerische Darstellung aber häufig unvollständig, wenn nicht gar unzureichend ist. Zudem wird die Sanitärinstallation - wie übrigens fast alle anderen baubeteiligten Gewerke auch - zumeist unter Bedingungen erstellt, die weder ausreichend genau vorhersehbar noch entsprechend sicher kalkulierbar sind. In der Folge sind selbst bei korrekten werkvertraglichen Bedingungen in der praktischen Umsetzung häufig Defizite zu beklagen.

Schwierig ist die Situation für den Sanitärunternehmer schon deshalb, weil er in der Regel bei der Auftragsvergabe weder seine aktuellen Mitbewerber noch deren Preisstrategie, Leistungsfähigkeit und Qualität kennt. Der gängige Weg, sich den Auftrag auf alle Fälle zu sichern, führt dann über das günstigste Angebot. So bieten viele Sanitärunternehmer ihre Leistungen unter Wert an, hoffend, dass das Bauvorhaben unter günstigeren Voraussetzungen als den oben geschilderten in Angriff genommen wird. Diese Problematik wird noch verschärft durch die zunehmend anonymeren und verwirrenderen Auftragsstrukturen, die ebenso Leasinggesellschaften, Generalunter- oder übernehmer wie auch diffuse Subunternehmerverhältnisse mit oft fragwürdiger fachlicher Qualifikation umfassen.

Ob einzeln oder im Verbund - mit einigen der hier aufgezeigten Grundprobleme muss sich jeder Sanitärinstallateur auseinandersetzen und jedes für sich gefährdet den von ihm notwendig zu erwirtschaftenden Ertrag. Sehen wir uns diese Probleme genauer an.

Der Zeitaufwand für Planung, Koordination und Montage

Bei der Planung einer konventionellen Sanitärinstallation müssen zahlreiche Einzelkomponenten ausgewählt, aufeinander abgestimmt und exakt beschrieben werden. Dabei muss auch die Einhaltung der maßgebenden Normen und technischen Regeln geprüft und sichergestellt sein. Allein das bedarf eines erheblichen Zeitaufwands, der nicht selten durch nachträglich in die Entwurfsplanung eingehende Änderungen deutlich vergrößert wird. Nicht minder zeitintensiv ist die Koordination aller beteiligten Gewerke und schließlich die Montage. Hier erweist sich die Kluft zwischen Planung und Ausführung als ebenso groß wie sie gemeinhin zwischen Theorie und Praxis ist: Die Anpassung der zahlreichen Einzelkomponenten kann in der Planung noch so gut vorbereitet sein, in der Ausführung braucht es dafür Zeit. Viel Zeit. Anders gesagt: Bei dem Einsatz von Einzelkomponenten ist eine Reduzierung des Montageaufwands gar nicht möglich.

Planung, Koordination und Ausführung sind auch bei optimalem Verlauf äußerst zeitintensiv. Wenn aber dazu aus vermeintlichen Kostengründen nicht mit der notwendigen Sorgfalt geplant, wenn die Abstimmung der Gewerke und die Anpassung aller Einzelkomponenten nicht konsequent betrieben werden, sind darüber hinaus Zeitverzögerungen vorprogrammiert. Zeitverzögerungen, die in den meisten Fällen später nicht mehr kompensiert werden können, folglich den Terminplan bis zur Fertigstellung des Bauwerks gefährden. Für die ausführende Sanitärfirma bedeuten solche Terminverzögerungen häufig Zahlungsabzüge. Dann nämlich, wenn sie im Rahmen entsprechender Verträge als Verursacher zur Verantwortung gezogen werden kann.

Ertragsrisiko: fehlende Kostentransparenz

Die konventionelle Sanitärinstallation birgt für das ausführende und die angrenzenden Gewerke aber noch weitere ertragmindernde Risiken, zum Beispiel die fehlende Kostentransparenz. Für gewöhnlich ist die Sanitärinstallation eine funktionelle Einheit aus zahlreichen Einzelkomponenten und Einzelteilen, die jeweils für sich kalkuliert und erst am Schluss in einer Gesamtkalkulation zusammengefasst werden. Einmal abgesehen von dem außerordentlich hohen Kalkulationsaufwand bleibt hier die von Bauherren und Auftraggebern verstärkt geforderte Kostentransparenz auf der Strecke. Ein Blick auf die Kalkulation der Rüstzeiten mag das verdeutlichen: Rüstzeiten sind Teil der Montagekosten und ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Die Höhe der Rüstzeiten ist aber abhängig von den jeweils verwendeten Einzelkomponenten, die sich die ausführenden Firmen aus der Vielfalt der angebotenen Produkte heraussuchen. Hieraus eine solide Rüstzeiten-Kalkulation für die gesamte Sanitärinstallation zu erstellen, ist kaum möglich. Die ursprünglich kalkulierten Kosten sind da schnell überschritten - und die Toleranzgrenze des Bauherren ebenfalls.

Existenzsicherung durch höhere Wertschöpfung?

Die hier aufgezeigten konventionellen Montageabläufe verursachen hohe Montagekosten, verbunden mit hohen Rüstzeiten und bergen stets die Gefahr der Terminüberschreitung in sich. Eine sinnvolle und vorteilhafte Lösung, Zeit und Kosten zu sparen, bestünde freilich in der Vorfertigung. Doch gerade das lässt der Einsatz zahlreicher Einzelkomponenten kaum zu. Ein weiterer Kostenfaktor, der bei der herkömmlichen Sanitärinstallation immer wieder zu Buche schlägt, sind nachträglich notwendige Änderungen, die nie völlig auszuschließen, dann aber nur unter erheblichem Aufwand durchführbar sind.

Bei all diesen Faktoren kann ein Handwerksunternehmen auf Dauer nur dann existieren, wenn es einen hohen Pro-Kopf-Umsatz und eine hohe Wertschöpfung erzielt. Dies gilt in gleichem Maße für den Sanitär-Installateur. Nun setzen sich die Gesamtkosten einer Installation aus den Lohnkosten und den Materialkosten zusammen. Gerade im Laufe der Jahre ist aber der Anteil der Lohnkosten deutlich gestiegen und damit der Ertrag gesunken. Ausgleichend wäre eine höhere Wertschöpfung zwingend erforderlich. Doch mit den traditionellen Installationsmethoden unter Beibehaltung der gewohnten Strukturen lassen sich weder ein höherer Pro-Kopf-Umsatz noch eine höhere Wertschöpfung erzielen.

Stichwort Gewährleistung

Die bisherigen Ausführungen haben die Probleme aufgezeigt, die mit der konventionellen Sanitärinstallation verbunden sind. Für den Sanitärinstallateur bringen sie ein deutlich erhöhtes Gewährleistungsrisiko mit sich. Grundsätzlich muss der ausführende Sanitärunternehmer die Gewähr übernehmen, alle vertraglich zugesicherten Leistungen mängelfrei erbracht und dabei die anerkannten Regeln der Technik eingehalten zu haben. Doch die Anforderungen sind gestiegen. Nicht nur für Brand- und Schallschutz, sondern auch bei einer Vielzahl weiterer Normen und Richtlinien. Dadurch hat sich auch der Aufwand für Planung und Ausführung erhöht. Die planerische Abstimmung der verschiedenen Sanitärkomponenten - von der Wasserversorgung über die Entwässerungsanlage bis hin zur Lüftung - ist schwierig und entsprechend zeitintensiv. Die Ausführung auf der Baustelle nicht minder. Wie sich das auf das Gewährleistungsrisiko des Sanitärinstallateurs auswirkt, soll im Folgenden am Beispiel des baulichen Schallschutzes aufgezeigt werden.

Fallbeispiel: Schallschutz

Bei der Ausführung von Sanitärinstallationsarbeiten hat sich der Unternehmer an die vertraglich geregelten Bedingungen, den maßgebenden technischen Regeln und gegebenenfalls auch an der aktuellen Rechtsprechung zu orientieren. Die maßgebenden technischen Regeln beim Schallschutz sind derzeit konkret die DIN 4109 mit der in Kürze erscheinenden DIN 4109/A1 und die VDI-Richtlinie 4100. Darüber hinaus liegt jedoch auch noch ein Entwurf DIN 4109-10 mit Anforderungen an einen erhöhten Schallschutz vor. Wenn diese Norm erscheint, sollen die VDI-Richtlinie 4100 und das Beiblatt 2 zu DIN 4109 zurückgezogen werden. Kurz, es befindet sich hier einiges im Umbruch. Für die Installation einer Sanitär-Anlage bedeutet das, dass sie grundsätzlich den vertraglich festgelegten Anforderungen oder aber den Mindestanforderungen entsprechen muss. Im letztgenannten Fall ist das ein maximal zulässiger Schallpegel von 30 dB (A) in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen - ein mit herkömmlichen Installationsmethoden kaum zu erreichender Wert. Damit erhöht sich für den Sanitärinstallateur das Gewährleistungsrisiko.

Mehr noch: In den letzten 30 Jahren konnten bei den herkömmlichen Installationsmethoden keine wesentlichen schalltechnischen Verbesserungen erreicht werden, die auch als wirtschaftlich sinnvoll akzeptiert wurden. Der Grund liegt darin, dass die konventionelle Installationswand vor- oder ausgemauert wird, also relativ schwer ist und sich deshalb zu dem ebenfalls schweren Betonboden schalltechnisch ungünstig verhält.

Fazit und Ausblick

Fassen wir die geschilderten Probleme der konventionellen Sanitärinstallation noch einmal zusammen:

Mit diesen Schwierigkeiten hat das Sanitärhandwerk täglich zu kämpfen. Natürlich nicht immer mit allen auf einmal, aber jedes dieser Probleme macht deutlich, das der konventionellen Sanitärinstallation durch vereinzelte Lösungen nicht wirklich gedient ist. Dafür sind die Gewährleistungsrisiken zu hoch und die Wertschöpfung zu gering. Die Lösung muss vielmehr an der Wurzel ansetzen: Alte Gewohnheiten müssen aufgegeben, neue Wege beschritten werden. Gefragt sind intelligente Produkte, Komplett- bzw. Systemlösungen, am besten aus einer Hand. Dann ließe sich auch ein wesentlicher Teil des Gewährleistungsrisikos auf den Hersteller verlagern. Außerdem würden ganzheitliche Lösungen automatisch zu einer Straffung des Sortiments führen. Freilich stehen, wenn sich der Erfolg in gewünschtem Umfang einstellen soll, auch die Sanitärunternehmer in der Pflicht, ihre Mitarbeiter in der Verarbeitung und Ausführung solcher Komplettlösungen entsprechend zu schulen oder schulen zu lassen. Immerhin öffnen sich hier Perspektiven, die oben skizzierten Probleme, wenn schon nicht völlig aus der Welt zu schaffen, so doch größtenteils zu lösen und damit die Situation in ihrer Gesamtheit zu verbessern.


* Jürgen Küppers, Geschäftsführer der Fa. Gerhard Küppers GmbH Sanitär und Heizung, Krefeld


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