IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 01/02/2001, Seite 3
EDITORIAL
Neue Wege braucht das Land
Entwicklungen kann man nicht voraussehen, aber man kann die möglichen Tendenzen erkennen und darf diese nicht ignorieren. Man muss daraus Schlussfolgerungen ziehen und für die Zukunft Wege beschreiten, die dem Handwerk - und gerade eben dem SHK-Handwerk - neue Richtungen geben. Es gilt nicht nur zu überleben, sondern aus dem "Untergehenden" eine neue Qualität zu schaffen.
Ein bescheidener Schritt hierzu war die Zusammenlegung unserer beiden Handwerksberufe, aber hier ist noch nicht "Halt", sondern die Entwicklung geht rasant weiter. Für mich hätte unser neuer Beruf "Haus- und Umwelttechniker" heißen sollen, doch wir sind leider noch nicht so weit. Nachteilig für uns. Durch unsere Zögerlichkeit tummeln sich reihenweise System- und Handwerksfremde in unseren doch so angestammten Bereichen.
Die Gemeinschaft der Innungsbetriebe verringert sich, obwohl die Anzahl der eingetragenen SHK-Betriebe deutschlandweit steigt. Innungen treten geschlossen aus den Fachverbänden aus und meinen als "Eingetragener Verein" besser ans Ziel zu kommen. Jede Menge Clubs und Sondervereinigungen werden gegründet: Zersplitterung und Individualismus - der neue Zeitgeist!? Andererseits zahlen die verbleibenden Innungsbetriebe die Leistungen, die die große SHK-Familie erbringt. Für alle - freiwillig - wohlgemerkt!
Mutige Querdenker haben im Jahre 1995 in Cottbus zusammen gesessen und analysiert, wie es weitergehen könnte. Es gab damals denkbar gute Ansätze und Ideen, allerdings niemand aus den Reihen des Handwerks ist ernsthaft daran gegangen, die so genannten Cottbuser Beschlüsse umzusetzen. Für die Politik der ideale Zustand, den "Erlkönig-Hebel" anzusetzen: ...und bist du nicht willig, so...
Fünf Jahre danach können wir feststellen, der Markt - beflügelt durch EU-Aktivitäten - beginnt zu wirken, vor allem an den Stellen, die dem Markt besonders ausgesetzt sind. Bei den "Freiwilligen" wird aus den eigenen Reihen zuerst eine Überprüfung durchgeführt: Kosten-Nutzen-Vergleich nennt man das! Was wäre, wenn die gleiche Überprüfung bei den "Gesetzlichen" durchgeführt werden könnte? Der Trugschluss, dass es da kostenlose Leistungen gibt, würde schnell offenbar.
Wir stehen im Markt und wir wollen den Markt, für alle! Kooperation ist für uns außerordentlich wichtig! Handwerkskammern und Fachverbände sind geradezu darauf angewiesen, allerdings sollte hier jeder seinen Part leisten und nicht in offener Konkurrenz stehen. Welcher Handwerker versteht das noch?
Es muss auch wieder interessant sein, der Innung anzugehören, ja es muss ein Nachteil sein "draußen" zu stehen. Durch Leistung Mitglieder zu generieren, ist in erster Linie Aufgabe der Innungen selbst. Doch auch Kreishandwerkerschaften und Handwerkskammern müssen wissen, dass ohne Innungsmitglieder und lebensfähige Innungen ihre Tage gezählt sind. Für die Ersteren ist das ja noch nachvollziehbar: ohne Innung, keine Kreishandwerkerschaft. Handwerkskammern jedoch haben teilweise ein Eigenleben entwickelt und meinen auch ohne Innungen gut leben zu können. Stellt sich die Frage: Mit wem wollen sie dann noch sprechen - mit 10000 Einzelhandwerkern? Statt zu zersplittern sollte das SHK-Handwerk zusammenrücken.
Auch über die Stufen Innung, Fachverbände und Zentralverband muss eine transparente Aufgabenverteilung kooperativ gelebt werden. Die Aufgaben müssen dort erledigt werden, wo sie am effektivsten - und finanzierbar - sind. Hier muss sich einfach eine kameradschaftliche Arbeitsweise durchsetzen. Streng hierarchisch ausgerichtete Strukturen werden nicht zuletzt durch moderne Kommunikationssysteme ad absurdum geführt werden. Hier hat die Zukunft schon begonnen. Verschlafen wir den Einstieg, sind wir auf der Verliererseite.
Ihr
Bruno Schliefke
Präsident des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima
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