IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2000, Seite 68 ff.


INTERVIEW


In 25 Jahren zur Nummer Eins

Sanitär-Partner

Vor 25 Jahren ging in Treuchtlingen die Sanipa GmbH mit acht Gesellschaftern an den Start. Heute bezeichnen sich die Franken mit einem Jahresumsatz von rund 100 Mio. DM als größten deutschen Badmöbelhersteller. Über damals, heute und morgen sprach Geschäftsführer Dieter Kerth aus Anlass des Jubiläums mit Günther Klauke.

Bei Sanipa im fränkischen Treuchtlingen wurde und wird kräftig investiert.

Auch Marktführer fangen klein an. Acht Personen bildeten 1976 das Startteam. Seinerzeit konzentrierte man sich ausschließlich auf den Vertrieb in Österreich hergestellter Badmöbel. Die ersten Fertigungsschritte in Treuchtlingen folgten 1979 mit drei Möbelserien. Heute beschäftigt das Unternehmen 470 Mitarbeiter, fertigt zehn unterschiedliche Systemlösungen, zehn Spezialprogramme, verwendet ca. 80 Frontvarianten und 13 Korpusfarben.

Verbundenheit mit dem "Osten" praktiziert man bereits seit 1991. Damals kam eine nach westlichem Standard marode Fertigungsstätte im thüringischen Crossen zur Sanipa. Vier Jahre nahm die folgende Sanierung in Anspruch, ehe 1995 das neue Werk Crossen Premiere feiern konnte.

Jüngstes Sanipa-Projekt: Umstellung der Fertigung auf auftragsbezogene Abwicklung. Gut 20 Mio. DM investierte man dafür und krempelte die Produktion komplett um. Um rund 2000 m2 wurde dabei die Produktionsfläche erweitert und eine völlig veränderte Maschinenaufstellung realisiert. Auf diese Weise, so Sanipa, entstand in Treuchtlingen die modernste derartige Produktionsstätte in Europa.

Symbol der Verbundenheit: der voll funktionstüchtige Feuerwehr-Trabi auf dem Werksgelände im fränkischen Treuchtlingen. Dazu passt: "Wer in den neuen Bundesländern verkaufen will, muss dort für Arbeitsplätze sorgen". Ein Leitspruch von Dieter Kerth, der auch im schnellen Auf- und Ausbau des Standortes Crossen deutlich wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: 25 Jahre nach der Firmengründung haben Sie die Produktion gründlich umgestrickt. Welche Gründe gab es dafür?

Kerth: In der Vergangenheit haben wir, je nach Bedarf, die Produktion immer wieder erweitert, umgestellt und neue Hallen gebaut. Das war bis 1998 auch noch überschaubar und sinnvoll. Dann hatten wir eine Fertigungstiefe und Unternehmensgröße erreicht, die einen kompletten Relaunch unausweichlich werden ließ.

Gemeinsam mit über 800 Gästen feierten die Damen und Herren der ersten Stunde 25 Jahre Sanipa im zukünftigen Ausstellungs- und Schulungszentrum in Treuchtlingen. Für Gretel (2.v.l.) und Dieter Kerth (2.v.r.) besonders wichtig: Die anwesenden Belegschaften aus Treuchtlingen und Crossen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die von Ihnen angesprochene Fertigungstiefe blieb dabei offensichtlich nicht auf der Strecke.

Kerth: Natürlich nicht. Als Badmöbelspezialist setzen wir auf höchste Qualität. Das betrifft nicht nur die Produkte, sondern vor allem die Mitarbeiter. Wer qualitativ höchstwertige Ware produzieren will, muss im Badmöbelgeschäft auf höchstqualifiziertes Personal bauen. Darum verfügen wir nach wie vor über eine eigene Ausbildungsabteilung für Industrie-Kaufleute und technische Berufe in der momentan 43 Auszubildende betreut werden. Auch wenn hier und da etwas mehr zugekauft wird als früher, wird das höherwertige Produktsegment nach wie vor in Handarbeit gefertigt.

Hat gut lachen: Dieter Kerth erwartet im laufenden Wirtschaftsjahr eine schwarze Null und blickt für die Zukunft auf einen großen Badmöbelmarkt in Deutschland.

IKZ-HAUSTECHNIK: Dennoch sprechen Sie von der modernsten Produktionsstätte dieser Art in Europa.

Kerth: Das ist sie auch. Just in time bedeutet ja nicht alles zuzukaufen. Just in time bedeutet auftragsbezogen, mit möglichst geringen Lagerkapazitäten, zu fertigen. Und das machen wir vom Auftragseingang bis zum Warenversand seit der Umstellung bei jedem Auftrag. Trotz höchster Fertigungstiefe, viel Handarbeit und bester Qualität.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Ihre Vertriebswegpartner bei soviel Kompetenz noch mithalten?

Kerth: Ein heikles Thema auf das ich dennoch gerne antworte. Schon unser Name bringt die enge Verbundenheit mit dem professionellen Vertriebsweg zum Ausdruck. Das war so, ist so und wird auch so bleiben. Denn unsere hochwertigen Produkte sind sehr erklärungsbedürftig und benötigen höchste Qualität vom Einkauf bis zum Einbau. Schon deshalb können wir auf die Profis in Fachgroßhandel und Fachhandwerk nicht verzichten.

Nach einer zweijährigen Planungs- und Umsetzungsphase verfügt Sanipa über eine hochmoderne Badmöbel-Fertigung, ...

IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es weitere Wünsche in Richtung Profi-Vertrieb?

Kerth: Allerdings. Einerseits klagt die ganze Branche über "schlechte Zeiten", andererseits wirft sie Geld aus dem Fenster. Was wir wirklich benötigen sind ausgereifte Konzepte, die Konsumenten zu den Profis leiten. Stattdessen kann man getrost auf die eine oder andere Ausstellung verzichten. Oder stellen Sie sich vor, die ISH würde im dreijährigen Rhythmus durchgeführt. Das spart der gesamten Branche sehr viel Geld. Dieses Geld in sinnvolle Werbemaßnahmen gesteckt, statt in eine nicht mehr zeitgemäße Messelandschaft, würde unserem Vertriebskanal sehr gut tun.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?

Kerth: Generell müssen mehr Konsumenten in die Badausstellungen der Profis geleitet werden. Die VDS-Gemeinschaftswerbung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nur die bereitgestellte Summe müsste drei bis viermal so hoch sein. Die Handwerkermarke ist ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme. Ein Konzept das gut zu Sanipa passt, weil wir die Kriterien von jeher voll und ganz erfüllen. Sie ist allerdings auch die Nagelprobe für den professionellen Vertriebsweg. Nicht nur Hersteller müssen sich an die Spielregeln halten, auch Fachgroßhandel und Fachhandwerk.

... die dennoch nicht auf Handarbeit und Ausbildungszentrum verzichtet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sehen Sie die Sanipa-Zukunft?

Kerth: Rein von den Marktdaten: eher positiv. Der Badmöbelbedarf ist in Deutschland erst zu etwa 20 Prozent gedeckt. Ergo wartet in den nächsten Jahren ein großer Markt auf Produzenten und die ganze Branche. Welche Vertriebsschiene welches Stück aus dem Kuchen bekommt, ist dagegen unklar. Hier gilt es besser zu sein als andere.

IKZ-HAUSTECHNIK: Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an eine Ausweitung der Produktion?

Kerth: Bezogen auf die Badmöbelherstellung denken wir natürlich immer an Wachstum. Rund ums Bad fühlen wir uns als kompetenter Hersteller sehr wohl und das soll auch so bleiben. Das in dieser Sparte erreichte Know-how gilt es weiter zu verbessern und bei der schon vorhandenen Produktvielfalt unser Spezialistentum weiter zu optimieren.


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