IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2000, Seite 58 f.


REPORT


Junkers-Symposium Dialog Thermotechnik 2000

"Menschen, Handwerk und Handel im Wandel der Zeit"

Neue Medien, Individualisierungs- und Globalisierungsprozesse verändern Gesellschaft und Wirtschaft. Doch wie reagiert der Mensch auf den Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft? Gilt als Bürger zweiter Klasse, wer keinen Zugang zum World Wide Web besitzt? Und welche Chancen tun sich dadurch für den Einzelnen auf? Viele Fragen, auf die Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft beim sechsten Junkers-Symposium "Dialog Thermotechnik" am 25. September in Baden-Baden Antworten gaben.

Unter dem Titel "Menschen, Handwerk und Handel im Wandel der Zeit" hatte Junkers zu seinem alljährlichen Branchen-Gipfel eingeladen. Mehr als 380 Teilnehmer aus Handel, Handwerk und Verbänden waren der Einladung gefolgt. Referenten aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft stellten ihre Thesen und Beobachtungen für diesen Wandel zur Diskussion.

Beim traditionellen Dialogabend am Vortag des Symposiums brachte Dr. Herbert Wulf, Direktor des Internationalen Konversionszentrums, kurz und prägnant das auf den Punkt, was die Menschen bewegt: Der Wunsch nach mehr Menschlichkeit in der Welt. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, plädierte Wulf dafür, eine dem menschlichen Wesen angemessene intelligente Politik der Krisenvorbeugung zu betreiben. Wulf warnte vor einer Politik des "Deckel drauf", mit der Konflikte unterdrückt würden. Stattdessen müsse man rechtzeitig steuernd eingreifen.

Diesem Rat schloss sich auch Klaus Huttelmaier an, in der Geschäftsleitung von Bosch Thermotechnik für den weltweiten Vertrieb verantwortlich: "Angesichts der Größe der Probleme sollte man nicht gelähmt wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen, sondern sich überlegen, wie jeder seinen Beitrag leisten kann." Dafür gebe es angesichts der Globalisierung der Wirtschaft auch im geschäftlichen Miteinander Ansätze.

Dr. Thomas Schott reiste mit seinen Zuhörern in die Visionen jenseits von Öl und Gas.

Nachhaltige Energietechnik

Mit dem für Heizungs- und Sanitärhandel sowie für Installateure und Heizungsbauer naheliegenden Thema "Nachhaltige Energietechnik - Visionen jenseits von Öl und Gas" eröffnete Dr. Thomas Schott, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung, die Reihe der Referate am Tag des Symposiums. Energie sei ein Schlüsselfaktor der technischen Zivilisation, aber der Energieverbrauch stelle nach wie vor ein Grundproblem der globalen wirtschaftlichen Entwicklung dar. Er sieht die Zukunft in einem breit angelegten "Energiemix" aus bislang erfolgreichen, aber wesentlich zu verbessernden Energietechniken und neuen Technologien. Fortschritte zeigten sich besonders bei der Solarenergie. Wasserstoff und andere Sekundärenergieträger haben seinen Worten nach das Potenzial, die Stromerzeugung der Zukunft durch den Einsatz von Brennstoffzellen zu revolutionieren.

Thomas Anderer: "Das World Wide Web wird zum Marktplatz, auf dem alle Waren, Informationen und Dienstleistungen gehandelt werden."

Neue Medien - neues Handwerk?

"Neue, digitale Medien verändern uns Menschen und die Welt, in der wir leben, nachhaltig. Am Wendepunkt von der Industrie- zur Informationsgesellschaft ist der Weg des Internet hin zum Massenmedium nicht mehr aufzuhalten." Das ist die Kernthese von Thomas Anderer von der I-D Media AG, den Junkers als "Reiseführer" durch die Welt der Bits und Bytes aufs Podium gebeten hatte. Mit der richtigen Nutzung von Internet, Extranet und Intranet könne man sich bei dem wachsenden Tempo in allen Märkten schnell einen Informationsvorsprung nutzen, um die Qualität des eigenen Kundenservices zu verbessern. Für kleinere Unternehmen könne es dabei hilfreich und sinnvoll sein, Kooperationen aufzubauen. Mit seinem Ratschlag richtete er sich direkt an die Führungskräfte im Publikum: Aktivitäten im Bereich der Neuen Medien seien Chefsache und verlangten Top-Priorität, weil die Ideen schnell umgesetzt werden müssten. "Sonst läuft einem die Zeit davon."

Für Sylvia Reinhardt liegt der Schlüssel zum Erfolg in der eigenen Kernkompetenz und in der Kooperation mit anderen Anbietern.

Kooperation - ein Weg für das Handwerk

"Die Chance der Stunde heißt regionale Vernetzung und Stärkung der Kooperation" betonte Sylvia Reinhardt. Und sie weiß, wovon sie spricht. Mit "Frontalbau" initiierte sie die erste Handwerkerkooperation in der Rhön, bei der mehrere Gewerke gemeinsam die Aufträge abwickeln. "Unser Ziel ist es, möglichst viele regionale Kooperationen aufzubauen, um kleinen Handwerksbetrieben einen Weg der Zukunftssicherung aufzuzeigen" erklärt Reinhardt. Das bislang prominenteste Projekt ist der Bau der "Agenda-21-Häuser" auf dem Kronsberg in Hannover, die rechtzeitig zur EXPO eingeweiht wurden. Hier präsentiert sich ein neuer Stadtteil, der in städtebaulicher, ökologischer und sozialplanerischer Hinsicht ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen und Wohnen ist (s. IKZ-HAUSTECHNIK Ausgabe 20/00). Nur wenn alle an einem Strang zögen, könne das Team zum Vorteil aller funktionieren, betont Reinhardt. Dann sei auch das Ergebnis und der Erfolg der Kooperation größer, als wenn jeder Betrieb einzeln am Markt agiere.

Das Kurhaus in Baden-Baden bot die Räumlichkeiten für das 6. "Junkers-Symposium Dialog Thermotechnik".

Arbeiten in der Wissensära

Die Zukunftsforscherin Betty Zucker gab zum Abschluss des Symposiums einen Ausblick auf einige Trends, die den Übergang von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft besonders deutlich machen. In einer Zeit, in der Globalisierung, Digitalisierung und Virtualisierung in vollem Gang sind, ist laut Zucker nur eines gewiss: "Die Zukunft ist ungewiss." Rund 60 Prozent der Berufsbilder des Jahres 2010 seien heute wohl noch unbekannt. Die Zeiten eines durchgehenden Berufs während der Erwerbsphase seien vorbei. Es werde normal sein, zwei, drei oder mehr Berufe auszuüben. Zeitlich begrenzte Beschäftigungsverhältnisse sind nach Zuckers Ansicht künftig völlig normal.

Resümee

Die Resonanz auf das sechste Junkers-Symposium war wieder sehr positiv. Beweis dafür waren die zahlreichen Teilnehmer und die durchweg positiven Reaktionen auf Themen und Referenten, die dem Publikum viele Denkanstöße und Anregungen gaben. Die Veranstaltung mündete darum direkt in angeregte Diskussionen unter den Gästen, die häufig unter dem Titel der Veranstaltungsreihe, "Dialog Thermotechnik", standen.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]