IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2000, Seite 23 f.
VERBÄNDE AKTUELL |
Sachsen
Kontrollierte Wohnungslüftung - keine Chance für Schimmelpilze im Wohnbereich
Falsches Nutzerverhalten, fehlerhafte Planung und Ausführung sowie Billigsanierungen verursachen Bau- und Gesundheitsschäden in Milliardenhöhe.
Feuchtigkeit, Pilzbefall und Bakterien sind Gründe für Mietminderungen und können jahrzehntelang zur Auslösung von Krankheiten führen.
Die "Kontrollierte Wohnungslüftung", vom SHK-Innungsfachbetrieb fachgerecht geplant und erstellt, kann diese Probleme beseitigen, erklärte Bruno Schliefke, Präsident des ZVSHK.
Der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Sachsen und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig veranstalteten am 11. Oktober 2000 eine Fachtagung zum Thema "Kontrollierte Wohnungslüftung".
Etwa 90 Teilnehmer aus den Bereichen SHK, Planung, Wohnungsunternehmen, Behörden und Einrichtungen informierten sich zu diesem Thema.
Das Vortragsprogramm führte von der "Theorie" über unterschiedliche technische Ausführungsformen- und Systeme bis hin zu Erfahrungen aus der Installationspraxis. Nach den Vorträgen und in der Pause wurde die Gelegenheit genutzt, mit den Fachreferenten und Fachkollegen zu diskutieren und die im Foyer ausgestellten technischen Geräte der beteiligten Firmen kennenzulernen.
Kontakt:
Geschäftsstelle des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Sachsen
Friedrich-Ebert-Str. 19 b, 04416 Markkleeberg
Telefon (03 41) 3 58 23 39, Fax (03 41) 3 58 07 64
Internet: www.installateur.net und www.kaminofenbau.net
E-Mail: shksachsen@compuserve.com
Ansprechpartner: Herr Auerbach
Tipps für den Bauherrn
Kontrollierte Lüftung ist ein Muss im Niedrigenergiehaus, erklärte Prof. Dr.-Ing. Rainer Agsten, HTWK Leipzig, im Eröffnungsvortrag.
Die Wärmerückgewinnung sorgt für einen energetisch vorteilhaften Betrieb und kann die geforderte Raumluftqualität sichern. Moderne Häuser benötigen schon ca. 50% der gesamten Heizenergie für die Wohnraumentlüftung. Feuchtegeführte Systeme sorgen für behaglichen Wohnkomfort und verhindern zudem sicher Bauschäden. Einfache Systeme, die die genannten Vorteile kombinieren und dem Fenster die alte Lüftungsaufgabe zuordnen, sollten für Neubau und Rekonstruktion bevorzugt eingesetzt werden.
Sind Fenster an der Schimmelpilzbildung schuld?"
Diese Fragestellung warf Dr.-Ing. Dirk Reichel, Fa. ALDES, auf.
Untersuchungen ergaben, dass über 40% der Feuchteschäden auftraten, wenn nur die Fenster modernisiert wurden und die Gebäudehülle unbeachtet blieb. Um Schimmelpilze wirksam nachhaltig zu vermeiden, ist im Neubau eine Mindestluftwechselzahl von 0,2 und im Altbau von 0,4 einzuhalten.
Wärmerückgewinnung durch Wärmepumpen
Hans-Lorenz Fritz, Fa. MAICO, erklärte, dass sich insbesondere Passivhäuser durch diese marktreifen Systeme energiesparend beheizen lassen. Zukünftig können auch Brennstoffzellen und Pufferspeicher in die Lüftung eingebunden werden. Die Effizienz des Systems wird somit erhöht. Das derzeitig hohe Preisniveau für Komplettsysteme erschwert allerdings einen Marktdurchbruch.
Bewertungskriterien von Wärmerückgewinnungsgeräten
Eberhard Paul, Fa. Paul, machte die Teilnehmer auf die wesentlichsten Bauartunterschiede der Wärmerückgewinnungsgeräte aufmerksam, die erhebliche Einflüsse auf den Wärmerückgewinnungsgrad haben. Die Problematik der Vereisung wurde konstruktiv und regeltechnisch gelöst.
Von wesentlicher Bedeutung ist bei der Auswahl die Leckageart (Unterdruck oder Überdruck), die Gehäuseisolierung, die Leistungsaufnahme und die Wärmetauscherfläche.
Feuchtegeführte Lüftung
Heino Kranz, Fa. Lunos, stellte die Regelgröße Feuchte in den Vordergrund. Die Feuchte ist ein verlässlicher Indikator für die Luftqualität in von Menschen genutzten Räumen. Während der relativ feuchten Sommermonate kann zur Energieeinsparung auf eine Bedarfslüftung umgestellt werden. Neu konstruierte Lüfter sollen wesentlich den Geräuschpegel senken.
Lüftung mit Wärmerückgewinnung in der Sanierung
Einen Überblick über die derzeit schwierige Marktlage vermittelte Ingo Rausch, Fa. Stiebel Eltron. Erfahrungsgemäß steht fälligen Sanierungswünschen zumeist die mangelnde Liquidität der Vermieter entgegen. Technisch sind mieterunabhängige Lösungen gefragt. Probleme durch das individuelle Nutzerverhalten müssen schon bei der Planung berücksichtigt werden. Für preiswerte und schnelle Sanierungen stehen Einzelraumgeräte ggf. mit Wärmerückgewinnung zur Verfügung.
Volumenstromgeregelte Zuluftelemente
Dieses Thema stellte Gerd Benicke, Fa. aereco, als Problemlöser für luftdichte Gebäude vor. Die Zuluftelemente regeln klar definiert nach der Luftfeuchte die neuen Atemwege des Gebäudes. Die Zuluftelemente werden am Fenster angebracht. Die Abluftelemente befinden sich in Küche, Bad und WC. Diese Lösung wurde schon mehrfach erfolgreich in Plattenbauten eingesetzt.
Erfahrungen aus der Installationspraxis
Die vielfältigen Probleme, Schwierigkeiten und Chancen, des Marktes zeigte gekonnt und lebensnah Manfred David, Inhaber des Innungsfachbetriebs Fa. DAVID Lüftungs- und Klimaanlagen Leipzig, auf. Herr David griff dabei auf seine jahrzehntelang gesammelten Erfahrungen zurück. Allgemein ist die Marktlage gekennzeichnet durch einen ruinösen Preiskampf, der zunehmend einkömmliche Kalkulationen und Qualitätsarbeit unmöglich macht. Der Anteil von Beratungen und Reparaturen steigt, der Neubau geht stark zurück. Auch im Bereich der Lüftung müssen die Gesetze der Hydraulik beachtet werden. Im Geschosswohnungsbau sollten die Lüftungsanlagen mieterfreundlich, robust und einfach sein.
Die Hersteller sollten dringend die Standzeit der Produkte (Lüfter) verbessern. Preis- und Verkaufsverhandlungen und Direktberatungen mit potenziellen Kunden sind Aufgabe des SHK-Handwerkes und nicht der Hersteller.
Innung Leipzig
Wirtschaftlich schwierige Zeit schweißt Betriebe zusammen
Für Anfang Oktober lud der Vorstand unter Peter Kirbach (Obermeister) und Gerd Seiner (Geschäftsführer) zur diesjährigen Innungsversammlung ein. Gekommen waren rund 100 Betriebsinhaber oder deren Vertreter.
Eine stolze Zahl, die sich sehen lassen kann. Vielleicht ist dies ein Zeichen für den Zusammenhalt der Betriebe in der heutigen schwierigen Zeit. Schließlich klagt die Stadt über eine Arbeitslosenzahl von 18% und über 60 000 leer stehende Wohnungen. Wer soll da Geld für Investitionen aufbringen. Und wenn Großunternehmer in Leipzig investieren, bekommen oft nur bundesweit agierende Unternehmen Aufträge. Für die heimischen Betriebe bleiben nur wenige Krümel vom großen Kuchen übrig. Als aktuelles Bespiel ist ein bekannter Sportwagenhersteller aus Westdeutschland zu nennen, der z.Z. eine Produktionsstätte für Autos in Leipzig errichtet: Es werden fast ausschließlich westdeutsche Unternehmen beauftragt.
Für sein Engagement in der Innung Leipzig erhielt Horst Freudenberg (l.) die Bronzene Ehrennadel. Daneben: Achim Drischka (Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig) und Peter Kirbach (Obermeister Innung Leipzig). |
Die Versammlung gratulierte dem Innungsmitglied Bruno Schliefke zu seiner Wahl zum neu gewählten Präsidenten des ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima). Er rief in einer appellierenden Ansprache dazu auf, "mitzumachen". Mitzumachen in der Innungsarbeit, an der es kein Vorbei gebe. "Jeder, und ganz besonders jeder junge Betriebsinhaber, soll das tun, was er kann", ermutigte Schliefke die Teilnehmer. Denn seiner Meinung nach werde der Kampf um Aufträge in Zukunft noch härter und die Luft zum Atmen noch dünner als ohnehin schon. Insofern müsse man Zusammenrücken und etwas bewegen.
Es gibt aber auch Positives zu berichten: Für seine besonderen Verdienste für die Innung Leipzig erhielt Horst Freudenberg von der Handwerkskammer Leipzig die bronzene Ehrennadel. Freudenberg gilt damit als Vorbild für die nachwachsende Generation.
[Zurück] [Übersicht] [www.ikz.de]