IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2000, Seite 3


EDITORIAL


Wassersparen ohne Komfortverzicht

Das Thema Umweltschutz ist in der Sanitär-Industrie offensiv und umfassend bereits behandelt worden.

Dabei geht es um folgende Rahmenbedingungen. Ein 4-Personen-Haushalt verbraucht jährlich 185.000 Liter Trinkwasser. Dies kostet den Verbraucher für Wasser und Abwasser ca. 1.500 Mark pro Jahr. 45 Liter pro Kopf und Tag oder rund 65.000 Liter pro Jahr fallen davon im Bad an.

Die Hersteller in der Sanitärwirtschaft haben dafür gesorgt, dass der Standard der deutschen Badezimmer von 1950, als nur 20 Prozent der Haushalte mit einem Bad ausgestattet waren, bis heute permanent verbessert wurde. Das Bad entwickelt sich von einer kargen Nasszelle zum Wohnraum mit Wellness-Charakter.

Die Folge: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser stieg in dieser Zeit von 85 auf über 200 Liter pro Tag in den Spitzenjahren. Aufgrund des Einbaus innovativer Produkte sank dieser Verbrauch wieder deutlich. 1998 war der tägliche Verbrauch noch 127 Liter pro Person. Dies ist der Erfolg aller Marktpartner und des geänderten Bewusstseins der Verbraucher. Vor allem in Bad und Dusche, WC und Waschküche wurden durch innovative Produkte bereits maßgebliche Einsparungen ermöglicht. Verbraucher und Industrie sind sich bewusst geworden, dass der Umgang mit dem existenziellen Lebensmittel Wasser geändert werden muss.

Die Historie wassersparender Produkte begann u.a. mit der Entwicklung des Strahlreglers – heute ein Standard, der auch druckunabhängig max. 7,6 Liter Wasser pro Minute Durchfluss zulässt. Damit wird sogar die strenge US-watersaving-Norm erfüllt – ohne dass der Verbraucher Komforteinbußen hinnehmen muss.

Insbesondere im Hotel- und Objektbereich sowie in öffentlichen Bauten, wo der Verbraucher nicht freiwillig spart, ist diese Lösung den verschiedenen Angeboten mit überwindbaren Sperren weit überlegen.

Das "Shower-Erlebnis" ist ein besonderer Aspekt, denn ca. 60.000 Liter Trinkwasser pro Jahr verbraucht eine 4-Kopf-Familie beim Duschen. Konsequent werden daher die Brausen so konstruiert, dass das Duscherlebnis bei geringerem Wasserdurchfluss nicht beeinträchtigt wird. Weitere unterschiedliche Ausführungsvarianten ermöglichen eine Reduzierung des Wasserdurchflusses von 50 Prozent.

Eine Duschwasser-Recycling-Anlage "Aqua-Cycle" wird derzeit im Großversuch getestet. Sie ermöglicht durch eine nachgeschaltete "Kleinkläranlage", dass das Ablaufwasser nun für die Toilettenspülung bereitgestellt werden kann.

So lässt sich der Trinkwasserverbrauch für die Toilettenspülung, der noch 1997 pro Kopf bei etwa 40 Liter täglich lag, auf nahezu Null reduzieren. Durch die Doppelnutzung ist eine weitere Reduzierung der Toilettenspülungsmengen nicht mehr erforderlich. Die Gefahr der Verstopfung von Abflussrohren entfällt außerdem. Die Anwender im 4-Personen-Haushalt können so bis zu 58.000 Liter kostbares Trinkwasser im Jahr sparen.

Bei konsequenter Umsetzung der genannten Anwendungen könnte man also den Wasserbedarf von derzeit etwa 185.000 Liter auf deutlich unter 100.000 Liter allein durch den Einsatz wassersparender Produkte reduzieren. Damit wäre der Verbrauch unter 80 Liter pro Kopf und Tag gefallen und noch unter dem Niveau von 1950 angelangt!

Natürlich haben solche Rechnungen immer nur Modellcharakter. Sie zeigen jedoch auf, welche Potenziale allein bei der Wasserersparnis – ohne den Faktor Energie zu berücksichtigen – in Innovationen stecken.

Das klingt jetzt so, als ob die Wasserwende schon geschafft sei. Dies ist bedauerlicherweise nicht der Fall. Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung in deren Verlauf wir den Verbraucher überzeugen müssen, dass die Wasserwende nötig ist. Das grundsätzliche Bewusstsein beim Verbraucher ist da. Nun geht es darum, dies in einem Austausch seiner Produkte umzusetzen. Das Schlagwort "Wassersparen ohne Komfortverzicht" ist hierfür die Schlüsselbotschaft.

Dr. Claus-Peter Fritz
Hansgrohe Geschäftsleiter Deutschland 


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