IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2000, Seite 100 ff.


REPORT


Intersolar 2000 in Freiburg

Spezialmesse für Solartechnik

Das Aussteller-Verzeichnis liest sich wie das "who-is-who" der Solarindustrie: rund 200 Firmen auf 7100 m2 Brutto-Ausstellungsfläche machten die Intersolar 2000 zu Deutschlands größter Spezialmesse für Solartechnik mit rund 11.000 Besuchern, und das trotz der Konzentration auf die drei Kernbereiche Photovoltaik, Solarthermie und Solares Bauen.

Die Solarregion Freiburg zählt zu den anerkannten weltweiten Projekten der EXPO 2000, mit der Intersolar 2000 setzt die Messe Freiburg ein Zeichen internationaler Bedeutung: neben dem amerikanischen Solarzellenproduzenten Astro Power und dem chinesischen Hersteller von Solarkomponenten Tsinghua Solar waren Firmen aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien vertreten - der Anteil ausländischer Aussteller betrug insgesamt 25%.

Sonnige Aussichten auf einen boomenden Markt: "Vor einem Jahr konnte keiner ahnen, dass die Solarindustrie so stark wachsen wird. Die Intersolar 2000 landet genau zu einem Zeitpunkt, wo die Solarbranche eine eigene Spezialmesse braucht," freut sich Projektleiter Markus Elsässer. Begünstigt wird dieses Wachstum durch die staatlichen Förderprogramme, die inzwischen auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen. Der Deutsche Fachverband für Solarenergie (DFS) rechnet alleine für Deutschland mit bis zu 3000 neuen, zukunftsorientierten Arbeitsplätzen. Im Einzelnen prognostiziert die DFS für den Solarwärme-Markt einen Zuwachs von 20% auf ca. 900 Mio. Mark, und für den Solarstrom eine Steigerung des Umsatzes von derzeit 200 auf etwa 500 Mio. Mark. Basis für dieses Wachstum ist vor allem das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das seit dem 1. April 2000 den Solarstromerzeugern 99 Pfennig pro kWh ins Netz eingespeister Sonnenenergie sichert.

Anlässlich der Sonderschau "Solare Fassaden und Bedachungen" wurde ein modular erweiterbares Photovoltaik-Komplettsystem für die Integration in das geneigte Dach vorgestellt. Das Solarstrom-System wandelt Sonnenenergie geräuschlos, emissionsfrei und ohne belastende Rückstände in elektrischen Strom um, gleichzeitig ist es eine langlebige, wetterfeste Dachdeckung, und das schöne daran: es ist für die Netzkopplung ausgelegt, d.h., es erzeugt elektrischen Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist werden kann.

Die Zeichen stehen auf Wachstum und damit dürften die Zeiten, zu denen die Nutzung von Sonnenenergie als alternativ galt, endgültig vorbei sein. Ein steigendes Interesse ist auch von Seiten einiger Solar-Hersteller zu vermerken. Die Sonderausstellung "Solare Fassaden und Bedachungen" beispielsweise präsentierte Kollektoren in der Optik von Dachfenstern, Solarstrom-Ziegel und modernste solare Fassaden. Die ansprechende Gestaltung der Solartechnik trägt nach Ansicht der DFS entscheidend dazu bei, die Akzeptanz in der Bevölkerung, aber auch bei den Architekten und Entscheidern der Baubranche zu erhöhen. Dieser Ansicht ist man auch beim Deutschen Kupferinstitut, und würdigte im Rahmen des Wettbewerbs "Architektur & Solarthermie" gestalterisch herausragende Lösungen zur Integration solarthermischer Anlagen in die Architektur. Die Bandbreite der ausgezeichneten Arbeiten belegt, dass die Solarthermie ihr Nischendasein verlassen hat und sich zunehmend als selbstverständlicher Teil der Haustechnik etabliert.

Wie sehen die ausstellenden Unternehmen ihre Präsenz auf diesem Markt, und wie kann das Fachhandwerk davon profitieren? IKZ-HAUSTECHNIK befragte einige Aussteller nach ihren Eindrücken.

Man setzt nicht nur auf Solarstrom, sondern auch auf Frauenpower, denn, frischen Wind und neues Know-how sollen Marion Ranßweiler (links) und Tatjana Stähle ins bislang ausschließlich männliche Team eines Dachziegelwerkes bringen.

Die vom Deutschen Kupferinstitut in Form einer Wanderausstellung präsentierten Ergebnisse des Wettbewerbs "Architektur & Solarthermie" fanden viel Beachtung unter den Messebesuchern.

Alle Unternehmen haben in den letzten Jahren intensiv nicht nur an der Effizienz, sondern vor allem auch an der Handhabbarkeit solarer Anlagen gearbeitet, ein wesentlicher Gesichtspunkt für das Fachhandwerk, welchem die Integration der Solartechnik in die Haustechnik und der Solarkollektoren sowie Photovoltaik-Elemente in die Gebäudehülle obliegt. Von außen nach innen - "Solarhäuser" lassen sich optimal in Gewerke übergreifenden Kooperationen, beispielsweise zwischen dem Dachdecker-, Elektro- sowie Installateur und Heizungsbauerhandwerk, erstellen. Wenn auch die Solar-Hersteller inzwischen ihre Thermokollektoren mit Einbauschürzen versehen, um die Dichtheit des Daches zu gewährleisten, so sind doch Durchdringungen der Dachhaut zur Leitungsführung unabdinglich. An dieser Stelle ist die Gefahr von unkontrollierten Verletzungen der Dachhaut am größten, was zu Schäden am Bauwerk führen kann - meist zu einem Zeitpunkt nach der Bauabnahme, also nachdem die Nachweispflicht für Mängel am Bauwerk auf den Bauherrn übergegangen ist. Dieses Risiko der Gewährleistung ist für den Bauherrn umso weniger kalkulierbar, je mehr Betriebe auf der Baustelle tätig waren. Eine Gewerke übergreifende Kooperation könnte einerseits hier mehr Sicherheit bieten, aber auch die Handwerker selbst könnten mittelfristig von den sich aus diesem Wettbewerbsvorteil ergebenden Synergien profitieren.

Als Messeneuheit präsentierte die Mannschaft eines Heiztechnikherstellers (hier Christian Eckert) ein neues Brennwertgerät für den Anschluss an den alten Schornstein - soweit es dieser zulässt: während bei den bisher bekannten Brennwertgeräten der bei der Verbrennung entstehende Wasserdampf weitgehend auskondensiert, wird bei dem neuen "Cerapur" nur ein Teil des Wasserdampfes kondensiert, und das Abgas mit höherer Temperatur in den Schornstein geführt. Möglich und sinnvoll ist der Einsatz bei Teilsanierungen, z.B. im Etagenwohnungsbau. Nebenstehend: Funktionsschema des "Cerapur ZSBR/ZWBR . . . K . ."

Eine andere Möglichkeit, ebenfalls in Freiburg präsentiert, sind Komplettsysteme nach dem Motto "alles aus einer Hand". Dieses zunächst vielversprechende Angebot erweist sich allerdings nur dann als vorteilhaft, wenn es gelingt, auch die handwerkliche Komponente aus einer Hand zu erhalten - siehe oben.

Bemerkenswert der hohe Anteil ausländischer Besucher. Im Bild (v.l.n.r.) Said Mansour von der Firma MEConsulting, Izzeldin Awad Ali und Dr. Wilhelm Peters von SCG Consulting; derweil laufen die Vorbereitungen für eine Solarmesse in Sharjah, ca. 20 km von Dubai entfernt in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Februar des nächsten Jahres auf Hochtouren.

Der Solarmarkt ist schon heute und wird in verstärktem Maße auch in der Zukunft einer der größten Wachstumsmärkte für das Fachhandwerk sein. Doch noch, so scheint es, sind zu wenige Handwerksbetriebe bereit, sich Kooperationen zu öffnen, aus Angst vor kurzfristigem Umsatzverlust. Die Herausforderung des Solarzeitalters liegt aber gerade in der Neudefinition von Berufsbildern. Die Ausbildung von Fähigkeiten, die sich mittelfristig auszahlen werden, ist ein Schritt auf dem Weg in sonnige Zeiten, zum Nutzen für den eigenen Betrieb und zum Nutzen der Umwelt.

Matthias König erläutert das Funktionsprinzip des neuen, bislang nur als Prototyp gebauten Brennstoffzellen-Heizgerätes: es erzeugt aus Erdgas neben Wärme auch Strom - und zwar direkt beim Verbraucher. Die Vorteile des Systems: gegenüber der herkömmlichen Strom- bzw. Wärmeerzeugung kann mit der Brennstoffzellen-Technologie der CO²-Ausstoß um 25 bis 50% vermindert werden, außerdem wird rund 25% weniger Primärenergie verbraucht. Eine Testserie soll Anfang 2001 auf den Markt kommen.


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