IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/2000, Seite 98 f.


REPORT


FGK-Fachkongress

Klimatechnik in Museen

Viele Museen wollen sich von ihrer inzwischen museumsreifen Klimatechnik trennen. Restauratoren und Konservatoren versprechen sich davon einen besseren Schutz ihrer Kunstwerke sowie die Entlastung ihres Energiebudgets. Auf dem Mitte dieses Jahres in München vom Fachinstitut Gebäude-Klima e.V. (FGK) veranstalteten Kongress "Raumklima in Museen und historischen Gebäuden"* wurde allerdings deutlich, dass in der Klimatisierung von Kunstwerken auf Grund der komplexen Wechselbeziehungen zwischen Kunstobjekt, Bauwerk und Besucher noch großer Informationsbedarf besteht.

Als größter Lolly der Welt sorgt die Zuckerkonservierung dieses Lastenseglers derzeit in der Museumswelt für Furore. Getrocknet und konserviert wird das 400 Jahre alte Holzschiff mit Hilfe einer Klimaanlage, bei der die Kostenrelation zwischen den Prozessen Heizen, Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten in der Regelung der Klimaanlage hinterlegt sind.

Restauratoren und Konservatoren wollen künftig verstärkt Klimaanlagen in ihre Arbeit mit einbeziehen. Dabei geht es den Museumsfachleuten in erster Linie darum, für die immer stärker von Besuchern frequentierten Kunstwerke stabilere Raumklimabedingungen zu schaffen. Insbesondere gelte es, den Feuchtegehalt der Raumluft in Ausstellungshallen und Asservatenkammern innerhalb einem, den Kunstobjekten angepassten Toleranzband zu halten. Gleichzeitig wolle man die Kunstwerke besser vor Außenluftschadstoffen, aber auch vor Ausdünstungen der Besucher schützen.

Fachleute aus dem Museumsbereich und der Technischen Gebäudeausrüstung gehen davon aus, dass durch die Modernisierung der vielfach noch aus den 70er-Jahren stammenden Klimaanlagen 20 bis 50 Prozent an Energie eingespart werden kann. Erhebungen in nordrhein-westfälischen Museen belegen, dass der Energieverbrauch teilweise um den Faktor 4 bis 5 über dem Normverbrauch liegt.

Auf große Resonanz bei den Museumsfachleuten stieß der Kongress "Raumklima in Museen und historischen Gebäuden", veranstaltet vom Fachinstitut Gebäude-Klima. Die engagierte Diskussion und das große Interesse an einer Führung durch die Alte und Neue Pinakothek deuten auf einen umfangreichen Sanierungsbedarf bei Museen hin.

Schiffskonservierung mit Zucker

Dass anspruchsvolle Klimaanlagen mit konservatorischen Aufgaben auch kostengünstig zu verwirklichen sind, zeigt ein Beispiel aus Husum. Im dortigen Schifffahrtsmuseum wird derzeit ein 400 Jahre alter Lastensegler vor den Augen der Besucher mit Hilfe einer Klimaanlage konserviert. Das aus dem Schlick der Nordsee geborgene Wrack wurde zunächst in eine bis auf 70% angereicherte Zuckerlösung gelegt und seit 1998 in einem eigens dafür errichteten Museumsanbau getrocknet. Durch die kontrollierte Trocknung wird der in das nasse Holz eingedrungene Sirup in Zuckerkristalle umgewandelt, die nach und nach dem Holz seine ursprüngliche Stabilität und Farbe zurückgeben.

Voraussetzung für diese Art der Konservierung ist eine sehr zuverlässig arbeitende Regelung für die speziell für diesen Zweck ausgelegte Klimaanlage. Um Investitions- und Betriebskosten zu reduzieren, verzichtete man auf einen fixen Sollwert, also einen festen Temperatur- und Feuchtewert, zugunsten eines Sollwertfeldes mit größerer Bandbreite.

Neu an dieser von Landis & Staefa entwickelten Enthalpie-Regelung "Economiser tx2" ist die Abkehr von starren Prozessabläufen bei gleichzeitiger Gewichtung der Prozesse Heizen, Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten entsprechend ihrer Energiekosten. Ist es beispielsweise in der Ausstellungshalle in Husum zu feucht, wird zunächst die Raumtemperatur innerhalb des Sollwertfeldes angehoben. Eine konventionelle Regelung würde hier in den Entfeuchtungsmodus umschalten. Die Entfeuchtung wäre aber dreimal so teuer wie das Nachheizen der Raumluft. Zusätzlich regelt bei dieser Anlage ein CO2-Fühler den Anteil der Außenluft in Abhängigkeit von der Anzahl der Besucher.

Auswertungen der Istwertaufzeichnungen haben die Prognosen bestätigt, wonach durch diese Art der Regelung die Betriebskosten für die Klimaanlage deutlich reduziert werden können. Auf dem Kongress wurde die Funktion der zuverlässig innerhalb des Sollwertfeldes arbeitenden Regelung und die hohe Wirtschaftlichkeit des Anlagenkonzeptes vom Museumsdirektor Dr. Klaus Lengsfeld bestätigt. Alle Feuchte- und Temperaturwerte werden von der Regelung monatsweise aufgezeichnet und dokumentiert.

Aufgrund der positiven Resonanz auf die Veranstaltung soll künftig alle zwei Jahre ein Fachkongress zum Thema Klimatisierung in Museen stattfinden.


B i l d e r :   Wolfgang Schmid, München


*) Der Tagungsband zur Veranstaltung kann beim Fachinstitut Gebäude-Klima e.V., Tel.: 07142/54498, Fax: 07142/61298, bezogen werden.


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