IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 15/16/2000, Seite 24 ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Hessen
Landesverbandstag 2000
Im Fokus: Die Steuerpolitik der Bundesregierung, schwierige Kunden und der sparsame Umgang mit den Ressourcen
Rund 200 Innungsmitglieder kamen am 16. Juni dieses Jahres zum Landesverbandstag des SHK Fachverbandes Hessen nach Bad Homburg, um sich über die aktuellen verbandspolitischen Aktivitäten zu informieren.
Gut 200 Mitglieder des Fachverbandes konnte LIM Werner Scharf zum diesjährigen 47. Landesverbandstag begrüßen. |
Diese seien gegenwärtig stark auf die Förderung von solarthermischen Anlagen gerichtet, erklärte Landesinnungsmeister Werner Scharf in seiner Begrüßungsrede an die Delegierten. Mit der bundesweiten Kampagne "Solar - na klar" wurde nach seiner Ansicht der Grundstein des Solarzeitalters gelegt. Denn "für die Solar-Branche bietet das 200 Millionen DM umfassende Förderprogramm der Bundesregierung eine verlässliche Sicherheit, die die Kaufentscheidung des Kunden begünstigt." Zudem, so führte er weiter aus, sei ein breites Angebot an ausgereiften Produkten und Systemen erhältlich.
Um die Solartechnik in Hessen weiter zu forcieren, hat der SHK-Fachverband Hessen die bundesweite Solarkampagne auf die eigenen Bedürfnisse herunter gebrochen: In Kooperation mit den Herstellern von Solaranlagen und dem hessischen Umweltministerium bietet der Verband in zwei Theorietagen und einem Praxistag ein Seminar an, bei dem der Fokus im Marketing- und Vertriebs-Know-how liegt. Dass gerade das SHK-Handwerk ein solches verkaufsförderndes Seminar benötigt, ist sich Scharf sicher: "Obwohl es unumstritten ist, dass der Solarthermiebereich zur ureigensten Kernkompetenz des SHK-Fachhandwerks gehört, muss der SHK-Fachbetrieb lernen, seine Produkte aktiv und attraktiv zu verkaufen und durch eine kompetente Argumentation den Entscheidungsprozess des Kunden zu beeinflussen", verdeutlichte Scharf die Notwendigkeit dieses Seminars für eine erfolgreiche Bestellung des Feldes "Solarthermie".
Die Pausen während des Landesverbandstags nutzten viele Teilnehmer zu einem intensiven Informations- und Meinungsaustausch. |
Doch es gab nicht nur lobende Worte für die Zusammenarbeit mit der Politik. So bedauerte Scharf, dass der große Befähigungsnachweis von der Bundesregierung permanent kritisch beurteilt würde "obwohl das Ausland die deutsche Handwerksordnung schätzt und zum Vorbild nimmt." Das hessische SHK-Handwerk werde deshalb auch in Zukunft keine Möglichkeit auslassen, um die Politik und die Kundschaft davon zu überzeugen, dass der Meister ein Garant für die fachmännische Ausführung von handwerklichen Arbeiten ist.
Dass die Kundenansprache immer wichtiger geworden ist, meint auch Manfred Pelzer, Vorstandsmitglied des ZVSHK. "Obwohl die Bedürfnisse des Kunden an die Lieferung von Wasser, Wärme und Luft die gleichen geblieben sind, steigen die Ansprüche an den damit verbundenen Service ständig. Der Verbraucher ist informierter, aufgeschlossener, ja schwieriger geworden. Die handwerkliche Leistung wird nicht mehr selbstverständlich abgerufen, der Kunde fragt auch bei anderen nach, vergleicht Preise und will umfassend beraten werden."
Damit die mittelständischen Handwerksbetriebe diese Ansprüche erfüllen können, seien faire Rahmenbedingungen notwendig. Die derzeitige Steuerpolitik, welche die Betriebsübergabe und die Alterssicherung außer Acht lasse, sei dagegen mittelstandsfeindlich. Zudem schraube die Ökosteuer die Betriebskosten der Fuhrparks in schwindelnde Höhen, konstatierte Pelzer.
Die Grußworte des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima überbrachte Vorstandsmitglied Manfred Pelzer. |
Der sparsame Umgang mit den Ressourcen stand auch im Fokus der Ausführungen von Dr. Herlind Gundelach, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit. Sie wies in ihrer Ansprache auf die am 24. Mai dieses Jahres unterzeichnete Umweltallianz hin, die von insgesamt 124 Unternehmen, darunter zahlreiche Handwerksbetriebe, sowie den maßgeblichen Wirtschaftsverbänden unterzeichnet wurde. Die Erschließung der Umweltmärkte sowie die Selbstverpflichtung der Wirtschaft, freiwillige Verbesserungen zum Schutz der Umwelt vorzunehmen, sind Eckpunkte dieser Vereinbarung. Trotz allen Optimismus stellte Gundelach aber klar, dass ihrer Meinung nach bisher noch zu wenige thermische Solaranlagen installiert worden seien. Zwar habe das solarthermische Förderprogramm in Hessen in den vergangenen Jahren fast 14.000 Anlagen mit einer jährlichen Gesamtleistung von etwa 36 Mio. kWh gefördert und damit CO2-Einsparungen von 14.300 Tonnen pro Jahr erreicht. Doch auf diesem Erfolg wolle man sich nicht ausruhen. Vielmehr sei das Ziel, künftig jeden Neubau auch mit einer solarthermischen Anlage auszustatten.
Festrede
Im Anschluss an die Begrüßungsansprachen referierte Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Zentrales Thema seiner Ausführungen war die Zukunft des Handwerks. Etwa 6 Mio. Facharbeiter sind in den rund 850.000 deutschen Handwerksbetrieben derzeit beschäftigt, knapp 40% aller Ausbildungsplätze werden vom Handwerk zur Verfügung gestellt. Der überwiegende Teil der Betriebe ist lokal und regional tätig, erst etwa 70.000 Betriebe engagieren sich im Ausland. Die Fokussierung auf die eigene Region sei einer der Gründe, weshalb das Handwerk nicht am derzeitigen Konjunkturaufschwung partizipiere. Eine Umorientierung in Richtung EU sei dringend notwendig, so Schleyer. Kooperationen, seien sie gewerke- oder länderübergreifend, werden zunehmend wichtiger, will man im Markt bestehen. Auch die Nutzung des Internets sieht Schleyer als eine Möglichkeit, neue Kundenkreise zu gewinnen. Notwendig sei jedoch von Seiten der Regierung die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen, seien sie rechtlicher oder wirtschaftlicher Natur. Weiterer Eckpunkt seiner Ausführungen war die Umstrukturierung der Handwerksorganisationen. Angesichts des geringen Organisationsgrads des Handwerks in den neuen Bundesländern - Schleyer sprach von teilweise bis zu 20% - stellte er die freie Wahl der Innung für ein Gewerk, unabhängig von der Region, zur Diskussion. Diese würde zu einem Wettbewerb der Innungen untereinander führen und mehr Service für die Innungsmitglieder versprechen.
Feierlicher Höhepunkt des Landesverbandstags war das abendliche Show- und Tanzprogramm, das bis in die späten Abendstunden andauerte. |
Fachprogramm
Zum Thema Werkstoffwahl in der Trinkwasserinstallation referierten Franz-Josef Heinrichs (ZVSHK) und Heinrich Michler (Richter + Frenzel). Europaweit gibt es über 750 geprüfte Trinkwassersysteme. Von den acht verschiedenen Werkstoffen für diese Systeme sind bis auf die Werkstoffkategorie "Verbundstoffe" alle genormt. Diese Tatsache verdeutlicht die Problematik der Vermischung unterschiedlichster Rohrsysteme im Markt. Beide Referenten verdeutlichten in ihren Ausführungen, dass, unabhängig vom Hersteller, nur genormte Produkte, die den anerkannten Regeln der Technik und zudem den DVGW-Regelwerken entsprechen, uneingeschränkt eingesetzt werden können. Dabei befürwortet der ZVSHK die Austauschbarkeit von gleichen Werkstoffen (Rohre, Formstücke) unterschiedlicher Hersteller. Diese, so Heinrichs, sei zwingend notwendig, denn "das Handwerk wünscht die Austauschbarkeit der Werkstoffe ohne Einschränkungen zu jeder Zeit." Um das für den eigenen Einsatz geeignetste Rohrsystem aussuchen zu können empfahl Heinrichs, die Werkstoffwahl nach technischen (Wasserbeschaffenheit, Betriebs- und Umgebungsbedingungen) und wirtschaftlichen (Preis, Verfügbarkeit, Gewährleistung) Kriterien zu treffen. Eines wurde im Verlauf des Vortrages jedoch klar: Den universellen Werkstoff für die Trinkwasserinstallation gibt es nicht!
Im Anschluss an das Referat motivierte Andreas Kleinstäuber (Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. - B.A.U.M.) die Teilnehmer mit seinen Ausführungen für die Ausweitung des Geschäftsfeldes Solarthermie. Derzeit liege Deutschland mit einer Fläche von 25 m2 Solarkollektoren pro 1000 Einwohner deutlich im hinteren europäischen Mittelfeld. Dänemark z.B. hat bereits einen Anteil von 40 m2/1000 Einwohner. Hier sieht der Solarexperte ein erhebliches Potenzial, welches vom Fachhandwerk genutzt werden könne. Solarkampagnen wie "Solar - na klar" sollen dazu beitragen, dem Ziel, eine Verzehnfachung der solarthermischen Anlagen in Deutschland, ein Stück weit näher zu kommen.
Fachausstellung
Eine begleitende Fachausstellung, die von Dr. Eugen Daum, Geschäftsführer des Fachverbandes SHK Hessen, offiziell eröffnet wurde, gab den Teilnehmern in den Pausen ausreichende Gelegenheit, sich ausführlich über Produkte und Systeme unterschiedlicher Hersteller zu informieren. So wurden innovative Heizkostenerfassungssysteme, elektronische Pumpen und moderne Wärmeerzeuger ebenso präsentiert wie Verbindungstechniken, Arbeitskleidung oder aktuelle Branchensoftware.
Während der Abendveranstaltung gab es zahlreiche Ehrungen für verdiente Mitglieder. Besondere Auszeichnungen erfuhren (v.l.): Peter Emmerich (Silberne Ehrennadel), Reinhold Ludwig (Silberne Ehrennadel), Adolf Deuser (Goldene Ehrennadel), Reinhold Helfrich, (Goldene Ehrennadel), Volkhard Büdel (Goldene Ehrennadel), Landesinnungsmeister Werner Scharf, Arthur Wagner (Goldene Ehrennadel), Gerhard Stöckicht (Goldene Ehrennadel), Erwin Kohlbacher (Goldene Ehrennadel), Dr. Eugen Daum, Dieter Palmen (Ehrenbrief), Josef Lotz (Silberne Ehrennadel). |
Festabend
Den Abschluss des Landesverbandstages bildete der Festabend im Landgraf-Friedrich-Saal des Maritim Hotels in Bad Homburg. Neben der traditionellen Ehrung verdienter Innungsmitglieder wurde auch ein internationales Tanz- und Showprogramm präsentiert. So bot die Veranstaltung nicht zuletzt die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende zu festigen.
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