IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2000, Seite 52 f
INTERVIEW
Masco/Hüppe
Strukturveränderung
Um weltweit den unterschiedlichen Marktanforderungen gerecht werden zu können, überdenkt so mancher global player seine Personalstruktur. Auch bei der Masco Group, zu deren Unternehmen u.a. der Duschabtrennungshersteller Hüppe zählt, hat man sich umorientiert. Mit Dr. Eckhard Keill, Group Vice President Masco Europa, und Hüppe Vertriebs Direktor Thomas Klein sprach IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Günther Klauke über die Gründe.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie haben personelle und strukturelle Veränderungen vorgenommen. Was genau hat sich getan?
Dr. Keill: Wir haben unsere Aufstellung im Markt leicht überarbeitet. Dafür gibt es zwei Anlässe. Einerseits denken und handeln unsere Kunden zunehmend international. Diese Vorgehensweise macht auch in unserem Hause Anpassungen erforderlich. Es gilt beispielsweise, gewisse Inlandsaktivitäten genauer auf die Umsetzbarkeit im Ausland zu überprüfen. Andererseits wollen wir Synergien, wie sie z.B. bei der Produktentwicklung möglich sind, zukünftig international besser nutzen. Dazu bedarf es einer organisatorischen Klammer zwischen den beiden Vertriebsbereichen Inland und Ausland, die sicherstellen soll, dass Maßnahmen, Konzepte und Produkte, die irgendwo auf der Welt entwickelt werden, in jedem Fall in allen Märkten auf eine erfolgreiche Umsetzung geprüft werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Überlegungen, die bei Hüppe durch die Vertriebsdirektion zum Ausdruck kommen?
Dr. Keill: So ist es. Thomas Klein übernimmt bei Hüppe als Direktor die Gesamt-Vertriebsleitung.
IKZ-HAUSTECHNIK: Unterscheidet man weiterhin nach Auslands- und Inlandsvertrieb und Thomas Klein als Vertriebsdirektor bündelt die Aktionen?
Klein: Mit einem Verkaufsleiter Inland und einem Verkaufsleiter Ausland bleibt die bisherige Struktur unverändert. Derzeit bekleide ich sozusagen kommissarisch auch die Position des Verkaufsleiters Ausland. Wichtig bei der neu geschaffenen Vertriebsstruktur sind aber vor allem Aktivitäten in einzelnen Märkten, wie etwa in Deutschland die Handwerkermarke.
Haben gut lachen: Dr. Eckhard Keill, Group Vice President Masco Europe, und . . . |
Dr. Keill: Ein gutes Beispiel. Wie Sie wissen unterstützen wir das Modell Handwerkermarke mit allen Kräften. Mit der Folge, dass wir auch international unsere Lieferwege unter Kontrolle haben müssen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Für Ihre Überlegungen sind aber sicher nicht nur deutsche Marktbedingungen von Bedeutung.
Klein: Natürlich nicht. Ein wesentlicher Aspekt für die jetzt durchgeführte Umstrukturierung ist das starke Wachstum der Hüppe-Gruppe in Europa.
Dr. Keill: Natürlich auch mit Folgen für die Masco Group, deren Koordinierungsfunktion wir ebenfalls überdacht haben. Und zwar mit dem Ziel, zwischen den einzelnen Unternehmen mehr Synergieeffekte zu erzeugen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Dann gibt es demnächst Masco Deutschland, Masco Frankreich . . .
Dr. Keill: Nein, nein. Bei Masco bleibt jedes Unternehmen in der kompletten Eigenverantwortung. Mit dem Aufbau einer europäischen Zwischenstruktur soll allerdings die Verzahnung in der Kommunikation gestärkt werden.
Klein: Nehmen wir als Beispiel wieder die Handwerkermarke. Dieses in Deutschland kreierte Konzept gilt es bei den europäischen Unternehmen der Masco Group so zu kommunizieren, dass alle Kollegen auf den Entwicklungsstand bei Hüppe zurückgreifen können. Das verhindert doppelte und dreifache Arbeit und setzt Arbeitspotenzial frei.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie die neue Struktur bei Hüppe definiert ist erklärten Sie bereits. Und bei Masco?
Dr. Keill: In der Gruppe wurde mit den Group Vice President Europe eine übergeordnete, integrative Ebene positioniert. Eine Aufgabe, die von Masco an mich herangetragen wurde. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass ich in der Hüppe-Geschäftsleitung entlastet werden muss. Thomas Klein übernimmt daher einen Teil meiner Aufgaben bei Hüppe.
IKZ-HAUSTECHNIK: Demnach kann Thomas Klein auf den Zusatz Vertrieb auf seiner Visitenkarte verzichten?
Klein: Nein. Der Direktor Vertrieb ist kein verkappter Geschäftsführer. Die angesprochenen Entlastungen für Dr. Keill liegen im Produkt- und Vertriebsbereich und umfassen z.B. Aufgaben bei der Entwicklung, Diskussion und Präsentation von Verkaufsstrategien wie der Handwerkermarke.
Dr. Keill: Mit branchenpolitischen Aufgaben beschäftige ich mich nach wie vor sehr gerne. Messeeröffnungen, Konzepte wie Handwerkermarke und Berliner Modell fallen allesamt unter den Vertriebsbereich und sind sehr zeitintensiv. Hier war dringend Entlastung erforderlich. Ich hoffe allerdings in den nächsten Jahren die anderen Hüppe-spezifischen Themen weiterhin absolvieren zu können.
IKZ-HAUSTECHNIK: Demnach erwartet Sie viel Arbeit in der europäischen Masco-Führung?
Dr. Keill: Die Masco in Europa ist massiv gewachsen. Wir haben an der Spitze mit Lau Frandsen einen Group President Europa, der diese Position auch weiterhin bekleidet. Er war mein Chef als Hüppe Geschäftsführer und wird auch mein Chef als Group Vice President Europa bleiben.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie stark ist die manpower in der europäischen Konzernzentrale?
Dr. Keill: Neben dem President Europa gibt es zwei Vice Presidents in der operativen Linie.
IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie über die Masco-Strategie zur Marktbearbeitung noch etwas sagen?
Dr. Keill: Ein Zehnkämpfer ist sicher ein außergewöhnlicher Spitzensportler, der aber nie an die Leistungsfähigkeit eines Spezialisten, z.B. im Kugelstoßen, herankommt. Dieser Vergleich mit dem Spitzensport bringt die Masco-Philosophie auf den Punkt: Wir glauben an die höhere Leistungsfähigkeit der Spezialisten gegenüber den Allroundern. Diese Spezialisten zu unterstützen, das ist die Aufgabe der Masco Group. Dazu gehört natürlich auch die Suche nach Synergien, um wiederum andere Spezialisten der Gruppe durch Know-how-Transfer zu unterstützen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Bisher beschrieben Sie ausschließlich Strukturveränderungen im Vertrieb. Gibt es in anderen Bereichen ebenfalls Neuerungen?
Dr. Keill: Bei Hüppe gab es immer die Trennung zwischen Marketing und Vertrieb, wobei die Marketingverantwortung traditionell international zu sehen ist. Insofern beschränkt sich die Veränderung in der Tat auf die vertrieblichen Aufgaben im weiteren Sinne.
. . . Thomas Klein, Hüppe Vertriebs Direktor. |
Klein: Meine Aufgaben als Leiter des Auslandsvertriebs gingen bei Hüppe weit über die Arbeit eines klassischen Exportleiters hinaus. Fragen des Controlling, der Logistik und der Vertriebssteuerung lagen auch bisher schon in meiner Verantwortung. Dazu kommt, dass früher der Vertrieb in Deutschland den Auslandsvertrieb motivierte, während es heute aufgrund der Rahmenbedingungen häufig umgekehrt ist.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie wollen damit aber sicher nicht auf eine zukünftig geringere Aktivität Hüppes im Auslandsgeschäft hinweisen.
Klein: Keinesfalls. Wir sind im Ausland in den letzten fünf Jahren sehr stark gewachsen und möchten weiterhin überdurchschnittlich zulegen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Märkte haben Sie dabei vorzugsweise im Visier?
Klein: Alle.
IKZ-HAUSTECHNIK: Auch wenn Sie für die Produktentwicklung weniger verantwortlich sind: Bleibt Hüppe zukünftig der klassische Duschabtrennungshersteller?
Klein: Hüppe ist und bleibt der Spezialist im Duschbereich. Wobei zum Duschbereich mehr gehört als die Duschabtrennung. Das ist unser Feld!
Dr. Keill: Die Masco Group hätte zwar mit der Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen die Möglichkeit eine europäische Bad-Marke zu präsentieren. Dies ist aber, wie ich schon ausführte, nicht die Strategie. Alle zu Masco gehörenden Unternehmen bleiben eigenständig und werden in ihrem Spezialistentum durch die Umstrukturierung noch intensiver unterstützt.
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