IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2000, Seite 3


EDITORIAL


Profileistungen nicht zum Nulltarif 

Rückläufige Zahlen im Wohnungsneubau, eine deutliche Zurückhaltung der Haus- und Wohnungseigentümer bei Modernisierungs- und Renovierungsmaßnahmen sowie Einbrüche bei öffentlichen Aufträgen haben zu einer Verschärfung der Wettbewerbssituation und zu einer weiteren Verschlechterung der Ertragslage vieler Betriebe geführt. Die Angebotspreise sind auf einem Stand, der als absolut unbefriedigend bezeichnet werden muss und in vielen Regionen der jungen Bundesländer läuft auf den traditionellen Arbeitsfeldern der SHK-Branche nichts mehr. Entsprechend schwach ist die Ertragslage der Betriebe. Das finanzielle Aus ist für die gesamte SHK-Branche in greifbare Nähe gerückt.

Dabei scheinen - von außen betrachtet - die Rahmenbedingungen in Ordnung zu sein: Die Insolvenzen halten sich in Grenzen und die Zahl der neu angemeldeten Betriebe ist nach wie vor relativ hoch.

Ein trügerischer Schluss bei oberflächlicher Betrachtung. Unsere Umfragen zeigen, dass viele Unternehmen auf die wirtschaftlich komplizierte Lage nicht mit der gebotenen Betriebsschließung reagieren, sondern in vielen Fällen die "Mannschaft" auf ein absolutes Minimum reduzieren. Hatte noch vor zwei bis drei Jahren ein durchschnittlicher SHK-Betrieb acht bis zehn Mitarbeiter, ist die Zahl der Beschäftigten inzwischen auf drei bis fünf abgesackt. Gleichzeitig, und darauf hat das Handwerk seit langem hingewiesen, scheint es nach wie vor öffentliches Interesse zu geben, den bestehenden Überkapazitäten im SHK-Handwerk neue hinzuzufügen. Neu in den Markt kommende Unternehmer drücken mit öffentlich gefördertem Lohndumping die Preise so lange, bis sie nach Auslaufen der Förderungen selbst in Not kommen.

Gründe für diese Negativentwicklungen lassen sich viele finden: Schwarzarbeit, Zahlungsmoral, Generalübernehmer, Kollegen, die an der Preisschraube drehen. Nur - was hilft es, wenn wir uns über diese Gründe einig sind? Nichts, denn es ändert nichts an der Realität.

Das SHK-Handwerk in den jungen Ländern steckt mitten in einer harten Strukturanpassung. In dieser Lage kann nur der Betrieb überleben, der sich darüber klar ist, dass die Stagnation des Umsatzes bei fallenden Verkaufs- und steigenden Einkaufspreisen fallende Deckungsbeiträge je Auftrag bedeutet. Und der Betrieb kann nur dann überleben, wenn er die einzig mögliche Konsequenz aus dieser Entwicklung zieht: Senkung der Gemeinkosten und Steigerung der betrieblichen Produktivität.

Die insgesamt problematische Situation darf von uns allen weniger als Grund zur Klage begriffen werden, sondern als Herausforderung - als Herausforderung, die betrieblichen Kosten zu senken und aktiv an den Markt, an unsere Kunden heranzugehen. Wer passiv auf Besserung wartet oder seine Preise noch weiter nach unten drückt, schadet nicht nur sich, sondern der gesamten Branche, den Innungen mit allen ihren Mitgliedern.

Das brandenburgische SHK-Handwerk versucht gemeinsam mit dem Land eine "Kalkulationsoffensive" zu starten. Jedem ist klar, dass Profileistungen nicht zum Nulltarif zu bekommen sind. Und doch hat es sich bei privaten wie bei öffentlichen Auftraggebern regelrecht zum Sport entwickelt, ganze Wohnparks quasi zum Materialpreis bauen zu lassen.

Dies zu ändern, geht über die Kraft des Handwerks allein hinaus. Wir werden deshalb gemeinsam mit der Landesregierung Zeichen setzen müssen, damit sich die Atmosphäre ändert. Denn auch heute gilt die alte Handwerkerregel: Wer billig baut - baut teuer!

Detlef Pfeil
Geschäftsführer
Fachverband SHK Land Brandenburg


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