IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2000, Seite 64 ff.


INTERVIEW


Sikla

Schnell und individuell

Mit "Sicombi Individuell" bietet die in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) ansässige Sikla GmbH seit einiger Zeit die individuelle Vorfertigung von anschlussfertigen Vorwandgestellen mit integrierten Sanitärelementen für den Trockenausbau an. Diese kundenspezifische Lösung des Befestigungsspezialisten verspricht eine einfache Angebotserstellung, einen reduzierten Planungsaufwand sowie eine zügigere Montage. Dieter Klauß, Geschäftsführer des Unternehmens, sprach mit IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Markus Sironi über die Vorteile des Vorfertigungsservice.

IKZ-HAUSTECHNIK: Das Herstellen von Vorwandinstallationen aus einzelnen Elementen - z.B. mittels Schienentechnik - gehört heute zum täglichen Brot eines SHK-Fachhandwerkers. Das Marktangebot in diesem Produktbereich ist sehr umfangreich, die Produkte gelten allgemein als ausgereift. Macht es vor diesem Hintergrund Sinn, mit kompletten Gestellen in diesen Markt zu drängen und die Fertigung von der Baustelle weg zu verlagern?

»Wir verkaufen Zeit«

Klauß: Ja, natürlich. Alle Produktionsprozesse, die von der Baustelle weg in ein industrielles Umfeld verlagert werden, führen zu einer deutlichen Effektivitätssteigerung und somit besseren Wirtschaftlichkeit. Sie mindert nicht die Handwerksqualität, im Gegenteil. Die industrielle Vorfertigung kompletter Gestelle im Gegensatz zur herkömmlichen Montage einzelner Elemente bedeutet für den Handwerker mehr Sicherheit bei der Planung, Montage und Kalkulation.

IKZ-HAUSTECHNIK: Industrielle Vorfertigung, das hört sich nach Elementen von der Stange und wenig Flexibilität an. Ist denn eine nach Kundenwünschen individuelle Vorfertigung in kleinen Losgrößen überhaupt realisierbar?

Klauß: Das Konzept der Vorfertigung macht nur Sinn, wenn wir mit der Losgröße eins, das heißt ein Stück, in den Markt gehen und alle individuellen Kundenwünsche umsetzen können. Wir fertigen heute nach den Vorgaben des Kunden komplette Gestelle als Installationsschacht, Vorwandelement oder Raumteiler. Bei Bedarf auch mit kompletter Verrohrung. Bei größeren Einheiten oder engen Treppenhäusern liefern wir das Gestell teilbar zur Baustelle. Spezielle Kupplungen ermöglichen in diesen Fällen die schnelle Montage vor Ort.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wer nutzte dieses Angebot bisher?

Klauß: Zu den Anwendern gehören kleinere Handwerksbetriebe ebenso wie große, auf Objektgeschäft spezialisierte Unternehmen sowie auch Fertighausfirmen: Denn vor allem in Holzhäusern findet das System großen Zuspruch, da durch die Systemtrennung zwischen Vorwand und Baukörper die Bewegungen des Holzes gut aufgefangen werden können.

»Vorteile für unseren Kunden sind feste Kalkulationsdaten, passgenaue Elemente und termingerechte Anlieferung«

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie groß ist der Planungsaufwand für den SHK-Handwerker? Oder konkreter gefragt, wenn sich der Handwerker für Sicombi entscheiden möchte, wie muss er vorgehen?

Klauß: Wenn der Handwerker ein konkretes Objekt hat, wendet er sich an eines unserer Verkaufsbüros oder an einen unserer Außendienstmitarbeiter. Wir erwarten vom Installateur eine fertige Badplanung. Denn wir versuchen nicht, uns zwischen den Installateur und den Endkunden zu schieben und eine Badplanung für den Installateur vorzunehmen. Wir holen uns die erforderlichen Maßangaben entweder direkt aus den Plänen oder wir vereinbaren einen Baustellentermin, um, falls notwendig, direkt vor Ort zu messen. Die Grundvoraussetzung einer Vormontage ist zunächst die Beantwortung der Fragen: Wie groß muss das Gerüst sein, wird eine Vorwand oder eine komplette Trennwand benötigt, welche Elemente wie WC, Waschtisch, Dusche o.a. müssen integriert werden. Wenn diese Fragen beantwortet sind, dann übernehmen wir die komplette Hintergrundplanung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bisher beschränkte sich der Aufwand des Installateurs auf die ohnehin erforderliche Badplanung. Wie geht es dann weiter?

»Jede Produktentwicklung in unserem Haus muss primär dem Gebot der Wirtschaftlichkeit entsprechen«

Klauß: Sobald unsere Planung steht, bekommt der Handwerker das Angebot für das komplette Gerüst und einen verbindlichen Liefertermin. Wir brauchen in der Regel eine Vorlaufzeit von einer bis anderthalb Wochen, bis das Gestell auf der Baustelle verfügbar ist. Wir liefern es direkt und nach terminlicher Absprache mit dem Fachunternehmen an die Baustelle.

IKZ-HAUSTECHNIK: Als weiteren Service bieten Sie laut Ihren Produktunterlagen die Verrohrungen Ihrer Gestelle an. Sind Sie da an einen bestimmten Rohrhersteller gebunden?

Klauß: Nein! Der Handwerker schreibt vor, welcher Rohrtyp für die Trink- und Abwasserinstallation zu verwenden ist. All das legen wir nicht fest. Wir besorgen uns die Ware über die üblichen Wege und verarbeiten sie. Darüber hinaus überprüfen wir die gesamte Verrohrung auf Dichtigkeit, soweit dies möglich ist.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie groß beziffern Sie den Zeitvorteil bei der Montage der Gestelle gegenüber herkömmlichen Vorwandinstallationen? Liegen Ihnen da Erfahrungswerte vor?

Klauß: Die Montage eines Gestelles in den üblichen Maßen für den privaten Wohnungsbau ist in aller Regel innerhalb von einer Stunde abgeschlossen. Die Montage beschränkt sich im Wesentlichen auf die Befestigung von Wand- und Bodenankern. Um unebene Wände und Fußböden auszugleichen sind natürlich entsprechende Verstellmöglichkeiten vorhanden.

Flexibilität verspricht das Unternehmen auch bei der Lieferung von Befestigungsmaterial und -zubehör. Innerhalb von 24 Stunden wird der gewünschte Artikel bundesweit zugestellt. Vier Regionallager sollen diesen Service garantieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ist eine Aufstellung der Gestelle auch auf dem fertigen Fußboden möglich?

Klauß: Ja, natürlich. Diese Variante führt allerdings, was die Schalldämmung betrifft, zu schlechteren Werten. Sie wird zum Teil im Sanierungsfall angewendet, denn bei einer Badrenovierung wird im Normalfall niemand den vorhandenen Estrich wegstemmen. Im Vorfeld der Planung sollte die Aufstellung auf dem fertigen Fußboden allerdings berücksichtigt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Stichwort Schallschutz: Dieses Thema ist in der letzten Zeit immer stärker in den Vordergrund gerückt. Gibt es für Ihre vorgefertigten Elemente besondere Schallschutzgutachten oder Zertifizierungen und welche Schallpegel können eingehalten werden?

Klauß: Das Thema Schallschutz ist ein sehr komplexes. Es gibt gerade für den Bereich Vorwandinstallationen keinerlei Normen und es gibt letztlich keine Zertifizierungsanforderungen und es gibt auch keine allgemein anerkannten Regeln, unter welchen Bedingungen welche Zertifikate zu erstellen sind.

IKZ-HAUSTECHNIK: Für den Schallschutz gibt es doch z.B. die DIN 4109.

Klauß: Ja, es gibt eine Schallschutznorm nach den entsprechenden Bauvorschriften, die einen Restschallpegel in schutzbedürftigen Räumen festlegt. Ob die erfüllt wird, hängt aber nicht nur von den Vorwandgerüsten ab, sondern von der gesamten Wand und von der Verarbeitung aller nachfolgenden Gewerke. Ich möchte hier auf einen Fachaufsatz eines unabhängigen Sachverständigen in unserem Kundenmagazin "Zur Sache" Nr. 2/99 verweisen, der sich ausführlich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat.

Wir verwenden für unsere Vorwandsysteme ausschließlich Produkte mit schalldämmenden Eigenschaften zur Rohrverlegung gemäß DIN 4109. Ob im benachbarten Raum allerdings 30 dB(A) Restschallpegel eingehalten werden, hängt - wie eingangs erläutert - von vielen weiteren Faktoren ab. Es gilt aber festzuhalten, dass die Vorwandmontage in Trockenbauweise bessere Schallpegel aufweist als eine gemauerte Installation.

Handarbeit notwendig. Die Vorwandgestelle werden in der Vorfertigung auftragsbezogen und individuell von Hand gefertigt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Trotzdem gibt es Systeme mit geprüften Schallpegeln und Prüfzeugnissen.

Klauß: Um Missverständnissen vorzubeugen möchte ich anmerken, dass wir uns nicht vor einem Vergleich scheuen. Bevor Sikla allerdings ebenfalls mit einem Zertifikat wirbt, regen wir an, zunächst die Rahmenbedingungen für einen Test zu definieren. Wenn Sie sich die Mühe machen und die Zertifikate im Detail prüfen, werden Sie feststellen, dass die Prüfkriterien häufig anders gewählt wurden und die Ergebnisse der Prüfungen damit nicht vergleichbar oder allgemein reproduzierbar sind. Der Markttransparenz dient das sicher nicht.

Dazu lese ich Ihnen ein Zitat aus einem willkürlich ausgewählten Prüfzeugnis vor. Hier steht: Es sei darauf verwiesen, dass diese Beurteilung nur für die den Messungen zugrunde liegende Installation in Verbindung mit der verwendeten Installationswand und bei Vorliegen gleichartiger Baukörper- und Montagebedingungen Gültigkeit hat.

Ähnliche Ausführungen finden Sie in vielen anderen Zertifikaten auch. Persönlich halte ich die Ergebnisse solcher Prüfungen für interessant, daraus aber allgemeine Normenkonformität abzuleiten, ist unter den gegebenen Umständen äußerst problematisch. Es wird der Zustand einer gesicherten Eigenschaft erweckt, die objektiv nicht vorhanden ist.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie etwas zu den Kosten von Sicombi gegenüber einem herkömmlichen Vorwandsystem sagen?

Klauß: Zwangsläufig muss ein vorgefertigtes Gestell mit integrierten Elementen teurer sein als einzelne Komponenten. Im Regelfall kann man nach unseren Erfahrungen einen Daumenwert von etwa zehn bis fünfzehn Prozent ansetzen. Darin sind alle Dienstleistungen wie Beratung, Planung und Anlieferung enthalten. Diesen relativ geringen Mehrpreis können wir natürlich nur deshalb ansetzen, weil die Vorfertigung in industrieller Umgebung stattfindet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ein Wort zum Vertriebsweg. An wen verkaufen Sie Ihre Produkte?

Klauß: Wir vertreiben unsere Produkte überwiegend direkt an das Fachhandwerk, aber auch dreistufig, über ausgewählte Händler, die in diesem zweigleisigen Vertrieb keinen Hinderungsgrund für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit sehen.

Ablaufplan Sicombi Individuell.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sehen Sie die Zukunft für vormontierte Vorwandgestelle für den Trockenausbau?

Klauß: Zum einen gibt es im Bereich der Hausinstallation sicherlich den Wunsch, derartige Gestelle in der gesamten Breite auszubauen und komplett verrohrte Systeme anzubieten. Dort ist der Markt bisher relativ träge. Es gibt noch nicht allzu viele Unternehmen, die bereit sind, Aufträge außer Haus zu geben und sich mit fertigen Bauteilen zu versorgen. Zum anderen werden meiner Meinung nach auch heute noch in Deutschland viel zu viele Bäder in Nassbauweise errichtet. Wenn wir, die Hersteller von Vorwandsystemen für den Trockenausbau, alle miteinander diesen Markt bearbeiten, brauchen wir uns für die Zukunft keine Sorgen zu machen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Stichwörter wie E-Commerce und Internet sind im Augenblick in aller Munde und versprechen auch kleinen und mittleren Unternehmen dreistellige Wachstumsraten: Wie wichtig beurteilen Sie dieses Medium in Zukunft?

Klauß: Als Grundinformationsmedium wird es in wenigen Jahren absolut unverzichtbar sein. Wir werden gerade als kleinere Unternehmen über diesen Weg viel bessere und auch asynchrone Kommunikationsformen entwickeln können. Das gesamte Bestell- und Abwicklungssystem kann darauf abgestimmt werden und wird in wenigen Jahren diesen Weg gehen. Das heißt, die gleiche Revolution, die wir mit dem Fax-Gerät erlebt haben, wird sich hier fortsetzen. Deshalb bauen wir diese Schiene auch konsequent aus.

Zum Unternehmen:

Vor 33 Jahren gründete Sighart Klauß das in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) beheimatete Unternehmen Sikla. Das Familienunternehmen vertrieb in den ersten Jahren heizungstechnische Artikel wie Rohrbefestigungen und Kennzeichnungsschilder. 1980 begann man mit der Produktion eigener Rohrschellen. Im Laufe der Jahre spezialisierte sich das Unternehmen auf Befestigungssysteme für Rohrleitungen in Industrie und Haustechnik sowie auf individuelle Vorfertigungen für bestimmte Baugruppen (Versorgungsschächte, Befestigungstrassen) sowie Vorwandelemente (u.a. für WC, Bidet, Waschtisch) für den Trockenausbau. Heute gehören zur inzwischen international tätigen Sikla-Gruppe zehn Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Mit insgesamt rund 260 Beschäftigten erreichte das Unternehmen im letzten Geschäftsjahr einen Gruppenumsatz von rund 130 Mio. DM.


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