IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2000, Seite 62 f.
INTERVIEW
Rothenberger
Professioneller Einsatz
Dass sich Tradition und Innovation durchaus nicht ausschließen, beweist einmal mehr der familiengeführte Werkzeughersteller Rothenberger. Die Marktdynamik sowie ein nicht mehr auskömmlicher Preis bei Standardangeboten des Fachhandwerks, lassen die Praktiker nicht ruhen, gewinnbringende Segmente des Marktes zu suchen. Investitionen in die richtige Technik und zusammen mit einem verlässlichen Partner, erschließen auch heute noch lukrative Nischen. Die Rohrleitungsüberprüfung wird in Zukunft ein Bereich sein, den der SHK-Handwerker ins Visier nehmen sollte. Hintergrund bietet dazu das Gespräch, das der Geschäftsführer Bernd Rothenberger und sein Vertriebsleiter Deutschland Heinz Heß mit der Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK führten.
Bernd Rothenberger, Vorstand Rothenberger Werkzeug AG. |
IKZ-HAUSTECHNIK: Rothenberger wurde vor 50 Jahren gegründet. Was begründet den Erfolg des Unternehmens bis zum heutigen Tag?
Rothenberger: Das Unternehmen ist groß und bekannt geworden durch innovative Produkte, die dem SHK-Handwerk echte Problemlösungen bieten. Solche innovativen Produkte bringen dem Handwerker handfeste Vorteile in Form von Zeit- und Kostenersparnis. Das ist ganz besonders wichtig in konjunkturell schwierigen Zeiten, in denen die Handwerksbetriebe immer mehr auf effizientes Arbeiten achten müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sprechen die schwierige konjunkturelle Lage der letzten Jahre im SHK-Bereich an. Wie schätzen Sie die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung in der SHK-Branche ein?
Heinz Heß, Vertriebsleiter Deutschland. |
Heß: Durch die Krise in der deutschen Bauindustrie war auch die wirtschaftliche Situation für den SHK-Bereich in den letzten Jahren nicht gerade berauschend. Im Gegensatz zu Branchen mit hohen Wachstumsraten wie z.B. im Bereich der Telekommunikation oder des Internets, müssen wir für den Baubereich auch in Zukunft wohl eher mit verhaltenen Zuwachsraten rechnen. Die Folge hiervon ist, dass für nahezu alle Betriebsgrößen das Sanierungs- und Renovierungsgeschäft in den zurückliegenden Jahren eine überragende Bedeutung erreicht hat. Die SHK-Betriebe erwirtschaften mit diesem Geschäft mittlerweile ca. 60% ihres Umsatzes.
Rothenberger: Diesen wirtschaftlichen Veränderungen müssen sich die SHK-Betriebe stellen. Der Wettbewerbsdruck wird auch in Zukunft nicht nachlassen - der Konzentrationsprozess wird weiter fortschreiten. Wer jedoch diesen Druck nicht nur als Belastung, sondern vor allem als Herausforderung und Chance begreift und sich den veränderten Bedingungen anpasst, der bleibt wettbewerbs- und damit lebensfähig.
IKZ-HAUSTECHNIK: Was meinen Sie konkret mit Chancen begreifen?
Heß: Effizientes, kostengünstiges Arbeiten alleine wird dazu nicht ausreichen. Die Unternehmen müssen neue Geschäftsfelder suchen und angehen. Service- und Kundenorientierung sind hierbei wichtige Begriffe, die es zu berücksichtigen gilt. Benötigt werden ebenfalls Konzepte zur Kundenbindung, die den Kunden möglichst auch im zukünftigen Bedarfsfall an den Handwerksbetrieb bindet.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sprechen von neuen Geschäftsfeldern. Was kann Rothenberger dem Handwerk hier bieten?
Rothenberger: Ein noch relativ neues, bisher vom SHK-Handwerk kaum entwickeltes Geschäftsfeld ist der Dienstleistungssektor. Traditionell hat unser Unternehmen hierfür Produkte aus den Bereichen der Rohrreinigungstechnik und der Prüftechnik im Programm. Unsere neueste Produktentwicklung, die genau in diese Richtung zielt, ist ein kompaktes TV Inspektionssystem.
IKZ-HAUSTECHNIK: Eine Rohrinspektionskamera ist doch nichts neues - solche Geräte gibt es doch schon länger.
Rothenberger: Das ist richtig - aber nicht in dieser Form. Das neue Inspektionssystem wurde exakt auf die Bedürfnisse des SHK Handwerkes ausgerichtet. Es ist ein robustes Allround-System, einfach zu handhaben und ermöglicht mit seinem Arbeitsbereich von 50 mm - 150 mm, einer Bogengängigkeit von 90° und 36 m Inspektionslänge die Inspektion nahezu sämtlicher Hausrohrleitungen einschließlich des Hausanschlussbereiches. Durch den attraktiven Preis wird eine schnelle Amortisation erzielt und damit die Investition in diesen Bereich gerechtfertigt. Ein solches System ermöglicht es dem Handwerksunternehmen den Service- und Dienstleistungsbereich weiter auszubauen und den Kunden neue Leistungen anzubieten, für die auch bezahlt wird.
IKZ-HAUSTECHNIK: Was meinen Sie damit?
Heß: Stellen Sie sich bitte vor, Sie werden zu einer Kundin gerufen, die eine Rohrverstopfung in der Toilettenleitung hat. Eine Reinigung ist hier in jedem Fall mit Schmutz verbunden und wird gerade in diesem Bereich als sehr unangenehm empfunden. Wer garantiert jedoch, dass auch die Ursache der Verstopfung behoben ist. Hier setzt die Kamera an. Bieten Sie der Kundin an, die Rohrleitung zu inspizieren. Sie verkaufen der Kundin damit die Sicherheit, dass eine Verstopfung nicht nochmal zu erwarten ist. Sollte die Inspektion jedoch einen möglichen Schaden in der Rohrleitung ergeben, sind Sie direkt vor Ort und können Ihre weiteren Leistungen sofort anbieten.
Rothenberger: Nehmen wir ein anderes Beispiel. Der SHK-Betrieb wird zu einem Wasserschaden gerufen. Hier war und ist es teilweise üblich, ganze Wandabschnitte aufzuklopfen, um den Fehler zu finden. Unser Inspektionssystem erlaubt eine minimalinvasive Fehlererkennung und Behebung. Ein solch professionelles Arbeiten ohne viel unnötigen Schmutz hinterlässt beim Kunden ein positives Image und trägt damit auch zur Kundenbindung bei.
Heß: Mit Hilfe dieses Systems kann der SHK-Betrieb somit zusätzliche Leistungen anbieten - er erschließt sich ein neues Geschäftsfeld und sichert gleichzeitig damit seine Kernkompetenz ab. Darüber hinaus sind noch viele weitere Anwendungsfälle denkbar. So wird mit dem System die Inspektion des Abwassernetzes gebrauchter Häuser oder Wohnungen möglich, die für den Käufer den Zustand der Leitungen überprüft und einen evtl. erforderlichen Sanierungsbedarf noch vor dem Kauf feststellt. Ideal ist die Verwendung des Systems auch im Bereich des immer wichtiger werdenden Facility Managements. Somit ist unser neues Inspektionssystem ein "Werkzeug" für zusätzlichen Umsatz und Deckungsbeitrag. Wie groß der Erfolg letztendlich damit werden kann, hängt natürlich auch vom Ideenreichtum des SHK-Betriebes und der konsequenten Anwendung des Werkzeuges ab.
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