IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2000, Seite 26 ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Sachsen
Neue Techniken und Ideen öffnen den Weg in die Zukunft
Zehnjährige Gründungsfeier
Der Fachverband Sanitär - Heizung - Klima Sachsen erinnerte am 10. April d.J. in feierlichem Rahmen an die zehnte Wiederkehr seiner Gründung. Die Festversammlung fand im historischen Prachtbau der "Alten Handelsbörse" zu Leipzig statt.
Die Festveranstaltung zum 10. Jahrestag fand in der "Alten Handelsbörse" in Leipzig statt. |
Freistaat Sachsen setzt auf Solarthermie
Im Festvortrag hob Wolf-Eberhard Kuhl, Amtschef des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, vor prominenten Gästen aus Politik, Industrie, Handel und Handwerk hervor, es gebe schon langjährige Kontakte zwischen dem SHK-Handwerk und der Landesregierung, vor allem im Rahmen der Förderprogramme und mit den Staatsministerien für Wirtschaft und Arbeit bzw. für Umwelt und Landwirtschaft.
Für den Immissions- und Klimaschutz habe das Umweltministerium in den letzten acht Jahren ca. 222,5 Mio. DM Fördermittel bereitgestellt, wodurch Investitionen von ca. 680 Mio. DM getätigt wurden - eine unter den Bedingungen der wirtschaftlichen Umstrukturierung in Ostdeutschland beachtliche Leistung.
Um Umweltinvestitionen auch künftig auf den Weg zu bringen, bedürfe es weiterhin staatlicher Finanzierungshilfen. Kuhl: "In Deutschland werden z.Z. erst ca. 2% der Primärenergie und ca. 5% der Elektroenergie durch die Nutzung erneuerbarer Energien bereitgestellt. In Europa ist es mittlerweile unumstritten, dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien für den Umwelt- und Klimaschutz unverzichtbar ist". Dadurch ergebe sich die Chance, qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen und Wachstumsmärkte zu öffnen.
Wolf-Eberhard Kuhl erläuterte den Stellenwert der Solartechnik im Freistaat Sachsen. |
Derzeit seien in Sachsen etwa 170 Firmen mit 1470 Beschäftigten und einem Umsatz von ca. 220 Mio. DM im Bereich erneuerbare Energien tätig. Die EU und Deutschland wollen bis 2010 den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoinlandsenergieverbrauch auf 12% verdoppeln. Das sächsische Umweltministerium möchte bis 2005 eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien auf 5%, bezogen auf den Endenergieverbrauch in Sachsen; bis Ende 1998 wurden aber erst 2,6% der verbrauchten Strommenge und 1% der benötigten Endenergie aus erneuerbaren Energien bereitgestellt.
Im Freistaat Sachsen beträgt laut Kuhl die Kollektorfläche derzeit ca. 13 m2 pro tausend Einwohner; der Bundesdurchschnitt liegt bei ca. 30 m2. Es besteht also ein erheblicher Nachholbedarf. Sachsen habe sich entschieden, den Schwerpunkt bei der Förderung der erneuerbaren Energien auf die Solarthermie zu legen, denn die Staatsregierung sei überzeugt, dass die Solarthermie über große Potenziale verfügt und mittlerweile auch wirtschaftlich genutzt werden kann. Unter dem Slogan "Sachsen fängt die Sonne ein" habe sein Haus deshalb im März 1999 die "Solarinitiative 1999/2000" gestartet.
Heinz-Dieter Heidemann, Präsident des Zentralverbandes SHK, stellte fest, dass vor zehn Jahren zusammengewachsen sei, was zusammengehöre. Weiter sagte er, dass trotz der dramatischen wirtschaftlichen Situation zahlreicher SHK-Betriebe im Osten die Talsohle wohl durchschritten sei. |
Finanziell sei die Solarinitiative im Rahmen des Förderprogramms "Immissions- und Klimaschutz einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energien" 1999 durch Fördermittel (ca. 4 Mio. DM) unterstützt worden; auch in 2000 stünden ausreichend Mittel zur Verfügung. Der Fördersatz betrage in der Regel 300 DM je m2 installierter Kollektorfläche bis zu 20m2; größere Flächen würden mit 150 DM je m2 darüber hinaus gefördert. Das entspreche ca. 20% der Investitionskosten.
Die sächsische Solarinitiative sei mit der Informations- und Motivationskampagne "Solar - na klar!" verknüpft und vom Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. (B. A. U. M.) initiiert. In ihr könnten alle an Solarthemen interessierten gesellschaftlichen Kreise mitarbeiten. Finanziell beteiligt seien u.a. die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Bundesregierung, die 16 Bundesländer und Sponsoren. Der FVSHK Sachsen, "der größte Landesverband in den neuen Bundesländern", gehört dem Trägerkreis der Kampagne an.
Der daraus entstandene Nachfrageschub nach Solarwärmeanlagen habe in Sachsen dazu geführt, dass zukunftssichere Arbeitsplätze erhalten bzw. geschaffen wurden. Spürbar schlage sich dies auch im Handwerk nieder. Mit der gestiegenen Nachfrage nach Solaranlagen seien die Herstellerkosten deutlich gesunken, die Anlagen seien wirtschaftlicher geworden.
Bruno Schliefke, Vorsitzender des FVSHK Sachsen, führte aus, dass das Handwerk als Wirtschaftsfaktor unverzichtbar sei. Technologie und Technik hätten aber zu einem enger werdenden Markt geführt. Die SHK-Betriebe müssten daher neue Felder wie Solartechnik, Gebäudeleittechnik und Wärmelieferung besetzen. |
400 sächsische Innungsbetriebe haben sich zwischenzeitlich laut Kuhl bei B. A. U. M. eintragen lassen und sind als qualifizierte Fachbetriebe im Internet präsent; damit habe Sachsen den 5. Platz unter den Bundesländern.
Im Bestreben der B. A. U. M.-Kampagne, die Anwendung der Solarthermie in der Praxis zu verbessern, haben messtechnische Untersuchungen, die der sächsische Projektträger für Umwelt und Energie in Rossendorf durchführte, gezeigt, dass die Hälfte der gefundenen Anlagen auf Grund verschiedener Mängel geringere Solarerträge hatten, als man erwarten durfte. Deshalb wurden Präsentationsveranstaltungen für Behörden, Banken, Umweltverbände und für das Handwerk organisiert. Besonders dem FVSHK Sachsen komme nach Ansicht der Staatsregierung für die qualitätsgerechte Planung und Realisierung eine besondere Verantwortung zu.
Die Idee, durch einen Wettbewerb im SHK-Handwerk das Engagement für die Solarthermie zusätzlich anzuregen, sieht Kuhl als gelungen an. Im Anschluss an die Festveranstaltung zeichnet der Amtschef den Halbzeitmeister des Wettbewerbs "SHK-Solarmeister Sachsen" Holger Krüger aus.
Zum Schluss dieser insgesamt positiven Bilanz sächsischer Energieförderung nannte Kuhl noch einige interessante Zahlen, speziell zur Solarinitiative. Im Rahmen der sächsischen Solarinitiative 1999/2000 wurden - Stand März 2000 - ca. 900 Anträge bewilligt. Die dafür aufgewendeten Fördermittel: ca. 3 Mio. DM. Die geförderten Anlagen führten zu einer Gesamtinvestition von rund 15 Mio. DM. Die installierte Kollektorfläche: ca. 10.000 m2. Damit wird der Warmwasserbedarf von etwa 2.500 Haushalten zur Hälfte abgedeckt.
Insgesamt sei die Staatsregierung ihrem Ziel, bis zum Jahr 2003 etwa 30.000 m2 Kollektorfläche zusätzlich zu installieren, ein gutes Stück näher gerückt. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass zu den vom Land geförderten 10.000 m2 noch Anlagen kommen, die auf anderem Wege gefördert wurden - z.B. durch das Eigenheimzulagengesetz - oder die ohne Förderung errichtet wurden. Aber allein schon die sächsische Solarinitiative habe eine Wachstumsrate der Solarthermie in Sachsen von 25 bis 30% bewirkt.
Ein weiteres Projekt ist das Sonderförderprogramm "Hausbrand im grenznahen Raum". Damit wurden in besonders belasteten Gebieten des Erzgebirges Heizungen von Kohle auf umweltfreundliche Energieträger umgestellt: insgesamt waren es 5.200 Anlagen bis März 2000, was u.a. dem Heizungshandwerk Aufträge bescherte (Investitionsvolumen ca. 85 Mio. DM). Die Emissionsminderungen in den betroffenen Regionen betragen:
SO2 250 t/a
NOX: 20 t/a
Staub 150 t/a
CO2 : 41 400 t/a
Auch in dieses Programm wurde eine Solarkomponente eingeführt. Der Fördersatz für die Umrüstung erhöht sich, wenn gleichzeitig eine solarthermische Anlage installiert wird.
Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Handel und Industrie sowie der Schwesterverbände waren zur Feier nach Leipzig gekommen. |
Dank für Solidarität
Heinz-Dieter Heidemann, Präsident des ZVSHK, überbrachte dem Verband namens der deutschen SHK-Handwerksorganisation die herzlichsten Glückwünsche. Vor zehn Jahren sei auch im deutschen Handwerk zusammengewachsen, was zusammengehöre. Am Aufbau der Fachverbände hätten viele ehrenamtliche Mitstreiter mitgewirkt; ausdrücklich nannte Heidemann den verdienten Ludwig Ruckelshausen, damals Sonderbeaufragter des Zentralverbandes für den Aufbau von Landesinnungen in den neuen Bundesländern.
Der Anfang war freilich kein völliger Neubeginn, die SHK-Handwerke im Osten hätten eine relativ hohe Eigenständigkeit durch die DDR-Zeiten retten können. Die Hilfestellungen für die SHK-Betriebe im Osten habe daher nicht aus handwerklichem Nachhilfeunterricht bestanden, sondern eher aus betriebswirtschaftlichen Informationen, Betriebsberatung und Unterstützung bei neuen Technologien. "Sollte es einen Rückstand gegeben haben, so ist er mittlerweile aufgeholt", sagte der ZVSHK-Präsident, der aber auch dramatische Umsatzrückgänge in letzter Zeit in den ostdeutschen Bundesländern beklagte. Der Anstieg der Anzahl der SHK-Betriebe sei kein Ausdruck wirtschaftlichen Wachstums, sondern sei von bitterer Notwendigkeit bestimmt, die hohe Arbeitslosigkeit durch Betriebsgründung zu umgehen. Nach einer Welle von Modernisierungen und Renovierungen unmittelbar nach der Wende sei eine auf Überangebot basierende Sättigung eingetreten. Und der öffentliche Auftraggeber habe sich fast völlig zurückgezogen. Kein betriebswirtschaftlich sinnvoll kalkulierender Betrieb könne zu den geforderten Preisen anbieten.
Trotzdem glaube er, dass die wirtschaftliche Talsohle durchschritten sei und dass es langsam wieder aufwärts gehe. Die SHK-Handwerke stünden vor dramatischen Veränderungen - Stichworte Globalisierung, E-Commerce, Komplettdienstleistungen. "Auch diese Herausforderungen werden wir als Handwerk bewältigen. Bei allen virtuellen Lebenswelten, die Bedürfnisse der Menschen sind auch über das Jahr 2000 hinaus ganz reale: Wasser, Wärme, Luft durch innovative Haustechnik".
... und der Zukunft zugewandt
Bruno Schliefke, Vorsitzender des FVSHK Sachsen, mochte auch am Gedenktag lieber den Blick in die Zukunft als in die Vergangenheit richten: "Rufe ich mir die Zeit der Gründung unserer Berufsorganisation vor zehn Jahren ins Gedächtnis und bewerte sie aus heutiger Sicht, zeigt sich mir, dass uns trotz mancher Fehler damals eine emotionale Spontanität und eine politische Weitsicht beseelte. Noch vor zehn Jahren waren wir auf der Höhe unserer gesellschaftlichen Aufgaben, schrieben gewissermaßen Geschichte. Heute reagieren wir leider nur. Ist es wirklich so, dass wir nur zuschauen, wie andere über uns bestimmen, weil wir uns im Handwerk nicht einig werden können?", fragte Schliefke.
Zusammenschlüsse, Kooperations- und gemeinsame Finanzierungsmodelle seien in der Verbandsstruktur genauso gefragt wie im eigenen Handwerksbetrieb. "Könnte man nicht angesichts all dieser nicht neuen, aber ungelösten Probleme zur Ansicht gelangen, dass wir dabei sind, nicht nur die Gegenwart, sondern vielleicht auch die Zukunft zu verspielen?" Eine bejahende, also negative Antwort wäre verhängnisvoll. Wenn der Satz, "Handwerk hat goldenen Boden" zumindest teilweise stimme, dann könne das heute nur bedeuten, das Handwerk sichere die Existenz von Menschen, wenn es am Markt erfolgreich tätig sei.
"Handwerk ist dort unverzichtbar, wo Menschen mit ihrer Hände Arbeit unmittelbar neue Werte schöpfen", sagte der sächsische SHK-Vorsitzende weiter. Das gelte insbesondere dort, wo die Industrie handwerkliche Tätigkeiten nicht übernehmen könne. Aber dieser Bereich werde mit zunehmender Entwicklung von Technik und Technologie für das Handwerk enger. "Demzufolge müssen neue Betätigungsfelder wie die Solartechnik, Gebäudeleittechnik und Wärmelieferung gefunden und ausgefüllt werden. Wenn dem so ist, dann heißt das: Das Handwerk muss aktiv handeln, nicht nur reagieren. Es muss seine Interessen selbst formulieren und auch durchsetzen. Das Handwerk muss sich noch besser organisieren.
Gestalten wir die Zukunft unseres Freistaates Sachsen, der Bundesrepublik Deutschland und des vereinten Europas. Betrachten wir Vergangenheit und Gegenwart als Ganzes und richten wir den Blick nach vorn in die Zukunft!"
Erdgas und Handwerk
Fachtagung
Eine gute und erfolgreiche Tradition im Freistaat Sachsen stellen die regelmäßig stattfindenden Fachtagungen "Erdgas und Handwerk in Sachsen" dar. Sie sind ein Forum von Handwerk und Gasversorgungswirtschaft für einen praxisbezogenen Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu aktuellen marktpolitischen und technischen Themen.
Der Fachverband SHK Sachsen führte gemeinsam mit der VNG-Verbundnetz Gas AG und regionalen Gasversorgern und Stadtwerken am 11. April 2000 diese Fachtagung durch. Sie war eingebettet in die Veranstaltungen aus Anlaß der 10. Wiederkehr der Gründung des Fachverbandes SHK in Sachsen. Die Fachtagung fand im "Renaissance Leipzig Hotel" statt und war mit ca. 120 Teilnehmern gut besucht.
Am Vorabend fand ein Galaprogramm aus Anlaß 10 Jahre FVSHK Sachsen statt.
Landesinnungsmeister Bruno Schliefke (links) und der Direktor Kundenbetreuung der VNG AG Manfred Scheibe führten durch das Programm der Tagung "Erdgas und Handwerk in Sachsen". |
Marktpartnerschaft
Bruno Schliefke, Landesinnungsmeister des SHK-Handwerks Sachsen, eröffnete die Fachtagung. Schliefke würdigte die Entwicklung des SHK- Handwerks in Sachsen seit 1990.
Die marktpartnerschaftliche Zusammenarbeit von Handwerk und Gaswirtschaft in Sachsen ist für beide Partner von Vorteil. Das Fachhandwerk steht heute vor neuen Anforderungen, die es rechtzeitig zu erkennen und umzusetzen gilt. Schliefke betonte die weitere erforderliche Beibehaltung der Tätigkeitsprofile der Partner als eine wesentliche Voraussetzung weiterer marktpartnerschaftlicher Zusammenarbeit.
Er wünschte der Fachtagung als eine folgerichtige Fortführung des bisherigen gemeinsamen Bemühens um eine qualitätsgerechte Versorgung der gemeinsamen Endkunden, einen erfolgreichen Verlauf.
Wolfgang Eschment, Vorstandsmitglied für Verkauf und Technik der VNG-Verbundnetz Gas AG Leipzig, stellte zunächst die Entwicklung der Gaswirtschaft in den Neuen Bundesländern dar und skizzierte deren weiteren Verlauf bis 2005. Die VNG-Verbundnetz Gas AG deckt gegenwärtig 16% des Erdgasabsatzes in der BRD ab, das sind z.Zt. ca. 150 Mio. kWh/a; davon wurden in Sachsen 1999 43 Mio. kWh in Anspruch genommen.
Danach erläuterte Eschment die "Auswirkungen der Liberalisierung auf dem Energiemarkt", speziell dem Gasmarkt.
Liberalisierung, Durchleitung, Fusionierung, weiterer Ausbau der Gasnetze sowie Beteiligungen an überstaatlichen Gastransportsystemen sind einige Schlagworte, die auch zu Veränderungen in der "Gaslandschaft" führen werden.
Die bisherigen Veränderungen im Strommarkt durch die Liberalisierung werden sich nicht in gleicher Weise auf dem Gasmarkt vollziehen. Da die Liberalisierung des Gasmarktes phasenverschoben zum Strommarkt stattfindet, lassen sich zumindest die ersten Erfahrungen dieser Liberalisierung nutzen.
Eschment sieht keinen großen Spielraum beim Gaspreis, der sich zu 25% auf den Produzenten, zu 33% auf die öffentlichen Kassen und zu 42% (davon 9% Ferngasgesellschaft sowie 33% regionale u. örtliche Gasverteilung) auf die inländische Verteilung aufgliedert. Durchleitung sei in der Gaswirtschaft schon immer praktiziert worden.
Eine Eckpunktevereinbarung zur Durchleitung von Erdgas wurde getroffen; im August dieses Jahres wird die ausformulierte Verbändevereinbarung dazu vorliegen.
Die VNG-Verbundnetz Gas AG setzt weiterhin auf Flexibilität, Kooperation statt Fusion, will keine Zerstörung der "Demarkationslinien" zum SHK-Handwerk und wird die Kooperation mit dem Handwerk weiter pflegen.
EnEV 2000
Prof. Dr. Wolfgang Richter, TU Dresden, referierte zum Thema "Entwicklungstendenzen im Energiemarkt - Energieeinsparverordnung 2000".
Richter informierte über den aktuellen Stand der Energieeinsparverordnung 2000, die wohl im Jahre 2002 gesetzlich verbindlich werden wird.
Nunmehr ist eine energetische Bewertung auf Basis des Primärenergieaufwandes eingeflossen.
Im Neubau werde durch diese Verordnung eine Senkung des Heizenergiebedarfes gegenüber dem jetzigen Standard von mind. 30% verlangt werden.
Grundsätzlich kann dieser Effekt alternativ durch bautechnische oder anlagentechnische Maßnahmen verwirklicht werden.
Das ist eine besondere Herausforderung für die Anlagentechnik, eingedenk der Erfahrung, dass der Architekt mehr Bauingenieur als TGA-Ingenieur ist.
Mit dieser Verordnung werden neue Systemlösungen gefragt, wie z.B. auch Wärmepumpen mit Luftheizungen oder auch Elektrospeicherheizungen; insgesamt wird die Lüftungstechnik für das Gebäude stärker in den Mittelpunkt treten als die reine Heizungsanlage.
Mit Interesse verfolgten zahlreiche Teilnehmer die Informationen rund um den Energieträger Erdgas. |
Gas - ganz sicher
Harald Koch, Landesinnung SHK Hamburg, stellte die Initiative des SHK-Handwerks "Gas - ganz sicher - eine Sicherheitsinitiative des ZVSHK" vor.
Die in Hamburg geborene Initiative, die nunmehr bundesweit durch den ZVSHK getragen wird, zielt auf die Ausführung von Überprüfungen von Gasleitungen in Gebäuden. Grundlage dafür bildet die "TRGI-Betrieb", die z.B. eine Überprüfung der Innenleitungen alle zwölf Jahre empfiehlt.
Das SHK-Handwerk möchte mit seiner Initiative dazu beitragen, dass der Betreiber der Gasanlage seinen Überprüfungspflichten nachkommt.
Im Falle der Ausführung dieser Überprüfungen trägt diese Aktion zur erhöhten Sicherheit der Gasverwendung bei.
Das Handwerk bietet dafür einen "Gascheck" an, der einmal die Ausführung durch speziell dafür ausgebildete Fachbetriebe gewährleistet und zum anderen dem Betreiber den Check entsprechend dokumentiert.
Das Modul "Gascheck" ist ein Element der komplexeren Initiative des ZVSHK, die unter "SHK-Haus- und Gebäudecheck" ausgewiesen ist.
Der FVSHK Sachsen übernimmt das Modul "Gascheck".
Erdgasvollversorgtes Haus
Gegenstand des Vortrages von Dr. Günter Wieschebrink, Verbundnetz Gas AG, Leipzig, war "Das erdgasvollversorgte Haus".
Wieschebrink führte im Rahmen seines Vortrages spielerisch durch ein Haus, indem alle Möglichkeiten der Erdgasverwendung anzutreffen waren.
Alle Anwendungsfälle sind durch industriell gefertigte Geräte hinterlegt, die zusammenfassend in der BGW-Broschüre "Immer gut für neue Ideen - Erdgas; Vom offenem Kamin bis zum Gasgrill; Erdgas für Haus und Garten" ausgewiesen sind.
Anliegen des Vortrages war es, auf die vielfältig umsetzbaren Möglichkeiten des Gaseinsatzes im Haushalt zu verweisen und das Handwerk aufzufordern die Kunden auf diese Möglichkeiten hinzuweisen.
Im einzelnen wurde auf folgende Erdgas-Anwendungen eingegangen (Verbrauchsangaben bezogen auf den Brennwert und einen 4-Personen-Haushalt in einem EFH):
Heizung/Warmwasser 15.000 kWh/a; Geschirrspüler 260 kWh/a; Waschmaschine 140 kWh/a; Herd 600 kWh/a; Wäschetrockner 460 kWh/a; Heimsauna 540 kWh/a; Grill 120 kWh/a; Terrassenheizer 900 kWh/a; Laterne 1095 kWh/a; PKW 7.800 kWh/a; Brennstoffzellenstrom 7.000 kWh/a.
Damit würde ein erdgasvollversorgtes Niedrig-Energiehaus einen Jahresverbrauch von 33.915 kWh/a Erdgas haben.
Dr. Günter Wieschebrink füllte die Visionen um das erdgasvollversorgte Haus mit realisierbarem "Energieleben". |
Neue Techniken
Das Thema "Neue Techniken - Kostensenkungspotentiale in der Gasinstallation und
-verwendung" trug Prof. Dr. Klaus Kurth, IBEKA Freital, vor.
Zunächst stellte Kurth neue Geräte zu allen Anwendungsgebieten (siehe Vortrag Wieschebrink) von Erdgas im Haushalt vor. Ausführlich wurde der Einsatz von erdgasbetriebenen PKW und deren Betankung dargelegt. Die Gaswirtschaft wird sich verstärkt diesem Marktsegment zuwenden; dazu dient auch eine Werbekampagne. Unter der Internetadresse "erdgasmobil.de" bzw. der Hotline 01802-234500 können dazu detaillierte Informationen abgefragt werden.
Auf dem Gebiet der Gasinstallation gibt es Neuerungen, die vor allem mit Arbeitszeiteinsparungen bei der Herstellung der Gasanlage verbunden sind. Im Vortrag wurden dazu u.a. als Beispiele die Unterbringung von Feuerhahn, Hausdruckregler und Gaszähler im Schrank außerhalb des Gebäudes, die Mehrspartenhauseinführung mit nachfolgendem Gefäßsystem Penta, die Einführung halbharter Kupferrohre, die Anwendung der Pressverbindungstechnik nunmehr auch für Gasleitungen, vereinfachte Anschlussmöglichkeiten für Haushalt-Kleingeräte nach VP 618, Aufstellregeln für Mini-BHKW nach DVGW-G 640, dachnahe Installation von Heizgeräten der Art C3 sowie aktuelle Änderungen der TRGI 86/96 erläutert.
Zu erwarten sind weitere Neuerungen, wie z.B. die Zulassung nichtmetallischer Werkstoffe für Gasleitungen in Gebäuden als Systemlösung, wie von Ruhrgas in einem Versuchshaus in Solingen erprobt.
Der Obmann des DVGW-Ausschusses Gasinstallation, Fritz Guther, stellte das vom DVGW erarbeitete Konzept zur "Manipulationsabwehr an Gasanlagen" vor.
Die vorsätzliche Herbeiführung von Gasexplosionen stellt die schwerwiegendste Unfallursache in der öffentlichen Gasversorgung dar.
Dem kann durch zusätzliche aktive und passive Maßnahmen begegnet werden.
Als zusätzliche aktive Maßnahmen werden z.Zt. geprüft:
- Einbau von Gasströmungswächtern in Gasleitungen.
- Einsatz von Gaszählern mit Unterbrechung des Gasstromes bei Grenzvolumenströmen.
- Einsatz von Hauptabsperreinrichtungen mit elektrischem Stellorgan und aufgeschalteten Gassensoren.
Als zusätzliche passive Maßnahmen werden empfohlen:
- Sichern durch Verschraubungen, Einbau von Sicherheitsstopfen und Sicherheitskappen.
- Verschließen des Hausanschlussraumes, Einhausung der Gasdruckregler-/Zählereinheit; Anordnung eines Hausanschlusskastens außerhalb des Gebäudes.
Der DVGW wird zügig zur Einführung zweckmäßiger Maßnahmen beitragen, auch über entsprechende Zusätze und Änderungen in der TRGI 86/96.
Heiztechnik
Gerd Böhm, Buderus Heiztechnik GmbH Wetzlar, sprach über die " Zukunft der Heiztechnik". Ausgehend von einem historischen Abriss entwickelte Böhm Szenarien für die künftigen heizungstechnischen Aufgaben und Lösungen in Gebäuden.
Das Gebäude wird auch weiterhin die Heizungstechnik bestimmen.
Trotz Nullenergiehaus oder Passivhaus begründete Böhm die Notwendigkeit des aktiven Heizens und damit den weiteren Bedarf für eine Heizungsanlage im Gebäude.
Die ausschließliche Nutzung von Umweltenergie zur Heizung entspricht weder heutigen Ansprüchen an die Architektur des Gebäudes noch denen an die Behaglichkeit im Gebäude. Bivalente Systeme werden bestimmend sein.
Internet
Dr. Thomas Wiedemann, Technische Universität Berlin, referierte über "Kommunikationssysteme des Fachhandwerkes - aktueller Stand". Als besonders wichtig wurde die Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit des Handwerkers durch den Kunden hervorgehoben; technische Unterstützungen dazu wurden aufgeführt.
Internetgestützte Kommunikationsmöglichkeiten wurden erläutert und eine eigene Homepage empfohlen. Die Fachverbände bieten hierbei dem Handwerker Unterstützung an.
Der Handel im Internet nimmt zu; das Handwerk sollte von Anfang an dabei sein.
Auf die Informationsbeschaffung im Internet wurde verwiesen.
Nach Meinung des Referenten komme das Handwerk um die moderne elektronische Kommunikation nicht herum. In Zukunft gelte, so Wiedemann: "Die Schnellen fressen die Langsamen!" Die aktuellen Technologien und Techniken sollten pragmatisch und praxisnah genutzt werden.
Manfred Scheibe, Direktor Kundenbetreuung der VNG - Verbundnetz Gas AG Leipzig, wirkte als Tagungsleiter und bewertete abschließend die Gesamtveranstaltung als weiteren Beweis der praktizierten Marktpartnerschaft SHK-Handwerk und Gasversorger in Sachsen.
SHK Solarmeister Sachsen
Amtschef des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft zeichnet den SHK Solarmeister Sachsen in Leipzig aus.
SHK-Innungsfachbetriebe leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt. Die Ehrung für den "Solar-Halbzeitmeister" Holger Krüger nahm LIM Bruno Schliefke vor.
Wolf-Eberhard Kuhl, Amtschef des sächs. Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, und Bruno Schliefke, Landesinnungsmeister des FVSHK, übergaben eine Ehrenurkunde und beglückwünschten den Gewinner Holger Krüger im Rahmen einer Festveranstaltung zum 10. Geburtstag des FVSHK in der alten Börse in Leipzig. Holger Krüger, Inhaber eines SHK-Innungsbetriebes aus Röderau-Bobersen (Innung SHK Riesa), erhielt als Siegerpreis einen Warenscheck für eine komplette Solaranlage in Höhe von ca. 6.000,- DM.
Der Halbzeitmeister des Wettbewerbes "SHK Solarmeister Sachsen" installierte innerhalb eines Jahres elf Solaranlagen zur Warmwasserbereitung mit einer Fläche von ca. 57 m2. Somit wird die Umwelt um etwa elf Tonnen Kohlendioxid Emissionen jährlich entlastet. Diese positive Bilanz wird durch die Nutzung der Sonnenkraft möglich.
Der Wettbewerb unterstützt gleichzeitig die "Solar - na klar!" Informationskampagne der Bundesregierung zur Sonnenenergienutzung. Über 280 SHK-Innungsbetriebe ließen sich bis heute in Sachsen im Rahmen der Kampagne registrieren und stehen für den Endkunden unter anderem unter der Hotline 040/49071490 zur Verfügung.
Bezüglich der Nutzung der Sonnenenergie ist der Freistaat Sachsen laut Bundesdurchschnitt noch ein Entwicklungsland. Die SHK-Innungsbetriebe können maßgeblich zur Erfüllung der Umweltschutzziele der sächs. Staatsregierung beitragen. Das sächs. Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und der FVSHK bündeln deshalb gemeinsam die Kräfte. Herr Kuhl stellte in seiner Ansprache die Bedeutung der fachlichen Qualifikation der Anbieter von thermischen Solaranlagen heraus. Der Heizungsbauer des SHK-Innungsbetriebes ist aufgrund seiner spezifischen Ausbildung und Erfahrung für den Endkunden der richtige Ansprechpartner.
Der FVSHK Sachsen vertritt die Interessen von über 2.000 SHK-Fachbetrieben der sächsischen Installateur- und Heizungsbauer, Klempner (Blechner, Flaschner, Spengler), Behälter- und Apparatebauer, Ofen- und Luftheizungsbauer.
Solar-Halbzeitmeister Holger Krüger (links). |
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