IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2000, Seite 16 f.
INTERVIEW
Verbandskarriere in weiß-blau
Dr. Wolfgang Schwarz
Vor einem Jahr startete Dr. Wolfgang Schwarz seine Verbandskarriere beim SHK-Fachverband in Bayern. Zunächst als "leitender Geschäftsführer" eingestellt, steht der promovierte Betriebswirtschaftler seit Anfang März als Hauptgeschäftsführer an der Spitze des bayerischen Verbandes. Über Status und Aussichten des süddeutschen SHK-Handwerks sprach Dr. Wolfgang Schwarz mit IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Günther Klauke.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Beweggründe brachten Sie zum bayerischen SHK-Landesverband?
Dr. Schwarz: Während meiner Ausbildung gab es bereits sehr früh enge Kontakte zum Handwerk. Die Zusammenarbeit intensivierte sich kontinuierlich, bis ich schließlich eine Anstellung am Institut für Handwerkswirtschaft erhielt. Die wissenschaftliche Arbeit dort war auf das Handwerk ausgerichtet und führte schließlich zur Promotion, die ich mit einer Arbeit über "Strategische Unternehmensführung im Handwerk" abschloß. Der Weg zum SHK-Verband mit seinen spannenden, abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Aufgaben war somit quasi naheliegend.
IKZ-HAUSTECHNIK: Das Thema Strategie, mit dem sich auch Ihre Doktorarbeit befasst, ist wichtiger denn je...
Dr. Schwarz: So ist es. Die Doktorarbeit wurde aus dem Handwerk für das Handwerk geschrieben und beinhaltet sektorenübergreifende Ergebnisse einer Befragung bei ca. 1.200 ausgewählten Betrieben aus dem Bau- und Ausbausektor. Bei Maurern, Fliesenlegern, Elektrikern, Bautischlern und -glasern, Malern, Zimmerleuten und natürlich bei SHK-Betrieben wurden umfangreiche Informationen zur Unternehmensführung, betrieblichen Ausrichtung, Planung usw. abgefragt. Das Ergebnis liefert wichtige Erkenntnisse über die Verhältnisse im Bau- und Ausbaugewerbe.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ihr Start als Hauptgeschäftsführer verlief während der Mitgliederversammlung in Nürnberg etwas turbulent. Sind die Komponenten, die dafür gesorgt haben, heute beseitigt?
Dr. Schwarz: Sie spielen auf die Diskussion zur Beitragserhöhung an. Das ist nach wie vor ein Thema, weil der Sinn und Zweck einer Beitragserhöhung den Betrieben natürlich auch vermittelt werden muss. Da manche Tätigkeiten der Verbandsarbeit aber nur sehr schwer transparent zu machen sind, handelt es sich um ein schwieriges Unterfangen. Generell gibt es zwei Möglichkeiten, einen Haushalt umzugestalten: Mit Beitragserhöhungen oder Kosteneinsparungen, die bei einem Landesverband eigentlich nur über Kürzungen der Personalkosten, die ca. zwei Drittel der Ausgaben ausmachen, realisierbar sind.
Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Bayern. |
IKZ-HAUSTECHNIK: Heißt das, die Anzahl der Beschäftigten wird reduziert?
Dr. Schwarz: Nein, wir halten die Mitarbeiterzahl so lange es eben geht stabil. Leider verzeichnet aber auch der FVSHK Bayern rückläufige Mitgliederzahlen. Wenn sich das in absehbarer Zeit nicht ändert, wird es schwierig, alle heute von den Mitarbeitern des Verbandes erbrachten Dienstleistungen aufrecht zu erhalten.
IKZ-HAUSTECHNIK: Parallel dazu plant man eine neue Verbandszentrale. Lässt sich das vereinbaren?
Dr. Schwarz: Das lässt sich sehr gut vereinbaren, weil die Maßnahme langfristig angelegt ist und seriös finanziert wird. Außerdem besteht die Möglichkeit, Flächen zu vermieten und damit laufende Kosten in einem äußerst überschaubaren Rahmen zu halten.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Größenordnung wird das neue Verbandsgebäude erhalten?
Dr. Schwarz: Wir errichten ein dreigeschossiges Gebäude. Davon wird der Fachverband zwei Stockwerke belegen. Der Rest wird vermietet.
IKZ-HAUSTECHNIK: Also mehr Fläche als bisher?
Dr. Schwarz: Bisher arbeiten wir auf relativ beengtem Raum. Die Bürotechniken entsprechen ebenfalls nicht mehr modernem Standard und wir sind hier in einem Wohngebiet untergebracht. Es mangelt an Parkmöglichkeiten ebenso wie an Veranstaltungsräumlichkeiten, denn wir müssen selbst kleinere Treffen außer Haus durchführen. Zukünftig können Veranstaltungen auch mit 50 bis 60 Teilnehmern im Verbandsgebäude stattfinden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wenn ein sehr technisch orientierter Verband baut, heißt das auch neueste Technik im neuen Gebäude?
Dr. Schwarz: Selbstverständlich. Um unseren Mitgliedern alle derzeit verfügbaren Kommunikations- und Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten, bauen wir nach neuestem technischen Standard und rüsten das Gebäude von der Wärmeversorgung über die Sanitäranlage bis zur Computertechnik und Telekommunikationsanlage mit modernster Technik aus. Übrigens inclusive thermischer Solaranlage.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ausschließlich als Gebäudetechnik oder auch zu Schulungszwecken?
Dr. Schwarz: Das ist noch nicht abschließend besprochen. Mindestens werden die installierten technischen Anlagen allerdings zu Demonstrationszwecken genutzt werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie erwähnten zuvor einen Mitgliederrückgang.
Dr. Schwarz: Bei dem hohen Organisationsgrad in Bayern bisher ohne dramatische Tendenzen. Es handelt sich um Größenordnungen am unteren Ende des einstelligen Prozentbereichs.
IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es verstärkt Rückgänge der Mitgliederzahlen in bestimmten Regionen?
Dr. Schwarz: Leider gibt es keine statistischen Auswertungen einzelner Regionen. Rein gefühlsmäßig handelt es sich aber um ein generelles Problem ohne besondere Ballungsgebiete. Deutlich mehr Sorgen als der leichte Rückgang bei den Mitgliederzahlen bereitet uns allerdings - auch wenn es abgedroschen klingt - die Schwarzarbeit.
IKZ-HAUSTECHNIK: Auch hier ein generelles Problem?
Dr. Schwarz: Schwarzarbeit ist ein Phänomen, welches erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet. Zudem ist Schwarzarbeit ein Thema im gesamten Handwerk und kein SHK-spezifisches Problem. Wir haben festgestellt, dass ländliche Regionen intensiver betroffen sind als größere Städte.
IKZ-HAUSTECHNIK: Da wären Initiativen wie "Gas - ganz sicher" hilfreich, aber sie stößt in Bayern auf Widerstand. Warum?
Dr. Schwarz: Zum einen halten wir nichts von einer reißerischen, verunsichernden Darstellung, die auch noch durch die ausgewählten Farben des Logos unterstützt wird. Zum anderen halten wir deshalb nichts davon, weil in Bayern bei jedem Zählerwechsel automatisch eine Leitungsdichtheitsprüfung vorgenommen wird. Zustände der Leitungssysteme wie sie in Hamburg geherrscht haben sollen, als diese Aktion ins Leben gerufen wurde, kann es in Bayern - so versichern es uns die Gasversorger - nicht geben. Und deshalb ist an und für sich diese Aktion "Gas - ganz sicher" für Bayern zunächst kein Thema. Wir werden aber die Aktion beobachten. Nebenbei halten wir es auch nicht für gerechtfertigt, dass die Kosten der Aktion größere Landesverbände stärker belastet als kleinere. Umgekehrt würde diese Verfahrensweise Sinn machen, denn kleinere Verbände partizipieren ja überproportional von solchen Aktionen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie meinen größere Landesverbände erledigen solche Aufgaben im Alleingang während kleinere Landesverbände verstärkt Dienstleistungen des ZVSHK aufgrund fehlender manpower in Anspruch nehmen?
Dr. Schwarz: So ist es.
"Große Verbände sind eher in der Lage Probleme ihrer Mitglieder zu lösen." |
IKZ-HAUSTECHNIK: Haben Sie einen Lösungsvorschlag für diese Problematik?
Dr. Schwarz: Ohne irgend jemandem etwas vorschreiben zu wollen sollte man über eine engere Kooperation kleiner Verbände nachdenken. Das könnte der Einstieg in eine Strukturreform sein, an deren Ende Fusionen stehen könnten, die innerhalb des Zentralverbandes eine annähernde Gleichgewichtung von Interessen und Problemen einzelner Mitglieder herbeiführen würde. Große Verbände haben teilweise ganz andere Probleme als kleine Verbände. Wir decken ein großes Spektrum für unsere Betriebe ab, die kleine Verbände sich einfach nicht leisten können. Verbände, die zu einer größeren Einheit zusammengefasst sind, könnten es sich wieder leisten, die Probleme ihrer eigenen Mitglieder selber zu lösen, ohne dass sie den ZVSHK als Dienstleister in Anspruch nehmen müssen. Dadurch könnte sich der ZVSHK auch wieder mehr auf seine Grundsatzaufgaben konzentrieren.
IKZ-HAUSTECHNIK: Trotz des teilweise recht dramatischen Mitgliederrückgangs?
Dr. Schwarz: Gerade deshalb. Mag sein, dass es unpopulär ist, aber auch die Situationen größerer Landesverbände müssen ernst genommen werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es Ansätze, wie man Mitglieder zurückgewinnen kann?
Dr. Schwarz: Natürlich. Wir haben verschiedene Konzepte die u.a. während der letzten Obermeistertagung vorgestellt wurden. Direktmailing an Nichtmitglieder, Unterstützung der Innungen durch Broschüren sind nur zwei wichtige Hilfsmittel auf dem beschwerlichen Weg der Mitgliederwerbung. Teilweise gilt es aber auch, Innungsgrößen anzupassen. In ländlichen Regionen finden sich teilweise kleinste Innungen mit nicht einmal zehn Mitgliedern, was nicht mehr zeitgemäß ist. Auch hier gilt es, analog zur Landesverbandsebene einen gewissen Ausgleich herbeizuführen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie stehen vermutlich am Beginn einer ganzen Reihe von Jahren im Amt des Hauptgeschäftsführers in einem sehr großen Landesverband. Welche Wünsche begleiten Sie in diese Tätigkeit?
Dr. Schwarz: Meine Wünsche sind sehr unterschiedlich und schwer zusammenzufassen. Neben dem Spaß an der Arbeit hoffe ich, in der Branche etwas bewegen zu können, einige Weichen für die Zukunft mitstellen zu können. Tarifpolitik, Ausbildungsordnung und die Zusammenarbeit mit den Marktpartnern sind in diesem Zusammenhang als zentrale Fragestellungen zu betrachten. Und was ich gerne erreichen möchte, ist eine intensivere Lobbyarbeit. Es ist zwingend notwendig, auf diesem Gebiet verstärkt den Stellenwert des SHK-Handwerks in der Öffentlichkeit und der Politik zu kommunizieren.
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