IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/2000, Seite 100 ff.


Heizungstechnik


Neue Entwicklungen im Bereich der Kleinst-BHKW

Dr.-Ing. Ulrich Duda*

Dipl.-Ing. Michael Koschowitz*

Kleinst-BHKW sind Anlagen für den Einsatz in Ein- und kleinen Mehrfamilienhäusern sowie für Gewerbeanwendungen. Eine klare Definition für den Leistungsbereich liegt nicht vor. Für den häuslichen Anwendungsbereich reichen diese von einigen 100 Watt bis zu ca. 5 kW elektrischer Leistung. Für Gewerbezwecke ist eher der Bereich ab 5 kWel gemeint. Für häusliche Anwendungen sind zwei neue Technologien aussichtsreich, die geforderten Kriterien bezüglich Kosten und Gesamtwirkungsgraden bei sehr geringen Emissionen in der mittelfristigen Zukunft erfüllen: Stirlingmotoren und Brennstoffzellen. Für Gewerbeanwendungen mit gegenüber Haushalten höheren Energieanforderungen und bei zusätzlichem Prozessdampfbedarf sind kleine Gasturbinen vorteilhaft.

Bild 1: Schema einer PEM-Energieanlage (Quelle: Vaillant).

Neue Gasturbinenentwicklungen mit interner Wärmerekuperation, direkter Generatorkoppelung und Leistungselektronik mit drehzahlunabhängiger Spannungswandlung ermöglichen vergleichsweise hohe Teillast-Wirkungsgrade bis hinab zu 10 kWel bei geringen Emissionen und vergleichsweise geringen Investitionskosten. Brennstoffzellen zeichnen sich durch sehr hohe elektrische Voll- und Teillastwirkungsgrade aus und haben äußerst niedrige Schadstoffemissionen. Stirlingmotoren sind geräusch- und wartungsarm und weisen ebenfalls sehr geringe Emissionen durch Nutzung einer äußeren, kontinuierlich verbrennenden Wärmequelle auf. Diese Technologien eignen sich für den Einsatz in emissionsarmen "stromerzeugenden Heizgeräten".

Für den Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Ein- und Mehrfamilienhäusern werden Anlagenkonzepte seitens der Entwickler mit bzw. ohne einem integrierten Heizungsanteil zur Spitzenwärmedeckung verfolgt. In jedem Fall wird aber, verglichen mit dem normalen Betrieb von BHKW-Anlagen, eine extrem hohe Zahl von Startvorgängen bzw. ein extremer Teillastbetrieb vorgesehen. Die Entwicklungen mit Brennstoffzellen konzentrieren sich auf die Typen PEM und SOFC. Bei Energieanlagen mit Stirling-Aggregaten werden verschiedene Bauarten verwendet. Der Beitrag gibt eine Übersicht der aktuellen Entwicklungen.

1. Einleitung

Kraft-Wärme-Kopplungen werden heute mit Gasmotoren und Gasturbinen realisiert. Die untere elektrische Leistungsgrenze, bei denen sich KWK-Anlagen auf Gasmotorenbasis noch sinnvoll darstellen lassen, liegt bei Modulgrößen um 5 kWel, bei Gasturbinen bei ca. 500 kWel. Unterhalb dieser Leistungsklassen, wie es für den Einsatz in Ein- und kleinen Mehrfamilienhäusern bzw. Kleingewerbe notwendig ist, gab es bisher keine serienmäßig verfügbaren Lösungen. Zwei neue Konzepte, Brennstoffzelle und Stirlingmotor, machen aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften Hoffnung, im häuslichen Umfeld erfolgreich eingesetzt werden zu können und werden im Folgenden näher beleuchtet. Für Gewerbeanwendung erfolgt ein Seitenblick auf neue Gasturbinenentwicklungen. Der bei Erdgas äußerst schadstoffarme und nahezu geräuschfreie Betrieb macht die Anwendung im Haushalts- wie im Gewerbebereich aus technischer wie auch ökologischer Sicht sinnvoll. Die erfolgreiche Markteinführung setzt in allen Fällen eine wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit zum heutigen Standard, d.h. Heizwärmeversorgung durch Kessel in Verbindung mit vollständigem Netzstrombezug, voraus.

Tabelle 1: Merkmale verschiedener Brennstoffzellentechnologien für den Einsatz in der Kraft-Wärme-Kopplung

PEM

PAFC

MCFC

SOFC

Elektrolyt

fluorierte Polymerfolie

Phosphorsäure (H3PO4)

Karbonatschmelze (Li2CO3/K2CO3)

mit Yttrium stabilisiertes Zirkondioxid (ZrO2)

Betriebs-
temperatur

80 °C

200 °C

650 °C

700 - 1000 °C

System-
wirkungsgrad

40%

40%

50 - 60%

50 - 60%

2. Brennstoffzellen

Brennstoffzellen sind elektrochemische Energiewandler wie Batterien, aber mit kontinuierlicher Zufuhr der Reaktionsprodukte. Sie wandeln die eingesetzten Reaktionsprodukte (Wasserstoff und Sauerstoff) direkt in Strom, Wärme und Wasser um. Herausragende Merkmale von Brennstoffzellen sind die resultierenden hohen elektrischen Teil- und Spitzenlast-Wirkungsgrade bei sehr geringen Schadstoffemissionen, welche alleinig aus der vorgeschalteten Brenngasaufbereitung zur Herstellung des Wasserstoffs aus fossilen Energieträgern entstehen. In KWK-Anwendungen wird der Sauerstoff aus der Umgebungsluft und der Wasserstoff kostengünstig und mit den geringsten Emissionen aus Erdgas gewonnen. Fehlende mechanische Komponenten des Zellstapels lassen Wartungsarmut und hohe Lebensdauern erwarten.

Zunehmende Umweltdiskussionen und der Wunsch, Nutzenergie rationell und umweltschonend zu erzeugen, führte jetzt zur Weiterentwicklung verschiedener Brennstoffzellentechnologien auch für den KWK-Einsatz unter Verwendung fossiler Energieträger [1, 2, 3]. Dazu gehören die

Brennstoffzellen unterscheiden sich durch die Art des verwendeten Elektrolyten und die Betriebstemperatur (Tabelle 1).

Bild 2: Prinzip der Sulzer-Hexis-SOFC-KWK-Anlage (Quelle: Sulzer-Hexis).

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass geringe Betriebstemperaturen auch geringe Anforderungen an die Materialien zur Dauerhaltbarkeit bedingen, aber im Gegenzug hohe Anforderungen an die Gasaufbereitung und geringere Wirkungsgrade resultieren. Genau umgekehrt verhält es sich bei den Zelltypen mit hohen Betriebstemperaturen. Für die Anwendung in Kleinst-BHKW werden sowohl die PAFC als auch die MCFC derzeit nicht weiterentwickelt. Diese Typen bedingen bei Kaltstart einen fest/flüssig-Phasenübergang des Elektrolyten. Die in den kleinsten Leistungsklassen anwendungsbezogene Anforderung zu häufigen Startvorgängen führt zur Favorisierung der Zelltypen PEM und SOFC mit Feststoffelektrolyten.

2.1 Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzelle (PEM)

Der Elektrolyt der PEM besteht aus einer hauchdünnen Polymerfolie. Die Zellenreaktion läuft bei diesem Typ auf einem Temperaturniveau von ca. 80°C ab, weshalb die Abwärmenutzung eingeschränkt ist. An die Brenngasqualität und Gasaufbereitung werden hohe Anforderungen gestellt. Herausragende Vorteile der PEM sind geringe thermische Materialanforderungen, hohe Leistungsdichten und die Schnell- und Kaltstartfähigkeit. Nachteilig ist, dass hohe Leistungsdichten einen Betrieb des Zellstapels mit Überdruck bedingen. Dies erfordert zusätzliche mechanische Komponenten, Regelungsaufwand und Geräuschemissionen.

Für die PEM ist eine vorgeschaltete Brenngasaufbereitung notwendig, die mit einer Entschwefelung und einem Shift-Converter zur Oxidation des für den PEM-Zellstapel schädlichen CO ausgerüstet sein muss, sodass Verunreinigungen des erzeugten Brenngases auf sehr geringe Mengen begrenzt werden. Bild 1 zeigt das Schema einer vollständigen PEM-Energieanlage, wie sie von Vaillant für den Netzparallelbetrieb entwickelt wird. Das Gesamtsystem wird durch einen Nachbrenner, Wärmeübertrager für die Nutzwärmeauskopplung und einen Wechselrichter vervollständigt. Der Nachbrenner nutzt Überschussbrenngase des Zellstapels zur Wärmeerzeugung und der Inverter wandelt den Gleichstrom des Zellstapels in Hausnetz üblichen Wechselstrom. PEM-Brennstoffzellen erzielen bei vorgeschalteter Reformierung elektrische Wirkungsgrade bis etwa 40%.

Bild 3: Sulzer-Hexis Energieanlage im Feldversuch (Quelle: Thyssengas).

2.2 Oxidkeramik-Brennstoffzelle (SOFC)

Die SOFC hat einen keramischen Elektrolyten. Dies hat wie bei der PEM Vorteile bezüglich häufiger Startvorgänge. Die Zelle benötigt jedoch zur Erzielung der Reaktionsfähigkeit und zur Reduzierung von Wärmespannungen eine Vorwärmung. Betriebstemperatur liegt bei etwa 900 - 1000 °C; neue Entwicklungen sollen die erforderliche Betriebstemperatur auf unter 700°C reduzieren. Die hohe Temperatur macht einen Erdgasbetrieb der SOFC mit energetisch günstiger interner Reformierung und die Verwendung kostengünstiger Katalysatoren ohne Edelmetalle möglich. Es werden elektrische Systemwirkungsgrade um 50% erwartet.

Für Kleinst-KWK-Anwendungen entwickelt maßgeblich Sulzer-Hexis eine Energieanlage für den Netzparallelbetrieb. Die Zelle von Sulzer-Hexis zeigt einen guten Lösungsansatz bezüglich Dichtungsproblemen bei Wärmedehnungen gegenüber üblichen Zellstapeln. Bild 2 zeigt das Prinzipbild der Gesamtanlage, Bild 3 eine ausgeführte Feldtestanlage. In der Leistungsklasse von 1 bis 3 kWel finden heute bereits Feldversuche statt. Die SOFC ist nur für stationäre KWK-Anwendungen aussichtsreich. Im Vergleich zur PEM sind infolge fehlender Synergien mit mobilen Anwendungen geringere Stückzahlen zu erwarten. Das damit verbundene geringere Kostensenkungspotential muss, wirtschaftlich gesehen, anderweitig kompensiert werden, z.B. durch höhere Wirkungsgrade und ein geringerer Reformeraufwand.

Tabelle 2: Kleinst-KWK-Anlagen auf Brennstoffzellenbasis

Typ

Hersteller

Pel/Pth
[kW]

Ausführung

PEM

American Fuel Cell Corp.

3 / 8

Netzparallel- u. Inselbetrieb

PEM

Vaillant

5 / 35

Netzparallelbetrieb mit interner Zusatzheizung

PEM

Plug Power Corp.

7 / -

reine Stromerzeugung

PEM

Siemens

5 / 9

Netzparallelbetrieb

SOFC

Sulzer-Hexis

1 / 3

Netzparallelbetrieb

2.3 Brennstoffzellen-Energieanlagen

Eine Übersicht aktueller Entwicklungen für Kleinstanlagen gibt Tabelle 2. Plug Power konzipierte ihre PEM für den amerikanischen Markt als reinen Stromerzeuger, um hohe Stromverbraucher wie Klimaanlagen in Wohngebäuden dezentral ohne Verteilungsverluste anstatt zentral zu versorgen. Ein erster Feldtest mit reinem Wasserstoffbetrieb findet seit Juni 1998 in den USA in einem Einfamilienhaus statt. Mittlerweile wurde die Anlage für den Erdgasbetrieb weiterentwickelt. Für die kommenden zwei Jahre ist ein Feldtest mit 80 Geräten im Staat New York angekündigt. Für Europa werden Anlagen mit Wärmeauskoppelung weiterentwickelt.

Von Vaillant wird die Entwicklung eines "stromerzeugenden Heizgerätes mit Brennstoffzelle" vorangetrieben. Eine entsprechende Designstudie zeigt als Entwicklungsziel ein Gerät mit der Größe eines üblichen Gaskessels. Ein Feldtest ist in Vorbereitung. Die erste Geräteserie mit einer Auslegungsgröße für den Betrieb in kleinen Mehrfamilienhäusern soll in 2002 Marktreife erlangen [4]. Kleinere Geräte für Einfamilienhäuser sollen folgen. Das SOFC-Brennstoffzellenheizgerät von Sulzer-Hexis wird derzeit in Deutschland und der Schweiz ausgiebig in Feldversuchen u.a. bei Thyssengas in Duisburg und der EWE in Oldenburg untersucht. Einen Überblick über den Stand der Brennstoffzellengeräte gibt Tabelle 3.

3. Stirlingmotoren

Der Stirling-Heißgasmotor geht auf eine Erfindung des schottischen Geistlichen Robert Stirling aus dem Jahre 1816 zurück. Seit Ende der 80er-Jahre sind weltweit verstärkt Stirlingmotoren mit kleinen Leistungen für KWK-Anwendungen entwickelt worden. Sie werden zum Teil in Demonstrationsanlagen und Feldtests im KWK-Bereich betrieben [5].

Tabelle 3: Übersicht der Kleinst-KWK-Anlagen auf Brennstoffzellenbasis

Typ

Hersteller

Partner / Anwender

Feldtest

PEM

American Fuel Cell Corp.

HGC; VNG; Heingas
Rhenag
Wingas

Erdgashaus Machern Hamburg
Mülheim (Ruhr)
Ludwigsburg (geplant)

PEM

Vaillant

-

in Vorbereitung

PEM

Plug Power Corp.

-

US-Staat New York

PEM

Siemens

-

-

SOFC

Sulzer-Hexis

Thyssengas
EWE

Duisburg
Oldenburg

3.1 Funktionsprinzip und Eigenschaften des Stirling-Motors

Das Prinzip des Motors basiert auf einem geschlossenen Wärmeprozess mit einer äußeren Wärmequelle sowie einer Wärmesenke (Bild 4). Das Arbeitsmedium oszilliert infolge Volumenänderung zwischen Wärmequelle und -senke und leistet dabei Arbeit an einem Arbeits- und einem Verdrängerkolben, welche die beiden Arbeitsräume zwischen Wärmequelle und -senke trennen. Es ist wesentlich für das Stirlingprinzip, dass das Medium beim Überströmvorgang zwischen den Arbeitsräumen einen Rekuperator passieren muss, wo es wechselseitig Wärme abgibt und wieder (teilweise) rückgewinnt. Die mechanischen Umsetzungen des Stirlingprozesses sind vielfältig und werden z.B. von Werdich [6] beschrieben.

Bild 4: Funktionsschema des Stirling-Wärmeprozesses.

Als Wärmequelle kann für KWK-Anwendungen die Abgaswärme einer Heizanlage genutzt werden. Die verbleibende Abgaswärme wie auch die Wärme an der Wärmesenke können weiter zu Heizzwecken ausgekoppelt, die mechanische Überschussleistung zur Stromerzeugung genutzt werden. Daraus resultiert ein hoher Gesamt- und theoretisch auch ein hoher elektrischer Wirkungsgrad.

In der Praxis werden hohe elektrische Wirkungsgrade aber nicht erreicht. Die Umsetzungsschwierigkeiten resultieren aus der Wärmeübertragung am heißen wie am kalten Ende sowie in den Rekuperatoren, die große Übertragungsflächen und ausreichende Übertragungszeiten erfordern. In der Praxis werden elektrische Wirkungsgrade von ca. 35% erzielt, wobei kleinste Aggregate aber eher zu 15% tendieren.

Für KWK-Anwendungen ist der sehr hohe Gesamtwirkungsgrad bei Abwärmenutzung ausschlaggebend. Strom fällt als Zusatzprodukt der Wärmeerzeugung an. Weitere Vorteile des Stirling-Prinzips sind die schadstoffarme äußere Verbrennung, ein geräuscharmer Motorenlauf sowie potenziell hohe Standzeiten bei geringem Wartungsaufwand.

Bild 5: Wandhängende Demonstrationsenergieanlage von British Gas.

3.2 Entwicklungsstand der Stirling-Kleinst-KWK-Anlagen

Tabelle 4 gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und ihren Status. Die Bilder 5 und 7 zeigen Beispiele von Demonstrationsanlagen der Stirling-KWK-Anlagen. British Gas hat auf der Basis eines Linearfreischwinger-Stirlingmotors ein wandhängendes Gerät für Haushalte als Demonstrator entwickelt (Bild 5) und seit 1997 ausgiebig getestet. Das Aggregat wird wie eine entsprechende Hausheizung betrieben und produziert zusätzlich Strom mit etwa 15 % elektrischem Wirkungsgrad [7].

Die Schweizer Firma SIG entwickelt ebenfalls ein Aggregat mit einem Linearfreischwinger (Bild 6). Das für Netzparallel- und Inselbetrieb konzipierte Gerät hat Zielvorgaben von ca. 25% elektrischem und > 94% Gesamtwirkungsgrad bei Abgaskondensation. Feldtests mit ersten Prototypen sind im Februar 2.000 angelaufen.

Die Firmen Sigma aus Norwegen und WhisperGen aus Neuseeland haben sich auf kinematische Stirlingmotoren mit einem Kurbeltrieb (Sigma) bzw. Schiefscheibentriebwerk (WhisperGen) spezialisiert. Feldtests des Sigma-Aggregates sind in der Planung. Ein Feldtest mit einem WhisperGen-Aggregat findet seit Ende 1998 in den Niederlanden statt (Bild 7). Das neuseeländische Aggregat wurde für die Stromversorgung von Booten und abgelegenen Wochenendhäusern und mit Betrieb von Flüssigtreibstoffen entworfen. In den Niederlanden vertreibt die Fa. Victron Energie entsprechende Geräte zu Preisen von ca. 20.000 DM. Für den KWK-Einsatz im häuslichen Bereich wurde es jetzt für den Erdgasbetrieb weiterentwickelt und in eine Kesselanlage mit Wärmespeicher integriert.

Bild 6: Freischwinger-Stirling von SIG.

4. Neue KWK-Kleingasturbinen

Gasturbinen werden in der Energieerzeugung in GuD-Prozessen oder als Spitzenstromaggregate vielfach verwendet. Die elektrischen Wirkungsgrade liegen bei großen Anlagen bei 35 bis 38%, das Teillastverhalten ist eher ungünstig. Aber hohe Standzeiten, sehr geringe Investitionskosten im MW-Leistungsbereich, hoher Anteil nutzbarer Abgasenergie und sehr geringe Emissionen infolge kontinuierlicher Verbrennung sind die Vorteile der Technologie. Downscaling von Gasturbinen in den Leistungsbereich < 500 kWel war bisher nicht sinnvoll. Dies wurde nun durch die Kombination zweier Maßnahmen ermöglicht: Rekuperation und Rückführung eines Abgasteilvolumenstromes in den Verdichter und die wellengleiche, direkte Generatoranbindung (Bild 8). In Verbindung mit einer Drehzahl unabhängigen Strominvertierung mittels Leistungselektronik werden neben akzeptablen elektrischen Wirkungsgraden von > 25% und Gesamtwirkungsgraden von > 70% gute Teillastwirkungsgrade erreicht. Letztere sind insbesondere für die Anwendung in kleinen Versorgungsobjekten entscheidend.

Tabelle 4: Übersicht der aktuellen Kleinst-KWK-Anlagen auf Stirlingbasis

Typ

Hersteller

Feldtest

Pel/Pth
[kW]

el/Ges

Freischwinger

STC (USA) u. British Gas

British Gas

1 / 5

> 15 / -

Einzylinder-
ß-Stirling
(kinematisch)

Sigma
Norwegen

-

3 / 9

Zielvorgaben
20-25 / 80-95

Einzylinder-
ß-Stirling
Freischwinger

SIG
Schweiz

Gasunie (NL)
Stadtwerke in der Schweiz

1,1 / 5,5

Zielvorgaben bei Abgaskondensation
25 / > 94

Vierzylinder-
a-Stirling
(kinematisch)

WhisperGen
Neuseeland

Gasunie (NL)

0,75 / 5

10 / -

Kleingasturbinen werden derzeit von verschiedenen Herstellern entwickelt, so z.B. von Allied Signal Engines, Northern Research & Engineering Corp., turbec, Capstone Turbine und Bowman. Beispielhaft seien die Entwicklungen von Bowman und Capstone genannt. Bowman bietet seine Gasturbine mit variabler Rekuperation zur Anpassung an verschiedene Wärmeanforderungen in der Größenklasse 45 kWel an. Eine Version mit 60 kWel ist ebenfalls in Planung.

Die Capstone Gasturbine wird von der Firma GAS für den europäischen Markt für die Wärmenutzung zugerüstet (Bild 9). Dieses Aggregat verfügt über 28 kWel bei Wirkungsgraden um 26% und eine Gesamtnutzung von >70%. Das Aggregat kann im Teillastbetrieb bis auf < 10 kWel bei Wirkungsgraden >18% betrieben werden. Die nutzbare Abgastemperatur liegt bei 250 bis 300°C. Die Emissionen sind äußerst gering, die Investitionskosten betragen ca. 2.500 DM/kWel.

Bild 7: Stirling-Feldtestanlage in den Niederlanden (WhisperGen).

5. Schlussbetrachtung

Die Ausführungsbeispiele für Kleinst-KWK-Anlagen zeigen den bereits weit fortgeschrittenen Entwicklungsstand auf. Insgesamt ist ein größeres Engagement bei den auf Brennstoffzellen basierenden KWK-Anlagen erkennbar. Dies begründet sich mit ihren voraussichtlich hohen elektrischen Wirkungsgraden, die auch im Teillastbetrieb und bei reduziertem Anlagenaufwand erzielt werden können und insbesondere mit dem durch das hohe finanzielle Engagement der Automobilindustrie ausgelösten Entwicklungsschub. Speziell die PEM-Brennstoffzelle besitzt dadurch ein hohes Kostensenkungspotenzial. Somit zeigen Brennstoffzellen potenziell ein gutes Verhältnis von Leistung zu Investitionskosten. Diese sind aber heute gerade bei den Brennstoffzellen noch sehr hoch. Das erwartete Kostensenkungspotenzial muss erst noch umgesetzt werden.

Bild 8: Querschnitt Capstone Kleingasturbine (Quelle: Fa. GAS).

Hier haben die Stirling-Aggregate, zumindest mittelfristig gesehen, einen Vorteil. Aufgrund der mit den konventionellen Verbrennungsmotoren vergleichbaren Fertigungstechnologie ist das Kostensenkungspotenzial kalkulierbarer. Dagegen werden hier insbesondere bei kostengünstigen, einfachen Lösungen geringere elektrische Wirkungsgrade von 15 bis 20% erzielt. Der Vorteil besteht in der Integrationsfähigkeit in modifizierte Hausheizanlagen und dem schadstoff-, wartungs- und geräuscharmen Betrieb.

Die Marktchancen für derartige Kleinst-KWK-Anlagen werden im wesentlichen von den notwendigen Investitionsaufwendungen bestimmt. Diese sollten 2.000 DM pro kW installierter elektrischer Leistung nicht überschreiten, wenn der Kostenvergleich gegenüber dem Standard aus Hausheizung und mit vollständigem Fremdstrombezug vor dem kritischen Blick des Endverbrauchers bestehen soll.

Bei den Kleingasturbinen ist ein Serienstart bereits erfolgt. Die Beispiele zeigen das für den Anwendungsfall ausgezeichnete Potenzial bei konkurrenzfähigen Investitionskosten und hohen Standzeiten. Der Erfolg dieser Anlagen sollte nicht ausbleiben.

Bild 9: Frontansicht der Capstone Kleingasturbine (Quelle: Fa. GAS).

Literatur

[1] Appleby, A. J. und Foulkes, F.R.: Fuel Cell Handbook, New York: Van Nostrand Reinhold (1989).
[2] Kordesch, K. und Simader, G.: Fuel Cells and Their Applications, Weinheim: VCH-Verlagsgesellschaft (1996).
[3] Wendt, H. und Plzak, V. (Hrsg.): Brennstoffzellen, Düsseldorf: VDI-Verlag (1990).
[4] Berg, J.: Die Brennstoffzelle - Ein Zukunftsmarkt auch im häuslichen Umfeld. GAT, Nov. 1998.
[5] Kraft-Wärme-Kopplung: Stirling-Comeback, Energiespektrum 1-2, 1999.
[6] Werdich, M.: Stirling-Maschinen, Ökobuch Verlag, Staufen bei Freiburg, 1994.
[7] Dann, R.G., Parsons, J.A. und Richardson, A.R.: Microgen - Cogeneration for the home, Proceedings International Gas Research Conference, San Diego, USA 1998.


* Ruhrgas AG, Essen


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