IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2000, Seite 35 ff.


SANITÄR-/HEIZUNGSTECHNIK


Einführung halbhartes Kupferrohr

Anfrage zur Umstellung der Kupferrohre zum 1. April 2000

Die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion stellte nach bekannt werden des Umstellungszeitpunktes, 1. April 2000, eine Anfrage an sieben Kupferrohrhersteller und Verbände, um weitere Informationen über das Handling und die Verarbeitung dieser neuen Kupferqualität zu erfahren.

Mit Datum vom 31. Januar dieses Jahres verschickte die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK eine Anfrage an die Hersteller Boliden Cuivre & Zinc, KM Europa Metal AG, MKM Mansfelder Kupfer und Messing GmbH, Wieland-Werke AG und WOESTE Yorkshire sowie an das Deutsche Kupferinstitut e.V. und den Zentralverband Sanitär Heizung Klima.

Die Redaktion wollte von den marktführenden Herstellerfirmen insbesondere wissen, ob sich im Umgang mit dieser neuen Kupferqualität an der Verarbeitung etwas ändert, wie z.B.:

Beim Punkt Biegetechnik war außerdem von Interesse, ob die Verwendung bisher im Markt eingeführter Biegegeräte weiterhin möglich ist.

Die Stellungnahme des Zentralverbandes SHK wurde bereits in IKZ-HAUSTECHNIK 6/2000, Seite 33, veröffentlicht. Da die sonstigen Stellungnahmen nicht rechtzeitig für diese Ausgabe eintrafen, werden sie nachfolgend gemeinsam veröffentlicht.

Die Ausführung des DKI (Deutsches Kupferinstitut e.V.) entfällt, da Dr. Werner Seitz auf die gemeinsame Stellungnahme seiner ebenfalls angeschriebenen Mitgliedswerke verwies.

Handbieger für ziehharte und weiche Kupfer-, Stahl- und Edelstahlrohre.

KME Europa Metal AG

Lagerung und Transport halbharter Kupferrohre

Generell gilt zunächst einmal für alle Kupferrohre, dass eine sachgerechte Behandlung der Rohre die Gefahr von Beschädigungen vermeidet. Vor diesem Hintergrund sind für das Handling halbharter Kupferrohre auf der Baustelle grundsätzlich die selben Empfehlungen zu beachten wie für harte: vorsichtiges Ablegen, kein Werfen etc.

Auf der anderen Seite müssen die neuen Rohre keineswegs "wie rohe Eier" behandelt werden. Bei Lagerung und Transport sind lediglich einige einfache, der Statik und dem Oberflächenschutz dienende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, die im Alltag des Verarbeiters nicht wesentlich von denen für harte Kupferrohre abweichen.

Für die Lagerung in Boxen oder Kragarmen wird empfohlen, diese mit Holz oder Kunststoff zu belegen. Werden Großbunde übereinander gestapelt, sollten zwischen die Großbunde je vier Kanthölzer mit mindestens 100 mm Auflagebreite gleichmäßig verteilt werden. Für die Lagerung im Großlager - d.h. vor allem beim SHK-Fachgroßhandel - ist eine maximale Stapelhöhe von sechs Großbunden optimal. Beim Transport im LKW sollten nicht mehr als vier Großbunde übereinander liegen.

Für die Praxis des SHK-Fachhandwerks realistischer ist allerdings der Transport geringerer Mengen im Kleinlaster oder Lieferwagen. Hier sollte die Lagerung der Rohre auf einem über die gesamte Rohrlänge stabil unterstützen Untergrund erfolgen. Wo die Rohre also nicht unmittelbar auf der Ladefläche abgelegt werden können, ist die Unterstützung z.B. durch eine Kabelpritsche oder eine Dachrinne zu empfehlen.

Auch beim Be- und Entladen des Transportfahrzeugs geben die Hersteller halbharter Kupferrohre konkrete Empfehlungen: So sollte beim Einsatz von Staplern eine Abpolsterung der Gabeln z.B. mit Filz oder Kunststoff erfolgen, beim Einsatz eines Krans wird zur Benutzung von Flachgurten geraten.

Fazit: Bei Lagerung und Transport erfordert der Umgang mit halbharten Kupferrohren keine nennenswerte Umstellung. So kann sich der Installateur schon nach kurzer Zeit ausschließlich auf die Vorteile bei der Verarbeitung konzentrieren.

Elektro-Ziehbieger für Kupferrohre.

Woeste "Yorkshire"

Löt- und Presstechnik

Anlässlich der jetzt vollzogenen Einführung halbharter Kupferrohre in Deutschland sollte man auch noch einmal einen Blick auf die Verbindungstechniken und deren Entwicklung werfen:

Mit dem seit 1996 geltenden Hartlötverbot in der Trinkwasserinstallation für Rohre einschließlich der Abmessung 28 x 1,5 wurden auch die Techniken Warmbiegen, Ausmuffen und Aushalsen wegen des dafür erforderlichen Ausglühens bei der Verarbeitung harter Rohre verboten. Beim halbharten Rohr sind diese Techniken jetzt wieder (ohne Ausglühen) möglich.

Da inzwischen auch die Presstechnik in der Kupferrohrinstallation eine breitere Anwendung erzielt hat, ist auch die Verbindung mit Fittings ohne Wärmeeinwirkung möglich.

Aber auch die klassische Verbindungstechnik des Weich- und Hartlötens (mit der bekannten Einschränkung des Hartlötens im genannten Bereich) bleibt mit halbharten Rohren selbstverständlich erlaubt.

Somit erschließt sich dem Verarbeiter mit Einführung der halbharten Rohre die gesamte Vielfalt der Verbindungstechniken. Darüber hinaus gilt es, darauf hinzuweisen, dass die deutschen Hersteller von Kupferrohren- und -fittings anlässlich einer DVGW-Anhörung zur Systembindung kürzlich einhellig erklärt haben, dass die Komponenten (Rohre und Fittings) herstellerunabhängig kombinierbar sind, wenn die Produkte DVGW-registriert sind.

Neben dem seit vielen Jahren vom ZVSHK geforderten Wunsch nach Einführung halbharter Rohre wurde damit einer weiteren Forderung des verarbeitenden Handwerks entsprochen.

Die Attraktivität des mit Abstand bevorzugten Werkstoffes Kupfer bleibt damit sicher ungebrochen.

Darüber hinaus lassen sich halbharte Rohre in gleicher Weise wie die harte Ausführung mit Steckfittings verbinden. Die verbesserten Biegeeigenschaften dieser neuen Rohrqualität tragen damit in Verbindung mit der einfachen Stecktechnik zu einer schnellen und problemlosen Installation bei.

Eine vierseitige Broschüre, welche die Vorteile halbharter Kupfer-Installations- rohre aufzeigen soll, haben der Zentral-
verband Sanitär Heizung Klima, der Deutsche Großhandels- verband Haustechnik e.V. und der Gesamt-
verband der Deutschen Buntmetall-
industrie kürzlich heraus-
gebracht.

MKM Mansfelder Kupfer und Messing GmbH

Biegen von halbharten Rohren (R 250)

Das Biegen von Rohren ist eine auf der Baustelle übliche Praxis, um Montagearbeiten effektiv und kostengünstig durchzuführen. Durch das Biegen werden die Anzahl der Fittings und Verbindungsstellen reduziert. Harte Rohre im Festigkeitszustand R 290, wie sie in Deutschland seit Jahrzehnten üblich sind, wurden mit entsprechenden Biegegeräten (elektrisch oder von Hand betrieben) gebogen. Die entsprechenden Biegeradien werden in der DIN EN 1057 (früher DIN 1786) und den Gütebedingungen der Gütegemeinschaft Kupferrohr e.V. (RAL RG 641/1) beschrieben. Zu beachten ist, dass das Biegen harter Rohre laut Technischem Regelwerk nur bis zu einem Außendurchmesser von 18 mm beschrieben und damit gewährleistet ist. Für das Biegen harter Rohre mit größerem Außendurchmesser bieten die Biegegerätehersteller zwar entsprechende Werkzeuge an, eine Gewährleistung hinsichtlich der Biegefähigkeit der Rohre gibt es allerdings nicht.

Tabelle der Biegeradien nach RAL RG 641/1 (neutrale Achse)

Materialzustand

Außendurchmesser

mm

Radius der

neutralen Achse

R250

R290

x

x

12

45

x

x

15

55

x

x

18

70

x

 

22

77

x

 

28

114

Anders ist die Situation bei halbharten Rohren im Festigkeitszustand R250. Hier schreiben die Gütebedingungen die Biegbarkeit bis zu einem Außendurchmesser von 28 mm vor. Das ist ein wesentlicher Fortschritt für den Verarbeiter. Die eingesetzten Rohre werden im Rahmen der Gütebedingungen im angegebenen Abmessungsbereich lückenlos auf ihre Biegefähigkeit geprüft.

Durch den Übergang von der DIN 1786 auf die DIN EN 1057 ergaben sich auf der Grundlage der europäischen Vereinheitlichung geringfügige Änderungen in den mittleren Biegeradien. Diese wirken sich aber nicht auf die Anwendbarkeit bereits vorhandener Biegewerkzeuge aus. Halbharte Rohre eignen sich auf Grund ihrer Materialbeschaffenheit besser für das Biegen. Es ist daher festzustellen, dass sich die im Umlauf befindlichen Biegewerkzeuge, die für das Biegen von Kupferrohren vorgesehen sind, auch weiterhin verwendet werden können, und zwar auch für halbharte Rohre.

Befestigung halbharter Rohre (R 250)

Die Halterung von Kupferrohren in der Installationstechnik wird in verschiedenen technischen Unterlagen beschrieben. Dazu gehören die DIN 1988, der Informationsdruck i.158 "Die fachgerechte Kupferrohrinstallation des Deutschen Kupfer-Instituts" und die technischen Unterlagen der Kupferrohrhersteller. Die bisher veröffentlichten Tabellen für Befestigungsabstände bezogen sich auf die bisher üblichen harten Rohre im Festigkeitszustand R 290. Es ist festzustellen, dass eine Verringerung der Befestigungsabstände beim Einsatz halbharter Rohre im Festigkeitszustand R 250 nicht erforderlich ist. Die mechanischen Eigenschaften erlauben es, die bisherige Praxis beizubehalten. Zu beachten ist, dass die Rohre und Rohraufhängungen nicht geeignet sind, zusätzlich Lasten aufzunehmen. Es ist also nicht gestattet, an den Rohren weitere Leitungen oder sonstige Gegenstände zu befestigen. Wird diese auch für harte Rohre geltende Vorschrift beachtet, sind beim Einsatz halbharter Rohre mit den bisher üblichen Befestigungsabständen keine Probleme zu erwarten.

Kupfer, lat. Cuprum
Ordnungszahl: 29
Schmelzpunkt: 1083 °C
Dichte/spez. Gewicht: 8,9 kg/dm3
absolut UV-beständig
Spurenelemente in Gemüse, Fisch und Nüssen

Boliden Cuivre & Zinc (Deutschland) GmbH

Verarbeitung von halbharten Kupferrohren

Mit der Zulassung der halbharten Kupferrohre im Arbeitsblatt GW 392 für alle Anwendungsgebiete in der Haustechnik, ist der erforderliche Schritt vollzogen worden, auch in Deutschland die Angleichung an den europäischen Markt vornehmen zu können.

Der Handel will verständlicherweise die vollständige Markteinführung dieses Produktes zum 1. April 2000 mit allen Konsequenzen (nach Abverkauf der harten Stangenrohre in den Abmessungen 12x1-28x1.5 nur noch Lieferungen in halbharter Ausführung).

In Ihrer Fragestellung zur Verarbeitung von hh (halbharten) Rohren können wir die Punkte

dahingehend beantworten, dass hier keine anderen Arbeitstechniken oder Verfahren eingesetzt werden müssen als bei den harten Stangenrohren.

Zu Transport und Lagerung muss gesagt werden, dass hier ein wenig mehr Sorgfalt angewendet werden muss. Das gilt für die Industrie, den Handel und das Handwerk gleichermaßen. Bei mehreren Befragungen in Fachseminaren wurden Reklamationen nur in dem Bereich Anlieferungen vom Großhandel und Transport mit zu kleinen Kundendienstfahrzeugen beim Handwerker genannt. Bei der Regallagerung sind keine Probleme aufgetreten.

Tabelle der Befestigungsabstände aus DIN 1988 (Abmessungsbereich 12 bis 28 mm)

da [mm]

12

15

18

22

28

Abstand [m]

1,25

1,25

1,50

2,00

2,25

Biegetechnik

Dieser Bereich erfordert von den Anwendern Investitionen in Biegesegmente, denn mit der Einführung der halbharten Rohre können auch die Außendurchmesser 22 mm und 28 mm gebogen werden. Bei Neubestellung werden von den Herstellern der Biegewerkzeuge Segmente geliefert, die mit den von dem Arbeitsblatt GW 392 vorgeschriebenen Mindestbiegeradien (22 mm AD = 77 mm u. 28 mm AD = 114 mm) übereinstimmen.

Die bisher im Markt befindlichen Werkzeuge mit den Abmessungen 12-15-18 mm weisen nur geringfügige Abweichungen in den Biegeradien auf. Bei Ersatzlieferungen werden automatisch Segmente mit den neuen Mindestbiegeradien ausgeliefert.

Da die meisten Vorteile der hh Rohre in dem Biegen, Aufhalsen und dem Verformen zu finden sind, wird die Werkzeugindustrie hier einen klaren Trennschnitt machen und nur noch Biegesegmente mit den neuen Biegeradien zur Auslieferung bringen.

In den bundesweiten Schulungen des Hauses Boliden ist die Anwendung und das Biegen von halbharten Kupferrohren ein Schwerpunktthema.

Internetinformationen:
www.kupfer.de


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