IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/2000, Seite 21 ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Nordrhein-Westfalen
Neujahrsempfang 2000
Konjunkturlage tritt auf der Stelle
"Die politischen Höhen und Tiefen des Jahres 1999 lassen sich unter der Rubrik "Pleiten, Pech und Pannen" einordnen. Es gab viel Bewegung, jedoch leider in die falsche Richtung und dort, wo die Richtung aus den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umständen vorgegeben schien, war von Bewegung leider nichts zu spüren, erklärte Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters, Vorsitzender des Fachverbandes auf dem Neujahrsempfang 2000 vor über 250 geladenen Gästen
Und es gehört wenig Prophetie dazu, so Peters, dass auch die kommenden zwölf Monate abwechslungsreich und spannend werden. Das Datum 14. Mai 2000, die Landtagswahl in NRW, werde ohne jeden Zweifel dafür sorgen, soweit es den politischen Bereich angeht.
Die Festansprache hielt Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels, Katholische Universität Trier zum Thema: "Wohin steuert unsere Arbeitswelt?"
Blick in den Veranstaltungssaal. |
SHK-Handwerke spüren schärferen Wettbewerb
Die 7200 Betriebe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks in Nordrhein-Westfalen mit ihren rd. 79.000 Mitarbeitern sind einem schärfer werdenden Wettbewerb ausgesetzt, erklärte Peters. Neben konjunkturellen Problemen mache den Betrieben die Konkurrenz durch Billiganbieter und durch aggressive Mitbewerber zu schaffen, betonte der Vorsitzende des SHK-Fachverbandes NRW.
Die Konjunktur in der Branche trete auf der Stelle und eine durchgreifende Belebung bleibe aus. Das werde auch durch die Zahl der Bauanträge unterstrichen, die um zweistellige Prozentsätze sinke.
Als gravierendes Problem erweise sich inzwischen die Zahlungsmoral. Immer mehr Kunden, so Peters, ließen Handwerksbetriebe auf unbezahlten Rechnungen sitzen "und das offenbar mit kaltschnäuziger Berechnung". So melden 45% der Betriebe im Westen und 34% im Osten, dass viele Kunden vorsätzlich nicht zahlen würden.
Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels während seines Vortrags. |
Die Schwerpunkte der Branche sieht Peters künftig noch verstärkt in Sanierung und Modernisierung. Gerade auf diesen Gebieten müsse das SHK-Handwerk deutlich machen, dass es meisterliche Leistungen erbringe und für Dienstleistungen, Reparatur und Service rund ums Haus sorge. Der "Markt vor Ort" müsse noch intensiver ausgeschöpft werden, die Devise laute: "Markt machen, Markt schaffen".
Dabei gewinne auch die komplette Leistung "aus einer Hand" einschließlich der technischen Planung, der Terminierung und der Koordination der verschiedenen Gewerke an Bedeutung. Das verlange eine stärkere Orientierung der Betriebe über die technische Kompetenz hinaus zur persönlichen Beratung und zum ganz individuellen Service.
An die Landesregierung appellierte Peters, ein mittelstandsfreundliches Klima zu schaffen, das vor allem auch dem "ganz normalen Handwerksbetrieb" die Möglichkeit gebe, sich entfalten zu können.
Die jüngste Lohnforderung der IG Metall NRW hält Peters angesichts der wirtschaftlichen Situation seiner Branche für weit überzogen. Eine Forderung von annähernd 5% werde angesichts der weiter hohen Arbeitslosenzahlen nicht zu der von allen gewünschten Verbesserung der Beschäftigtensituation führen.
Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters. |
Systemdenken in den Unternehmen gefordert
Der Markt entwickele sich spürbar dahin, dass Einzelleistungen in der Gas- und Wasserinstallation, im Heizungs- und Lüftungsbau oder in der Klempnerei an Stellenwert verlieren, erklärte Peters. Es gehe in der Zukunft um die gesamte Haustechnik aus einer Hand. Das ist das Marktfeld, um das sich das SHK-Handwerk bemühen müsse.
Die komplette Leistung "aus einer Hand" werde immer häufiger nachgefragt. Das verlange eine erhöhte Dienstleistungsorientierung, ein Systemdenken in den Unternehmen. Schon der Marktauftritt müsse dem Kunden die Mehrleistung in diesen Bereichen signalisieren.
Handwerkermarke und Einzelhandelskonzepte sind nach den Worten von Peters entscheidende Bausteine zur Stärkung des Vertriebsweges. Dazu gehöre auch der weitere mögliche Ausbau der Badwelt-Initiative, die der Verband für 2000 plane.
Wohin steuert unsere Arbeitswelt?
Ein überzeugendes Plädoyer für das Handwerk als den zentralen Stützpfeiler für die Gesellschaft hielt Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels, Universität Trier.
Angesichts vielfältiger Krisen in der Arbeitswelt könne sich das Handwerk als ein zentraler Stützpfeiler für die Gesellschaft erweisen - und der Mittelstand habe eine starke Klammer, die sie zusammenhält, erklärte Ockenfels.
- Im Wandel von Technik und Arbeitswelt müsse Mittelstand und Handwerk konsequent und flexibel nicht nur auf die jeweiligen Bedingungen reagieren, sondern diese aktiv mitgestalten.
- Das erfordere die Bereitschaft zu ständigen Innovationen und Investitionen, zur geistigen und räumlichen Mobilität, zu gründlicher Ausbildung und permanenter Weiterbildung. Mittelstand und Handwerk bringen dazu die besten Voraussetzungen mit. Viele technische Erfindungen und Entwicklungen nehmen ihren Ausgang von kleinen und mittleren Betrieben.
- Im Wandel des Wertbewusstseins braucht es ein einigermaßen sicheres und verlässliches Fundament an Werten, die beispielhaft vorgelebt werden. Im "Wertewandel" haben die individuellen Selbstentfaltungswerte zwar die sozialen Pflichtwerte teilweise verdrängt, aber nicht entbehrlich gemacht. Pflichterfüllung und Opferbereitschaft erwarte man vor allem von anderen. Die individuelle Freiheit gelte vielfach als höchster Wert und werde mit "mehr Freizeit, mehr verfügbares Einkommen" gleichgesetzt.
- Dem Individuum müsse heute mehr Ethik-Initiative und Selbstverpflichtung, mehr Mut zur Selbstständigkeit und Risiko zugetraut und auch zugemutet werden.
- Aber es bedürfe auch der ökonomischen Anreize dazu, damit der "Moralische nicht der Dumme" ist. Überdies liege in der Individualisierung der Ansprüche und der Nachfrage auch eine große Chance für das Handwerk. In dieser Situation gelte es, ein neues individuelles Qualitätsbewusstsein zu schaffen und zu pflegen, das die Anhäufung minderwertiger und kurzlebiger Massenprodukte aus ethischen Gründen begrenze. Die Wertschätzung gediegener Qualität führe zu einer verstärkten Nachfrage nach Instandhaltung und Renovierung. Hier habe sich das Handwerk große Verdienste um die Kulturbewahrung erworben.
- Die christliche Arbeitskultur habe keineswegs ausgedient, sondern bedürfe der Wiederbelebung. Ohne Arbeitsmoral sei keine Arbeits- und Leistungsgesellschaft möglich. Und ohne Dienstbereitschaft können wir lange auf die Dienstleistungsgesellschaft warten, so Ockenfels. Andererseits bringe aber gerade die Freizeitgesellschaft eine ungeahnte Fülle von Schwarzarbeit, Nachbarschaftshilfe und Heimwerkerei hervor. Wenn sie für sich selber arbeiten können, brutto = netto, sind die meisten überaus fleißig, erfinderisch und sogar unternehmerisch. Unser staatliches Steuer- und Abgabensystem scheine aber von positiven Arbeitsanreizen wenig zu halten, es bestrafe eher die Fleißigen als die Faulen.
Ein Dankeschön des neuen Ehrenmitglieds Vogt. |
Heinz Vogt, Ehrenmitglied des Fachverbandes
Das Handwerk bringe aus seiner Mitte immer wieder Persönlichkeiten hervor, die mit der Praxis des Handwerks und seiner Tradition fest verwurzelt seien, die sich aber aus tiefer Überzeugung für den Wirtschaftsbereich Sanitär-Heizung-Klima engagierten, so Landesinnungsmeister Peters in seiner Laudatio.
Das besondere Engagement von Heinz Vogt lag jahrelang auf dem weiten Feld der Tarifpolitik. Sein Rat, seine praktische Erfahrung, sein enormes Durchsetzungsvermögen, machten ihn zu einem unersetzlichen Ratgeber für die Arbeit des Verbandes.
Lange Jahre war Heinz Vogt überdies Vorsitzender des FSI (des Fördervereins der Sanitärindustrie, des -fachgroßhandels und des -fachhandwerks). Gerade in diesem wichtigen Bereich der Weiterbildung hat Heinz Vogt große Maßstäbe gesetzt.
Der FSI - ein Diskussionsforum für gesellschaftspolitische Themen, für politische Themen und Branchenthemen im Kräftespiel des Vertriebsweges zwischen Industrie, Handel und Handwerk ist zwischenzeitlich weit über Nordrhein-Westfalen hinaus bekannt geworden.
Die Geehrten: 2.v.l., EOM Vogt, Mitte, GF Schloesser, 2.v.r., Dr. Carl-Ludwig Kruse mit LIM Peters, links, und HGF Dr. Geißdörfer. |
Goldene Ehrennadel an Dr. Kruse
Wir wissen aus der unmittelbaren Zusammenarbeit mit Ihnen, in welch hohem Maße Ihnen die Arbeit für das SHK-Handwerk Pflicht und Auftrag, aber auch Freude geworden ist. Die sympathische Art, mit der Sie anderen begegnen, hat Ihnen weithin Achtung und Anerkennung verliehen. Wenn man sieht, wie Sie mit einem sicheren Gespür für das Wesentliche und fein gesponnener Regie effektive Arbeit für das SHK-Handwerk geleistet haben, dann erkennt man den Korrosionsmeister von Strategie und Taktik.
Der Fachverband, so Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer, ehre mit Dr. Ludwig Kruse, Materialprüfungsamt Dortmund, eine Persönlichkeit von hohem Rang, die weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens dem SHK-Handwerk richtungsweisende Impulse gegeben habe. Dr. Kruse war jahrzehntelang Fachmann und Wegbegleiter des Verbandes bei der Lösung der Korrosionsprobleme.
Ein Treffpunkt für Industrie, Fachgroßhandel und Fachhandwerk - Neujahrsempfang NRW. |
Verleihung der Goldenen Ehrennadel an Klaus Schloesser
"Gleichermaßen als Ruderer und Steuermann habe er stets die Interessen von Kammern und Fachverbänden gebündelt und auf ein gemeinsames Ziel hin ausgerichtet. Gemeinsam in eine Richtung zu rudern war dabei stets sein Credo, nicht sich innerhalb der Handwerksfamilie durch "Eigenbrödeleien" abzusetzen, erklärte Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer in seiner Laudatio.
Klaus Schlösser, Geschäftsführer Westdeutscher Handwerkskammertag, habe in seiner ganz eigenen zielstrebigen und beharrlichen Art Maßstäbe für eine höchst erfolgreiche Interessenvertretung gesetzt. Sein Hauptaugenmerk galt dabei stets im Besonderen der Bildungspolitik. Berufliche Bildung zu optimieren war für Klaus Schlösser nicht nur ein Gebot, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu erhöhen, sondern vielmehr, um auch Jugendlichen einen Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Klaus Schlösser habe mit der Zentralstelle Weiterbildung Handwerk (ZWH) überdies eine Einrichtung geschaffen, die europaweit ihresgleichen suche. Berufliche Bildung quasi als Perpetuum mobile, das einmal angestoßen, den gesamten beruflichen Lebensweg eines jungen Menschen bestimme.
Klaus Schlösser habe sich nie auf den Lorbeeren ausgeruht. Er war immer auf dem Weg zu neuen Ufern: Multimedia in all seinen Spielarten, Arbeitszeitflexibilisierung - übrigens ein Projekt, an dem der Fachverband NRW beteiligt ist - Frauenförderung, Kooperationen im eigenen Land und in Europa. Klaus Schlösser stehe als Vordenker, aber auch nicht selten als unbequemer Mahner in den eigenen Reihen und gegenüber Politik und Staat.
Innung SHK Soest-Lippstadt
Information zur Wärmeschutzverordnung
Dämm-Maßnahmen werden immer wichtiger - Förderungen vom Land beim Kunden publik machen
Die Mitglieder der Innung Sanitär Heizung Klima Soest-Lippstadt informierten sich in ihrer Herbstversammlung über Probleme und Ansätze im Bereich Wärme- und Schallschutz. Referent des Abends war Dipl.-Ing. Norbert Schmitz, Fachverband SHK NRW, der kompetent und sachbezogen die Unternehmer über anstehende Änderungen durch das neue Energieeinsparungsgesetz (EnEV 2000) unterrichtete. "Diese veränderten Grundbedingungen betreffen sowohl unsere Fachbetriebe als auch den Endkunden," resümierte Innungsobermeister Clemens Koch die Ausführungen des Experten. "Finanziell interessant sind dabei die Förderungsmöglichkeiten durch den Bund für den Neubau von Solaranlagen, die zur Energiereduktion in den Wohn- und Geschäftshäusern dienen. Hierbei können bis zu 20% der Gesamtinvestitionen vom Staat gefördert werden!"
Die Innungsmitglieder diskutierten darüber hinaus den aktuellen Stand der Ausbildung in ihrem Handwerk: Von den rund 230 Unternehmen im Kreis werden derzeit 182 junge Frauen und Männer in den Berufen Gas- und Wasserinstallateur und Heizungsbauer ausgebildet. Die Mitgliederversammlung sprach sich dafür aus, im Frühjahr 2000 erstmals eine kreisweite, gemeinsame Freisprechungsfeier für die angehenden Gesellinnen und Gesellen zu organisieren. "Wir müssen auf vielen Wegen versuchen, junge Menschen für unser Handwerk zu begeistern. Mit einer größeren Freisprechungsfeier, wie sie von anderen Innungen bereits länger durchgeführt wird, können wir den Gesellenbrief im Gas-Wasser-Handwerk sicherlich ein Stück weit aufwerten," begründete Obermeister Koch den Plan der Innung.
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