IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1999, Seite 3
EDITORIAL
Ekkehard Strobel |
Wechselbad der Gefühle
Die vergangenen zwölf Monate gerieten für die SHK-Profis wieder einmal zum Wechselbad der Gefühle. Das Streben nach Marktanteilen und einem stabilen professionellen Vertriebsweg hat allerdings eine neue Dimension erreicht.
"Baumärkte weiter auf dem Vormarsch", resümiert die aktuelle IRES-Studie der VDS. Mit Kohler trat darüber hinaus ein US-amerikanischer Hersteller in diesen Vertriebsweg ein, der keinesfalls zu unterschätzen ist. Zwar genießen die SHK-Profis lt. zuvor genannter Studie vor allem ein gehöriges Maß an Sympathie und verbuchen nach wie vor klare Vorteile bei Kompetenz, Beratung und Planung, doch gerät man andererseits besonders durch die Preisgestaltung unter Druck.
Die überall zu verzeichnenden Globalisierungsbestrebungen tun ein übriges. Ob Industrie oder Fachgroßhandel, alle wollen wachsen - doch mancher bleibt auf der Strecke. Oft auch solche Unternehmen, die sich sicher wähnen. Jüngste Beispiele: Mannesmann und Holzmann.
Wenn auch nicht unmittelbar mit der SHK-Branche liiert, zeigt sich am Beispiel Mannesmann doch besonders deutlich, was Globalisierung bedeuten kann. Im Rausch des "schnellen EURO" werden möglicherweise erbarmungslos zehntausende Arbeitsplätze auf’s Spiel gesetzt. Politiker verlangen plötzlich nach Kontrollorganen, Manager beklagen die Vorgehensweise der britisch-amerikanischen Vodafon. Dabei waren es doch gerade sie, die jahrelang nach freier Wirtschaft riefen.
Und Holzmann? Dort konnten nur durch energisches Einschreiten der Politik - in Form millionenschwerer Kredite und Bürgschaften - Arbeitsplätze gerettet werden. Als Handwerker erinnert man sich mit Schrecken an die Schneider-Affäre. Die Nachwirkungen, im Klartext die Anschlußinsolvenzen, hätten - dem Generalunternehmertum sei Dank - für involvierte Handwerksunternehmen ähnlich verheerend werden können. Bleibt die Frage offen, ob sich Politiker auch so resolut einsetzen, wenn mittelständische und kleine Handwerksunternehmen ins Trudeln geraten.
Damit nicht genug, bedroht die europäische Liberalisierung das deutsche Handwerk. Während französische Institutionen bisher erfolgreich die europäische Stromkonkurrenz im eigenen Land behindern, verkauft man die unsichtbare Energie aus Atomstrom parallel dazu munter in die Nachbarländer. Die Folge: Deutsche Stadtwerke und Energieversorger geraten derart unter Druck, dass man vehement nach Alternativen sucht und Stellenabbau im großen Stil betreibt. Druck, der so manche Landesregierung kurzerhand die Gemeindeordnung ändern ließ, und den gebeutelten kommunalen Ablegern damit die zumindest teilweise unfaire Konkurrenz zum Handwerk ermöglicht.
Gut funktionierende Strukturen über den Haufen zu werfen und diese Vorgehensweise als Liberalisierung zu bezeichnen, das kann es wahrlich nicht sein. Tatsächlich schlagen die Geister, die man rief, hier und da erbarmungslos zu.
Doch dass Druck Gegendruck erzeugt, lehrt schon die Schulphysik. Gegendruck, der sich bezogen auf die professionelle SHK-Branche im Gang auf die Düsseldorfer und Berliner Straßen artikulierte. Gegendruck, der auch in den Bemühungen zum Einzelhandel und zur Handwerkermarke zum Ausdruck kommt.
Zweifellos ist der Blick zurück damit ebenso getrübt, wie der nach vorne. Um so wichtiger, dass wenigstens einzelne Branchen - und hier besonders die SHK-Branche - ihre seit Jahrzehnten erfolgreiche Struktur ausbaut und nicht aufgibt. Erste Schritte sind bereits vollzogen. Will man aber dauerhaft im täglichen Kampf um Kunden bestehen, gilt es anzugreifen, denn nur wer stürmt, kann Tore erzielen. Wer vor dem vielversprechenden Hintergrund modernster Technik und aktuell neu zu besetzender Aufgabengebiete an den Erfolg nicht glaubt, der sollte morgens gleich im Bett bleiben.
Ihr
Ekkehard Strobel
Verleger
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