IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/1999, Seite 25 f.
VERBÄNDE AKTUELL |
Sachsen Anhalt
Erdgas und Handwerk |
Der Fachverband Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Sachsen-Anhalt führte in Gemeinschaft mit der VNG-Verbundnetz AG Leipzig und regionalen Gasversorgern und Stadtwerken am 9. Juli 1999 in Magdeburg die 3. Fachtagung "Erdgas und Handwerk in Sachsen-Anhalt" durch. 120 Teilnehmer erlebten eine informative Tagung im Hotel "Herrenkrug" Magdeburg im Umfeld der BUGA 1999. Der Energieträger Erdgas deckt derzeit mehr als 40% des Heizungsmarktes von Sachsen-Anhalt ab. Über 60% aller Wohnungen werden direkt oder indirekt über Fernwärme mit Erdgas beheizt.
Landesinnungsmeister Dr. Joachim Eulenstein grüßte die Teilnehmer und Mitveranstalter und verwies auf die Tradition dieser Tagung "Erdgas und Handwerk". Die sich abzeichnenden Änderungen im Wettbewerb um den "gemeinsamen" Kunden sollten aber weiterhin in guter Zusammenarbeit, fair und bei gegenseitiger Achtung im sich liberalisierenden Energiemarkt ausgetragen werden.
Der Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg, Johannes Kempmann, stellte sein Unternehmen mit derzeit 53000 Tarif-Gaskunden vor. Dominant für das Zusammenwirken Handwerk/Stadtwerk ist aus seiner Sicht die gemeinsame Chance in Marktpartnerschaft zu nutzen. Ein überzeugendes Serviceangebot wird künftig mehr Gewicht haben als der Preis. Das Stadtwerk geht konsequent den Weg zum Energiedienstleister.
Dr. Hans-Michael Dimanski, Geschäftsführer des FV SHK Sachsen-Anhalt, analysierte die Verbandsarbeit und wies auf die eindeutigen Vorteile der Mitgliedschaft im Fachverband hin. Dimanski mahnte andere Handwerksvertretungen an, bei ihren Leisten zu bleiben und ordnete den Fachverband als Unternehmerorganisation dieses Gewerkes ein.
Dr. Dimanski (links) mit dem Referenten Thomas Wienforth, ZVSHK, Potsdam. |
Manfred Scheibe, Direktor Kundendienst der VNG-Verbundnetz AG Leipzig, sprach zum Thema "Auswirkungen der Liberalisierung auf den Erdgasmarkt".
In dieser für den gesamten Energiemarkt in der BRD brisanten Thematik zeichnen sich auch erste Bewegungen auf dem Gasmarkt ab, ohne daß derzeit schon verallgemeinerbare Strukturen offensichtlich werden.
Die Liberalisierung, die auf dem Telefonmarkt und Strommarkt den Tarifkunden schon erreicht hat, macht am Gasmarkt nicht halt. Der Tarifkunde ist für neue Wege auch in der Gasversorgung bereit. Aus Umfrageergebnissen zitierte Scheibe, daß 71% der Kunden niedrigere Energiepreise erwarten, 17% mehr Service, 91% mit dem jetzigen Versorger zufrieden sind, aber auch 80% sich vorstellen können, den Versorger zu wechseln. Das Ziel der Liberalisierung besteht darin, jedem Kunden zu ermöglichen, aus mehreren Anbietern auswählen zu können.
Die "Energiesparverordnung 2000" liegt in einem Entwurf 6.99 u.a. auch den Verbänden zur Anhörung vor. Prof. Dr. Dieter Wolff, Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel stellte die Grundanliegen dieser Verordnung vor, die wohl mit Beginn des Jahres 2001 rechtswirksam werden wird.
Diese Energiesparverordnung stellt eine Zusammenfassung der jetzigen Wärmeschutzverordnung und Heizungsanlagenverordnung mit neuen Zielstellungen dar. Entscheidend ist die Möglichkeit, einen vorgegebenen Heizenergiebedarf entweder durch vorzugsweise bauliche Maßnahmen oder durch vorzugsweise anlagentechnische Maßnahmen zu erreichen; am besten natürlich durch eine optimale Lösung infolge beider Einflußfaktoren. Prof. Wolff verwies auf die aus seiner Sicht noch nicht eindeutigen Bewertungsmaßstäbe für die anlagentechnische Seite (DIN 4701/Teil 10, EN 832).
Daran schloß sich der Vortrag von Prof. Dr. Helmut Burger, Viessmann Allendorf, nahtlos an. Im Rahmen seines Themas "Solarsysteme und Gas-Brennwertnutzung" wurden auch die "Schieflagen" der jetzigen Fassung der o.g. Energiesparverordnung 2000 mehrfach angesprochen. Burger forderte zu einer Nachbesserung auf, da durch formale Anwendung der jetzigen Fassung eine Benachteiligung u.a. der Brennwertnutzungstechnik, der Nutzung erneuerbarer Energien vor allem gegenüber der Anwendung von Strom zum Heizen entsteht.
Dr. Günter Wieschebrink, Leiter der Abt. Kundendienst der VNG-Verbundnetz AG, informierte zur Thematik "Brennstoffzellen in der Haustechnik".
Wieschebrink gab der mit Erdgas betriebenen Brennstoffzelle in der Haustechnik eine gute Chance, etwa ab 2003 marktfähig zu sein und steckte dafür ein Preisniveau von 12...15 TDM/Anlage im Einfamilienhaus (davon 8...9 TDM reine Gerätekosten) aus heutiger Sicht ab. Auf dem Weg dorthin ist die VNG mit ihrem "Erdgashaus" ein Vorreiter.
Die Verbundnetz Gas AG betreibt in Machern/b.Leipzig ein normal bewohntes Einfamilienhaus ausschließlich mit Erdgas als Eingangsenergie. Zur Elektroenergieversorgung und Wärmeversorgung des Hauses wird eine erdgasbetriebene Brennstoffzelle mit 3 kW (Spitze 5 kW) elektrischer Leistung und 8 kW thermischer Leistung verwendet. Erfahrungen mit dieser Anlage leisten einen Beitrag zur Einführung der Brennstoffzelle in der Haustechnik.
Daß Erdgas immer wieder ein interessantes Thema ist, verdeutlichen die zahlreichen Teilnehmer der Fachtagung. |
Stefan Neugebauer vom Zentralverband SHK, St. Augustin, referierte zum Thema "Gebäudeenergieberatung durch das SHK-Handwerk".
Anhand des erwerbbaren Programms "SHK-Energieberatung", wurde dessen Leistungsfähigkeit für die Energieberatung durch das SHK-Handwerk demonstriert.
"Die Kosten in den Griff bekommen Auswirkungen der wichtigsten Kostentreiber im SHK-Handwerk" war das interessante und aktuelle Thema von Thomas Wienforth vom Zentralverband SHK.
Wienforth schöpfte aus seinem Erfahrungsschatz aus durchgeführten Unternehmensanalysen. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand die Aufforderung, die Anzahl der produktiven Stunden zu analysieren und zu erhöhen. Zeitfresser sind in diesem Zusammenhang u.a.: Rüstzeiten, Fahrzeiten, Besprechung, Arbeitszettel abgeben, Kunden nicht da, Zigarettenpause, Instandsetzung von Maschinen, Material besorgen, Kaffee beim Großhändler, Lagerzeiten, Pause überzogen, Nachträge nicht erfaßt,... Eine halbe Stunde mehr oder weniger verrechnete Stunde pro Tag und Mitarbeiter mindert bei einem durchschnittlichen SHK-Betrieb mit ca. zehn produktiven Mitarbeitern das Betriebsergebnis bereits um ca. 50000 DM pro Jahr.
Dr. Hartmut Puffe, Alma Mater Trainingsakademie Leipzig, führte den Teilnehmern anschaulich vor, was "Praktischer Dienst am Kunden" bedeutet.
Die konsequente und bewußte Anwendung seiner zehn Gebote erhöhen für den Handwerksmeister die Wahrscheinlichkeit, stets volle Auftragsbücher zu haben. Zu diesen Geboten gehören u.a.: das Beratungsgespräch läßt sich als Chance zum Auftrag nutzen; der Weg zum Abschluß führt über den Kunden und seine Bedürfnisse, nicht über das Produkt; unsere Argumente sitzen, wenn der Kunde Nutzen und Bedeutung für sich erkennt: überzeugen, statt einreden/ausreden...
Die Fachtagung wurde durch ein abwechslungsreiches Damenprogramm (Besuch der BUGA 99) sowie eine gemeinsame Abendveranstaltung abgerundet.
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