IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/1999, Seite 60 f.


INTERVIEW


Grohe

Neue Herren - Bekannte Ziele

Mit dem Verkauf der Grohe AG an die europäische Beteiligungsgesellschaft BC Partners gerieten die Hemeraner Wassertechnologen nach monatelangen Verhandlungen gepaart mit Spekulationen wieder in ruhigeres Fahrwasser. Man glaubt den "Wunschpartner" für die Zukunft gefunden zu haben und setzt auf günstigere Bedingungen für weiteres Wachstum.

IKZ-HAUSTECHNIK: Nach der Bekanntgabe des Käufers bezeichneten Sie die neuen Eigentümer als Wunschpartner. Welche Gründe gibt es dafür?

"Die Unabhängigkeit des Unternehmens Grohe ist gesichert!"

Körfer-Schün: Die Gespräche mit dem BC Partners-Management gingen weit über Zahlenspiele hinaus. Uns war sehr daran gelegen, mit dem künftigen Mehrheitsaktionär strategische Perspektiven und zukunftsweisende Zielvorstellungen diskutieren zu können. Bei unseren Gesprächen mit den potentiellen Käufern hat sich frühzeitig gezeigt, daß mit BC Partners Übereinstimmungen in grundsätzlichen geschäftsstrategischen Fragen bestanden. Mit dem Finanzinvestor BC Partners ist die beste Grundlage geschaffen, die Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie die strategische Ausrichtung noch etwas verdeutlichen?

Körfer-Schün: Im Grunde geht es um das GROHE Wassertechnologie-Konzept, das wir inhaltlich weiter ausbauen und stärker als bisher in den Markt kommunizieren wollen. Das Dachmarkenkonzept wird ständig weiterentwickelt und wird kaum wirklich konzeptionell abgeschlossen sein. Denn wir verkaufen nicht einfach Zapfventile sondern ein komplettes Geschäftssystem.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die einschlägige Wirtschaftspresse hält auch einen schnellen Weiterverkauf, z.B. an einen US-amerikanischen Grohe-Konkurrenten, für möglich.

Körfer-Schün: Das halte ich für vollkommen unwahrscheinlich. Zum einen gibt es die bereits beschriebene Übereinstimmung in den strategischen Überlegungen, zum anderen ist das Ziel eine Wertsteigerung des Unternehmens über eine längere Zeitstrecke. Wie es dann weitergeht, wird man sehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es ein Übernahmeangebot für die frei im Markt gehandelten Vorzugsaktien?

Körfer-Schün: Bisher nicht. Es wird derzeit ein Übernahmeangebot erwogen, das wahrscheinlich in absehbarer Zeit kommt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Anschließend verschwinden die Grohe-Aktien aus dem Handel?

Körfer-Schün: Ja, für eine gewisse Zeit. Das sollte man allerdings mit Gelassenheit betrachten, denn die stimmberechtigten Stammaktien wurden bisher auch nicht gehandelt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie etwas dazu sagen, wer hinter BC Partners steht?

"Das Konzept ist auf Wachstum ausgerichtet."

Körfer-Schün: Hinter BC Partners stehen insbesondere institutionelle Anleger, unter anderem Pensionskassen aus Nordamerika, Versicherungsgesellschaften und Banken.

IKZ-HAUSTECHNIK: Neben der Umsetzung des Wassertechnologie-Konzeptes verfolgen Sie seit Jahren das Ziel "weiter wachsen". Bleibt es dabei?

Körfer-Schün: Unser Konzept ist insgesamt auf Wachstum und Wertsteigerung ausgerichtet. Das geht nicht, indem wir schrumpfen oder uns von Märkten zurückziehen, sondern nur durch eine expansive Politik. BC Partners sind bereit, auch in neue Geschäftsfelder zu investieren. Wir werden also unsere Akquisitionsbestrebungen unverändert fortsetzen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Könnte es auch sein, daß Geschäftsbereiche veräußert werden?

Körfer-Schün: Das halte ich für sehr unwahrscheinlich, weil jedes unserer Unternehmen existentieller Bestandteil des Wassertechnologie-Konzeptes ist. Alles, was theoretisch "abgetrennt" werden könnte, wäre ein substantieller Verlust für Grohe.

IKZ-HAUSTECHNIK: Stehen personelle Veränderungen im Aufsichtsrat und / oder im Vorstand an?

Körfer-Schün: Die Familien werden ihre Sitze im Aussichtsrat zur Verfügung stellen. BC Partners wird diese Posten neu besetzen. Der neue Mehrheitsaktionär vertraut im übrigen auf das Erfahrungspotential des Managements.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wird Grohe in Deutschland ein verläßlicher Marktpartner bleiben?

Körfer-Schün: Ja, absolut. Die Wassertechnologie ist kein Regalkonzept, sondern zugeschnitten auf den professionellen Vertriebsweg. Und da wir mehr denn je auf diese Strategie setzen, wird sich daran nichts ändern.

IKZ-HAUSTECHNIK: Marketing, Vertrieb und Erscheinungsbild bleiben demnach unverändert?

"Wir wollen in Nordamerika schnell ein wirklich bedeutender Marktfaktor sein!"

Körfer-Schün: Ja.

IKZ-HAUSTECHNIK: Derzeit ist viel Bewegung im deutschen Profi-Markt. Selbst Zweitmarken für den DIY-Bereich sind im Gespräch. Wird es aus Hemer ähnliche Aktivitäten geben?

Körfer-Schün: Es gibt bereits eine ausreichende Anzahl von Marken. Mit weiteren B- oder C-Marken läßt sich kein Blumentopf gewinnen. Deshalb wollen Baumärkte, und das stellt unser Kernproblem dar, renommierte Marken. Wir setzen jedoch alles daran, unsere Produkte dort gegen Null zu fahren. Dennoch werden wir gelegentliche Präsenz nicht ganz verhindern können. Wer das behauptet, lebt in einer anderen Welt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Und die Strategie international?

Körfer-Schün: Zunächst ist festzuhalten, daß wir ein annähernd proportionales Verhältnis vom Umsatz in Deutschland - unter Berücksichtigung der Größe unseres heimischen Marktes - und dem Auslandsgeschäft aufweisen. Ein Anteil von knapp 40 Prozent vom Umsatz in Deutschland ist durchaus gesund. Dennoch sehen wir in Übersee, und damit meine ich vor allem Nordamerika, noch Nachholbedarf. Es bleibt eines der strategischen Ziele, unsere Position in dieser Region entscheidend zu stärken.

IKZ-HAUSTECHNIK: Durch eigene Kraft oder durch Firmenübernahme?

Körfer-Schün: Unsere Tochtergesellschaft in den USA leistet exzellente Arbeit. Nach über 20 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr haben wir gute Chancen auch 1999 in dieser Größenordnung zuzulegen. Dennoch werden wir an einer Akquisition nicht vorbeikommen, denn wir wollen in Nordamerika schnell ein wirklich bedeutender Marktfaktor sein.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir abschließend zu den Mitarbeitern und Produktionsstätten. Sind dort Veränderungen geplant?

Körfer-Schün: Nein. Alle Zeichen sind auf Wachstum gestellt. Wir sind für dieses anspruchsvolle Ziel auch strukturell gut gerüstet.


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