IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/15/1999, Seite 74 f.
REPORT
Stulz
Wärmepumpen-Meeting in Hamburg
Ökologische Gründe sowie das energiepolitische Umfeld führen zur Zeit zu einer Renaissance der Wärmepumpe. Eine Schlüsselrolle bei der Vermarktung dieses alternativen Heizsystemes kommt dabei den Elektroversorgungsunternehmen (EVU) zu. Denn durch die Liberalisierung des Strommarktes sind diese gezwungen, Stromanwendungen aktiver als bisher zu vertreiben. Wie die Vermarktungsstrategien der einzelnen EVUs aussehen und welche Perspektiven im Wärmepumpenmarkt gesehen werden, wollte die Stulz GmbH Klimatechnik wissen und lud deshalb Vertreter der Energieindustrie und von Trägerverbänden zum Erfahrungsaustausch nach Hamburg ein.
Das Symposium begann mit Vorträgen von Dr. rer. nat. Gerhard Sperlich, Referent Energieberatung & Umwelt der HEA (Frankfurt) und Frido Flade, Geschäftsführer Initiativkreis Wärmepumpen (IWP, München). Ihre Ausführungen stellten zunächst eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Marktposition von Wärmepumpen dar. Dr. Sperlich hob die Energieeinsparungspotentiale und den Umweltschutzgedanken als besonderen Nutzen dieses Heizsystems hervor. Er begründete dies damit, daß hier keine fossilen Energieträger wie Gas, Kohle oder Öl verbraucht werden, sondern die nahezu unerschöpfliche Sonnenenergie genutzt wird. Für das Beheizen von Wohn- und Arbeitsräumen benötige die Wärmepumpe nur zu einem Viertel die Primärenergie Strom. Dreiviertel entstammten der in Erdreich, Wasser oder Luft gespeicherten Wärme.
Joachim Kundt, Verkaufsleiter Wärmepumpen bei Stulz, prognostiziert dem Luft-Wasser-System eine erfolgreiche Zukunft, da keine Erdbohrungen für Wasserbrunnen oder Soleleitungen notwendig sind. |
Frido Flade brachte die Vorteile gegenüber fossilen Verbrennungen auf den Punkt: "Warum soll man im Keller ein Feuer von über 2000° C erzeugen, um das Haus auf eine Temperatur von 20°C zu bringen." Abschließend hob er die wichtige Rolle eines aktiven Fachhandwerks beim Vertrieb von Wärmepumpen hervor.
Frido Flade, Geschäftsführer Initiativkreis Wärmepumpen (München) kommentierte die von der Bundesregierung beabsichtigte Einstellung einer staatlichen Förderung von Wärmepumpen als "absolut unverständlich". |
Im nachfolgenden Beitrag beschrieb Hans-Georg Broy von der Firma Elektro-Broy in Berlin als Vertreter der Elektroinstallateure seine Erfahrungen während des ersten Wärmepumpenbooms zu Beginn der achtziger Jahre. Daß sich zu jener Zeit die Wärmepumpentechnik noch nicht durchsetzen konnte, sah er in häufig fehlerhaften Installationen der Geräte begründet: "Es wurden zu viele Anlagen verkauft, ohne daß Systeme dahinter standen". Sein Betrieb selbst habe aber durchweg positive Erfahrungen mit diesen Heizsystemen gemacht und betreue auch heute noch viele zufriedene Kunden mit seinerzeit installierten Anlagen.
Dr. rer. nat. Gerhard Sperlich, Referent Energieberatung & Umwelt der HEA (Frankfurt) stellte fest: "Der Wärmepumpenmarkt in Deutschland ist noch überschaubar, die Zubauzahlen entwickeln sich langsam, aber stetig und solide." |
Nach den Einführungsreferaten schilderten die einzelnen Vertreter der Elektroversorgungsunternehmen ihre Strategien bei der Vermarktung von Wärmepumpen und stellten ihre individuellen Förderprogramme vor. Die Vertriebsunterstützung der einzelnen EVUs reicht von einer umfassenden Informationspolitik sowie Werbe- und PR-Aktionen über gezielte finanzielle Fördermittel bis hin zur Unterstützung bei der Planung und Auslegung von Anlagen. Dabei erfolgt eine enge Kooperation mit den beteiligten Partnern wie Herstellern, Installateuren, Baufinanzierern und -unternehmern.
Zum Abschluß des Symposiums erläuterten Dr. Christian Voigt und Joachim Kundt von Stulz den Markt aus Sicht des Herstellers. Sie sehen große Marktchancen für die Wärmepumpentechnik. Stulz setzt dabei laut Kundt, der für den Wärmepumpen-Vertrieb im Hause verantwortlich ist, auf das kostengünstige Luft-Wasser-System. Hierbei entstünden keine weiteren Kosten für die Erschließung von Wärmequellen (Bohren von Erdlanzen, Verlegen von Erdabsorbern, Erstellen von Saug- und Schluckbrunnen bei Wassersystemen). Dadurch würden sich im Vergleich die Investitionskosten für die Wärmepumpenanlagen erheblich reduzieren. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe decke allein bei monoenergetischer Auslegung den Jahresheizbedarf zu 90% ab, nur an wenigen sehr kalten Tagen werde eine im Pufferspeicher integrierte Elektro-Zusatzheizung zugeschaltet. Voigt hob die Option der Kühlung in den Sommermonaten besonders für Büros und Hotels als weiteres Plus dieser Systeme hervor.
Insgesamt wurde von sämtlichen Teilnehmern die Initiative von Stulz gewürdigt, den Erfahrungsaustausch zwischen den EVUs ermöglicht zu haben. Viele Gespräche fanden während des attraktiven Abendprogramms ihre Fortsetzung.
Stulz in Kürze:
Die Stulz GmbH Klimatechnik mit Hauptsitz in Hamburg ist seit dreißig Jahren Generalimporteur der Klimageräte von Mitsubishi Heavy Industrie (MHI) auf dem deutschen Markt und vertreibt seit diesem Jahr wieder die Wärmepumpen des japanischen Konzerns in Europa. Das 1947 gegründete Unternehmen beschäftigt derzeit rund 600 Mitarbeiter und verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von ca. 200 Mio. DM. Die wesentlichsten Produkt- und Servicebereiche sind der RLT-Anlagebau, Herstellung und Vertrieb von Klima- und Befeuchtungssystemen sowie Präzisionsklimageräten (z.B. für die Labor- und Medizintechnik) und deren Wartung und Instandhaltung. Neben seinen neun deutschen Niederlassungen besitzt das Unternehmen noch Tochtergesellschaften in den USA, England, Italien, Niederlande und Frankreich.
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