IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1999, Seite 58 f.


INTERVIEW


Grohe AG

DAL/Rost-Gruppe

Auf Erfolgskurs

Trotz einer wirtschaftlich eher bescheidenen Lage in Deutschland expandieren exportorientierte Unternehmen. Das gilt auch für den Hemeraner Grohe-Konzern, der im abgelaufenen Jahr mit einem neuen Rekordergebnis glänzte (siehe IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/99, S. 12). Selbst mit dem Geschäftsverlauf des von den meisten SHK-Managern eher weinerlich dokumentierten ersten Quartals 1999 zeigen sich die Sauerländer zufrieden. Maßgebenden Anteil an dieser Entwicklung kommt der DAL/Rost-Gruppe mit Sitz in Porta Westfalica zu. Grohe-Vorstand Dr. Rainer S. Simon sprach mit der IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion über aktuelle Produktentwicklungen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ihr Unternehmen begann erst vor wenigen Jahren mit der Produktion von Unterputzspülkästen und Vorwandinstallationssystemen. Jetzt bietet man mit Rapid "S", "L", "A" und dem Uniset gleich vier verschiedene Systeme an. Ist eine solche Produktphilosophie praxisgerecht?

Dr. Simon: Beim Uniset handelt es sich nicht um irgendein Produkt zum Einmauern. Vielfach wird vom Fachhandwerk nach wie vor diese Montagevariante gewünscht. Uniset zeigt, wie man auch bei einer traditionellen Montageart einiges besser machen kann, denn dieses Produkt wird nicht ein-, sondern ummauert und läßt sich problemlos bei einer Reiheninstallation einsetzen. Was die Vorwandinstallation betrifft, so erfüllen wir mit Rapid "L" ganz spezielle Objektanforderungen. Dabei handelt es sich um ein kleines Sortiment, bestehend aus fünf Elementen. Dazu haben wir aufgrund unserer praktischen Erfahrungen festgestellt, daß die Möglichkeiten der Badarchitektur, wie sie mit Rapid "S" oder anderen Systemen gegeben sind, nicht vollständig ausgenutzt werden. Wir glauben, man könnte gestalterisch viel mehr mit diesen Systemen tätig sein ohne permanent Kataloge oder Computerprogramme aufzurufen. Mit den fertig vormontierten Rapid "A"-Elementen ist das möglich. Ganz nach unserer alten Philosophie "Aus der Verpackung direkt an die Wand". Die eigentliche Besonderheit ist dabei die Kompatibilität der drei Systeme. In der Praxis können Rapid "S", "A" und "L" beliebig miteinander kombiniert werden.

"Traditionelle Montagearten werden vom Markt gefordert"

IKZ-HAUSTECHNIK: Den Kunden zu schwer gemacht? Meinen Sie damit Schwächen beim Rapid "S"?

Dr. Simon: Schwächen wäre zuviel gesagt. Allerdings erfüllte Rapid "S" die Marktanforderungen "vor" und "in" die Leichtbauwand nach unserer Auffassung nicht optimal. Mit Rapid "L" schließen wir unter anderem diese Lücke.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Märkte wollen Sie vorwiegend mit den Systemen bedienen?

Dr. Simon: Natürlich ist für jede Vorwandinstallation der deutschsprachige Raum der Schwerpunktmarkt. Wir erfreuen uns allerdings sehr großer Wachstumsraten in Skandinavien, den BeNeLux-Ländern, Frankreich und im Osten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Stellt ihre Philosophie "Aus der Verpackung direkt an die Wand" den Fachgroßhandel vor spezielle Probleme?

Dr. Simon: Deutlich über 90 Prozent unserer Waren sind innerhalb von 48 Stunden verfügbar. Logistische Probleme gibt es daher nicht.

"Deutlich über 90 Prozent unserer Waren sind innerhalb von 48 Stunden verfügbar".
Dr. Simon

IKZ-HAUSTECHNIK: Brauchen Sie dann den Fachgroßhandel noch?

Dr. Simon: Selbstverständlich. Warten gehört nicht mehr zum Zeitgeist. Wenn ich sage, über 90 Prozent der Produkte sind binnen 48 Stunden lieferbar, dann meine ich damit die Zeit von DAL bis zum Fachgroßhandel. Bis die Waren beim Fachhandwerk ankommen, kann etwas mehr Zeit vergehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sind nur die Vorwandelemente vormontiert oder gehen sie so weit, auch die Technik schon zu integrieren?

Dr. Simon: Die Technik wird nach wie vor auf der Baustelle vom Fachhandwerk installiert.

"Das Marktpotential für elektronische Armaturen ist enorm"

IKZ-HAUSTECHNIK: Neben den Vorwandinstallationssystemen beschäftigen Sie sich besonders intensiv mit berührungslosen Armaturen. In welchem Bereich liegt gegenwärtig der Schwerpunkt?

Dr. Simon: Wie Sie wissen, haben wir bereits vor einiger Zeit eine Elektronik für den manuellen Druckspüler 577 auf den Markt gebracht. Diese neue Elektronik-Armatur DAL Tectron 577 wurde hervorragend angenommen, läßt sich kinderleicht installieren und ermöglicht dem Fachhandwerk ein lohnendes Zusatzgeschäft. Das hat uns ermutigt, zur ISH auch für den DAL-Unterputzdruckspüler 505/509 eine solche Elektronik zu präsentieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Neben elektronischen Druckspülern bieten Sie auch elektronische Waschtischarmaturen an. Gelingt es mit diesen neuen Produkten endlich den Markt für Elektronikarmaturen in der Breite zu öffnen?

Dr. Simon: Um diesen Markt - wie Sie sagen - in der Breite zu öffnen, bedarf es nach unserer Überzeugung nicht nur innovativer Produkte, sondern vor allem einer veränderten Preisgestaltung. Elektronische Armaturen müssen konkurrenzfähig gepreist sein, damit sie im Markt erfolgreich plaziert werden können. Die Grohe-Gruppe als Marktführer in diesem Segment hat diese Eigenforderung bei allen genannten Armaturen umgesetzt und ich bin davon überzeugt, daß besonders im öffentlich-gewerblichen Bereich der Erfolg nicht ausbleiben wird.

"Die Umrüstung manueller Urinal-Druckspüler auf berührungslose elektronische Spülung bietet dem Handwerk ein lohnendes Zusatzgeschäft".
Dr. Simon

IKZ-HAUSTECHNIK: Was macht Sie so sicher?

Dr. Simon: Zum Beispiel die Tatsache, daß allein vom Druckspüler 577 über 1,5 Mio. Stück in Deutschland installiert sind. Also 1,5 Mio. Chancen, ein zusätzliches Geschäft bei einem bestehenden Produkt zu machen. Und über den hygienischen Vorteil einer elektronischen Armatur müssen wir uns an dieser Stelle sicher nicht unterhalten. Von allein funktioniert das leider nicht. Auch wenn wir als DAL eine Menge tun, bedarf es dennoch eines aktiven Verkaufsgespräches durch die Installateure. Von allein verlangt kein Kunde nach einer Elektronik. Fachhandwerker, die das erkennen, haben im Servicebereich eine gute Chance, trotz der schwierigen Marktlage ein lohnendes Zusatzgeschäft abzuschließen. Und vom DAL-Unterputz-Urinaldruckspüler 505/509, der mit der ISH-Neuheit DAL-Tectron 505 auf berührungslose Funktion umgerüstet werden kann, sind in Deutschland ebenfalls mind. 1,5 Mio. Stück installiert. Eine bessere Chance gibt’s doch gar nicht.

IKZ-HAUSTECHNIK: Hört sich alles gut an, aber wie steht es mit der Zuverlässigkeit der Elektronikarmaturen?

Dr. Simon: Nicht anders als mit manuellen Armaturen. Selbst wenn die Elektronik sich unter Wasser befindet funktionieren die Armaturen noch einwandfrei. Geht man von 150 Betätigungen der Armatur pro Tag aus, so liegt die Lebensdauer der Batterien bei mind. drei Jahren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kompetenz in Sachen "elektronische Armatur" gibt es damit im Hause Grohe gleich zweimal. Verursacht das keine hausinternen Schwierigkeiten?

Dr. Simon: Sicherlich gibt es auch bei Aqua einen Kompetenzschwerpunkt Elektronik, welcher sich aber grundlegend vom DAL-Ansatz unterscheidet. Die Kompetenz bei Aqua ist mehr in den Bereichen Wasserbehandlung und Wassermanagement zu sehen. Übrigens ebenfalls ein riesiges Betätigungsfeld für jeden Fachhandwerker, spätestens seitdem man kürzlich erneut in der Tagespresse mit der Legionellenproblematik konfrontiert wurde.

"Elektronische Armaturen sind ausgereift und funktionieren zuverlässig"

IKZ-HAUSTECHNIK: Erschließt sich Aqua damit ein völlig neues Betätigungsfeld?

Dr. Simon: Das ist ganz eindeutig und entspricht der vorgegebenen Strategie, nach der sich Aqua im wesentlichen um Wasserbehandlungs- und Wassermanagementthemen kümmern soll. Ein ergänzendes Geschäft, da diese Themen sehr eng mit dem Elektronikarmaturenmarkt im öffentlich-gewerblichen Bereich zusammenhängen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im vergangenen Jahr stieß Rotter zur Grohe-Gruppe. Sehen Sie in diesem Bereich ein ähnliches Potential wie bei Elektronikarmaturen?

Dr. Simon: Eher nicht. Allerdings paßt das Unternehmen sehr gut zu unserem starken Engagement im öffentlich-gewerblichen Bereich.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Perspektiven sehen Sie für das kommende Jahrtausend?

Dr. Simon: Wir verfügen durch die außergewöhnlich starke Vertriebsorganisation des Grohe-Konzerns über ein großes Wachstumspotential für alle Produkte, die wir in der DAL/Rost-Gruppe fertigen. Das sehen Sie schon daran, daß wir die Umsätze verdoppeln konnten. Für die Zukunft gilt es die strategischen Ziele, die sich der Grohe-Konzern mit dem Erwerb der DAL/Rost-Gruppe gesetzt hat, weiterhin konsequent umzusetzen. Daran arbeiten wir mit aller Kraft und ich blicke insofern sehr zuversichtlich ins nächste Millennium.


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