IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1999, Seite 44 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Klempnerarbeiten in Metall:

Erker, Giebel, Gauben, Dächer und Mauerkronen

Das Thema Erkerbekleidung, als Bestandteil einer anspruchsvollen Metallbedachung interpretiert, erlaubt zahlreiche Variationen, wie hier in Winkelstehfalztechnik.

Friedolin Behning und Frank Neumann*

Bauklempner und Bergsteiger haben eins gemeinsam: sie müssen öfter nach oben. Aber auf dem Gipfel wird die Luft dünn - Leistung und Ausdauer sind gefragt. Auch auf dem Dach, der höchsten Stelle des Hauses, gilt das Leistungsprinzip. Nur langlebige Werkstoffe, fachgerecht eingesetzt, widerstehen hier auf die Dauer Wind, Wetter und dem Zahn der Zeit. Dies ist der Grund, daß der Klempner in diesen Bereichen verstärkt Metall einsetzt. Das Schöne daran: neben der Schutzfunktion erfüllen viele Metallarbeiten auch gestalterische und architektonische Aufgaben. Und diese Erfahrungen machen sich immer mehr Architekten und Handwerker zunutze.

Viele Möglichkeiten an Erker, Ortgang und Giebel

Vorab ein Vergleich: Ein schönes Bild, das wir uns an die Wand hängen, wird zuvor gerahmt. Erst so erscheint es uns vollkommen, verlockt noch mehr zum Hinsehen. Architekten geben auch ihren Häusern gerne den richtigen Rahmen und bringen sie dadurch noch mehr zur Geltung. Ist er geschickt gemacht, erfüllt der "Rahmen" des Hauses auch funktionelle und konstruktive Aufgaben, ist also mehr als nur Optik. Der Klempner leistet dabei fachkundige Hilfe. Sicher haben sie es schon erraten, Erker, Ortgang, Giebel oder Attika können in diesem Falle den attraktiven Rahmen für das Haus bilden.

Geometrische Formelemente wie diese spitzkegelige Erkerdeckung und die entsprechenden Giebeldreiecke in Falztechnik sind Merkmale moderner Klempnertechnik.

Als prägnante obere Begrenzungen konturieren diese Bauteile den Baukörper, heben seine Formen und Proportionen hervor und grenzen Außenwand- und Fassadenpartien zum Dach hin ab. Die Baupraxis zeigt immer wieder, daß innerhalb der metallischen Werkstoffe insbesondere mit Titanzink gerne in diesen Bereichen gearbeitet wird. In der Werkstatt vorgefertigte Titanzinkscharen, bereits mit den Randprofilierungen für Winkelstehfalzverbindungen und mit den maßgenauen Ausklinkungen für den Hoch- und Tiefpunkt ausgestattet, ermöglichen ein schnelles und wirtschaftliches Arbeiten. Als ideale Unterkonstruktion stellt sich die vorher aufgebrachte 24 mm dicke Nadelholzschalung dar, an den oberen und unteren Kanten durch Haftstreifen, Einhangbleche oder Vorstoßprofile zur Aufnahme der Bekleidungsbleche vorbereitet. Die Formgebung, ob horizontal, vertikal, geneigt, gebogen oder gerundet, richtet sich nach den jeweiligen Gegebenheiten und dem Entwurf. Bei feingliedrigen, kleinmaßstäblichen Architekturkonzepten ist die Winkelstehfalztechnik die richtige Entscheidung. Werden kräftiger betonte Linien gewünscht, ist Leistenfalztechnik angesagt. Hier spielt das technisch ausgereifte RZ-Klick-Leistensystem seine Trümpfe aus. Anstelle der eher zierlichen Winkelstehfalzverbindung ist das Erscheinungsbild des Klick-Leisten-systems von einer ausgeprägten Dynamik und markanten Licht/Schatten-Wirkung gekennzeichnet.

Gauben bringen Raumgewinn unter‘m Dach und werden immer öfter vom Bauklempner in Metall bekleidet; gleichzeitig sind sie aussagestarke Gestaltungselemente.

Gauben und Dachausbauten

Für den aufmerksamen Beobachter macht sich die Beliebtheit metallischer Abdeckungen und Bekleidungen speziell auch im Bereich der Dachgauben und -ausbauten bemerkbar. Bis vor rund zehn Jahren eher zu den Ausnahmen gehörend, registrieren wir heute eine immer noch zunehmende Tendenz, die zahlreichen Durchdringungen der Dächer, sprich Gauben, Erker, Dachbalkone, Austritte etc., in eine maßgeschneiderte Dach- und Wetterhaut aus Titanzink zu hüllen. Dies gilt für direkte Stadtbezirke, Wohnviertel und Siedlungen genauso, wie für freistehende Bauten und Reihenhäuser. Kaum eine Gaubenform, die wir nicht in Doppelstehfalz- oder Winkelstehfalztechnik geschützt vorfinden. Ob Flach-, Spitz-, Steil-, Schlepp- oder Rundgauben, ob mit Miniaturwalm-, Sattel-, Tonnen- oder Pultdächlein versehen, die metallische Umhüllung eint sie alle.

Dieses 1:1-Modell einer Rundgaube zeigt wichtige Anschlußdetails und demonstriert Klempnertechnik in Reinkultur.

Gelegentlich kommen auch Gaubendeckungen in traditioneller Rautentechnik zur Ausführung, so zum Beispiel bei der Altbauerneuerung und bei Objekten des Denkmalschutzes. Auch hier wieder behauptet Titanzink - speziell in "vorbewitterter" Ausführung - das Terrain. Weitere, äußerst beliebte Anwendungen für metallische Deckungen und Bekleidungen sind Ecktürme, Dach- und Erkerspitzen. In aller Regel auf wieder instandgesetzten, älteren Gebäuden anzutreffen, spielen diese Bauteile eine wichtige Rolle in der möglichst originalgetreuen Nachbildung von Dekor- und Schmuckelementen aus Metall. Bekanntlich favorisierten Planer und Bauherren etwa ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg eine üppige ornamentale Ausgestaltung in Zink, die - so würde man heute formulieren - zu den Highlights der Ornamenten-Spenglerei zählten. Zu den Verdiensten heutiger, darauf spezialisierter Fachbetriebe rechnen die zahlreichen, wirklich gekonnten Neuausführungen dieses Genres.

Mauerabdeckungen gehören zum Standardrepertoire in der Klempnerei. Sie verhindern Nässeschäden und sorgen - richtig ausgeführt - für ein gutes Erscheinungsbild des Bauteils.

Mauerkronen, Gesimse, Fensterbänke

Zu den sogenannten Kleinbauteilen, die häufig mit metallischen Abdeckungen geschützt werden, gehören insbesondere Mauerkronen, Attiken, Gesimse, Außenfensterbänke, vorspringende Sockel und ähnliches. Die vom Bauklempner aufzubringenden metallischen Abdeckungen richten sich in Form und Zuschnitt nach der Gestalt des jeweiligen Bauteiles. Die Spannweite der Möglichkeiten reicht von der einfachen, ebenen Verblechung mit beidseitigen Ab- und Einkantungen für Wetterschenkel und Tropfkanten bis hin zu aufwendig zu fertigenden mehrdimensionalen Formstücken, die sich über kompliziert ausgebildete, vielgestaltige Unterkonstruktionen legen. Anspruchsvolle Klempnertechnik ist hier sowohl bei Vorbereitung und Anfertigung als auch beim Einbauen, Fügen und Anschließen der Metallteile zu realisieren. Dabei müssen wichtige konstruktive Forderungen und ästhetische Aspekte erfüllt werden. Dies sind: sturmsichere Befestigungen, materialspezifische Verbindungen und Fügeverfahren, wetter- und regensicherer Einbau, exakte Fluchten, Kanten- und Flächenstabilität, Berücksichtigung temperaturbedingter Längenänderungen und - nicht zuletzt - sorgfältige Behandlung und Schutz der fertiggestellten Arbeiten vor Verschmutzung.

Randeinfassung einer Terrasse, ausgeführt mit Flachschiebenaht, als exakter Bauteilabschluß in Metall.

Dächer in Doppel- und Winkelstehfalztechnik

Die meisten heutigen Metalldächer werden auch europaweit in Doppel- und Winkelstehfalztechnik ausgeführt. Die Gründe dafür sind:

Charakteristische Merkmale dieser Falztechniken sind die durchgehenden "stehenden" Doppel- oder Winkelfalzverbindungen, die derart gedeckte Dachflächen als gleichmäßige Rasterfelder gliedern.

Charakteristische, fein gerasterte Oberfläche eines Metalldaches in Falztechnik, gekennzeichnet vom filigranen Muster der Stehfalze.

Die Metalldachhaut wird mittels geeigneter Haften auf der - meist aus Vollholzschalung bestehenden - Unterkonstruktion befestigt und niedergehalten. Durch die Verwendung der vorgeschriebenen Schiebehaften und Einhaltung der notwendigen Abstände im Trauf- und Firstbereich wird eine Beweglichkeit der Scharen sichergestellt. Längenänderungen der Metalldachhaut bei Temperaturwechsel sind dadurch möglich, ohne daß sich Verwerfungen bilden, oder die Scharen sich "aushängen" bzw. aufwölben. Durch die genügende Anzahl von Haften je m2 Dachfläche wird Sicherheit gegen Windangriff erreicht, so daß die Forderungen der DIN 1055, Teil 4, erfüllt werden.

Kontrastreiche, kräftig strukturierte Leistendächer setzen besondere architektonische Akzente. Das hier ausgeführte Rheinzink- "Klick"-Leistensystem bietet besondere technische Vorteile.

Der Dachaufbau beim Titanzink-Dach wird üblicherweise als durchlüftete, mehrschalige Konstruktion hergestellt. Nach Praxiserfahrungen kann dabei auf eine Trennlage unter dem Blech verzichtet werden. Wichtig ist, daß unterhalb des wärmegedämmten Tragwerks (Sparrenlage) eine luftdichte Dampfsperre (Sd-Wert > 2,0 m) angeordnet wird. Bei sehr flachen Dachneigungen und in schneereicher Lage wird eine regensichere Unterdeckung aus diffusionsoffenen Strukturmatten, zum Beispiel Fabrikat Klöber "Sepa-Sec"oder "Top Vent" von Bauder, empfohlen. Weitere Dachaufbaumöglichkeiten werden - zum Teil herstellerabhängig - praktiziert. Dazu gehört auch eine ganze Palette nicht durchlüfteter Konstruktionen, zum Beispiel mit Schaumglas-Metalldach-Boards von Rheinzink oder Konstruktionen mit trittfester Wärmedämmung von verschiedenen Anbietern. Die Frage "belüftet" oder "nicht belüftet" muß nach objektspezifischen Gegebenheiten entschieden werden. Entscheidend ist, daß keine bauphysikalischen Fehler oder Schwachstellen eingebaut werden.

Altbauerneuerung erfordert in vielen Situationen Klempnerarbeiten, wie bei diesem Zwiebelturm, der nach altem Muster - aber mit heutiger Technik - komplett erneuert wurde.

Dächer im "Klick"-Leistensystem

Praxiserfordernisse bedingen im Zuge ständiger Weiterentwicklung auch die Verbesserung bewährter Systeme.

Dies hat zum Beispiel bei den bekannten Leistenfalztechniken zu einer neuen, deutlich verbesserten Version geführt, die von Rheinzink unter der Bezeichnung "Klick"-Leistensystem entwickelt worden ist.

Die Neuentwicklung basiert auf der klassischen, handwerklichen Leistendeckung, vereint jedoch in sich die Merkmale des deutschen und des französischen Leistensystems. Überdies erfüllt das Klick-Leistensystem die gestiegenen Anforderungen an schnellere und damit kostengünstigere Verlegung und gestattet die unsichtbare Fixierung der Leistenkappe. Dies trägt zur Verbesserung des Aussehens eines nach diesem System gefertigten Leistendaches bei.

Die Hauptmerkmale dieses Leistensystems sind das sehr gute Dehnungsverhalten, die Möglichkeit, Teilflächen eines Daches bei Bedarf einfach zu erneuern, die Eignung für alle Neigungsbereiche von 3 bis 90°, die Zulässigkeit von Scharlängen bis zu 16 m und der Vorteil exakter Vorfertigung der Elemente auf Rollformern. In diesem Zusammenhang verdient weiterhin Erwähnung, daß das Klick-System als "offene" Konstruktion Wasserdampfdiffusion ermöglicht, aber nach außen hin absolut regensicher ist. Für die architektonische Gestaltung bietet es - auch durch seine typisch kräftige Gliederung - im Dach- und Fassadenbereich viele Möglichkeiten.

Erkerdachspitze auf oktogonaler Basis, in Rautendeckung erneuert.

Zusammenfassung

Am Beispiel häufig vorkommender Anwendungsbereiche wurden typische Klempnerarbeiten mit Metall beschrieben. Sie verdeutlichen, daß der Einsatz metallischer Werkstoffe auch bei Erkern, Giebeln, Gauben sowie für Mauerkronen und im gesamten Dach-, Entwässerungs- und Verwahrungsbereich eine lange handwerkliche Tradition hat. Bei Zink reicht sie bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts zurück. Seit fast vier Jahrzehnten arbeiten wir nun mit Titanzink, das zu Beginn der 60er Jahre begann, das alte Walzzink zu ersetzen und das seitdem laufend verbessert wurde. Die Praxis am Bau belegt, daß es in allen Bereichen seinen festen Platz hat. Nicht zuletzt deshalb haben klempnertechnisch einwandfrei gelöste Metallarbeiten auch in der internationalen Architekturszene einen sehr hohen Stellenwert. Dazu hat die fachgerechte Bauklempnerei mit Unterstützung durch engagierte Werkstoffhersteller entscheidend beigetragen.


B i l d e r : Rheinzink GmbH, Datteln


L i t e r a t u r :
Rheinzink - Anwendung in der Architektur (1993)
Rheinzink - Internationale Projekte (1995)


*) Die Autoren sind Mitarbeiter der Rheinzink GmbH, Datteln


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]