IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1999, Seite 35 f.


HEIZUNGSTECHNIK


Terrassenstrahler und Hellstrahler

Die angenehme Art, den Abend zu verbringen

Dr.-Ing. Andreas Kämpf* GoGas Goch GmbH & Co. in Dortmund

Treffpunkte unter freiem Himmel sind nicht nur in der Mittelmeerregion beliebt; auch bei uns finden Biergärten, Außenterrassen bzw. Straßencafés immer stärkeren Zuspruch für gesellschaftliche Begegnungen. Aufgrund der hiesigen klimatischen Bedingungen ist dies Vergnügen leider nur auf wenige Wochen im Jahr beschränkt.

Eine Temperierung dieser Flächen wäre zwar wünschenswert, läßt sich jedoch mit konventionellen Heizsystemen nicht realisieren. Die einzig zweckmäßige Möglichkeit der Beheizung ist die Verwendung von Gasinfrarotstrahlern. Die Strahlung, die von den Geräten ausgesendet wird, wird von der menschlichen Haut in Wärme umgewandelt. Die Luft wird bei diesem Vorgang nur unwesentlich erwärmt, da sie für die elektromagnetischen Wellen nahezu durchlässig ist. Die hohe Oberflächentemperatur der Strahlerfläche ermöglicht selbst bei niedrigen Außenlufttemperaturen ein angenehmes und komfortables Wärmeempfinden. Dieser Effekt ist vergleichbar mit der Situation im Winter im Hochgebirge, wo auch bei Minusgraden, bedingt durch die intensive Sonnenstrahlung ein angenehmes Klima empfunden wird.

Da bei den Gasinfrarotstrahlern nicht die Umgebungsluft, sondern direkt der angestrahlte Körper erwärmt wird, ist eine Flächenbeheizung mit diesem System überhaupt nur möglich.

Zwei Gerätetypen bieten sich für die Beheizung von Außenflächen an. Der Hellstrahler und der sogenannte gasbetriebene Terrassenstrahler.

Hellstrahler

Der Hellstrahler besteht aus einer Brennkammer, die durch einen atmosphärischen Injektorbrenner mit einem Brennstoffgemisch beschickt wird. Als Brennstoff kann Erdgas oder Flüssiggas verwendet werden. Das Gas-Luftgemisch wird durch eine Keramikplatte geleitet, an dessen Oberfläche die Verbrennung stattfindet. Die Keramik wird bei diesem Vorgang auf eine Temperatur von ca. 900°C erwärmt. Durch die verhältnismäßig "kalte" Verbrennung an der Keramikoberfläche ist die Schadstoffemission dieser Systeme minimal. Der NOx-Ausstoß liegt unterhalb von 10 ppm (luft-frei trocken).

Die Strahlung wird mit Hilfe von Reflektoren in den Aufenthaltsbereich von Personen gelenkt. Durch unterschiedliche Reflektorgeometrien lassen sich die Wärmestrahlen beliebig konzentriert, bündeln und verteilen.

Jüngstes Beispiel für die gelungene Beheizung einer Gastronomiefläche ist das Café am Markt in Kaiserslautern. Hier wurde durch eine sehr aufwendige Glaskonstruktion ein avantgardistischer Hof überdacht, der das ganze Jahr Freisitzgelegenheiten, Restaurant und Ausschankbetrieb bietet. Die Aufgabe, diesen Raum in den Wintermonaten mit einer sinnvollen Heizung zu temperieren, wurde in Zusammenarbeit mit der Gasanstalt Kaiserslautern gelöst. Die Experten rieten zu der innovativen und ökologiegerechten Gasinfrarotstrahlungsheizung. Dieses Heizsystem hat sich zwar in gewerblich genutzten Räumen schon seit Jahrzehnten bewährt, ist aber für die gastronomische Nutzung relativ neu. Bei der Projektierung mußten neben eigentlichen Heizungsaufgaben alle einschlägigen Vorschriften des Brandschutzes und der Gaststättenverordnung beachtet werden.

Bild 1: Hellstrahler im "Café am Markt" in Kaiserslautern.

Bild 1 zeigt die installierte Heizungsanlage mit diesen Strahlern. Die Betreiber der Anlage sind sehr zufrieden, was nicht zuletzt aus den relativ niedrigen Energiekosten für den Betrieb der Anlage resultiert. Das Heizsystem schafft die Voraussetzung für einen behaglichen Aufenthalt auf dem überglasten Hof, und darüber hinaus sollen die rötlich strahlenden Keramikflächen am Abend hochromantisch wirken [1]. Neben den Gasinfrarot-Hellstrahlern findet in letzter Zeit das System Terrassenstrahler verstärkt Anwendung.

Terrassenstrahler

Bild 2: Modell eines Terrassenstrahlers.

Der Terrassenstrahler besteht aus einem Ständer mit integrierter Flaschenaufnahme, einem Edelstahlbrenner und einem Reflektorschirm aus Aluminium (Bild 2). Eine 11 kg-Flüssiggasflasche verschwindet unterhalb einer Metallhaube am Sockel des Strahlers. Ausgerüstet mit einer Zündsicherung und Piezozündung läßt sich der Strahler sicher und leicht in Betrieb nehmen. Die Leistung ist zwischen 2 und 10 kW regulierbar.

Rotglühende Metallgaze strahlt während des Betriebes angenehme Wärme in den Aufenthaltsbereich von Personen. Dabei wird Strahlung im Umkreis von 6 m noch wahrgenommen. Der sparsame Gasverbrauch und die gezielte Beheizung des Gastronomiebereiches helfen nicht zuletzt den Umsatz durch die verlängerte Außensaison zu steigern. Die Installation mehrerer Terrassenstrahler ermöglicht die Beheizung beliebig großer Flächen.

Nach amerikanischen Studien sind in Amerika derzeit 50.000 Terrassenstrahler im Einsatz. Jedes Jahr kommen 10.000 Geräte hinzu. 80% der Strahler werden im kommerziellen Bereich, z.B. in Biergärten und Straßencafés, eingesetzt, 20% werden privat genutzt, um die Zeit auf der Terrasse und an der frischen Luft zu verlängern [2].

Bild 3: Terrassenstrahler verlängern den Außenumsatz. (Beispiel Gaststätte "Destille" in Lünen)

Bild 3 zeigt den Einsatz von Terrassenstrahlern innerhalb eines Biergartens. Anwendungsgebiete sind aber auch die Beheizung von Marktständen (bei Weihnachtsmärkten), Straßencafés, Schwimmbad-Außenbereiche oder die Privatterrasse.


*) Dr.-Ing. Andreas Kämpf, Leiter des Geschäftsbereiches Heizung bei GoGas GmbH & Co., Dortmund


B i l d e r :   GoGas Goch GmbH, Dortmund.


[1] Sommer, J.: Strahlende Wärme - Gasanstalt Kaiserslautern AG und Café am Markt/Markthalle gehen gemeinsam neue Wege in der Heiztechnik; T5-Journal, Januar 1996.

[2] GATCFOCUS from Gas Research Institute. August 1995.


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