IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1999, Seite 3


EDITORIAL


Auch weniger kann mehr sein

Volkmar Runte

IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur

Sieht man der SHK-Branche in die "Augen", so zeigt sich eine gewisse Rötung mit dunklen Rändern und tiefen Falten im Randbereich. Nach einer ausgelassenen Feier ist dies kein unbekanntes Signal für überzogene Genüsse.

Diese oder ähnliche Vergleiche könnte man zu der SHK-Entwicklung der letzten Jahre ziehen. Während in den Jahren vor 1989 eine abklingende Konjunktur zu verzeichnen war, erfolgte in der Zeit von 1990 bis 1996 ein enormes Wachstum. Eine Dynamik, die jedoch aus der 1990 vollzogenen Wiedervereinigung und dem dann folgenden künstlichen Aufschwung - bis hin zur Goldgräberstimmung - resultierte. Grandiose Fehleinschätzungen führten in der Folgezeit zu Überkapazitäten, denn scheinbar ließ sich alles vermarkten. Und dazu kamen ja noch die Optionen Rußland und Asien.

Folge dieser Entwicklung war, daß auch Handwerksbetriebe wie Pilze aus dem Boden schossen. Das Jahr 1998 verzeichnete allein im SHK-Handwerk einen Zuwachs von 800 Betrieben und erreichte nach der Handwerkszählung im Dezember 1998 einen neuen Höchststand von 56395 Betrieben. Der Politik folgend wäre das sicher eine lobenswerte Entwicklung, doch tatsächlich gefährdet sie Betriebe und Arbeitsplätze. Vor allem in den östlichen Bundesländern gab es eine Neugründungswelle, in der Spitze von 12% pro Jahr Mitte des Jahrzehnts. Die seit der Wende von 1990 bis 1996 aufgebauten Betriebe hatten infolge des abgearbeiteten Nachrüst- und Sanierungs- sowie Neubauvolumens kurzfristig kein Auftragspolster mehr und mußten oftmals auch aufgrund der schlechten Zahlungsmoral der Auftraggeber ihre Monteure entlassen. Heute ist es eher so, daß sich die Neugründungswelle in eine Insolvenzwelle verwandelt, mit dem Ergebnis, daß ein liquidiertes Unternehmen wieder eine oder mehrere Neugründungen verursacht, nach dem Motto: "Lieber ein Unternehmen gründen, als arbeitslos sein!" Ein Trugschluß, der zudem durch (subventionierte) öffentliche Fördermittel für Existenzgründer gestützt wird.

Bei einem sich auf gutem, aber rückläufigem Niveau befindlichen Markt ist der Kehraus vorprogrammiert und starker Preiskampf die Folge. Eine Spirale ist in Gang gesetzt, die letztlich nur durch ordentlich kalkulierte Angebots- und auch Abgabepreise sowie solide betriebswirtschaftliche Unternehmensführung oder durch eine wieder anlaufende Konjunktur zu stoppen ist. Bedenkt man, daß in einigen Regionen ein Großteil der Betriebe mit einer äußerst dünnen Eigenkapitalquote den Markt beeinflussen und diese auch noch durch entsprechende Darlehensgeber gestützt werden, wundert einen gar nichts mehr.

Nach dem Jahresbericht 1998 des ZVSHK erzielten die SHK-Handwerke in den Bereichen Sanitär und Heizung einen Nettojahresumsatz von 68,85 Mrd. DM bei etwa 430000 Mitarbeitern (einschl. Auszubildenden). Das Zahlen nicht alles sagen, macht jedoch die Einschätzung der vom ZVSHK befragten 1000 Betriebe deutlich, denn immerhin bis zu 30% der Heizungsbauer und 23% der Sanitärinstallateure rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. Nach einer aktuellen Umfrage des Fachverbands Brandenburg rechnen fast 50% der SHK-Unternehmen mit einer negativen Entwicklung.

Marktgerechte Lösungen sind jetzt gefragt, denn weniger kann auch mehr sein!


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