IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/1999, Seite 36 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Schleswig-Holstein


Landesverbandstag 1999

Der Landesverbandstag ’99 des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Schleswig-Holstein fand am 23. und 24. April 1999 in der Till-Eulenspiegel-Stadt Mölln im "Quellenhof" statt. Motto der alle zwei Jahre durchgeführten landesweiten Tagung war "SHK-Handwerk im Wandel".

Obermeister- und Delegiertentagung

Die Frühjahrs-Obermeister- und Delegiertentagung fand traditionell unmittelbar vor der Haupttagung des Landesverbandstages statt. Nach Eröffnung und Begrüßung durch Landesinnungsmeister Albert Vogler und dem Grußwort des Obermeisters der gastgebenden Innung Hzgt. Lauenburg Gunter A. Sommer, die mit diesem Verbandstag Ihre Feier zum 75jährigen Bestehen verbindet. Neben der Erledigung der satzungsmäßigen Regularien waren insbesondere folgende Themen von besonderem Interesse:

Schwierige Tarifverhandlungen

Landesinnungsmeister Albert Vogler, der in diesem Jahr in der entscheidenden Phase persönlich an den Tarifverhandlungen teilgenommen hatte, ging im Rückblick analysierend auf Verlauf und Ergebnis der Verhandlungsrunde ein. Der Forderung der Industriegewerkschaft Metall in Höhe von 5,9% mehr Lohn und Gehalt stand ein Angebot unserer Tarifkommission in Höhe von rechnerisch 2,1% gegenüber. Im Ergebnis konnte eine "3" vor dem Komma nicht verhindert werden. Stv. GF Reinhard Richter erinnerte an den unerwartet hohen Tarifabschluß in der Metallindustrie, an dem sich in relativ kurzer Zeit schließlich alle noch in Verhandlung stehenden Branchen zu orientieren hatten. Durch den "Nullmonat" Februar entspricht die rechnerische Erhöhung einem Volumen von 2,86%. Diesem Ergebnis haben die Mitgliedsinnungen bei Zurückstellung mancher Bedenken mit großer Mehrheit zugestimmt, obwohl dieser Abschluß nicht die angespannte wirtschaftliche Situation - insbesondere der Heizungsbau-Betriebe - widerspiegelt.

Neue Meisterprüfungs- sowie Ausbildungsordnungen

HGF Hugo Schütt informierte die Teilnehmer über den Stand der neuen Meisterprüfungsordnung, die aufgrund der durch die novellierte Handwerksordnung in Anlage A festgelegten Zusammenlegung der beiden bisherigen großen SHK-Handwerke nun dringend dem Verordnungsgeber (BiMi) vorgestellt werden müsse, damit dieser sie erlassen könne und die Meisterprüflinge im neuen Beruf "Installateur und Heizungsbauer" auch entsprechend geprüft werden können. Derzeit erfolgen die Meisterprüfungen zum Installateur und Heizungsbauer noch nach den weiter geltenden Verordnungen des Gas- und Wasserinstallateur- bzw. Heizungs- und Lüftungsbauer-Handwerks.

Tagungsleitung mit Festreferent Dr. Boss.

Anders ist, so Schütt, die rechtliche Situation bei den Ausbildungsordnungen. Da die novellierte Handwerksordnung ausdrücklich die Möglichkeit mehrerer Ausbildungsberufe unter einem zusammengelegten "breiten" Ausübungsberuf zuläßt, können die bestehenden Ausbildungsordnungen durchaus bestehen bleiben. Auf alle Fälle besteht hier kein akuter Handlungsbedarf!

HGF Schütt erinnert an die letzte Obermeister- und Delegiertentagung im Herbst vergangenen Jahres, die sich bekanntlich einstimmig gegen eine monostrukturelle Ausbildung ausgesprochen hatte. Er wies anschließend auf die Mitgliederbefragung zu diesem Thema hin, die bei gutem Rücklauf ein ähnlich deutliches Votum ergeben hatte. 81,7 % haben sich für die Beibehaltung der Ausbildung in zwei Berufen bzw. für die Ausbildung in den Fachrichtungen Sanitärinstallation bzw. Heizungs- und Klimatechnik ausgesprochen.

Schütt kritisierte die Abteilung Berufsbildung, aber auch die Geschäftsführung des ZVSHK, die entgegen der Beschlußlage der letzten Mitgliederversammlung des ZVSHK in Lübeck im Herbst vergangenen Jahres bisher nicht eine objektive Darstellung der drei Modelle vorgenommen, sondern stattdessen einseitig die Einführung einer monostrukturellen Ausbildung verfolge. Dieses zeige sich in jedem "Auftritt" der Abteilung Berufsbildung des ZVSHK. Ein aktuelles Beispiel waren Pressemitteilungen und ein Artikel im "report" anläßlich der ISH, in denen eindeutig falsche Mitteilungen dieser Abteilung veröffentlicht wurden.

HGF Schütt weist darauf hin, mehrfache Hinweise von ihm und auch LIM Vogler gegenüber der Abteilung Berufsbildung und HGF Michael v. Bock und Polach wie auch Schreiben an das Präsidium bisher zu keiner grundlegenden Änderung der Informationspolitik des ZVSHK geführt habe.

Großer Andrang am Verbandsstand.

Als befremdlich bezeichnete HGF Schütt die Terminierung der Sitzung der Vorsitzenden der Berufsbildungsausschüsse an dem Tag unseres Landesverbandstages mit Obermeister- und Delegiertentagung, der seit Monaten im Hause des ZVSHK bekannt sei. Schütt teilte mit, daß er Peter Dorendorf gebeten habe, dennoch für Schleswig-Holstein an der Sitzung in St. Augustin teilzunehmen.

Die Obermeister und Delegierten des FSHK Schleswig-Holstein sahen vor diesem Hintergrund ihre Interessen vom ZVSHK nicht vertreten und faßten gemäß Tagesordnung einen einstimmigen Verbandsbeschluß, dessen Umsetzung dem LIM, stv. LIM und HGF übertragen wurde.

Öffentlicher Teil der Obermeister- und Delegiertentagung

Der öffentliche Teil der Obermeister- und Delegiertentagung nach der Mittagspause war von den Berichten der Landesfachgruppenleiter geprägt.

Alle Landesfachgruppenleiter kritisierten den schlechter gewordenen Informationsfluß aufgrund der zu großen zeitlichen Distanz zwischen den Bundesfachgruppentagungen. LFGL Albert Albertsen wies darauf hin, daß das Klempner-Handwerk in Schleswig-Holstein zahlenmäßig zu schwach vertreten sei. Er halte eine verstärkte Ausbildung im Klempner-Handwerk für notwendig und unterstütze dabei den Vorschlag, die Beschulung ab der Fachstufe an einem Ort in Schleswig-Holstein durchzuführen. HGF Schütt teilte mit, daß z. Z. über alle Lehrjahre rund 20 Lehrlinge in Schleswig-Holstein ausgebildet werden.

LFGL Claus Colpien informierte über die Themen "halbhartes Rohr", "Hahnverlängerungen aus Messing" sowie über mehrere Broschüren des ZVSHK.

Ein Foto für die Tagespresse...

LFGL Hans-Günter Fahrenkrug wies auf die traditionelle Darstellung des Ofen- und Luftheizungsbauer-Handwerks im Rahmen der NordBau hin, die wieder im September in Neumünster veranstaltet wird. Die Schließung der Landesberufsschule in Büsum habe dazu geführt, daß die Lehrlinge seit August 1998 die überbetrieblichen Lehrgänge in Hannover durchführen, was bisher recht gut anzulaufen scheine.

LFGL Rolf Richter informierte die Tagungsteilnehmer über die neuesten Entwicklungen im Bereich Zentralheizungs- und Lüftungsbau. Als Bundesfachgruppenleiter habe er eine zweite Sitzung ansetzen müssen und werde dieses in Zukunft bei Bedarf auch weiterhin tun. Er erläuterte die Themen Grundleitungen, Wärmelieferung, zweite Heizölqualität, Zulassungsfrage bei nachträglichem Einbau von sog. Tankspionen, Solarkampagne sowie Altöl-Transport- und Lagerbehälter, Abgasleitungen in Böden, Belehrung nach VBG 50 und wies die Teilnehmer u. a. auf den IWO Werbezuschuß hin. Abschließend stellte er zahlreiche neue Bücher und Broschüren vor.

Der Technische Berater des Fachverbandes Karl-Heinz Reichelt wies insbesondere auf die in der Praxis häufig nicht ausreichende Isolierung von Rohren hin sowie auf anstehende Lehrgänge und Seminare im wichtigen Bereich Schallschutz sowie Wassertechnik für "alte" Heizungsbauer.

Haupttagung des Landesverbandstages ’99

Eröffnung

Die Eröffnung des Landesverbandstages und die Begrüßung zahlreicher Ehrengäste aus der Politik, befreundeter Organisationen sowie der knapp 150 Berufskollegen und Meisterfrauen sowie Vertretern der Hersteller und des Fachgroßhandels nahm LIM Albert Vogler vor. Nach den Grußworten von Kreispräsidentin Helga Hinz, Bürgermeister Wolfgang Engelmann sowie Vizepräsident Peter Burgdorff von der Handwerkskammer Lübeck, zeichnete letztgenannter gemeinsam mit HGF Hugo Schütt, der die jeweilige Laudatio vortrug, Landesinnungsmeister Albert Vogler sowie den stellvertretenden Landesinnungsmeister Rolf Richter für ihr langjähriges und besonders verdienstvolles ehrenamtliches Engagement in der Berufsorganisation mit der Verbandsnadel in Gold aus.

Die "Surfer auf dem Internet-Workshop.
 

Festvortrag

Den anschließenden Festvortrag hielt Dr. Alfred Boss, Leiter der Abteilung öffentliche Finanzen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, zum Thema "Aktuelle Fragen der Steuerpolitik". Er rechnete vor, daß die Steuerreform der neuen Bundesregierung zwar die privaten Haushalte in gewissem Umfang entlaste, die Unternehmen jedoch zusätzlich belastet werden. Die Investitionen werden zu Lasten des Konsums zurückgedrängt, wodurch ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum verhindert werde. In seiner umfassenden finanzwirtschaftlichen Analyse ging er u. a. auf die Themen Mehrwertsteuererhöhung und Einführung der Ökosteuer ein und zeigte Konsequenzen nicht zuletzt für die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt auf.

Unverständnis zeigte er für die komplizierte und bürokratische Regelung bei den 630-Mark-Jobs und kritisierte die Regelung zur Beurteilung der Scheinselbständigkeit. Der Bundesregierung sei offenbar, so Dr. Boss, eine zweitklassige Selbständigkeit weniger wert als eine erstklassige Arbeitslosigkeit.

Die Diskussion um Steuererhöhungen könne vermieden werden, wenn die jährlichen Subventionen in Höhe von rund 290 Mrd. DM konsequent abgebaut würden, so seine Empfehlung.

Internet-Auftritt

Mit einer kurzen Einführung zum Thema Internet konnte Uwe Watteroth von der Deutschen Telekom AG die Zuhörer in seinen Bann ziehen. Dr. Thomas Wiedemann von der TU Berlin zeigte im Anschluß daran die Chancen und Tendenzen bei der Nutzung dieses modernen Kommunikationsmediums im SHK-Handwerksbetrieb auf. Er gab den Startschuß für den öffentlichen Zugang der Internetseiten des nördlichsten SHK-Fachverbandes und führte den Inhalt in Ansätzen vor. Unter der Adresse www.installateur-sh.de können künftig Mitgliedsbetriebe und Verbraucher spezielle Informationen abrufen. Herzstücke des Auftritts sind eine Betriebsdatenbank, die dem Verbraucher einen seiner Suchanfrage entsprechenden Innungsbetrieb aus seiner Region nennt sowie eine Informationsdatenbank, in der Mitgliedsbetriebe mit einem entsprechenden Paßwort Informationen und Serviceleistungen ihres Fachverbandes abrufen können.

Verbandsnadel in Gold für LIM Albert Vogler (2.v.r.) und stv. LIM Rolf Richter (2.v.l.).

Der erste Tag klang mit einem hervorragend vom Festausschuß der gastgebenden Innung Hzgt. Lauenburg organisierten gemütlichen Beisammensein aus, bevor die Tagung am nächsten Morgen mit einem Fachvortrag von Johann Philipps aus Bochum zum Thema "Kundendienst/Wartung: Stabilisierungsfaktor im SHK-Betrieb" bei anhaltend großer Teilnehmerzahl fortgesetzt wurde.

In einem engagierten Vortrag wies Philipps insbesondere auf den Erfolgsfaktor Mitarbeiter hin, dessen Potential in vielen Betrieben noch nicht in ausreichendem Maße aktiviert werde, so daß vielfach erhebliche Produktivitätsreserven in den Betrieben schlummern.

Mit Spannung wurde ebenfalls der "Auftritt" von RA Friedrich-W. Stohlmann aus Düsseldorf erwartet, der in unterhaltsamer Weise anhand von Beispielen aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz die Themen Bauhandwerkersicherungsgesetz sowie Abnahme und Gewährleistung nach VOB/B den Teilnehmern zu vermitteln wußte.

Der Nachmittag war fest in der Hand der Techniker, so daß die Damen das Angebot einer Stadtführung durch Mölln wahrnahmen oder ihre Kenntnisse auf dem Internet-Workshop vertieften.

Unter dem Leitthema "Energiesparverordnung 2000" referierte Prof. Dr. Helmut Burger aus Allendorf in diesem Rahmen über die gesetzlichen Vorgaben und die gebäudetechnischen Maßnahmen, während Dr. Ing. Heinrich-H. Schulte aus Wetzlar über die produkttechnischen Konsequenzen der Energiesparverordnung in der Praxis informierte.

OM Gunter A. Sommer eröffnet das Büffet.

Dipl.-Ing. Fritz Röbbert aus Osnabrück verstand es schließlich, einem weiterhin erstaunlich großen Teilnehmerkreis aus dem Bereich Klempnertechnik, das Thema "Metalldach und Niedrigenergiehaus" nahezubringen.

Festabend

Nach dieser Fülle neuer Informationen an zwei Tagen freuten sich alle Tagungsteilnehmer und weitere - speziell von der Innung zu ihrem Jubiläum geladene - Gäste auf den gesellschaftlichen Höhepunkt des Verbandstages, den Festball.

Bevor Obermeister Gunter A. Sommer das reichhaltige Büffet freigab, nahm Ehren-Obermeister Hermann Schmidt aus Geesthacht einen Rückblick zum 75jährigen Bestehen der Innung vor. Im Namen der Handwerkskammer Lübeck überreichte anschließend Obermeister Gunter A. Sommer Hermann Schmidt den Goldenen Meisterbrief, bevor die "Raimondos", deren Musik die Teilnehmer zu sportlicher Aktivität animierte, aufspielten. Den Damen und Herren des Festausschusses der gastgebenden Innung Hzgt. Lauenburg wurde herzlich für die engagierte Vorbereitung des Verbandstages mit Blumensträußen und Zinnbechern gedankt. Die FSHK-Verbandstagsvase 1999 erhielt Obermeister Sommer aus den Händen von HGF Hugo Schütt.

Landesinnungsmeister Albert Vogler übernahm stellvertretend für den verhinderten Obermeister der Innung Föhr/Amrum, Kurt Rascher, die Schirmherrschaft für den Landesverbandstag 2001, der auf der Insel Föhr stattfinden wird.


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