IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1999, Seite 126 ff.
HAUS DER TECHNIK
Automatisierung im Ein- und Mehrfamilienhaus
Dipl.-Ing. Heinz-Werner Schnietka*
Im Nichtwohnbau, dem sogenannten Zweckbau, gehören automatisierte Systeme für haustechnische Funktionen bereits zum Stand der Technik. In Wohngebäuden, den Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern, ist der Automatisierungsgedanke noch nicht so stark ausgeprägt. Zum einen sind die Systeme den privaten Investoren noch nicht so bekannt und zum anderen scheut man die Kosten, besonders wenn man neu baut.
Meßgrößen für Wohnqualität sind im privaten Bereich in erster Linie Wohnlage und eine vorzeigbare Architektur. Bei den Prestigemerkmalen der Innenausstattung rangieren Bäder und eine exklusive Küchenausstattung an erster Stelle. Bei der Haustechnik wie Licht, Heizung und Wasser verläßt man sich auf Verordnungen, die einen Mindeststandard festlegen. Das, was Wohnen im täglichen Ablauf komfortabel, energiesparend und unbeschwert macht, wird in der Planungs- und Realisierungsphase häufig unterschätzt und bleibt somit oft unberücksichtigt.
Mit Hometronic, einem Regelungs- und Steuerungssystem von Centra Regelungstechnik, entstehen Perspektiven, dem entgegenzuwirken und der Automatisierung im Ein- und Mehrfamilienhaus mehr Bedeutung einzuräumen.
Bild 1: Hometronic Manager - das zentrale Bediengerät des Systems. |
Funktion
Das System integriert verschiedene haustechnische Funktionen zu einem gemeinsamen Automatisierungskonzept. Mit fünf unterschiedlichen Grundmodulen zur:
- individuellen Raumtemperaturregelung,
- elektronischen Heizkostenverteilung,
- Rolladen-, Jalousien- oder Markisensteuerung,
- Licht-Dimmung und Schaltung,
- Ein-/Ausschaltung von Hausgeräten
lassen sich alle Einzelfunktionen von einem zentralen Gerät, dem Hometronic Manager, koordinieren. Durch diesen Funktionsverbund und der zentral angeordneten Kommunikationsschnittstelle zwischen Wohnungsnutzer und Technik rückt die gesamte Haustechnik mehr in den Mittelpunkt der Bewohner. Ob beim Verlassen des Hauses/der Wohnung oder beim Wiederkommen, ein Blick auf das Bediengerät informiert über den Status und gibt Entscheidungshilfen für erforderliche Aktionen. Der Einfluß vor Ort in den einzelnen Räumen ist im Bedarfsfall durch die manuellen Stelleinrichtungen zusätzlich jederzeit möglich.
Bild 2: Funktionsverbund der einzelnen Steuermodule. |
Nachinstallation möglich
Was in der Planungsphase bzw. bei der Umsetzung im Neubau versäumt wurde, läßt sich mit dem System durch die drahtlose Kommunikation auch im bewohnten Haus nachinstallieren. Damit erschließt sich dem Fachhandwerk auch das große Potential im bereits vorhandenen Baubestand. Die Installation beschränkt sich auf die fachgerechte Anbringung und Inbetriebnahme der Funktionsmodule. Das Bohren und Aufschlitzen der Wände sowie das Verlegen von Elektroleitungen entfällt nahezu, da die einzelnen Komponenten ihre Daten per Funk empfangen. Alle Heizkörpermodule zur Raumtemperaturregelung und Heizkostenerfassung arbeiten im Batteriebetrieb. Die Module zur Rolladen-, Licht- und Hausgerätesteuerung werden direkt auf die Abzweigdosen der vorhandenen Elektroinstallation montiert, so daß sie darüber mit Spannung versorgt sind und von dort die Steuersignale für die angeschlossenen Verbraucher weitergeben.
Vom kleinen Apartment bis zum Ein- oder Zweifamilienhaus lassen sich alle Ausstattungsvarianten mit dem modular aufgebauten System realisieren. So läßt sich auch die Kostenfrage leichter lösen, indem zunächst nur ein Modul, z.B. für die individuelle Raumtemperaturregelung, zur Anwendung kommt. Erweiterungen auf weitere Funktionen wie Licht-, Hausgeräte- oder Rolladensteuerung sind jederzeit möglich.
Bild 3: HK-Modul zur Raumtemperaturregelung. |
Hausautomation im Einfamilienhaus
Mit dem System können sowohl die Bedürfnisse nach Komfort und sparsamen Energieverbrauch als auch der Wunsch nach Sicherheit realisiert werden. Dafür stehen 16 Adressen für individuelle Raumtemperaturen und 32 Adressen zur Rolladen-, Jalousien-, Markisen-, Licht- und Hausgerätesteuerung zur Verfügung. Vorteile für den Nutzer: Es sind keine Wege durch das Haus erforderlich, da sich vom Bediengerät aus alle Funktionen der einzelnen Räume kontrollieren und steuern lassen.
Neben den vorhandenen Zeitprogrammen für alle Einzelfunktionen erlaubt der Funktionsverbund auch den spontanen Eingriff zur Herstellung bestimmter Temperatur- und Lichtverhältnisse, und zwar der momentanen Wohnsituation der einzelnen Räume angepaßt.
Bild 4: Modul zur Rolladen-, Jalousien- und Lichtsteuerung. |
... im Mehrfamilienhaus
Wer in einer Gemeinschaftsanlage wohnt, weiß, wie schwer es ist, sich auf ein gemeinsames Heizprogramm zu einigen. Zu unterschiedlich sind die Lebensgewohnheiten und somit der Wunsch nach Komforttemperaturen. Für die einen nur früh morgens und abends, für die anderen den ganzen Tag und weitere wünschen sich Komforttemperaturen mitten in der Nacht. Damit die Hausverwaltung oder der Hausmeister Ruhe finden, stellen sie im ungünstigsten Fall über die Heizzentrale rund um die Uhr Wärme zur Verfügung. Das Absenkprogramm der zentralen Regelung wird nicht genutzt, ein gemeinsames Energiesparen ist somit nicht möglich. Den Bewohnern steht nur das Thermostatventil in den einzelnen Räumen zur Verfügung. Jeder weiß, wenn man sie zudreht und man die Wohnung verläßt, dann kühlen die Räume aus, wenn man zurückkommt ist es kalt, eine unangenehme Sache.
Hier setzt ein weiterer Nutzen des Systems ein, denn die gewünschten Temperaturen stehen dann bereit, wenn man sie benötigt. Und das unabhängig von den anderen Mitbewohnern des Hauses. Auch ein kurzer Wochenendausflug oder ein Urlaub lassen sich individuell einstellen, so daß in der Abwesenheit die Raumtemperatur reduziert wird, aber bei Rückkehr kein kühler Empfang stattfindet, sondern die Wohnung bereits wieder auf die gewünschte Temperatur aufgeheizt ist.
Eine weitere Besonderheit des Systems im Mehrfamilienhaus ist, daß es Daten von elektronischen Heizkostenverteilern sammeln kann. Diese können vom Ablesedienst an zentraler Stelle abgelesen werden ohne die Wohnung betreten zu müssen. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, diese Daten per Funk abzufragen. Der Meßdienst codiert sein Ablesegerät auf die entsprechende Wohnung und holt sich die Daten so durch die geschlossene Wohnungstür. Die Daten lassen sich im Büro des Dienstleisters im PC weiterverarbeiten zur Heizkostenabrechnung, die dann dem Wohnungsnutzer als Rechnung zugestellt werden kann.
Bild 5: Funktionsschema: Fernabfrage per Telekommunikation oder mit Funk. |
Systemübergreifende Kommunikationsmöglichkeiten
Durch den modularen Aufbau innerhalb des eigenen Systemumfangs ist das System auch für zukünftige Anforderungen vorbereitet, die es erlaubt, auch über die eigenen Systemgrenzen hinaus zu kommunizieren.
Kommunikation mit Fremdsystemen
Innerhalb einer Wohneinheit oder eines Hauses gibt es gute Gründe zur Kommunikation mit Geräten bzw. Systemen anderer Hersteller. Ein gutes Beispiel wäre die Kommunikation zur Alarmanlage. Beim Verlassen des Hauses und Scharfschalten der Anlage, z.B. im Urlaub, erhält das System diese Information und reagiert dementsprechend; z.B. Heizung auf Absenkbetrieb schalten und über Licht- bzw. Rolladensteuerung Anwesenheit simulieren.
Damit das und noch weitere Funktionsergänzungen realisierbar werden, sind Standardisierungsbemühungen in Gang gesetzt worden, die bereits Fortschritte gemacht haben. Unter dem Arbeitstitel Convergenz-BUS entsteht die Definition von Schnittstellen, die es erlauben, vorgenannte systemübergreifende Funktionen zu realisieren. Diese Standardisierung hat auch das Ziel, Kompatibilität zu den bereits vorhandenen Bussystemen wie EIB, HES und BATI herzustellen.
Externe Telekommunikation
Für Dienstleistungen und Service ist Personal erforderlich, und das kostet Geld, vor allem wenn damit Wegstrecken verbunden sind. Zur Reduzierung unnötiger Wegstrecken bietet die Telekommunikation eine gute Möglichkeit.
Ein großer Vorteil ist das z.B. für Dienstleistungsorganisationen, welche Verbrauchsabrechnungen erstellen. So können Daten elektronischer Heizkostenverteiler sowie Kalt- und Warmwasserzählerstände erfaßt und per Telekommunikation der Abrechnungsorganisation mitgeteilt werden.
Fazit
Dem Fachhandwerk bietet die Automatisierung mit Hometronic im Ein- und Mehrfamilienhaus eine innovative Perspektive, die es ermöglicht, neue und zukünftige Märkte gewerkeübergreifend zu erschließen.
* Dipl.-Ing. Heinz-Werner Schnietka, Centra Regelungstechnik, Honeywell AG, Schönaich
B i l d e r : Centra Regelungstechnik, Honeywell AG, Schönaich
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