IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1999, Seite 20 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Hände weg vom Meisterbrief

Wirtschaftsminister Steinbrück Gastredner auf dem Neujahrsempfang

"Sicherheit im beruflichen und privaten Alltag, Hoffnung mit Blick auf die Erfüllung Ihrer Wünsche und Kraft für die Bewältigung Ihrer Aufgaben," mit diesen "SHK-Wünschen" für das Jahr begrüßte der Vorsitzende des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen, Landesinnungsmeister Rudolf Peters, die Gäste beim traditionellen Neujahrsempfang seiner Organisation in Düsseldorf. Gut 200 Vertreter aus dem Handwerk, aus Industrie und Handel, aus Verbänden und aus der Bundes- und Landespolitik waren der Einladung in das Düsseldorfer "Präsidentenschlößchen" gefolgt, an der Spitze der Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Verkehr und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen, Peer Steinbrück.

Blick in das Düsseldorfer "Präsidentenschlößchen" - Regierungspräsidium.

Ihn sprach Landesinnungsmeister Peters direkt an, denn seine Anwesenheit beweise, daß er die bisherige "enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landesregierung und SHK-Handwerk fortsetzen" wolle. Steinbrück seinerseits solle sich noch stärker dafür engagieren, daß der Ankündigung von Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Handwerk und Mittelstand zu verbessern, auch Taten folgen. "Dazu bedarf es vor allem einer nachhaltigen Steuerreform, die die kleinen und mittleren Betriebe entlastet und dem Mittelbau der Wirtschaft nicht noch zusätzliche Belastungen aufbürdet." Derzeit jedoch, so Peters weiter, habe das Handwerk eher den Eindruck, bei der Regierung in Bonn "vom Regen in die Traufe gekommen zu sein". Dazu gehöre die Befürchtung, der Mittelstand müsse die Zeche zahlen für die steuerliche Entlastung der kleinen Einkommen sowie die Rücknahme der sozialpolitischen Reformen der Regierung Kohl. "Diese Maßnahme gefährdet Arbeitsplätze in den Betrieben, nimmt ihnen die gerade gewonnene Flexibilität und verstärkt den Kostendruck". Namentlich beim Thema Lohnfortzahlung im Krankheitsfall habe die SHK-Branche eine Tarifregelung mit Verrechnungsmöglichkeiten mit Urlaubstagen sowie flexible Arbeitszeiten, so daß den Arbeitnehmern keine finanziellen Einbußen entstehen.

v.l.n.r.: Dipl.-Ing. Rudolf Peters, Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK NRW, Peer Steinbrück, Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes NRW und Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW.

Seine Handwerkerkollegen forderte der Landesinnungsmeister auf, sich auf ihre Stärken zu besinnen. Dazu zählten die hervorragende Berufsausbildung im "Dualen System", die Markt- und Kundennähe, das Angebot neuer Technologien sowie die durch die Meisterprüfung verbürgte Qualität der handwerklichen Dienstleistung. In diesem Zusammenhang warnte Peters die Regierungskoalition: "Hände weg vom Meisterbrief! Wir sind es endgültig leid, in dieser Frage ständig in eine Verteidigungsposition gedrängt zu werden". Für Minister Steinbrück hatte Peters die Anregung, für eine Neuauflage des § 82a Einkommenssteuerdurchführungsverordnung einzutreten, also für eine 10%-Abschreibung von Heizungsmodernisierungen über zehn Jahre.

Verband fordert maßvollen Lohnabschluß

An die Adresse der IG-Metall gerichtet meinte der Verbandsvorsitzende: "Wir müssen alle bescheidener werden. Ich appelliere deshalb, in diesem und in den nächsten Jahren nur maßvolle Lohnabschlüsse zu fordern und vor allem die Tarifverträge weiterhin nach verzichtbaren, kostentreibenden Leistungen zu durchforsten. Fünf Prozent Lohnforderungen sind ein zu großer Schluck aus der Pulle."

"Arbeitsgespräch", v.r.n.l.: Dr. Dipl.-Vw. Thomas Köster, Geschäftsführer des Nordrhein-Westfälischen Handwerkskammertages, Peer Steinbrück, Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes NRW sowie Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW.

Wirtschaftspolitisches

Geißdörfer dankte Minister Steinbrück mit den Worten: " Es ist aber auch die Art, wie Sie persönlich Politik angehen, die uns sympathisch ist, wie Sie Probleme erkennen und Lösungen auf den Weg bringen." Zugleich forderte Geißdörfer, daß die klare und unmißverständliche öffentliche Zweckbindung der wirtschaftlichen Betätigung kommunaler Unternehmen auf privaten Märkten in NRW mit keinem Jota in Frage gestellt werden dürfe. Im Unterschied zum Städte- und Gemeindebund sowie zum Landkreistag gebe es einige Großstädte, die hier nicht locker ließen. Auch im Hinblick auf die Gründungsoffensive und das Bündnis für Arbeit NRW vertraue der Fachverband darauf, daß der Wirtschaftsminister des Landes NRW zusammen mit der gesamten Landesregierung Flagge zeige und dafür sorge, daß Arbeitsplätze im Handwerk gegenüber öffentlichen Arbeitsplätzen in Stadtwerken nicht als zweitklassig angesehen würden.

"Die Lieferung und Installation von Heizungs-, Klima- und Elektroanlagen hat nichts mit öffentlicher Daseinsvorsorge zu tun und man könne noch so sehr mit der Lupe suchen, einen öffentlichen Zweck für derartige Aktivitäten werde man niemals finden können", so Dr. Hans-Georg Geißdörfer. Die Konkurrenz eines unserer Betriebe mit einem kommunalen Betrieb, bei dem das Konkursrisiko der kommunale Steuerzahler, also wir alle tragen, könne niemals fair sein. Es möge zwar sein, so Geißdörfer, daß gewisse Änderungen beim Gemeindewirtschaftsrecht, z.B. beim Zulassen von Auslandsaktivitäten unserer Messegesellschaften oder bei der Nutzung des Know-hows unserer Stadtwerke bei Abwasserreinigungs- und Kläranlagen im Ausland sinnvoll sein mögen, aber jeder Wirtschaftsminister müsse künftig dafür dankbar sein, wenn er sich auf ein enges Zusammenwirken mit den Tausenden von Sanitär- und Elektrobetrieben und den Zehntausenden bei ihnen Beschäftigten abstützen könne.

Goldene Ehrennadel an Ministerialrat Reiner Kämpgen

"Mit Ihnen Herr Kämpgen, wollen wir heute einen Fachmann auszeichnen, der sich in der Vergangenheit nicht nur als bloßer ministerieller Manager beruflicher Bildung, sondern vielmehr als Mentor dieses, auch für das SHK-Handwerk so existenziellen Politikfeldes ausgewiesen hat," erklärte Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer, in seiner Laudatio.

"Der Geehrte", v.l.n.r.: Dipl.-Ing. Rudolf Peters, Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK NRW, Reiner Kämpgen, Ltd. Ministerialrat, Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes NRW und Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK-NRW während der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des Fachverbandes SHK NRW an Kämpgen.

Ministerialrat Kämpgen habe es in besonderem Maße verstanden, das Handwerk als bildungspolitischen Faktor zu begreifen. Dabei sei es ihm nicht nur um bloße bildungstheoretische Vorgaben und akademische Diskussionen gegangen. Kämpgen habe seine Aufgabe vielmehr immer darin gesehen, ergebnisorientiert zu handeln - sei dies bei den Grundsatzfragen der beruflichen Bildung oder auch bei der gezielten Vergabe von Landesmitteln. Ein sich ständig wandelnder und steigender Qualifizierungsbedarf in unserer Gesellschaft stelle heutzutage Staat und Gesellschaft gleichermaßen vor große Herausforderungen.

Im Bewußtsein dieser Bedeutung habe das Landeswirtschaftsministerium entsprechend der von Kämpgen entwickelten Konzeption sehr gezielt und mit nachhaltigem Erfolg den Auf- und Ausbau beruflicher Bildungsstätten auch der Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerke in Nordrhein-Westfalen gefördert. Getreu dem Motto "In den Bildungsstätten entsteht Zukunft" habe Kämpgen damit verantwortungsbewußt und effizient zu einer optimalen Qualifizierung der Jugendlichen in unserem Land beigetragen und damit letztendlich auch deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht. 


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